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Muršili II.

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Muršili II. (* etwa 1338 v. Chr./1312 v.Chr.; † ca. 1290 v. Chr.) war ein hethitischer Großkönig. Während seiner Herrschaft weitete er das Reich nach Arzawa hin aus, unternahm Feldzüge nach Syrien und gegen die Kaskäer. So festigte er das von einer Seuche gepeinigte Land, die in seiner Regentschaftszeit langsam abebbte. In Pestgebeten an die Götter bat Mursili um Nachlassen dieser Seuche und zeigte immer weniger Verständnis für diese Plage.

Jugend und Thronbesteigung

Muršili war der Sohn des Großkönigs Šuppiluliuma (sein Geburtsdatum ist nur insofern erschließbar, als dass vermutet wird, dass er bei seiner Thronbesteigung etwa 20 Jahre alt war). Als dieser um 1320 v. Chr. starb, wurde Muršilis Bruder Arnuwanda II. Herrscher. Seine älteren Brüder Sarrikusuh und Telipinu sorgten als Vizekönige in Karkemisch bzw. Halpa für Stabilität im Reich, waren aber, wohl aufgrund ihres Amtes, von der Thronfolge ausgeschlossen. Während Arnuwandas Herrschaft blieben die Assyrer vermutlich Feinde, da sie dies bereits unter Suppiluliuma gewesen waren und unter Mursili bei dessen Regierungsantritt sein sollten. Von Mursili ist während Arnuwanda Großkönig war, nur eine Aktion im Westen überliefert. Aus dem Land am Fluss Seha war der Königssohn Manapa-Tarhunta durch seine Brüder vertrieben worden und in die Stadt Karkissa geflohen, wo ihm sein Besitz abgenommen wurde. Arnuwanda und Mursili sandten nun Geschenke an die Stadt und erreichten damit, dass diese Manapa-Tarhunta beschützte.

Zu dieser Zeit wütete eine nicht näher bekannte Seuche im Land, an der schon Šuppiluliuma gestorben war, und der nun Arnuwanda und sein Sohn erlagen. Letzterer war ursprünglich als Thronfolger vorgesehen, aber er starb noch vor seinem Vater. Muršili, der wahrscheinlich nicht auf diese Aufgabe vorbereitet worden war, wurde um 1318-1312 v. Chr. Großkönig und von seinen Feinden sogleich als unerfahren verspottet. Eine genaue Datierung ist bis heute nicht einwandfrei möglich. Sie hängt von der endgültigen Datierung des ägyptischen Königs Haremhab ab. Im 10.Jahr des Mursili wird von einer Sonnenfinsternis gesprochen, im 7. Jahr u.a. vom Vorstoss des Haremhab. Damit fallen beide Ereignisse in direkten Zusammenhang. Da im Jahr 1309/08 v.Chr. keine Sonnenfinsternis im Bereich Hatti auftrat, ist am Jahr 1318 ein berechtigter Zweifel angebracht.

1.-8. Regierungsjahr

Die Kaskäer griffen im 1. Jahr von Mursilis Regierungszeit das Land Hatti an. Der gegen sie nach Išupitta geschickte Hannutti war auf dem Weg dorthin verstorben. Muršili feierte zu dieser Zeit Feste zu Ehren der Sonnengöttin von Arinna, die sein Vater versäumt hatte. Anschließend zog er nach Norden, zerstörte die Kaskäerstädte Halila und Dudduska und kehrte nach Hattusa zurück. Nun verweigerten Kaskäer aus Išupitta Waffenhilfe, zu der sie verpflichtet waren. Während des 2. Jahres der Regierungszeit Mursilis griff Assyrien Karkemisch an und drangen ins Untere Land vor. Mursili kämpfte mit Sarrikusuh gegen Arzawa. Weiterhin attackierte Mursili die Kaskäergebiet Tipiya, welches obligatorische Truppensendungen unterlassen hatte. Die Stadt Kathaidwa wurde durch ihn zerstört, worauf er wiederum nach Hattusa zog. Ehemalige Untertanen Mursilis, Pazzanna und Nunnuta, rebellierten nun in Išupitta. Der Großkönig unternahm einen weiteren Feldzug nach Norden und verfolgte die beiden Rebellionsführer. Hierbei plünderte und brandschatzte er Palhwišša und sandte erobertes Getreide in die Hauptstadt. Pazzanna und Nunnuta flohen nach Kammamma. Mursili verlangte ihre Auslieferung und bedrohte die Stadt mit Zerstörung. Daraufhin wurden Pazzanna und Nunnuta getötet und Kammamma unterwarf sich. Mursili überwinterte in Ankuwa.

