Engelbert I. (Nassau)
Engelbert I. (* 1370 in Dillenburg; † 3. Mai 1442 in Breda) war in den Jahren 1420-1442 Graf von Nassau-Dillenburg.
Engelbert war der Sohn von Graf Johann I. von Nassau-Dillenburg aus dem Haus Nassau und Margarethe von Mark-Kleve. Johann I. stirbt 1416, doch erbte zunächst Engelberts älterer Bruder Adolf, der aber bereits 1420 starb, sodass dann Engelbert die Nachfolge antrat. Er heiratete 1403 in Breda die äußerst wohlhabende Johanna von Polanen, die ihm zahlreiche Güter am Niederrhein einbrachte; auch Breda selbst wurde so nassauisch. 1420 gelangte die Familie zudem durch eine Erbschaft in den Besitz der Grafschaft Vianden. Kinder:
- Johann IV. (1410-1475), der Thronerbe
- Maria (1418-1472), heiratet Johann von Nassau-Wiesbaden-Idstein
- Heinrich II. (1414-1451), Graf 1442-1451
Personendaten | |
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NAME | Engelbert I. |
KURZBESCHREIBUNG | Graf von Nassau-Dillenburg |
GEBURTSDATUM | 1370
Engelbert I. hatte außer den drei genannten Kindern auch einen unehelichen Sohn namens Johann. Er wurde, als er erwachsen war, mit dem Amt des Rentmeisters in der Grafschaft Vianden betraut. Durch seine Ehe mit Johanna vn Raven (Jeanette de Rauw) wurde er der Stammvater einer neuen "Bastardlinie". Sein Sohn Adam heiratete im Jahre 1469 Eva Laudolph von Bitburg. Er wurde Lehensmann seines Vetters, des mittlerweile in Vianden regierenden Grafen Johann V. von Nassau-Vianden, und erhielt Güter im Raume St.Vith und Vianden, wo er auch ein Haus besaß. Das Ehepaar hatte vier Kinder, von denen der Sohn Lamprecht eine Margarethe von Esch heiratete. Sie war die Tochter des Friedrich von Esch, dessen Familie sich nach der Burg Esch an der Salm nannte und eine bedeutende Rolle im Raume Mittelmosel-Eifel spielte und nicht zu verwechseln ist mit dem luxemburgischen Grafengeschlecht Esch an der Sauer. Friedrich von Esch war seit 1503 Vogt in Detzem an der Mosel, einem Dorf, das seit dem 7. Jahrhundert mit einer Gruppe umliegender Orte (hervorgegangen aus einem fränkischen Königshof) zur einflussreichen Abtei St. Maximin in Trier gehörte, die dort nicht nur begütert und zehntberechtigt war, sondern auch im "Hochgerichtsbezirk Detzem" einer wichtigen Verwaltungs- und Justizbehörde vorstand. Während für die Abtei selbst seit 996 die Grafen von Luxemburg als Vögte belegt sind, setzten diese in den nachgeordneten Territorien Untervögte als ihte Lehensleute ein. Den Detzemer Vögten stand eine seit dem Mittelalter nachweisbare am Ortsrand gelegene Burg zur Verfügung, die durch die wechselnden Herrschaften der vornassauischen Zeit häufig Veränderungen erfuhr und nach einem authentischen Bericht an den Trierer Kurfürsten aus dem Jahre 1357 ein stattliches und imponierendes Bild geboten haben muss, das man sich heute beim Anblick der Reste Umbauten kaum noch vostellen kann. Später ging der Akt der Belehnung an die Abtei selbst über, so dass am 30. November 1527 Abt Johannes von Zell Lamprecht von Nassau die Vogtei Detzem übertragen konnte. Mit der Heirat Nassau/Esch hatten die Eheleute die neue Linie "Nassau zu Detzem" begründet, die für die folgenden zweieinhalb Jahrhunderte, d.h. sieben aufeinander folgende Generationen, die Entwicklung des Dorfes und des Hochgerichtsbezirks Detzem deutlich mitbestimmen sollte. Durch eine ergiebige Quellenlage ist die nassauische Lokalgeschichte recht gut dokumentiert, darüber hinaus erinnern bis heute verschiedene im Dorf sichtbare Sachquellen an dieses seit 230 Jahren untergegangene Geschlecht. Die Lamprecht, dem Begründer der Linie Nassau zu Detzem,nachfolgenden Vögte: Adam von Nassau † 1572 ∞ Barbara on Ingelheim Wolfgang von Nassau † 1621 ∞ Gertrud Cob v. Nudingen Hans Georg von Nassau † 1660 ∞ Christina v. Hanxler Hans Reinhard von Nassau † 1669 ∞ Kath. v. Rolshausen Joh. Georg von Nassau † 1717 ∞ Eleon. Hutten v. Stolzenberg