Tränenwege
Als Tränenwege werden die anatomischen Strukturen des Tränenapparates bezeichnet, die der Ableitung der Tränenflüssigkeit dienen.
Aufbau und Funktionsweise

a = Tränendrüse
b = Oberes Tränenpünktchen
c = Oberes Tränenröhrchen
d = Tränensack
e = Unteres Tränenpünktchen
f = Unteres Tränenröhrchen
g = Tränennasengang
Die Tränenflüssigkeit wird über den Lidschlag über der Hornhaut verteilt und hält diese feucht. Die Tränenflüssigkeit wird über zwei punktförmige Öffnungen am nasenseitigen Lidwinkel, die Tränenpunkte (Puncta lacrimalia) aus dem Bindehautsack abgeleitet. Die Punkte sind mit einem Ringmuskel ausgestattet, der die Öffnung der Tränenpunkte verschließen kann.
Von diesen Punkten führt jeweils ein Tränenkanälchen (Canaliculus lacrimalis) in den Tränensack (Saccus lacrimalis). Der Tränensack liegt ebenfalls in der Augenhöhle, am unteren Teil des Auges in einer seichten Grube im Tränenbein (Os lacrimale). Als „Tränensäcke“ werden volkstümlich auch die erschlaffte und herabhängende Haut der Unterlider bezeichnet (Dermatochalasis), ggf. in Kombination mit einer Lidschwellung durch das hervorquellende Fettgewebe in die Lider. Diese haben keine Beziehung zum Tränenapparat.
Der Augenringmuskel (Musculus orbicularis oculi) kann, vermittelt über eine sehnige Struktur (Lidbändchen) den Tränensack komprimieren und dadurch einen Unter- bzw. Überdruck erzeugen, der die Tränenflüssigkeit ansaugt, bzw. in die den Tränen-Nasen-Gang (Ductus nasolacrimalis) weiterleitet. Der Tränen-Nasen-Gang ist allseits von knöchernen Strukturen umgeben und mündet mit dem Meatus nasi, unter der unteren Nasenmuschel der Nasenhöhle, wo sie zur Befeuchtung der Nasenschleimhaut dient und verdunstet. Eine Ventilmechanismus (Hasner-Klappe) verhindert das Zurückfließen der Tränen.
Erkrankungen und Funktionsstörungen
Erst bei einer überschüssigen Tränenproduktion (zum Beispiel durch Entzündungen der Bindehaut oder emotional bedingt) reicht die Transportkapazität dieses ableitenden Systems nicht aus und der Tränensee läuft über die Lidkante, dann „kullern die Tränen“ über das Gesicht. Gleichzeitig kommt es auch zu einem erhöhten Flüssigkeitsvolumen in der Nasenhöhle (die Nase tropft).
Auch bei einer angeborenen oder erworbenen Verstopfung oder Einengung der Tränenabflusswege, etwa durch bakterielle Infekte oder Entzündungen der Nase (Schnupfen) mit Zuschwellen der Öffnung des Tränen-Nasen-Gangs, kommt es zu einem Tränenfluss über die Lidkante. Wenn eine medikamentöse Therapie nicht ausreicht, können die Tränenwege operativ wiederhergestellt werden (z.B. Tränenwegsendoskopie) oder eine Umgehung (Bypass) zur Nase geschaffen werden.
Bei Kindern verhindert manchmal eine nicht öffnende Hasner-Klappe den Abtransport der Tränen. In diesen Fällen kann mit einer stumpfen Tränenwegskanüle der Tränenweg sondiert und gespült werden. In der Regel dient die Tränenwegsspülung aber diagnostischen zwecken.
Eine Entzündung des Tränensacks wird als Dakryozystitis bezeichnet. Durch die anatomische Nähe zu Blutgefäßen, die in das Gehirn ziehen, können hierdurch lebensbedrohliche Komplikationen entstehen. Da zumeist eine Abflußstörung die Ursache für die Entzündung bildet, ist eine operative Sanierung oft notwendig.