Im 3. Jahr der Herrschaft Mursilis eroberte Sarrikusuh Huwassanassa und eine andere Stadt, deren Name nicht überliefert ist. Allerdings flüchteten einige aus diesen Städten nach dem im Westen gelegenen Arzawa. Dieses hatte noch unter Mursilis Vater den Thronfolger Mašuiluwa vertrieben und er war Hattuša aufgenommen worden. Šuppiluliuma hatte ihm eine seiner Töchter zur Frau und das Versprechen gegeben, dass er Arzawa für ihn zurückerobern werde. Dieses Versprechen scheint Muršili einzulösen gewollt haben, obwohl es ihm wahrscheinlich eher um Macht gegangen sein wird. Mašhuiluwa beherrschte zu diesem Zeitpunkt lediglich die etwa Hälfte des Gebiets von Mira und Kuwraly. Mursili forderte von dessen König Uhhaziti, ein Bruder Mašhuiluwas, die Auslieferung der Flüchtigen, die dieser ablehnte. Er verbündete sich mit Millawanda, Hapalla, Wilusa, der anderen Hälfte von Mira und Kuwaliya und mit Manapa Tarhunta, der inzwischen im Land am Seha herrschte. Gulla und Malla-ziti führten ein hethitisches Heer gegen Milluwanda und besiegten es. Sie kehrten anschließend nach Hattuša zurück und Uhhaziti griff das von Mašhuiluwa regierte Impaya an, eine Besetzung gelang jedoch nicht, worauf er Hapanuwa bekämpfte.

Währenddessen wurde Palhwissa von Pishuru wiederaufgebaut und von Mursili erneut niedergebrannt. Ein Überfall der Kaskäer auf Kuzastarina wurde durch die Rückeroberung desselben und Besetzung von Anzihisa durch Mursili kaschiert.

Nachdem die Kaskäer so vorläufig besiegt waren, beteiligte sich Mursili am Krieg gegen Arzawa. Als er mit seiner Armee den Berg Lawasa erreichte, trat folgendes Ereignis ein, bei dem es sich um einen Meteoriten gehandelt haben könnte.

"Der mächtige Sturmgott, mein Herr, zeigte seine göttlich rechte Kraft und schleuderte einen Donnerbolzen. Alle meine Truppen sahen den Donnerbolzen. Das ganze Land von Arzawa sah den Donnerbolzen. Der Donnerbolzen passierte (uns) und schlug das Land von Arzawa. Er schlug Uhhazitis (Hauptstadt) Abasa. Er ließ sich in Uhhazitis Knien nieder und er wurde krank." (Annalen des Mursili §17)

In Sallapa vereinigte sich Mursili mit Sarrikusuh, der Unterstützung aus Karkemisch brachte, in Aura traf er Mašhuiluwa. Uhhazitis Sohn Piyama-Kurunta wurde nahe Walpa am Fluss Astarpa geschlagen und floh nach Abasa, wo sich auch Uhhaziti aufhielt. Von dort flohen die beiden, Piyama-Kurunta nach Ahhijawa. Uhhaziti starb im nächsten Jahr.

Andere Geflüchtete besiegte Muršili nach einer Belagerung im Arinnanda-Gebirge, da er dort seine Streitwagen nicht einsetzen konnte. Er soll von diesem Ort 15.500 Gefangene nach Hattuša gebracht haben. Nachdem die Stadt Puranda eine Übergabe verweigert hatte, verbrachte er den Winter am Astarpa und feierte ein Fest. Im folgenden Jahr belagerte Mursili die Flüchtlinge in Puranda, dessen Wasserzufuhr abgeschnitten wurde. Im Frühling war Uhhazitis Sohn Tapalazunawali aus dem Exil in diese Stadt zurückgekehrt. Nachdem auch Purunda erobert worden war und Mursili 65.000 Gefangene (die Zahl ist nicht gesichert) gemacht hatte, floh Tapalazunawali mit seinen Kindern und anderen, woraufhin der Großkönig sie verfolgen. Den Hethitern gelang es, seine Kinder zu fangen, während Tapalazunawali nach Ahhijawa entkam. Mursili verlangte vom König von Ahhijawa seine Auslieferung und hatte Erfolg. Tapalazunawali wurde nach Hatti gebracht.

