Litauische Sprache
Die Litauische Sprache (Litauisch) gehört zur östlichen Gruppe der baltischen Sprachen. Litauisch ist Amtssprache in Litauen.
Der Language Code ist lt bzw. lit (nach ISO 639).
Geschichte
Litauisch ist eng verwandt mit der lettischen Sprache und der altpreußischen Sprache. Sie zeichnet sich durch viele erhaltene altertümliche grammatische Formen auf, die sich z.T. auch im Sanskrit wiederfinden; unter allen lebenden europäischen Sprachen ist Litauisch am nächsten mit dem indischen Zweig der Indoeuropäischen Sprachen verwandt. Besondere Verdienste um die Erforschung des Litauischen erwarb sich im 19. Jahrhundert August Schleicher, der als Philologieprofessor an der Prager Universität 1856/57 das erste wissenschaftliche Handbuch der litauischen Sprache in 2 Bänden veröffentlichte.
Seit dem 1. Mai 2004 ist Litauisch eine der Amtssprachen in der EU.
Alphabet
Litauisch: | a | ą | b | c | č | d | e | ę | ė | f | g | h | i | į | y | j | k | l | m | n | o | p | r | s | š | t | u | ų | ū | v | z | ž |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Deutsch: | a | a | b | z | tsch | d | e | e | ä | f | g | h | i | i | i | j | k | l | m | n | o | p | r | s | sch | t | u | u | u | w | s | sch |
wobei ą, ę und ų kürzer gesprochen werden sollen, y und ū länger (ähnlich den 'accent grave' und 'accent aigu' im Französischen) - das ist im Gesprochenen aber kaum hörbar, dient vielmehr im Geschriebenen zur Unterscheidung zwischen Nominativ und Akkusativ bzw. Instrumental und Genitiv Plural. Ebenso ist das ė ein sehr kurzes ä (wie das 'e' im Wort 'Dreck'). z und ž sind stimmhaft wie im Französischen 'Balzac' bzw. 'Orange', das r wird stark gerollt, wie in den slawischen Sprachen - schwierig z.B. bei trys broliai = drei Brüder. Die Buchstaben f und w sind dagegen in litauischen Worten unbekannt (z.B. auch Prancuzija für Frankreich), während das f aber im Alphabet vorkommt, ist ein deutsches w immer ein v.
Eigenheiten
Typisch für die litauische Schriftsprache ist der Umstand, dass ausländische Lehnwörter und auch Eigennamen der Aussprache folgend "litauisch" wiedergegeben werden (z.B. Gerhardas Šrederis für Gerhard Schröder oder Džordžas Bušas für George Bush), sowie das Anhängen der Endung -as, -is oder -us an maskuline, und eines -a oder -ė an feminine Substantive, auch wenn es sich um ausländische Worte handelt (z.B. šlagbaumas, ananasas, vunderkindas - aber: taksi, kino(teatras)). Aktuell in der Diskussion ist die Umbenennung des 'Euro', der unter diesem Namen in allen bisherigen EU-Mitgliedsstaaten bekannt ist, in die grammatikalisch "richtige" Form 'Euras'. Allerdings wird die "Lituanisierung" von weniger bekannten Eigennamen nicht immer vorgenommen (so etwa bleiben im Sportteil der Zeitung viele Namen in ihrer Originalschreibweise und werden lediglich um die Endung "korrigiert": O'Neil'as).
Grammatik
Das Litauische ist in seiner Grammatik sehr streng logisch aufgebaut und dem Lateinischen ähnlich, insbesondere in seiner Fixierung auf die Endungen zur Angabe des Kasus und in der unbeschränkten Voranstellung bestimmenden Adjektiven und Substantiven vor dem eigentlichen Substantiv und deren Verschränkung. Zur näheren Bestimmung eines Substantives ist dabei der in der deutschen Sprache arg unter Druck stehende Genitiv von essenzieller Bedeutung. Zwei Beispiele:
- naujas vyrų ir moterų drabužių salonas = neues Damen- und Herrenkleidergeschäft, wörtlich jedoch: neues der Männer und der Frauen der Kleidung Geschäft
- nacionalinis dramos teatras = Nationales Dramatheater, wörtlich jedoch: Nationales des Dramas Theater
Das Litauische kennt keine Artikel und kommt im Wesentlichen mit drei Zeiten aus (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft; selten wird eine Art Plusquamperfekt verwandt), die sehr regelmäßig gebildet werden. Es gibt auch nur eine Konjunktivform, die in der Vergangenheit mit Partizipien kombiniert wird. Partizipformen gibt es insgesamt vier, sie werden in der Schriftsprache häufig verwandt. Sehr logisch aber auch eigenwillig ist die Deklination der Substantive abhängig von der Anzahl: 1 = Nominativ Singular, 2-9 = Nominativ Plural und 10 und größer sowie unbestimmte Mengenangaben = Genitiv Plural, 21 aber (da Zwanzig und 1!) wieder Nominativ Singular usw. Beispiele: 1 vyras = 1 Mann, 2 vyrai = 2 Männer, 10 vyrų = 10 Männer, keleta vyrų = einige Männer; interessant hierbei: ein Bier im Restaurant zu bestellen ist: "vieną alaus" wobei "vieną" = "ein" (im Akk.) und "alaus" = "des Bieres" (also Genitiv), da dazwischen das Wort Glas/Krug mitgedacht werden muss (also: "ein Glas des Bieres") - entsprechend bestellen Sie zwei Bier ebenfalls: "du alaus" = "zwei (Gläser) des Bieres".
Wortschatz
Der Wortschatz des Litauischen kommt in der Alltagssprache mit deutlich weniger Worten aus als das Deutsche, ein Wort wie 'metas' heißt im Singular etwa 'Zeit(punkt)', im Plural 'metai' aber Jahr, das Wort 'vakaras' heißt 'Westen' und aus diesem Ursprung synonym auch 'Abend', 'vakar' dementsprechend gestern. Im Gegensatz zum Lettischen hat das Litauische nur wenige Fremdwörter übernommen (vorwiegend Lehnwörter aus dem Russischen und einige wenige aus dem Polnischen und dem Deutschen). Eine eigene Kommission, die direkt bei der Regierung angesiedelt ist, wacht über die Reinheit der litauischen Sprache. Teilweise werden auch neue Wörter kreiert, um nicht Anglizismen zu übernehmen. Ein populäres Beispiel ist das Wort 'žiniasklaida' für Medien (wörtlich: Nachrichtenausbreiter), das sich im Alltagsgebrauch durchgesetzt hat. Der Computer heißt dagegen schlicht 'kompiuteris'. Ein lustiges Beispiel eines älteren Lehnwortes aus dem Deutschen ist das Wort 'biški' für deutsch 'bisschen'. Alte originär litauische (baltische) Wörter enden v.a. auf die sehr eigene Endung -us, die sich im Singular weiter dekliniert -aus (Genitiv), -ui (Dativ), -ų (Akkusativ), -umi (Instrumental), -uje (Lokativ).
Literatur
- August Schleicher: Handbuch der litauischen Sprache. (2 Bde. 1856/57)
- Gertrud Bense u. a.: Deutsch-litauische Kulturbeziehungen: Kolloquium zu Ehren von August Schleicher an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Mayer Verlag GmbH, Jena/Erlangen (1994), ISBN 3925978380
Weblinks
- http://lt.wikipedia.org/ -- Litauische Wikipedia
- Litauische Sprache und Geschichte--Einführung zu einer Ausstellung der Herzog-August-Bibliothek