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Bingen am Rhein

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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Bingen und Bingerbrück von der Elisenhöhe

Bingen am Rhein ist eine Stadt im Landkreis Mainz-Bingen und liegt im Bundesland Rheinland-Pfalz.

Bekannt ist Bingen unter anderem durch die Geschichte um den Binger Mäuseturm, in dem angeblich der Mainzer Bischof Hatto von Mäusen gefressen wurde. Der ursprüngliche Name der Siedlung war Bingium, keltisches Wort eventuell für „Loch im Fels“, Bezeichnung für die Untiefe hinter dem Mäuseturm, bekannt als Binger Loch. Bingen war Ausgangspunkt der Ausoniusstraße, einer römischen Militärstraße, welche die Stadt mit Trier verband. Die Stadt wird 2008 nach Kaiserslautern und Trier Ausrichterin der dritten rheinland-pfälzischen Landesgartenschau sein.

Geographie

Lage

Bingen befindet sich unmittelbar südöstlich des Rheinknies am Binger Wald, der sich westlich der Stadt erhebt. Nördlich ragt auf der anderen Rheinseite das Rheingaugebirge, der südwestlichste Ausläufer des Taunus (Hessen), auf. In Bingen mündet die Nahe in den Mittelrhein. Bingen bildet den südlichen Abschluss des UNESCO-Weltkulturerbes Mittelrhein.

Stadtteile

  • Dromersheim, Geburtsort des Eisweines, erste urkundliche Erwähnung 754
  • Innenstadt
  • Kempten
  • Sponsheim

Einwohnerentwicklung

(jeweils zum 31. Dezember)

Jahr 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005
Einwohner 24.821 24.696 24.710 24.746 24.786 24.716 24.849 26.167

Aktuell leben in Bingen am Rhein 26.048 Menschen (Stand 1. Dezember 2006).

Geschichte

Burg Klopp
Bingen - Auszug aus der Topographia Hassiae von Matthäus Merian 1655
Stich nach Clarkson Stanfield

Schon vor den Römern gab es hier wegen der verkehrgünstigen Lage (Zusammenfluss von Nahe und Rhein, Eintritt des Rheins in das Engtal) eine keltische (gallische) Siedlung mit Namen "Bingium". Anfang des ersten Jahrhunderts wurden römische Truppen in Bingen stationiert. Es entstand eine hölzerne Nahebrücke (77 n. Chr.) und ein Brückenkopfkastell. Nach dem Fall des Limes wurde die Stadt im fünften Jahrhundert fränkisches Königsgut und ging 983 als Geschenk von Otto II. an den Erzbischof Willigis von Mainz. Unter Otto III. kam der Binger Kammerforst dazu. Unter Willigis entstand ein Stück naheaufwärts die steinerne "Drususbrücke". Die Binger strebten immer wieder nach Unabhängigkeit was 1165 bei Streitigkeiten zwischen dem Erzbischof von Mainz und dem Kaiser zur Zerstörung führte. Im 13. Jahrhundert war Bingen Mitglied des Rheinischen Städtebundes. Der Bau der Burg Klopp Mitte des 13. Jahrhunderts kann wohl auch in diesem Zusammenhang gesehen werden. Ein letzter Versuch war die erfolglose Teilnahme am Bauernkrieg 1525. Vom Erzbischof erwarb das Mainzer Domkapitel 1424 und 1438 in zwei Hälften die Stadt. Bis Ende des 18. Jahrhunderts blieb Bingen unter dessen Verwaltung. Wie viele Städte im Tal litt Bingen durch mehrere Stadtbrände und Kriege. 1792-1813 war die Stadt als Teil des Département Donnersberg französisch, nachdem französische Revolutionstruppen die linke Rheinseite besetzt hatten. 1816 kam die Stadt nach dem Wiener Kongress an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt, der heutige Stadtteil Bingerbrück an die Rheinprovinz des Königreichs Preußen. Dadurch wurde es Grenzstadt bis zur Gründung des Deutschen Reiches 1871. 1969 wurde der früher preußische Ort Bingerbrück eingemeindet.

