Schienenverkehr auf Mallorca

Überblick
Die erste Eisenbahn auf Mallorca, die Ferrocarriles de Mallorca zwischen Palma und Inca, wurde im Februar 1875 eröffnet. Sie wurde überwiegend mit englischem Material als Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 914 mm gleich 3 englische Fuß gebaut, was die Verwendung damals bereits verfügbarer englischen Dampflokomotiven und Wagen ermöglichte und somit die Kosten niedrig hielt. In den darauf folgenden Jahren wurden die weiteren Strecken über Manacor nach Artà, nach Sa Pobla, von Santa Maria an der Strecke Palma–Inca nach Felanitx und von Palma nach Santanyí errichtet. Viele Strecken wurden inzwischen stillgelegt und abgebaut. In Betrieb sind heute nach Umspurung auf Meterspur nur noch die Strecken Palma–Inca–Manacor und Inca–Sa Pobla. Aufgrund von Protesten der Anwohner von Petra, die den Bau eines Tunnels auf der alten Trasse forderten, wurde die Bahn kurzerhand außen herum gebaut. Dies führte dazu das der neue Haltepunkt knapp 500m außerhalb des Ortes liegt, da die SFM nicht gewillt war für einen Tunnel aufzukommen. Die Bahnanlagen der Strecke Manacor–Artà sind noch vorhanden, aber in einem Zustand des Verfalls. Derzeit (Stand Juli 2007) wird die Strecke nach Artà saniert. Des Weiteren soll von Sa Pobla eine neue Strecke nach Alcúdia gebaut werden.
Eine weitere Eisenbahn auf Mallorca ist die Ferrocarril de Sóller (FS) mit der Bahn von Sóller, die zwischen Sóller an der Nordküste und Palma gebaut wurde, um damit landwirtschaftliche Güter, vorwiegend Orangen, aus der Gegend um Sóller zum Markt in Palma zu transportieren. Bis dahin mussten diese mit Karren über die Berge der Sierra de Alfabia gezogen oder von Port de Sóller aus auf dem Seewege um die Insel herumgeschifft werden. Diese 27 Kilometer lange Bahnstrecke mit 13 Tunneln und dem 52 Meter langen beeindruckenden Viadukt Cinc Ponts wurde ebenfalls in 914 mm Spurweite errichtet und nahm am 16. April 1912, von der Öffentlichkeit fast unbeachtet (Untergang der Titanic), den Betrieb mit Dampflokomotiven auf. Der höchste Punkt der Strecke wird durch den 2875 Meter langen Scheiteltunnel Tunnel Major markiert. Auf dem Weg dorthin überwindet die Strecke einige 100 Höhenmeter in einem alpin anmutenden Gelände. Der Höhenunterschied der nördlichen Rampe vom Ausgang des Scheiteltunnels bis nach Sóller wird in einer weiten Kehre und einem Kehrtunnel ausgefahren. Eine Straßenbahn, auch mit 914 mm Spurweite, von Sóller nach Port de Sóller wurde angeschlossen und im darauf folgenden Jahr eröffnet. Die Hauptstrecke wurde 1929 elektrifiziert und benutzt seither dieselben holzverkleideten Triebwagen und Wagen. Die Triebwagen, wie auch die Streckenführung, erinnern an die frühen Tage der Rhätischen Bahn in der Schweiz und wurden von Siemens-Schuckert geliefert.
