Werner von Oberwesel

Werner von Oberwesel (auch Werner von Bacharach oder Werner von Womrath); * 1271 in Womrath, Hunsrück; † 1287) war ein Taglöhner, dessen ungeklärter Tod Juden angelastet wurde und zu einer blutigen Judenverfolgung am Mittelrhein führte. Er wurde lange als Volksheiliger verehrt; das zuständige Bistum Trier strich den Namen aber aus dem Heiligenverzeichnis, weil mit ihm lange Zeit antisemitische Hetze verbunden war.
Am Gründonnerstag 1287 wurde der 16-jährige, aus armen Verhältnissen stammende Taglöhner Werner erschlagen aufgefunden. Nach der zeittypisch antisemitischen Ritualmordlegende soll er von Juden ermordet worden sein, die sein Blut für das Passah-Fest verwendet hätten. Die Pogromwelle, die auf den angeblichen Ritualmord folgte, erschütterte nicht nur mittelrheinische Orte, sondern verbreitete sich auch an der Mosel und im niederrheinischen Raum. Die jüdischen Gemeinden wandten sich an Kaiser Rudolf I., der von der Grundlosigkeit der Beschuldigungen überzeugt war. Er legte den Mördern der Juden eine Geldbuße auf und befahl, die Leiche Werners von Oberwesel zu verbrennen, um einer Verehrung vorzubeugen. Die kaiserlichen Anweisungen wurden jedoch nicht befolgt. Vielmehr kam es zur Verehrung Werners als Märtyrer und zum Ausbau der Kunibertkapelle in Bacharach zur heutigen Wernerkapelle. Der geplante Ausbau der Kapelle zu einer großen Kirche blieb unvollendet.

Eine lateinische Chronik des 14. Jahrhunderts berichtet, die Juden hätten Werner an den Füßen aufgehängt, um eine Hostie zu entwenden, die er zu schlucken im Begriff war. Anschließend hätten sie ihn in den Rhein geworfen. An der Stelle am Rheinufer von Bacharach, an der der Leichnam angeschwemmt worden sein soll, wurde die Wernerkapelle errichtet.
Solche anti-jüdischen Legenden waren im Mittelalter und der frühen Neuzeit vielfach im Umlauf. Vorwürfe angeblicher „Ritualmorde“, aber auch des „Hostienfrevels“ oder der „Brunnenvergiftung“, die als Ursache für Epidemien wie die Pest galt, schürten die Judenfeindlichkeit breiter Volksmassen.
Neuere Forschungen gehen davon aus, dass Werner wahrscheinlich einem Sexualverbrechen zum Opfer fiel. Durch die falsche Bezichtigung der Juden sollte der Mord womöglich vertuscht werden.
Erst 1963 wurde der Wernerkult im Kalender der Diözese Trier gestrichen. Doch noch immer taucht der „heilige Werner von Oberwesel“ in deutschen Heiligenverzeichnissen auf. Die ihm geweihte Kapelle in der dem Rhein zugewandten Seite der Stadtmauer von Oberwesel wurde um 2001 renoviert. Die Kapelle in Bacharach wurde als Ruine gesichert und man fügte eine Gedenktafel mit dem Gebet Papst Johannes XXIII. um Sinnesänderung der Christen in ihrem Verhältnis zu den Juden ein.
Als Heiliger wurde Werner mit den Attributen Winzermesser wie auch Schaufel und Wanne dargestellt und galt als Patron der Winzer.
Heinrich Heine verarbeitete die Legende in seiner fragmentarischen Erzählung „Der Rabbi von Bacherach“.
Siehe auch: William von Norwich, Simon von Trient, Anderl von Rinn
Literatur
- Gleisner, Rheinfriede: Nach Juden-Pogromen kam Heiligen-Legende; in: Hunsrücker Zeitung, 18. April 1987, S. 27.
- Lübben, Gerd Hergen: Der Textfund zu Bacharach; in: Die Brücke – Forum für antirassistische Politik und Kultur, Heft 140, 2/2006 (Saarbrücken), S. 126-128.
- Mentgen, Gerd: Die Ritualmordaffäre um den „Guten Werner“ von Oberwesel und ihre Folgen; in: Jahrbuch für Westdeutsche Landesgeschichte 21, 1995, S. 159-198.
- Wendling, Werner: Der „gute Werner“ hat ausgedient; in: Rhein-Hunsrück-Zeitung, 4. Juli 2006, S. 17.
- Wolf, Daniela: Ritualmordaffäre und Kultgenese. Der „gute Werner von Oberwesel“; Bacharach: Bauverein Wernerkapelle Bacharach, 2002; ISBN 3-00-009539-X .
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Werner von Oberwesel |
ALTERNATIVNAMEN | Werner von Bacharach |
KURZBESCHREIBUNG | angebliches Opfer eines jüdischen Ritualmords |
GEBURTSDATUM | 1271 |
STERBEDATUM | 1287 |