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Transzendentale Meditation

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Transzendentale Meditation (abgekürzt TM) ist eine markenrechtlich geschützte[1] Meditationstechnik, die seit 1957 von Maharishi Mahesh Yogi gelehrt und im Lizenzverfahren verbreitet wird. Körperliche, psychische und soziologische Auswirkungen dieser Meditationstechnik werden seit den frühen 1970er Jahren untersucht. Nach Angaben der TM-verbreitenden Organisationen haben weltweit bislang 6 Millionen Menschen TM erlernt. In Westeuropa findet die Technik der Transzendentalen Meditation ihre Kritiker vornehmlich unter sog. «Sektenexperten» aus Kirche und Staat.

Methode

Transzendentale Meditation wird zweimal am Tag für 20 Minuten bequem sitzend und bei geschlossenen Augen ausgeübt. Anforderungen an eine bestimmte Lebensführung oder an einen bestimmten Glauben werden nicht gestellt. Ziel der Technik ist, während der Meditationssitzung einen Zustand tiefer, wacher Ruhe einzunehmen: mental wie körperlich. Das erlaube dem Geist, die mentale Akvitität ganz hinter sich zu lassen, sie zu «transzendieren», um schließlich die «einfachste Form von Aufmerksamkeit» oder «Transzendentales Bewusstsein» zu erfahren. Der Alltagsnutzen sei ein Wachstum von «Energie, Kreativität und Intelligenz», die «Entfaltung des unbegrenzten Potentials von Körper und Geist». Während der Meditation wird als Hilfsmittel ein persönlich zugeteiltes Mantra eingesetzt, eine kurze Lautfolge aus dem Sanskrit.[2]

Unterrichtet wird die Technik in einem weltweit standardisierten 7‑Schritte-Verfahren: zwei Informationsvorträge, ein persönliches Gespräch und schliesslich ein kostenpflichtiger Grundkurs bestehend aus vier Einzellektionen à 2 Stunden mit einem Follow up zehn Tage danach. Kursabsolventen haben Anrecht auf lebenslanges Follow up, über das sie die Korrektheit ihrer Praxis jederzeit überprüfen lassen können. Für Grundkurs und Follow up werden europaweit einheitlich 2380 EUR (inkl. Mehrwertsteuer) verlangt (Schweiz: 2900 CHF). Fortgeschrittenen-Programme – u.a. die Techniken der TM-Sidhis und des sog. Yogischen Fliegens – werden angeboten. [3]

Theorie

Die Transzendentale Meditation entstammt der in Indien überlieferten vedischen Tradition. Mit ihrer Hilfe überschreitet (transzendiert), nach Meinung ihrer Anwender, der Geist das Denken und erfährt "reines Bewusstsein", die "fundamentale Ebene des Naturgeschehens". Die TM-Organisation hat versucht, die genaue Methode der Auswahl eines Mantras geheim zu halten, aber ehemalige TM-Lehrer haben bekannt gemacht, dass es einfach entsprechend dem Alter und dem Geschlecht der in die Technik einzuführenden Person gewählt wird. In Laufe der Zeit gab es jedoch kleinere Veränderungen. Kritiker weisen darauf hin, dass sämtliche in der TM verwendeten Mantras im Hinduismus mit Hindu-Gottheiten (Devatas) assoziiert seien. Die TM-Organisation selbst gibt an, dass die Mantras ausgewählt worden seien, weil sie eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem hätten und sie bei der Meditation keine semantische Bedeutung hätten. Nach Maharishis Auffassung hingegen ist es falsch, das vedische "Devata"-Prinzip als "Gott" bzw. "Götter" zu interpretieren, wie dies von westlicher Seite und auch von indischer Seite häufig geschieht. Es handle sich vielmehr um tausende Qualitäten kreativer Intelligenz im Bereich der Stille und dem der Aktivität. Andererseits behauptet Maharishi, dass durch die TM eine Erleuchtung entstünde, zu der andere Religionen wegen mangelnden "praktischen Techniken" nicht fähig seien.