Geschichte
1875 eröffnete die Betreiberfirma Ferrocarriles de Mallorca die Linie Palma - Inca. Nur 2 Jahre später 1877 nahm sie den Eisenbahnbetrieb zwischen dem Hafen und Palma auf. In den Jahren 1878 bis 1879 folgten die Verbindungen nach Sa Pobla und Manacor. Die erste Dampflokomotive mit der No. 1 und dem Schriftzug "Mallorca" befuhr diese Strecke. 1881 folgte der Abschnitt Alaró zum Bahnhof Consell. Nach eine Pause von 16 Jahren wurde die Strecke nach Felanitx eröffnet. 1889 wurde dann die neue Lokomotive der Firma Nasmith-Wilson in Betrieb genommen. Im Jahr 1902 kam die auf Mallorca gebaute neue Lokomotive Alfonso XIII. hinzu. Durch den Bau eines Tunnels durch die Berge der Sierra de Alfàbia im Jahr 1912 war Sóller von Palma aus zu erreichen. Nur ein Jahr später 1913 wurde dann auch die Straßenbahn von Sóller nach Port de Sóller in Betrieb genommen. Diese beiden Strecken wurden von der Ferrocarril de Sóller bedient. Die Erschließung eines weiteren Trassenteilstückes nach Santanyí wurde in den Jahren 1916 bis 1917 durchgeführt. Somit war der Osten der Insel per Eisenbahn zu erreichen. 1921 schließlich war auch Artà im Norden der Insel als weitestes Zeil von Palma aus erreichbar. In diesem Jahr ging auch die Dampflokomotive der Firma Kopel in Betrieb. Die Elektrifizierung der Strecke Palma - Sóller erfolgte 1929. Zu diesem Zeitpunkt verfügte die Mallorca über ein recht großes Eisenbahnnetz.
Streckennetz
Einzelheiten zu den Streckenabschnitten gehen aus folgender Tabelle hervor:
Streckenabschnitt | Länge (km) |
Eröffnet | Eingestellt | Bemerkungen |
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Palma - Inca | 28,60 | 1875 | - | in Betrieb durch Ferrocarriles de Mallorca |
Palma - Hafen | 2,90 | 1877 | 1931 | - |
Inca - Sinéu | 13,84 | 1878 | 1977 | 2002 grundsaniert - wieder in Betrieb durch Ferrocarriles de Mallorca |
Inca - Sa Pobla | 13,10 | 1878 | 1981 | 2001 grundsaniert - wieder in Betrieb durch Ferrocarriles de Mallorca |
Sinéu - Manacor | 21,31 | 1879 | 1977 | 2003 grundsaniert - wieder in Betrieb durch Ferrocarriles de Mallorca |
Consell - Alaró | 3,72 | 1881 | 1941 | - |
Santa Maria - Felanitx | 42,79 | 1897 | 1964 | - |
Palma - Sóller | 27,20 | 1912 | - | in Betrieb durch Ferrocarril de Sóller |
Sóller - Port Sóller | 4,90 | 1913 | - | in Betrieb durch Ferrocarril de Sóller |
Palma - Llucmajor | 30,72 | 1916 | 1964 | - |
Llucmajor - Campos | 17,50 | 1917 | 1964 | - |
Manacor - Son Servera | 20,38 | 1927 | 1977 | - |
Son Servera - Artà | 9,97 | 1927 | 1977 | - |
Inca - Palma (2. Gleis) | 28,60 | 1931 | in Betrieb durch Ferrocarriles de Mallorca | |
Palma - Hafen (Stadttunnel) | 2,13 | 1931 | 1964 | - |
Folgende Orte sind mit Haltestellen in das heutige Netz eingebunden:
Haltestelle | Reisezeit ab Palma in Minuten |
Anmerkung |
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Marratxí | 15 | |
Santa Maria | 23 | - |
Consell/Alaró | 27 | bis zum stillgelegten Bahnhof Alaró ca. 3 km Fußweg |
Binissalem | 31 | - |
lloseta | 35 | - |
Inca | 40 | - |
nach Sa Pobla | ||
Llubi | 49 | - |
Muro | 53 | - |
Sa Pobla | 57 | - |
nach Manacor | ||
Sinéu | 48 | - |
Petra | 57 | - |
Manacor | 66 | - |
nach Soller | ||
Bunyola | 20 | - |
Hinzu kommen noch Palma's Vororthalte in Son Olivia, Son Fuster, Verge de LLuc, Pont D'Inca, Pont D'Inca Nou und Poligon.