Mursili marschierte nun in das Land am Fluss Šeha, um Manapa-Tarhunta zu bekriegen. Dieser bat in einem Brief um Schonung, doch Mursili ignorierte ihn. Erst als Manapa-Tarhunta seine alte Mutter und andere alte Frauen zu ihm sandte, damit Mursili ihn als Vasall akzeptierte, gab dieser nach. Er gliederte die eroberten Länder. In Mira wurde Mašuiluwa, der eine Art Oberherrschaft über die anderen Vasallen ausübte, Herrscher. Hapalla ging an Targašnalli und Manapa-Tarhunta bekam das Land am Šeha und Appawiya. Außerdem scloss er einen Vertrag mit Alaksandu von Wilusa, der möglicherweise mit dem Paris aus der Ilias identisch ist. In Hapalla wurden Truppen stationiert.

Schätzungsweise siedelte Muršili in seinen ersten Regierungsjahren 100.000 Menschen um, die wohl in entleerte Gebiete oder zur Armee geschickt wurden. Insbesondere das hethitische Kernland benötigte Menschen, da die Seuche, an der sein Großvater und Onkel gestorben waren, immer noch nicht abgeklungen war.

Den Winter über war Muršili in Hattuša und im 5. Jahr seiner Herrschaft zog er wieder gegen die Kaskäer, die Asharpaja besetzt hatten und damit den Weg nach Pala blockierten. Dieses Land wurde erobert und der Großkönig hielt sich zeitweilig in Šamuha auf. Das Land Arawanna, dem Mursili vorwarf, Kissija überfallen zu haben, wurde ebenfalls erobert. Wieder machte er viele Gefangene. Im darauffolgenden Jahr besiegte Mursili die Kaskäer in Ziharrija und Tarikarimu, die seit den Zeiten seines Vaters Überfälle durchführten, und verschleppte die Bevölkerung.

Im 7. Regierungsjahr bekämpfte Mursili Pihhuniya, den ersten und letzten König der Kaskäer. Dieser hatte die Kaskäer geeinigt und überfiel das Untere Land und die Stadt Ištitina. Mursili verlangte in einem Schreiben Pihhuniyas Rückzug, welchen jener ablehnte. So vertrieb Mursili ihn aus dem Unteren Land und brannte Städte in Tipiya nieder, worauf sich Pihhuniya unterwarf. Mursili begab sich ins Untere Land und baute einige von den Kaskäern zerstörte Städte, darunter Ištitina, wieder auf.

Der Großkönig forderte hiernach vom Herrscher von Azzi-Hajasa, Anniya, die Auslieferung einiger unter seinem Vater zu diesem geflohener Menschen und griff nach Anniyas Absage das Land Azzi-Hajasa an.

Sarrikusuh besiegte in diesem Jahr einen Feind, der wahrscheinlich mit Nuhasse in Verbindung stand (zu diesem Konflikt siehe unten).

In seinem 8. Regierungsjahr bekämpfte Mursili die Grenzstadt Ura, weswegen die Einwohner Azzis ihm die Herausgabe der gesuchten Menschen anboten. Wiederholt machte er Anniya daraufhin denselben Vorschlag. Dieser verweigerte sich jedoch erneut. Währenddessen führte Hutu-piyama, der Statthalter von Pala, Krieg mit der Stadt Wašumana. Mursili schickte Nuwanza zu seiner Unterstützung und dieser brannte die Wašumana nieder. Mursili reiste nun nach Kizzuwatna und überließ Nuwanza die nördlichen Operationen, was die Azzis veranlasste, die Stadt Ištitina zu zerstören und Kannuwara zu belagern.