Politik

Stadtrat

Der Stadtrat aus Bingen am Rhein setzt sich aus 36 Stadtratsmitgliedern zusammen. Oberbürgermeisterin ist seit 1996 die CDU-Politikerin Birgit Collin-Langen. Ihr Stellvertreter ist der CDU-Politiker Thomas Feser.

SPD CDU Grüne FDP FWG Gesamt
2004 10 18 3 3 2 36 Sitze

(Stand: Kommunalwahl am 13. Juni 2004)

Persönlichkeiten

Bronzestatue Stefan George in der Fußgängerzone)
  • Hildegard von Bingen (1098-1179), Heilige Äbtissin und Autorin, Mystikerin, Schriftstellerin, Musikerin und Heilkundige. Nach ihr wurde die Binger Mädchenschule (Gymnasium und BBS), die Hildegardisschule („Higa“) benannt. Hildegard ist eine „Volksheilige“ und wurde nie heilig gesprochen.
  • Stefan George (Bingen-Büdesheim) (1868-1933), Dichter, lebte bis 1882 in Bingen. Nach ihm wurde das Stefan-George-Gymnasium für Mädchen und Jungen benannt.
  • Die heilige Berta (7. Jahrhundert)

Söhne und Töchter der Stadt

  • * unbekannt, Johann Baptist Hilsdorf, Fotograf und Vater von Theodor und Jacob
  • * 1805, 11. Mai, Philipp von Foltz; † 5. August 1877 in München: Maler
  • * 1831, 25. Oktober, Heinrich Brück; † 5. November 1903 in Mainz: Bischof von Mainz
  • * 1843, 29. März, Karl Johann Brilmayer; † 16. November 1905: katholischer Priester, Autor und rheinhessischer Heimatkundler
  • * 1864, 6. Mai, Alice Bensheimer; † 20. März 1935 in Mannheim: Politikerin und Frauenrechtlerin
  • * 1868, Theodor Hilsdorf, Fotograf (†1944)
  • * 1868, 12. Juli, Stefan George; † 4. Dezember 1933 in Minusio: deutscher Dichter
  • * 1872, Jacob Hilsdorf, (†1916)
  • * 1883, 30. September, Saladin Schmitt; † 14. März 1951 in Bochum: deutscher Theaterwissenschaftler, Regisseur und Intendant
  • * 1940, 21. April, Claire Marienfeld: deutsche Politikerin, ehemalige Wehrbeauftragte des Bundestages
  • * 1949, 9. Januar, Mary Roos: deutsche Schlagersängerin
  • * 1954, 29. April, Tina York: deutsche Schlagersängerin
  • * 1957, 5. Juni, Thomas Kling; † 1. April 2005 in Dormagen: deutscher Lyriker
  • * 1957, 4. August, Peter Frey: deutscher Journalist
  • * 1961, 11. November, Pilo, (bürgerlicher Name: Martin Rector): deutscher Musiker, Musikproduzent und Musiktheaterautor
  • * 1964, 2. Juni, Frank Schröder: Sänger und Schauspieler
Der Binger Mäuseturm
Basilika

Sehenswürdigkeiten

Wirtschaft und Infrastruktur

Größte
Weinbaugemeinden
im Anbaugebiet
Rang nach
Rebfläche
(innerhalb
von RLP)
Bestockte
Rebfläche
2022
Rheinhessen
Worms 03 01.659
Westhofen 07 00.824
Nierstein 09 00.805
Alzey 08 00.778
Alsheim 10 00.712
Ingelheim am Rhein 13 00.708
Bechtheim 11 00.669
Flörsheim-Dalsheim 12 00.652
Bingen am Rhein 15 00.578
Saulheim 16 00.539
Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, Bad Ems, Mai 2023

Das wirtschaftliche Hauptaugenmerk richtet sich in Bingen zur Zeit auf die Ausrichtung der Landesgartenschau 2008.