Gerh. Philipp von Nassau † 1728 ∞ Chr. Franziska v. Hausen Phil. Balduin von Nassau † 1773 Werfen wir noch einen Blick auf die letzte Generation der Familie Nassau zu Detzem. Als Johann Georg von Nassau 1717 starb, hinterließ er sieben zwischen 1692 und 1706 geborene Kinder. Noch im gleichen Jahre wurde der älteste Sohn, Gerhard Philipp, vom St. Maximiner Abt Nicetius mit der Detzemer Vogtei belehnt. Als Famienoberhaupt war er auch Vormund seiner noch minderjährigen Geschwister. Sein ältester Bruder wurde Augustiner-Chorherr in Springiersbach, zwei Schwestern traten in die adelige Benediktinerinnen-Abtei St. Irminen (Oeren) in Trier und eine in die Zisterzienserinnen-Abtei St.Thomas an der Kyll ein, wo sie im Jahte 1776 als Priorin starb. Sein Bruder Johann Georg (*1699)strebte eine militärische Laufbahn an, stand in spanischen Diensten und fand bereits 1727 als Fähnrich in Frankreich den Tod. Der jüngste Spross der Familie, Philipp Balduin, war am 8. August 1706 in Detzem geboren. Nach dem Tode des Vaters sorgte sein Bruder und Vormund dafür, dass er in Luxemburg eine schulische Ausbildung erhielt. Der Plan, anschließend an der Universität Trier Jura zu studieren, wurde nicht verwirklicht, sondern Philipp Balduin trat als Fähnrich in ein Dragoner-Regiment des Fürstbischofs von Würzburg ein, das unter dem Befehl eines Herrn von Berlichingen stand. Als aber 1728 der Vogt Gerhard Philipp im Alter von nur 36 Jahren kinderlos starb, ergab sich eine zunächst diffizile Situation. Nachdem sich in 2 Jahrhunderten quasi eine Vogtei-Erbfolge in der Familie Nassau ergeben hatte, jetzt jedoch ein Nachfolger nicht zur Verfügung stand, wurde deutlich, dass die Abtei sich von der Familie Nassau nicht trennen wollte. Noch im Todesjahr von Gerhard Philipp setzte Abt Nicolaus Paccius Philipp Balduin von Nassau als "Erblehensfolger seines verstorbenen Bruders" ein. Die Witwe Christina Franziska von Hausen verließ Detzem und nahm Wohnung in Trier. Dort machte sie eine beachtliche Stiftung zugunsten der Pfarrkirche Detzem, eine Pfründe, von der bis zum Jahre 1834 nacheinander drei Benefiziaten lebten. Der neue Vogt übernahm neben seinem Amt auch die Burg mit mit allen landwirtschaftlichen und weinbaulichen Gütern in Detzem und anderen Ortschaften. Wie häufig er sich in Detzem aufgehalten hat, wissen wir nicht, wohl aber, dass er sein Hofgut durch Verwalter bewirtschaften ließ, zu denen er in ständigem und guten Kontakt stand. Im Übrigen verfolgte Philipp Balduin von Nassau seine militärische Karriere in Würzburg: 1734 war aus dem Fähnrich ein Lieutenant geworden, 1749 trug er den Titel Hauptmann und als ihm 1763 eine neue Belehnungsurkunde ausgestellt wurde, unterschrieb er diese als Oberst. Wann er seinen Abschied genommen hat, ist nicht bekannt. Wir wissen aber, dass er die letzten Lebensjahre in der Abtei St. Maximin in Trier, zu der er stets ein gutes Verhältnis hatte, verbracht hat. Am 18. Februar 1773 zeigte der kurfürstliche Statthalter von Trier, Freiher von Boos-Waldeck, der Reichsritterschaft den Tod des Herrn von Nassau an, wobei er erklärte: "Man hat ihn tot im Bett gefunden, er war ledigen Standes, hatte niemanden bei sich als einen Bedienten und eine Magd". Philipp Balduin von Nassau zu Dezem hinterließ ein umfangreiches und ausführliches Testament. Es weist ihn aus als einen wohlhabenden Mann, geprägt von religiöser Überzeugung, beachtlicher sozialer Einstellung und dem Stolz, dem Geschlecht derer von Nassau anzugehören, wobei er allerdings die von Nassau zu Detzem als eine "erloschene Familie" bezeeichnte.
Luxembourg 1935
in: Nassauische Annalen 107, Wiesbaden 1996 Josef Hilgers, Die Freiherren von Nassau-Detzem in: Nasauische Annalen 113, Wiesbaden 2002 Josef Hilgers, AD DECIMUM LAPIDEM - Detzem, die Geschichte eines Moseldorfes Trier 2001 |
GEBURTSORT | Dillenburg |
STERBEDATUM | 3. Mai 1442 |
STERBEORT | Breda |