9.-12. Regierungsjahr

Während Muršili Feldzüge im Norden führte, versuchte Tette, König von Nuhasse, in Mursilis 7. Regierungsjahr die hethitische Oberhoheit abzuschütteln. Hilfe fand er bei EN-urta von Barga, während Abi-radda von Barga die Hethiter unterstützte. Möglicherweise intervenierten auch die Ägypter zugunsten Nuhasses, wurden aber besiegt. Aufgrund seiner militärischen Gebundenheit schlug Muršili dem Bruder Tettes, Summittara, einen Staatsstreich gegen diesen vor, der mit seiner Anerkennung als König von Nuhasse verbunden sein sollte. Summittara willigte ein und warf seinen Bruder ins Gefängnis. Die restlichen Aufständischen wurden besiegt. Da Tette jedoch nicht, wie es üblich gewesen wäre, nach Hattuša gebracht worden war, setzte er nach dem hethitischen Abzug Summittara ab und führte den Aufstand fort. Der General Kantuzzili wurde dem Vizekönig von Karkemisch, Mursilis Bruder Sarrikusuh, zu Hilfe gesandt, der den Aufstand niederwerfen sollte. Der König von Ugarit verweigerte ihm allerdings seine Unterstützung. Außerdem überfielen die Assyrer Karkemisch.

So sah die Situation aus, als der Großkönig in seinem 9. Regierungsjahr ein Fest zu Ehren der Göttin Hepat von Kummanni in Kizzuwatna veranstaltete. Dort traf er sich mit Sarrikusuh und besprach mit ihm Probleme mit Nuhasse und den Tod seines Bruders Telipinu, des Vizekönigs von Halpa. Möglicherweise redeten sie auch über die Tawananna, Muršilis Stiefmutter. In Kummanni starb allerdings auch Sarrikusuh (seine Nachkommen folgten ihm in Karkemisch als Vizekönige nach). Von Kummanni aus beauftragte Mursili Kurunta mit Verhandlungen mit Nuhasse und der Vernichtung von dessen Getreide. Da entsagte Aitakkama von Kadesch den Hethitern und Kurunta belagerte Kadesch. Während dieser Belagerung ermordete Niqmadu seinen Vater Aitakkama und unterwarf sich den Hethitern.

Nuwanza, der Kannuwara entsetzen sollte, hatte unterdessen Bedenken wegen schlechter Omen und so wurden durch den Prinzen Nanaziti Botschaften zwischen ihm und dem Großkönig ausgetauscht, welcher gute Omen betrefs Kannuwaras hatte. Nachdem das Problem so gelöst war, besiegte Nuwanza die angreifenden Kaskäer.

Muršili selbst eroberte Karkemisch zurück, setzte Sarrikusuhs Sohn Sahurunuwa als Statthalter ein und Sarruwa als Herrscher von Halap. Außerdem zog er nach Aštata, gründete die Stadt Emar, die die Wege von Syrien ins Zweistromland kontrollierte, und ließ dort eine Garnison. Er zertörte Yahressa nach einem nächtlichen Überraschungsangriff und besiegte die Kaskäer im Land Piggainaressa. Danach begab er sich nach Hattusa und Hakpiš.

Im folgenden Jahr eroberte er die Städte Aripsa und Duskamma in Azzi und beging ein Fest in Hattusa. Im 11. Regierungsjahr organisierte er Azzi.

In seinem 12. Regierungsjahr schloss Mursili vielleicht einen Vertrag mit Haremhab und akzeptierte Azirus Sohn Du-Tesup (später auch dessen Sohn Tuppi-Tesub) als Statthalter von Amurru.

Mašhuiluwa, dessen Neffe Kubantakurunta wegen Mašhuiluwas Kinderlosigkeit von diesem adoptiert worden war, versuchte die Stadt Pitassa zu einem Anschluss zu bewegen, hatte jedoch keinen Erfolg. Von Šallapa aus machte ihm Mursili den Vorschlag einer gütlichen Einigung, doch Mašhuiluwa floh stattdessen ins Land Maša. Mursili verwüstete dieses und erhielt von diesem, nach Antrag, Mašhuiluwa. Letzterer wurde Herrscher einer Stadt am Šiyanta-Fluss. An Kubantakurunta richtete Mursili Folgendes:

"Weißt du, Kubantakurunta, nicht, dass wenn jemand im Land Hatti ein Verbrechen des Aufstands begeht, der Sohn eines jeden Vaters, der ein Verbrechen begeht, auch ein Verbrecher ist? Und dass sie ihm das Haus seines Vaters nehmen und es entweder jemand anderem geben oder es für den Palast nehmen? Jetzt, weil dein Vater, Mašhuiluwa, ein Verbrechen beging, und weil du, Kubantakurunta, Mašhuiluwas Sohn bist, hätten sie nicht, obwohl du in keiner Weise ein Verbrecher warst, das Haus deines Vaters und dein Land von dir fortnehmen und es jemand anderem geben können? Ich hätte jemand anderen zum Herrn im Land machen können!"

(übersetzt aus dem Englischen)

Trotzdem wurde Kubantakurunta Vizekönig in Mira. Mursili zog noch wohl noch mehrere Male gegen die Kaskäer, konnte diese aber nicht endgültig unterwerfen.

Er setzte auch die Tawananna Malnigal ab, deren Name allerdings nicht ausreichend gesichert ist, da sie auf Siegeln nur mit ihrem Titel unterschrieb. Sie war inzwischen Mitregentin von zwei Großkönigen gewesen und frönte, zumindest nach Ansicht Muršilis, einem extravaganten Lebensstil. Muršili machte ihr, der aus Babylon eingeheirateten Prinzessin, dies zum Vorwurf. Nach ihm soll sie ihre Schwiegertochter schikaniert, die Bevölkerung terrorisiert und sich an Tempeleigentum vergriffen haben. Muršili betonte, dass er sich trotz dieser Vorwürfe nicht schlecht ihr gegenüber verhalten und ihre Befugnisse nicht beschnitten habe. Doch in Muršilis 9. Regierungsjahr starb, trotz Anrufs der Unterweltgöttin Lelwani, seine Frau Gassulawija. Ihm kam der Verdacht, dass Malnigal sie vergiftet haben könnte und er befragte die Orakel. Diese bestätigten den Vorwurf und erklärten, dass die Götter es gutheißen würden, wenn er sie töten ließe. Die Tawananna wurde vor ein Gericht gestellt und für schuldig befunden, ihrer Funktionen enthoben und verbannt. Ob sie Gassulawija wirklich, wie die Anklage lautete, verhext hat, ist nicht gesichert und natürlich unwahrscheinlich. Eine Vergiftung ist allerdings nicht auszuschließen. Mursili heiratete Tanuhepa, deren Schicksal dem Malnigals ähneln sollte.

19. Regierungsjahr und Tod

Die Ereignisse während der Jahre 13-18 der Regierungszeit Mursilis sind unbekannt. Im 19. Jahr berichten die Annalen davon, dass Mursili neue Truppen mobilisiert habe und in das Land Taggašta eingefallen sei, weil dieses die Länder Šadduppa, Karahna und Marišta überfallen hätte. Weiterhin sollen die Menschen von Taggašta Verstärkung erhalten haben und Mursili soll auf dem Weg nach Taggašta durch ein Omen vor einem Hinterhalt gewarnt worden sein. Der Text endet mit den Worten: "Als ich dies hörte, wartete ich."

Die Annalen betreffs der letzten Regierungsjahre Mursilis sind noch nicht gefunden.

Mursili starb um 1290 v. Chr. Nachfolger wurden sein Sohn Muwattalli und später auch sein Jüngster Hattušili. Dieser erkrankte einmal und wurde nach einem Traum Mursilis der Göttin Šaušgar anvertraut, woraufhin er genas. Mursili hatte noch einen weiteren Sohn namens Halpa-Sulupi, der womöglich Befehlshaber der Streitwagen war.

Muršilis Sprachfehler

Muršili besaß einen Sprachfehler, wobei es sich wahrscheinlich um ein Stottern gehandelt hat. Muršili führte dies wohl auf ein Erschrecken zurück.

