Faustkeil



Der Faustkeil ist ein zweiseitig bearbeitetes Steingerät auch als Zweiseiter bezeichnet. Faustkeile haben eine runde Basis, die gegenüberliegende Seite ist spitz zugerichtet. Während sie zu Beginn sehr groß (> 20 cm) sein können, werden sie in späteren Zeitabschnitten kleiner. Auch die Bearbeitung wird aufwendiger. Faustkeile sind die Leitform des Acheuléen, das vor etwa 1,5 Millionen Jahren in Afrika beginnt. Sie sind nach den über 2 Mio Jahre alten Choppern und Chopping Tools das älteste Werkzeug des Menschen. Ihrer vielseitigen Funktionsweise als "Schweizer Messer" der Steinzeit ist es wohl zu verdanken, dass es sie bis ins späte Mittelpaläolithikum gibt. Wahrscheinlich erfüllten sie zahlreiche Funktionen wie Hacken, Schneiden, Schaben, Schlagen und sogar Werfen.
Klassifikation
Faustkeile sind meist oval bis birnenförmig. Die Länge der Faustkeile liegt im Durchschnitt bei 100 - 250 Millimetern, es gibt aber auch weitaus größere Exemplare. Als Material wurden vor allem Felsgesteine, Vulkanit oder Quarzit, seltener Feuerstein und andere Kieselgesteine wie Hornsteine sowie Obsidian verwendet.
Verbreitung
Faustkeile sind weltweit verbreitet. Die einfachsten und ältesten Formen wurden in Afrika gefunden. Nur hinter der so genannten "Movius-Linie", in China, gibt es sehr wenige Funde. Dies lässt sich jedoch eher auf eine Forschungslücke, mangelnde Rohmaterialressourcen sowie geeignetes Alternativmaterial wie Bambus erklären.
Quellen
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Siehe auch
Weblinks
- Stone Age Hand Axes
- Geräte der Altsteinzeit: Ein Faustkeil von Unterrodach (Landschaftsmuseum Obermain Kulmbach)