Die Region ist wirtschaftlich durch den Weinbau geprägt, aber auch der Tourismus spielt eine wichtige Rolle. Die Gemeinde ist auch Namensgeber für den Bereich Bingen im Weinbau.

Andere Industrien, die sich früher aufgrund des Hafens in Bingen angesiedelt hatten, sind im Laufe der Jahre abgewandert. Die heutigen Dienstleistungsgewerbe befinden sich hauptsächlich im Industriegebiet (Autobahnabfahrt Bingen-Ost / Kempten / Industriegebiet) und im Gewerbepark Scharlachberg.

Ortsansässige Unternehmen

Verkehr

Schienenverkehr

Der Hauptbahnhof Bingen/Rhein liegt im Stadtteil Bingerbrück. Er wird als regionaler Bahnhof von Intercitys sowie einer ICE-Linie angefahren, siehe auch Liste der InterCity-Bahnhöfe und Liste der InterCityExpress-Bahnhöfe.

Der Bahnhof Bingen/Rhein Stadt liegt 2 Kilometer weiter östlich, direkt gegenüber dem historischen Hafenkran. Dieser Bahnhof ist nur für den Nahverkehr von Bedeutung. Darüberhinaus gibt es noch einen Haltepunkt in Bingen-Gaulsheim.

Die Haltepunkte Drususbrücke an der Strecke Bingen Hbf-Bad Kreuznach bzw. die Haltepunkte Bingen-Kempten und Büdesheim-Dromersheim an der Strecke Bingen/Rhein Stadt–Alzey werden nicht mehr bedient.

Siehe auch Eisenbahntrajekt Bingen-Rüdesheim.

Straßenverkehr

Bingen liegt in unmittelbarer Nähe zu den Autobahnen A 60 und A 61, die durch die Bundesstraße B 9 angeschlossen werden.

Schiffsverkehr

Binger Loch

Von Bedeutung ist nur noch der Personenverkehr. Der Güterhafen ist aufgegeben. Der ehemalige Winterhafen ist heute Yachthafen.

Es gibt Anleger der Touristiklinien Köln-Düsseldorfer, Bingen-Rüdesheimer Fahrgastschiffahrt und der Rösslerlinie.

Eine Personen- und eine Autofähre verbinden Bingen mit Rüdesheim (siehe Liste der Rheinfähren).

Bis zum Ende der 1970er Jahre war Bingen Lotsenstation.

Bildung

  • Fachhochschule Bingen
  • Stefan-George-Gymnasium
  • Hildegardisschule Bingen
  • Rochus-Realschule
  • Rupertus Hauptschule
  • Berufsbildende Schule Bingen
  • Stadtbibliothek Bingen

Landesgartenschau Bingen 2008

„Bingen – das Tor zum Mittelrhein“ erhält mit der Landesgartenschau 2008 [2] ein neues Gesicht. Hier entstehen aus brachliegendem Hafen- und Bahngelände zukunftsorientierte Arbeits-, Wohn- und Freizeitflächen, die der einzigartigen Lage am Rhein gerecht werden sollen. Vom 18. April bis 19. Oktober 2008 soll die Ausstellung hunderttausende Besucher nach Bingen an den Rhein locken. Das Gelände erstreckt sich auf 2,8 Kilometern entlang des Rheinufers und hat eine Gesamtfläche von 24 Hektar.

Veranstaltungen

  • Bingen swingt – Jazz-Festival
  • Binger Open Air Festival – Alternative-Festival
  • Rhein im Feuerzauber – Großfeuerwerk
  • Nacht der Verführung – Weinfest in den Reben
  • Rochusfest – Rochusoktav, kirchliches Fest mit volkstümlichen Charakter
  • Winzerfest – das längste Weinfest am Rhein
  • Breakpoint - eine der größten Veranstaltungen der Demoszene weltweit

Quellen

  1. Neue Wege zur alten Industriekultur FR vom 27. Nov. 2006
  2. Landesgartenschau 2008