Beryllium
Eigenschaften | |||||||||||
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Allgemein | |||||||||||
Name, Symbol, Ordnungszahl | Beryllium, Be, 4 | ||||||||||
Elementkategorie | |||||||||||
Gruppe, Periode, Block | 2, 2, s | ||||||||||
Aussehen | weiß-grau metallisch | ||||||||||
Massenanteil an der Erdhülle | 5 · 10-4 | ||||||||||
Atomar | |||||||||||
Atommasse | 9,01218 u | ||||||||||
Atomradius (berechnet) | 112 (-) pm | ||||||||||
Kovalenter Radius | 90 pm | ||||||||||
Van-der-Waals-Radius | - pm | ||||||||||
Elektronenkonfiguration | [He] 2s2 | ||||||||||
1. Ionisierungsenergie | 899,5 | ||||||||||
2. Ionisierungsenergie | 1757,1 | ||||||||||
Physikalisch | |||||||||||
Aggregatzustand | fest | ||||||||||
Kristallstruktur | hexagonal | ||||||||||
Dichte | 1848 | ||||||||||
Mohshärte | 5,5 | ||||||||||
Magnetismus | diamagnetisch | ||||||||||
Schmelzpunkt | 1551,15 K (1278 °C) | ||||||||||
Siedepunkt | 2750 (2476,85 °C) | ||||||||||
Molares Volumen | 4,85 · 10-6 m3·mol−1 | ||||||||||
Verdampfungsenthalpie | 292,40 | ||||||||||
Schmelzenthalpie | 12,20 kJ·mol−1 | ||||||||||
Dampfdruck | 4180 Pa | ||||||||||
Schallgeschwindigkeit | 13000 m·s−1 | ||||||||||
Spezifische Wärmekapazität | 1825 J·kg−1·K−1 | ||||||||||
Austrittsarbeit | 5,0 | ||||||||||
Elektrische Leitfähigkeit | 31,3 · 106 S·m−1 | ||||||||||
Wärmeleitfähigkeit | 201 W·m−1·K−1 | ||||||||||
Chemisch | |||||||||||
Oxidationszustände | 2 | ||||||||||
Normalpotential | -1,85 V (Be2+ + 2e- → Be) | ||||||||||
Elektronegativität | 1,57 (Pauling-Skala) | ||||||||||
Isotope | |||||||||||
Weitere Isotope siehe Liste der Isotope | |||||||||||
NMR-Eigenschaften | |||||||||||
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Sicherheitshinweise | |||||||||||
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Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Beryllium ist ein chemisches Element mit dem Symbol Be und der Ordnungszahl 4, dessen Name sich vom Mineral Beryll ableitet. Es ist ein Erdalkalimetall aus der zweiten Periode des Periodensystems der Elemente. Das in Verbindungen zweiwertige, stahlgraue Leichtmetall ist sehr hart und spröde und wird meist als Legierungszusatz verwendet.
Geschichte
Beryllium (griech. βηρυλλος, Beryll, ein berylliumhaltiger Schmuckstein) wurde 1798 von Louis-Nicolas Vauquelin in Form seines Oxides aus den Edelsteinen Beryll und Smaragd isoliert. Jedoch gelang erst 1828 Friedrich Wöhler und Antoine Bussy die Darstellung des reinen Metalls durch die Reduktion des Berylliumchlorids mit Kalium. Wegen des süßen Geschmackes der Berylliumsalze wurde in Frankreich bis 1957 für das vierte Element die Bezeichnung Glucinium verwendet.
Im Altertum und Mittelalter dienten durchsichtige Beryllstücke vielfach als Zauberglas. Vom Wort Beryll leitet sich auch die Bezeichnung Brille ab, ursprünglich für ein Augenglas aus Beryll. 1945 wurde Beryllium zusammen mit Polonium als Neutronenquelle für den Atombombenabwurf auf Hiroshima eingesetzt.
Vorkommen
Das seltene Element kommt in rund 30 verschiedenen Mineralien vor. Die wichtigsten sind Bertrandit (4BeO·2SiO2·H2O) (Vereinigte Staaten) und Beryll (Be3Al2(SiO3)6) (Volksrepublik China, Russland und Brasilien). Die schönsten und wertvollsten beryllhaltigen Mineralien sind die Schmuck- und Edelsteine Aquamarin, Smaragd, Roter Beryll, Euklas, Gadolinit, Chrysoberyll, Phenakit, und Alexandrit. Berylliumerz-Lagerstätten finden sich bevorzugt im Äquatorialgürtel. Frühere, mittlerweile erschöpfte Lagerstätten lagen nördlich zu Fuße der Hohen Tauern um Bramberg in Österreich. In den USA werden niedrighaltige Lagerstätten von Berylliumoxid-Erz in der Nevada-Wüste abgebaut. Die geschätzen Vorräte an Beryllium liegen weltweit bei etwa 80.000 t.[1]
Herstellung
Elementares Beryllium lässt sich durch Reduktion von Berylliumfluorid mit Magnesium bei 900 °C herstellen.
