Barock
Der Begriff Barock (von ital. barocco schiefrund, merkwürdig) bezeichnet die kunstgeschichtliche Stilepoche ca. von 1600 - 1770, die der Renaissance folgte. Diese Einteilung gilt für die Baukunst, die bildende Kunst und für die Musik, wobei die Epochengrenzen in den unterscheidlichen Gattungen oft etwas anders gesetzt werden. In der Literatur wird nur das 17. Jahrhundert als Barock bezeichnet, während man das vorklassische 18. Jahrhundert als Aufklärung bzw. Empfindsamkeit bezeichnet. Politisch entspricht das Barock dem Zeitalter des Absolutismus. Philosophisch den Strömungen Rationalismus und Empirismus. Religionsgeschichtlich wird das Barock eingeleitet durch die vor allem von den Jesuiten getragene Gegenreformation. Die kunstgeschichtliche Spätphase des Barocks, das Rokoko (in Deutschland ca. 1730-1770) wird häufig als eigener Stil bezeichnet, was jedoch problematisch ist, da es sich lediglich um eine Dekorationsmode handelt, welche die sonstigen Elemente der Architektur nicht direkt betrifft.
Baukunst
In der barocken Baukunst wird das Ganze des Bauwerkes nicht mehr durch Summation von Einzelteilen verstanden, also vom Teil zum Ganzen, sondern umgekehrt als einen ausdifferenzierten Organismus vom Ganzen zum Teil.
Als "Großvater" der barocken Baukunst kann Michelangelo mit seinen späten Römischen Bauten, insbesondere dem Petersdom angesehen werden. Denn im Entwurf zu Letzterem war eine bis dahin unbekannte kolosale Ganzheitlichkeit erreicht. Sein Schüler Giacomo della Porta führte dieses Erbe in Rom fort, wobei insbesondere die Fassade zu Il Jesu - der Mutterkirche des Jesuitenordens - zu nennen ist. Diese leitet direkt zur bedeutendsten frühbarocken Kirchenfassade über, Santa Susanna von Carlo Maderno. Im 17. Jahrhundert breitete sich der Barockstil in ganz Europa und Südamerika aus, wobei sich als Förderer insbesondere die Jesuiten hervor taten.
Weitere wichtige Merkmale der barocken Baukunst sind:
- Ablösung schmaler, langer Kirchenschiffen durch breitere, bisweilen runde Formen
- Dramaturgischer Gebrauch des Lichtes entweder durch starke Hell/Dunkel-Kontraste (z.B. Klosterkirche Weltenburg) oder einheitliche Durchflutung durch zahlreiche Fenster (z.B. Klosterkirche Weingarten)
- Häufiger Gebrauch von plastischen Zierelementen (Girlanden, Putten, Schweifwerk, Kartuschen, Putten aus (oft vergoldetem) Holz, Gips bzw. Stuck, Marmor oder Stuckmarmor
- Großflächige Deckengemälde
- Die Außenfassade ist häufig durch eine dramatische Steigerung zur der Mitte charakterisiert.
- Das Innere ist sie oft nur Schale für die dekorative Ausschmückung durch Malerei und Plastik (vor allem im Spätbarock).
- Häufiger Gebrauch von illusionistischen Effekten wie Scheinarchitektur oder Verschmelzung von Malerei und Architektur
- Im bayrischen und schwäbischen Barock sind Zwiebeltürme sehr verbreitet
Während die Sakralarchitektur des Barocks vor allem durch Italien, d.h. durch Rom durch das Paradigma der basilikalen Kreuzkuppelkirche mit Langhaus, seine initialen Impulse erfuhr, war das Zentrum der barocken feudalen Profanarchitektur Frankreich. Schon im 16. Jahrhundert etablierte sich dort die offene Dreiflügelanlage als kanonische Lösung des feudalen Schlosses. Doch erst durch Salomon de Brosse Palais du Luxembourg (erb. 1615 - 1620) wurde hier auch strukturell das Paradigma für die barocke Baukunst geliefert. Denn hier war zum ersten Mal das Corps des Logis klar von den niedrigeren Seitenflügeln, welche die Wirtschaftsgebäude bildeten, als repräsentativer Hauptteil des Bauwerkes abgehoben. Auch hier vollzog sich also eine Ausdifferenzierung mit dem Ziel, ein organisches Ganzes zu bilden. Schließlich findet sich auch hier die Entwicklung vom Turm zum Risalit vollständig vollzogen. Ein weiterer Schritt der Entwicklung stellt die konsequente Einbeziehung des Gartens in die Ganzheit des Schlossensembles, welche beispielgebend in Vaux-le-Vicomte (erb. 1656 - 1661) bei Paris geschah. Hierbei ergänzten sich der Architekt Louis Le Vau und der Gartenbauer André Le Nôtre in idealer Weise. Die selben Künstler steigerten dieses Konzept beim königlichen Jagdschloss und späteren Hauptresidenz Versailles (erweitert 1661 - 1690) ins Monumentale. Wenngleich hierbei viele stilistische Unzulänglichkeiten zutage traten, so war Versailles dennoch konzeptionell massgebend für viele europäische Residenzen (etwa Mannheim, Nordkirchen, Caserta, u.a.).