Die Vorort-Haltestellen der Hauptstadt zwischen Palma und Marratxí werden nur von der Bahn nach Sa Pobla angefahren. Die Bahn nach Manacor fährt bis Marratxí durch. Dafür pendelt ein zusätzlicher Zug zwischen Palma und Marratxí. Die Fahrzeit Palma - Manacor beträgt etwa 60 Minuten. Als Beitrag der Inselbahn zur Entlastung des Straßenverkehrs ist geplant, große Teile des Streckennetzes zu reaktivieren. Dazu zählen die Verbindungen Inca - Alcúdia, Inca - Artá und Palma - Santanyí, wobei letztere noch in Planung ist.
Die Bahnhöfe beider Eisenbahnen liegen direkt an der Plaza Espanya in Palma. Der große Bahnhof an der Plaza gehört der Ferrocarriles de Mallorca, während der Abfahrtsbahnof der Ferrocarril de Sóller etwas versteckt nordwestlich daneben gelegen ist.
Organisation Verkehr
Die Aufsicht über den Verkehr auf den Balearen untersteht dem Govern de les Illes Balears, genauer dem Ministerium für Verkehr- und Bauwesen. Die Transport de Illes Balears (TIB) koordiniert als Zentralgesellschaft den Autobus-, Bahn-, Flug- und Schiffsverkehr.
Ferrocarriles de Mallorca (SFM)
Ferrocarril de Mallorca | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Spurweite: | 1000 mm (Meterspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Die Ferrocarriles de Mallorca (SFM) ist Betreiber der Bahnstrecken Palma - Inca - Manacor sowie Inca - Sa Pobla. (SFM) ist das staatliche Eisenbahnunternehmen der Baleareninsel Mallorca, mit Sitz in der Hauptstadt Palma.
Seit 2002 werden bei der Ferrocarriles de Mallorca neue Schienenfahrzeuge der spanischen Firma CAF eingesetzt. CAF fertigt in über hundertjähriger Tradition in Beasain (Guipuzcoa) Schienenfahrzeuge unter anderem auch für den Heathrow Express London, die Northern Ireland Railways Irland und den Northern Spirit in den USA. Für die Ferrocarriles de Mallorca wurden die Entwürfe, Planungen, Fabrikation und Testfahrten in der Zeit von 1995 bis 1998 realisiert.
Jeder Dieseltriebwagen verfügt über 2 Dieselmotoren mit hydraulischem Getriebe und zeichnet sich durch folgende technische Daten aus:
- Länge: 32 m
- Spurweite: 1000 mm
- Höhe: 3,745 m
- Türen auf jeder Seite: 2
- Türbreite: 1,2 m
- Geschwindigkeit maximal: 100 km/h
- Motorenleistung gesamt: 620 KW bei 2100 U/min
- Sitzplätze je Einheit: 252
- Stehplätze je Einheit: 156
- Sonderausrüstung:
- Zugführungssystem
- Automatische Stationsansage, Sprechfunksystem
- Mechanisch-Pneumatische Türautomatic mit Sensorüberwachung
- Feuerlöschsystem
- Klimaanlage mit separaten Dieselgenerator
- Scharfenbergkupplung (Schaku; Lizenzbau CAF) zum schnellen Verstärken und Schwächen von Zugverbänden
Ferrocarriles de Mallorca verbuchte im Jahr 2005 einen neuen Passagierrekord. In 4/2005 wurden 320.000 Fahrgäste gezählt. Die Gesellschaft wird deswegen ihren Fahrzeugbestand aufstocken; 2002 wurden bereits mehrere neue, nunmehr dreiteilige Triebzüge mit erweiterter Kapazität, die sich technisch jedoch nur unwesentlich von den bisherigen Zweiteilern unterscheiden und mit diesen zu Zugverbänden gekuppelt werden können, in Betrieb genommen.