Die Herstellung hochreinen, metallischen Berylliums erfolgt durch Schmelzflusselektrolyse von Berylliumchlorid bzw. -fluorid:
Die Weltjahresproduktion an Beryllium-Metall betrug 2004 ca. 100 t.[1]
Eigenschaften

Beryllium besitzt für ein Leichtmetall einen bemerkenswert hohen Schmelzpunkt. Das liegt daran, dass Beryllium keine klassischen Eigenschaften von Metallen mehr besitzt, sondern mehr einen Übergang zu den hochschmelzenden Elementen Bor und Kohlenstoff darstellt. Neben der sehr hohen Wärmekapazität besitzt es einen um 1/3 höheren Elastizitätsmodul als Stahl; die Schwingungsdämpfung ist ebenfalls sehr hoch. Zusätzlich ist es sehr durchlässig für Röntgenstrahlen. Alphateilchen setzen aus Beryllium Neutronen frei.
Bei Raumtemperatur ist Beryllium an trockener Luft beständig, es bildet sich eine passivierende Oxidhaut, die auch dem Angriff kalter konzentrierter Salpetersäure widersteht. In Salzsäure wird es jedoch schnell angegriffen. An feuchter Luft überzieht es sich mit einer Schicht aus Hydroxid, die sich auch beim Kontakt mit Wasser ausbildet. Bei höheren Temperaturen ist die Korrosionsbeständigkeit in Wasser abhängig von den Verunreinigungen des Metalls sowie des Korrosionsmediums, zusätzlich besteht die Gefahr der Lochfraßkorrosion. Alkalilaugen greifen Beryllium unter Bildung von Beryllaten an. In heißen Gasen wie Luft, Sauerstoff, Stickstoff und Kohlenstoffdioxid tritt merkliche Korrosion erst oberhalb von 600 °C ein.
Isotope
Beryllium hat ein einziges stabiles Isotop: 9Be. Die radioaktiven Isotope 7Be und 10Be sind kosmogen auf der Erde in Spuren vorhanden.
Der Nachweis von 10Be hat wissenschaftliche Anwendungen zum Beispiel in der Geologie und Klimaforschung. Eine wichtige Anwendung in der Geologie ist die Datierung der Offenlegung von Gestein; damit lässt sich zum Beispiel der Rückzug von Gletschern datieren.[2]
Verwendung
Halbzeuge und Rohteile aus Berylliummetall werden vielfach als Sinterprodukte pulvermetallurgisch in HIP- und CIP-Verfahren hergestellt (heiß- und kaltisostatisches Pressen). Gussteile aus Beryllium finden wegen der anisotropen Eigenschaften und anderer Merkmale, wie Grobkörnigkeit, keine technische Verwendung. Prozesse für die Herstellung von Berylliummetall und für das Legieren mit Kupfer oder/und Nickel verwenden Berylliumhydroxid und Berylliumoxid als Ausgangsstoff.
Trotz der herausragenden Eigenschaften des Berylliums ist es wegen seines hohen Preises und seiner Toxizität nur für wenige Anwendungen geeignet. Es findet Verwendung:
- als Konstruktionswerkstoff in Legierungen mit Aluminium für beanspruchte und sehr leichte Produkte in der Flugzeug- und Weltraumtechnik. Beralcast (früher Lockalloy) und AlBeMet-AM162 (62 % Be, 38 % Al) sind Markennamen für Feinpulver, aus denen die Bauteile durch heißisostatisches Pressen hergestellt werden.
- als Legierungsbestandteil in Berylliumkupfer (CuBe, CuCoBe). Daraus werden u. a. funkenfreie, nichtmagnetische Werkzeuge hergestellt, die in explosionsgefährdeten Bereichen eingesetzt werden können. Kontakt- und Federwerkstoffe aus Berylliumkupfer zeichnen sich durch hohe Härte, Elastizität, Zugfestigkeit, Ermüdungsfestigkeit, Korrosionsbeständigkeit, Nichtmagnetisierbarkeit sowie gute elektrische und thermische Leitfähigkeit aus. Berylliumkupfer kann daher für Oberleitungen, Kontaktfedern oder andere Strom übertragende Federn, z. B. in Drehspulmesswerken oder an Kohlebürsten eingesetzt werden.
- als Berylliummetall für Moderatoren und Reflektoren für Neutronen in Reaktoren, Kernwaffen und im JET (Joint European Torus);
- als Berylliummetall für Neutronenmultiplikatoren in Schnellen Brütern und zukünftig möglicherweise in Fusionsreaktoren:
- als Berylliumfenster in Röntgenröhren wegen der Durchlässigkeit für Röntgenstrahlen;
- ebenfalls als Berylliumfenster für Röntgen- und Gammastrahlungsdetektoren wegen des geringen Absorptionsquerschnittes für diese Strahlung.