Forschung

Einige positive Auswirkungen der Meditation, wie die Senkung des Blutdrucks, eine verbesserte Insulinresistenz, sowie der Abbau von chronischem Stress, werden mittlerweile auch vom medizinischen Mainstream bestätigt.[4]

Peter Canter und Edzard Ernst von der Universität Exeter haben das vorhandene Datenmaterial zu Transzendentaler Meditation und ihren Auswirkungen auf die geistige Leistungsfähigkeit untersucht. Von über hundert Veröffentlichungen zum Thema erfüllten jedoch nur zehn die Kriterien, die üblicherweise an eine klinische Arbeit gestellt werden. Vier dieser zehn Studien kamen zu positiven, sechs zu teilweise oder vollständig negativen Ergebnissen. Bei allen Studien mit positiven Ergebnissen waren die Probanden gegenüber TM positiv eingestellt, und es wurden passive Kontrollmethoden angewandt. Bei den übrigen Studien hatten die Probanden kein spezifisches Interesse an TM und fünf von ihnen wandten strukturierte Kontrollverfahren an. Die Autoren schließen daraus, dass die positiven Effekte durch eine Erwartungshaltung bedingt seien. Eine behauptete spezifische und kumulative Wirkung von TM auf kognitive Funktionen hat, wird durch die Versuche nicht nachgewiesen. [5] [6] In einem Editorial The therapeutic effects of meditation des British Medical Journal schreibt Peter Canter allgemein über methodische Probleme bei klinischen Untersuchungen über Meditationswirkungen.[7] Dem widerspricht der britische Arzt und TM-Lehrer Roger Chalmers in einem elektronischen Leserbrief im Britisch Medical Journal die Studie von Canter und Ernst und ihre Schlüsse kritisiert [8]

Geschichte

Gebäude des TM-Hauptsitzes in Vlodrop, Holland

Nach dem Tode seines Lehrers Swami Brahmananda Saraswati 1953 zog sich Maharishi für zwei Jahre in den Himalaya zurück, um die neue Methode der Transzendentalen Meditation zu entwickeln. Im Dezember 1957 gründete er das "Spiritual Regeneration Movement" auf der Basis der TM. 1959 wurde erstmalig eine internationale Konferenz abgehalten und 1960 reiste Maharishi nach Westdeutschland. Ab 1961 fand eine zentrale internationale Ausbildung von TM-Lehrern in Indien unter der Leitung ihres Gründers statt, aus der auch die ersten Lehrer für Deutschland hervorgingen. 1962 existierten in der Bundesrepublik Deutschland bereits 18 TM-Zentren, deren Zahl bis 1972 auf etwa 60 anstieg. Die Hinwendung der Beatles zur TM um 1968 verhalf dieser zu einem neuen Boom im Westen. Obwohl sich die Beatles danach wieder von Maharishi abwandten, hat ihre Popularität die Ausbreitung der TM wohl eher gefördert. Einzelne Beatles Mitglieder, wie Paul McCartney und George Harrison, bekannten sich später wieder zu seiner Meditation.

Zuverlässige Angaben über die Verbreitung der Organisation sind schwierig zu erhalten. Für Deutschland schätzt REMID etwa 5.000 bis 10.000 Aktive.[9] Weltweit schwanken die Schätzungen zwischen 50.000 und drei Millionen nach Eigenangaben der Organisation.[10] Für TM-Interessierte gibt es 170 Kontaktstellen in Deutschland.

Seit 1963 wurde die TM wissenschaftlich untersucht, was auch einer positiveren Darstellung in der Öffentlichkeit dienen sollte. Durch eine "religions- und ideologiefreie Meditation", die auf einer einfachen Gesetzmäßigkeit des menschlichen Geistes beruhe, wurde insbesondere der stressgeplagte moderne Mensch angesprochen.