"Da brach ein Unwetter los, fern donnerte der Wettergott schrecklich. Und ich erschrak. Da wurde mir das Wort im Mund drin wenig und das Wort ging mir etwas stockend herauf..." (zitiert nach Lehmann)

Muršilis Pestgebete

Muršilis Regierungszeit war von der nicht nachlassenden Seuche geprägt. Es ist nicht gesichert, um welche Krankheit es sich handelte, da Seuchen damals allgemein mit demselben Begriff (in der modernen Übersetzung Pest genannt) bezeichnet wurden. Muršili sah in ihr eine Strafe der Götter für den Tod Tudhalijas III., der von Šuppiluliuma ermordet worden war.

"Da kamt ihr, ihr Götter, meine Herren und diese Sache mit Tudhalija dem Jüngeren rächt ihr jetzt nachträglich ... "

In seinen Gebeten äußerte Mursili zwar die Ansicht, dass dies eine Bestrafung der Götter sei, aber er konnte doch den Ursprung der Seuche lokalisieren.

"Als mein Vater die Truppen und Wagenkämpfer des Landes Ägypten besiegte, da entstand unter den Gefangenen eine Pest ... da schleppten die Gefangene die Pest ins Land Hattuša ein ... "

Muršili bekannte nun allerdings vor den Göttern seine Erbschuld (sie anzulügen war sinnlos, da die Hethiter glaubten, dass diese alles wüssten), gab aber keine persönliche Schuld zu.

"Meine Götter, meine Herren, es ist so: Man sündigt. Und auch mein Vater sündigte und übertrat das Wort des Wettergottes, meines Herrn; ich aber habe in nichts gesündigt ... Und weil ich meines Vaters Sünde gestanden habe ... jagt die Pest wieder aus dem Land Hattusa hinaus."

Muršili fleht die Götter lange Jahre in seinen Gebeten an, scheint aber immer weniger zu verstehen, warum diese Strafe so heftig ausfallen muss, denn seiner Meinung nach muss eine Strafe gerecht sein. Die Pestgebete Muršilis, vergleichbar mit dem Buch Hiob, zählen sicher zur Weltliteratur und weisen eine erstaunlich moderne Sicht auf das Verhältnis von Schuld und Strafe auf.

Quellen

Wichtigste Quellen für die Regierung von Muršili sind die Annalen seiner Regierung (Zehnjahresannalen (CTH #61.I); erweiterte Annalen (CTH #61.II)), die natürlich die offizielle Sicht der Dinge darstellen. Die die Jahre 1-7, 9-12 sowie das Jahr 19 seiner Regentschaft betreffenden Texte sind bereits gefunden, während die Jahre 7-9 lückenhaft überliefert und die Jahre 13-18 sowie das Ende seiner Regierungszeit nicht überliefert sind. Weitere Quellen sind:

  • Vertrag mit Duppi-Tešub von Amurru (CTH #62)
  • Vertrag bezüglich Barga (CTH #63.a)
  • Übereinstimmung mit Duppi-Tešub von Amurru (CTH #63.b: akkadische und hethitische Version)
  • Niqmadu von Ugarit in seinen Grenzen bestätigende Edikte (CTH #64: akkadisch)
  • einen Konflikt zwischen Ugarit und Šiyannu regulierendes Edikt (CTH #65: akkadisch)
  • Vertrag mit Niqmadu von Ugarit (CTH #66: akkadisch)
  • Vertrag mit Targašnalli von Hapalla (CTH #67)
  • Vertrag mit Kubanta-Dlamma von Mira und Kuwaliya (CTH #68)
  • Vertrag mit Manapa-Tarhunta vom Land am Fluss Šeha (CTH #69)
  • Text über die Tawananna-Affäre (CTH #70)
  • Text über die "Mutter-des-Gottes"-Priesterin-Affäre (CTH #71)

(aus dem Englischen übersetzt)

Literatur

  • Birgit Brandau, Hartmut Schickert: Hethiter Die unbekannte Weltmacht, ISBN 3-492-04338-0, Piper Verlag, München, 352 Seiten
  • Johannes Lehmann: Die Hethiter Volk der tausend Götter, ISBN 3-8112-0936-1, Gondrom Verlag GmbH & Co. KG, Bindlach
VorgängerAmtNachfolger
Arnuwanda II.Hethitischer Großkönig
ca. 1318-ca. 1290 v. Chr.
Muwattalli II.