- zur Herstellung von nichtmagnetisierbaren Werkzeugen für den Einsatz in starken Magnetfeldern, beispielsweise Arbeiten an MRT-Geräten.
Weitere Anwendungen:
- als CuBe-Ventilsitze im Motorenbau,
- CuBe- und CuCoBe-Elektroden für das Punktschweißen und für Kunststoffspritzdüsen.
- Relaiskontakte aus CuBe und CuCo.
- die Berylliummetall-Fangspiegel der vier 8-Meter-Spiegelteleskope des Very Large Telescope (VLT) sowie der Fangspiegel des Spitzer-Weltraumteleskops sind aus verspiegeltem Beryllium.
- Uhrenfedern aus Eisen-Nickel-Beryllium, NiBe.
- Bremsscheiben des Space Shuttles (geringes Gewicht und hohe Wärmekapazität) aus Berylliummetall.
- Rotoren in Kreiselkompassen, bewegliche Spiegel in optischen Systemen, Antriebssysteme in Magnetbandgeräten.
- Neutronenquelle: Bestrahlung von Beryllium mit Alphateilchen erzeugt freie Neutronen.
- Nickel-Beryllium-Legierungen für temperaturbelastete Verbindungselemente wie Thermostatschalter.
- Nickel-Beryllium-Werkzeuge wegen Anti-Klebeneigung für sekundäre Bor-Silikat-Gläser und optische Mehrfocalglaslinsen.
- Berylliumoxid als gut wärmeleitender Isolator für Hochfrequenz-Leistungstransistoren, -Zirkulatoren und -Hochlastwiderstände. Wegen der Giftigkeit wird BeO wenn möglich durch Aluminiumoxid, Bornitrid oder Aluminiumnitrid ersetzt.
- Hochtöner von High-End-Lautsprechern versuchsweise aus Beryllium-Metall (Yamaha Corporation), Kalotten-Membrane für ultra-hohe Töne); inzwischen erfolgreich für High-End-Hochtonkalotten in Serienproduktion (FOCAL TBe-Linie).
- Mercedes-Ilmor, Lieferant des McLaren-Formel 1-Teams, verwendete diesen Werkstoff beim Motorenbau. Der Werkstoff wurde nach einem Protest von Ferrari verboten. Als Begründung wurde genannt, dass der Werkstoff bei der Bearbeitung gesundheitsschädlich ist.
- Durch seine besondere Leichtigkeit und hohe Temperaturstabilität wird Beryllium in den letzten Jahren verstärkt bei Weltraumprojekten verwendet.[3]
Sicherheitshinweise
Beryllium, Berylliumoxid und Berylliumsalze sind giftig und krebserregend. Beryllium kann zu Haut-, Lungen-, Milz- und Leberschäden führen.
Beryllium akkumuliert sich im menschlichen Körper und führt nach jahrelanger Latenzzeit zur Bildung von Tumoren. Gefährlich ist vor allem inhaliertes Beryllium, es führt zur Berylliose. Hierbei kommt es in der Lunge zur Bildung von charakteristischen Epitheloidzellgranulomen. Verschlucktes Beryllium ist relativ ungefährlich, da es überwiegend wieder ausgeschieden wird. Bei der Berylliumverarbeitung ist Absaugung und Abkapselung bei der Spanabnahme unbedingt erforderlich. Bei der Zerstörung berylliumoxidhaltiger elektronischer Bauteile kann Berylliumoxid freigesetzt werden, sie müssen daher entsprechend gekennzeichnet sein.
Beryllium reichert sich in Tabakpflanzen an und gelangt beim Tabakrauchen in Luft und Lunge (Zufallsuntersuchung im Max-Planck-Institut für Metallforschung in Stuttgart). Auch in Tomatenpflanzen wurden wie in Tabak Spuren von Beryllium nachgewiesen. Beryllium ist jedoch in der Erdkruste weit verbreitet, insofern ist dies nicht überraschend.
Quellenangaben
- ↑ a b Fraunhofer-Institut: Ressourcen an Beryllium Referenzfehler: Ungültiges
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-Tag. Der Name „Fraunhofer“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. - ↑ R. C. Finkel und M. Suter: AMS in the earth sciences: technique and applications, Advances in Analytical Geochemistry Volume 1, pages 1-114, 1993, ISBN 1-55938-332-1
- ↑ NASA-Mission: Nachfolger für Hubble-Teleskop
Weblinks
- WebElements.com - Beryllium
- Beryllium (Periodensystem für den Schulgebrauch), mit Fotos
- EnvironmentalChemistry.com - Beryllium
- It's Elemental - Beryllium
- Alpha *Centauri: Was ist die Beryllium-Barriere?
- Berilliumisotope
- Ullmanns Encyklopädie der technischen Chemie.
- Darwin and Buddeery: BERYLLIUM (1960)
- Veröffentlichungen von Ingolf Strassmann/Muc 1970-1990