Die Stationen des Hauptsitzes der TM-Organisastion waren Indien (Rishikesh, 1960), Schweiz (Seelisberg, 1970), Indien (Neu-Delhi, 1980) und Holland (Vlodrop, 1990).

Kontroversen

Der Versuch der TM-Organisation, ihren negativen Ruf abzustreifen und sich vor Gericht als Anbieter einer säkularen, allgemein zugänglichen Meditationstechnik darzustellen, ist mindestens in Deutschland als gescheitert anzusehen.

"Maharishi-Effekt"?

Gegner TMs weisen oft darauf hin, dass Maharishi überzogene Erwartungen weckt. So wird die Meditationstechnik von TM-Anhängern quasi als universaler Problemlöser verstanden. Demnach würde, wenn ein Prozent der Bevölkerung die TM-Technik anwenden, die Kriminalitäts- und die Infektionsrate zurückgehen, Arbeitslosigkeit- und Selbstmordrate sinken, die Umweltverschmutzung zurückgehen und das Pro-Kopf-Einkommen sowie der Börsenindex steigen.

Unabhängige TM-Lehrer

Allerdings hat die hohe Kursgebühr dazu geführt, dass immer mehr TM-Lehrer unabhängig lehren, und die Meditation, manchmal unter leicht abweichenden Namen, günstiger anbieten. Diese Entwicklung wurde noch dadurch beschleunigt, dass die TM-Bewegung im Jahr 2005 eine Rezertifizierung ihrer Lehrer verlangte, und diese nur für Vollzeit-Lehrer gewährte. Damit wurde automatisch Tausenden von Lehrern das Einführen verboten. Viele setzen sich jedoch darüber hinweg und lehren TM wie gehabt - zu eigenen Preisen und oft ohne ideologischen Ballast.

Politik

In verschiedenen Ländern wurden auf Vorschlag Maharishis politische Parteien gegründet, in Deutschland unter dem Namen Naturgesetzpartei, die inzwischen wieder aufgelöst wurden.

Im Jahr 1979 rief die TM-Organisation ihre Mitglieder auf, Strafanzeigen gegen die Deutsche Bundesregierung einzureichen. Es wurden über 1000 Strafanzeigen eingereicht wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung, da die Bundesregierung nur die Schulmedizin fördere, eine objektive Information der Bevölkerung über Transzendentale Meditation hingegen systematisch behindere. Die Staatsanwaltschaften wiesen sämtliche Klagen ab, da es keine tatsächlichen Anhaltspunkte und somit keinen Grund für Ermittlungen gebe.

Ebenso rief die TM-Organisation zur Steuerverweigerung auf wegen der, in ihren Augen illegalen, Beteiligung der Bundesregierung am Kosovo-Krieg.

Referenzen

  1. United States Patent and Trademark Office. Die Suchmaschine findet sich unter «TESS»
  2. Maharishi Mahesh Yogi (1998), S. 78 ff.
  3. www.meditation.de, dort: Wie erlerne ich TM?
  4. Ärzteblatt: "Meditation senkt Blutdruck und bessert Insulinresistenz"
  5. [http://eugen.leitl.org/striz/striz.org/docs/meditation-cognitive-review.pdf Peter H. Canter and Edzard Ernst: The cumulative effects of Transcendental Meditation on cognitive function – a systematic review of randomised controlled trials]
  6. Bewusstseinserweiterung nur für Profis in Die Tageszeitung, 21. Mai 2004
  7. Peter Canter: The therapeutic effects of meditation, BMJ 2003;326:1049-1050 (17 May)
  8. Rapid Responses: Roger Chalmers: Research shows that Transcendental Meditation is valuable for health 29. May 2003.
  9. REMID: „Religionen in Deutschland: Mitgliederzahlen“, http://www.remid.de/remid_info_zahlen.htm, letzter Zugriff: 9. Juni 2007.
  10. Chryssides, George. 1999. Exploring New Religions, London: Cassells.

Literatur