Helmstedt
Helmstedt ist eine Kleinstadt in Niedersachsen mit knapp 30.000 Einwohnern und Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises. Es liegt zwischen Lappwald und Elm, ca. 40 km östlich von Braunschweig an der Grenze zu Sachsen-Anhalt. Während der Deutschen Teilung war hier der wichtigste Grenzübergang zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik.
Helmstedt kann mit eindrucksvollen Bauwerken seit der Romanik aufwarten; hervorzuheben sind Beispiele aus der Renaissancezeit sowie der reiche Bestand an Fachwerkhäusern.
Geschichte
Helmstedt entwickelte sich in der Nähe des Benedektinerklosters St. Ludgeri, das um 800 als Missionszelle von Ludger, dem ersten Bischof von Münster, gegründet wurde. Es bestand stets eine enge Verbindung zum Kloster Werden (heute ein Stadtteil von Essen).
Helmstedt wird 952 als Helmonstede das erste Mal urkundlich erwähnt. 1247 erhält Helmstedt die Stadtrechte.
Die Universität Academia Julia wurde von Herzog Heinrich Julius am 15. Oktober 1576 gestiftet; der Herzog war auch der erste Rektor. Die Universität prägte das Leben von 1576 - 1810; sie wurde am 10. Dezember 1809 von der westfälischen Regierung aufgehoben. In Helmstedt wirkten unter anderen:
- Giordano Bruno
- der Philosoph Johannes Caselius
- der Theologe Georg Calixt
- der Jurist Hermann Conring
- die Mediziner Lorenz Heister sowie Beireis und Heinrich Meibom
1799 erfolgte die Promotion des Mathematikers Karl Friedrich Gauß in Abwesenheit.
Gegenwart
Aufgrund seiner historischen Bausubstanz, seiner schiefliegenden Plätze und seiner die Altstadt umgebenden Befestigungsanlagen gehört Helmstedt zu den wenigen Städten Niedersachsens, die ein eigenes, unverwechselbares Profil besitzen. Glanzpunkte seines Stadtbildes sind die Doppelkapelle St. Petrus und St. Johannes, eines der ältesten Bauwerke des Landes, die St. Felicitas-Krypta der Klosterkirche St. Ludgeri, die Pfarrkirche St. Stephan, der Komplex der ehemaligen Universität mit dem Aulagebäude, das zu den schönsten profanen Renaissancebauten Norddeutschlands gehört, sowie eine Vielzahl von Fachwerk- und Professorenhäuser. Paramentensammlung und Schatzkammer des Klosters St. Marienberg.
Als ein Helmstedter Professor 1755 herausfand, dass Quellen im Brunnental heilkräftiges Wasser führten, entstand in der waldigen Umgebung der Stadt ein mondänes Modebad. Die Quellen sind zwar zwischenzeitlich versiegt, geblieben aber ist in einer parkähnlichen Landschaft eine Siedlung mit Theater und bekannten Hotel-Restaurants, die zu Recht die Ortsteilbezeichnung Bad Helmstedt führt und staatlich als Erholungsort anerkannt wurde. Sie liegt mitten im Lappwald, einem abwechslungsreichen Grenzforst seit alters her, der vom Räuberhauptmann Rose und anderen Schmugglern so manche Geschichte erzählen könnte.
Zum 75jährigen Gründungsjubiläum wurde Ende Oktober 2003 das Museum im ehemaligen Weinkeller des Juleums als ?Kreis-und Universitätsmuseum? neu eröffnet (?Vom Bibliothekssaal in den Weinkeller?). Hier gibt es eine Dauerausstellung zu zwei Hauptthemen: der Universitätsgeschte und dem Leben im Landkreis Helmstedt seit 400 000 Jahren. Letztere schlägt einen weiten Bogen von von Grabbeigaben der ersten Bewohner, über französische Siegel (aus der Zeit, als Helmstedt zum Königreich Westfahlen gehörte), bis zu der Hofballuniform des Kreisdirektors Blasius vor dem ersten Weltkrieg Mit einem 100jährigen Tanzstundenfächer oder der Kaffeetasse mit dem Bild eines Helmstedter Zeichenlehrers treten Menschen aus dem Dunkel der Geschichte hervor. Zur Universitätsgeschichte werden die vier Fakultäten, das akademische Alltagsleben, Ausgrabungsfunde vom Juleumshof und ausgewählte Persönlichkeiten vorgestellt. Anlässlich der Eröffnung gibt es im neuen Sonderausstellungsbereich eine Sammlung mit Werken von Michael Benning ?Von Lübbensteinen und Feld-Stücken?. Öffnungszeiten: Di-Fr 10-12:00, Di-So 15-17:00.
Sehenswürdigkeiten:
- Bedeutende romanische Bauwerke mit der Doppelkapelle und der St. Ludgeri-Kirche
- St. Marienberg-Kirche mit Schatzkammer und mittelalterlicher Paramentewerkstatt
- Aula-Gebäude der ehemaligen Universität (Juleum)
- Universitätsbibliothek, Kreis- und Universitätsmuseum
- Hausmannsturm
- gotische St. Stephanikirche
- Professorenhäuser
- Museumshof
- Helmstedter Landwehr mit Beobachtungstürmen
- Zonengrenz-Museum
- Großsteingräber "Lübbensteine"
- Bad Helmstedt, Brunnental
Literatur
- Hans Haase: Die Universität Helmstedt 1576-1810, Bremen/Wolfenbüttel 1976
- Otto Stelzer: Helmstedt und das Land um den Elm, 2. Aufl. 1964