In Mitteleuropa bzw. Deutschland setzt das Barock erst verzögert ein. Zwar hat bereits der Augsburger Stadtbaumeister Elias Holl (1573 - 1646) sowie der wichtigste Theoretiker der Zeit Wendel Dietterlin (ca. 1550 - 1599) die Wende zum Barock vollzogen, doch blieben diese Leistungen durch die katastrophalen Auswirkungen des Dreissigjähruigen Krieges zunächst ohne Nachfolge. Erst ab 1650 setzt wieder eine verstärkte Bautätigkeit ein, wobei sich Sakralbaukunst und Profanbaukunst an Bedeutung in etwa die Waage halten. Oftmals wird zwischen süddeutschem und norddeutschem Barock unterschieden, was jedoch die Tatsache verschleiert, dass es eigentlich der Unterschied protestantisches und katholisches Barock ist, der diese Zeit prägt. Die katholische Sakralbaukunst fand durch die Vorarlberger Bauschule in Anschluss an die Münchner Jesuitenkirche St. Michael recht bald zu einem eigenständigen Paradigma der Wandpfeilerkirche. Dieses wurde im Laufe des Barocks immer stärker variiert und gipfelte in den atemberaubenden Raumkompositionen von Balthasar Neumann. Der protestantische Sakralbau ist dagegen nur von untergeordneter Bedeutung, und hat allein mit der Dresdner Frauenkirche ein Werk erstklassiger Bedeutung hervorgebracht. In der Profanbaukunst findet neben einer intensiven Auseinandersetzung mit dem klassischen französischen Schema der Dreiflügelanlage die Herausbildung der mehrhöfigen Stadtresidenz statt (Münchner Residenz, Berliner Stadtschloss, Hofburg inWien).
Barocke Malerei
War die Malerei der Hochrenaissance um harmonische, ausgewogene und formstrenge Komposition bemüht, geriet in der Spätrenaissance. bzw. im Manierismus dieses Gleichgewicht aus den Fugen, so kam es in der Barockmalerei im gewissen Sinne zu einer Synthese von Manierismus und Hochrenaissance. Mit dem Manierismus widmete sich die Malerei zum ersten Mal explizit dem Unausgewogenen und Bizarren. Dies führte zu einer wesentlichen Erweiterung der thematisierten menschlichen Affekte. Die Barockmalerei lässt nun diese tiefen menschlichen Affekte nicht unvermittelt stehen, sondern bemüht sich darum, sie zu einer Gesamtaussage zur höchsten Dramaturgie zu verdichten. Damit wurde nun in gewisser Weise wieder dem Harmoniebedürfnis der Hochrenaissance entsprochen. In der barocken Malerei herrschen dementsprechend dynamische Bildwelten vor, die für religiöse Themen ebenso wie für weltliche, mythologische oder Landschaftsdarstellungen verwendet werden.
Als Begründer des barocken Stils gelten Caravaggio mit seiner derb-realistischen Hell-Dunkel-Malerei und die Carracci in Rom. Berühmte italienische Barockmaler sind weiterhin Guido Reni, Pietro da Cortona und Domenichino. In der flämischen Malerei war Peter Paul Rubens mit seiner Schule führend, in Spanien Diego Velázquez. In Holland dominierten Frans Hals und Rembrandt.
Gartenbau
- Ein bekanntes Beispiel für barocken Gartenbau sind die Herrenhäuser Gärten in Hannover.
Führende Länder und Meister:
- Italien (Gianlorenzo Bernini, Pietro da Cortona, Francesco Borromini, Filippo Juvara)
- Österreich bzw. Deutschland (Johann Lucas von Hildebrandt, Johann Bernhard Fischer von Erlach, Andreas Schlüter, Daniel Pöppelmann, Balthasar Neumann, die Gebrüder Asam)
- Niederlande (Peter Paul Rubens, Rembrandt)
- Frankreich (Claude Lorrain, Nicolas Poussin)
- Spanien (Diego Velázquez)
- England (Christopher Wren, Thomas Gainsborough)
Typische Vertreter barocken Kirchenbaus sind viele oberbayrische Kirchen, wie
Siehe auch: Barockmusik, Deutsche Literatur (Barock), Barocktheater