Neuer Endbahnhof in Palma
Einen neuen Endbahnhof erhält die SFM in der Hauptstadt Palma. Die bisherige Station, Ausgangspunkt der zweigleisigen Strecke Richtung Inca, wurde am 16. August 2005 vom Schienennetz abgetrennt und in den nachfolgenden Wochen komplett abgerissen. Ab dem 17. August 2005 begannen und endeten alle Züge rund 1 Kilometer weiter nordöstlich in einer provisorischen Endstation. Im März 2007 wurde auf dem Gelände des alten Bahnhofs und des östlich gelegenen 'Parc de Ses Estacións' für rund 90 Millionen Euro eine unterirdisch gelegene Station mit fünf Bahnsteigen und zehn Gleisen eröffnet, von der seit April 2007 auch die Metro zur Universität abfährt. In die neue Verkehrsdrehscheibe wurden ferner ein Busbahnhof für die Regional- und Stadtbusse sowie ein Parkhaus integriert.
Metro Palma
Im April 2007 wurde eine U-Bahn-Linie in Palma de Mallorca eröffnet. Sie verbindet das Zentrum der Inselhauptstadt mit der 8,5 Kilometer entfernt gelegenen Universität der Balearen und hat neun Stationen[1].
Ferrocarril de Sóller (FS)
Ferrocarril de Sóller | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Streckenlänge: | 27 + 5 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 914 mm (engl. 3-Fuß-Spur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Stromsystem: | 1200 / 600V = | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Die Ferrocarril de Sóller ist Betreiber der Bahnstrecke Palma - Sóller und Sóller - Port de Sóller. Ferrocarril de Sóller SA, wurde am 5. November 1905 als Privatbahn gegründet und die Konzession wurde bis zum Jahre 2011 erteilt (inzwischen verlängert). Eigenkapital (Stand: 2002) betrug 5 Millionen Euro und die Beschäftigtenzahl erreichte 100 Mitarbeiter.
Auch diese wurden in der Spurweite drei englische Fuß - das entspricht 914 Millimetern - gebaut. Zwischen Palma und Sóller wird mit 1200V Gleichstrom gefahren. Zur Elektrifizierung kam es 1929 nachdem sich viele Fahrgäste über die Rauchbelästigung in den Tunneln beschwert hatten. Ausgeführt wurde diese von der Firma Siemens-Schuckert. Der Zusammenbau der holzverkleideten Fahrzeuge erfolgte jedoch direkt auf der Insel. Die alten Dampflokomotiven wurden an die Ferrocarriles de Mallorca verkauft.
Zeitgleich mit dem Bau der Bahn von Palma nach Sóller begann man mit dem Bau der 5 km langen, als Straßenbahn geplanten, Verbindung von Sóller nach Port de Sóller. Die Straßenbahn fuhr von Anfang an mit 600 Volt Gleichstrom. Sie verdankt ihre Existenz einem Gesetz über den Bau von Kleinbahnen in Spanien. Dieses besagte, dass eine Eisenbahnstrecke nur Subventionen bekam, wenn sie länger als 30 km war. Da die Strecke von Palma nach Sóller nur 27 Kilometer betrug, entschloss man sich, die Straßenbahn offiziell als Verlängerung der eigentlichen Strecke mitzubauen, um so den gesamtem Streckenabschnitt auf über 30 Kilometer anzuheben.
Im Mai 2005 stimmte die Regierung der Balearen einer Konzessionsverlängerung für die Bahngesellschaft bis zum Jahr 2060 zu. Innerhalb Palmas soll der Sóller-Zug als Straßenbahn verkehren. Ferrocarril de Sóller investiert in dieses Unternehmen 14 Millionen Euro.
Literatur
- Klaus-Jürgen Vetter, Sarah Wolff: Mallorca mit dem Zug entdecken. Bruckmann Verlag München, München April 2001, ISBN 3765471801
- J. Pere Brunet Estarelles La Companyia dels Ferrocarrils de Mallorca Verlag: Institut D'Estudis Baleárics, Juni 1994, ISBN: 84-870-26-346 Sprache: Katalanisch
Siehe auch
Weblinks
- Ferrocarril de Sóller (Castellano)
- Transport de Illes Balears (Catalán und Castellano)
- Originalartikel, auf dem der Wiki-Artikel basiert
- AlpenTunnel.de: Tren de Soller (Bilder und Video)
- Eisenbahn auf Mallorca (deutsch, Bilder, Infos)
- ↑ Metro Palma, Zugriff 25.04.2007