Jacques Villeneuve
Jacques Villeneuve in der Boxengasse beim amerikanischen Grand Prix 2002 | |||||||||
Nation: | |||||||||
Formel-1-Weltmeisterschaft | |||||||||
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Erster Start: | Großer Preis 1996 | ||||||||
Konstrukteure | |||||||||
1996–1998 Williams · 1999–2003 BAR · 2004 Renault · 2005 Sauber · 2006 BMW Sauber | |||||||||
Statistik | |||||||||
WM-Bilanz: | keine WM-Platzierung | ||||||||
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WM-Punkte: | 235 | ||||||||
Podestplätze: | 23 | ||||||||
Führungsrunden: | 633 über 2.965 km |
Jacques Joseph Charles Villeneuve (* 9. April 1971 in Saint-Jean-sur-Richelieu, Québec, Kanada) ist ein kanadischer Formel-1-Rennfahrer und Formel-1-Weltmeister des Jahres 1997. Er ist einer der wenigen Rennfahrer, die in ihrer Karriere das Indianapolis 500, den Champ-Car-Titel und den F1-Titel gewinnen konnten.
Der in Monaco und der Schweiz aufgewachsene Kanadier ist der Sohn des 1982 tödlich verunglückten Ferrari-Stars Gilles Villeneuve.
Jacques Villeneuve heiratete am 29. Mai 2006 Johanna Martinez, ihr gemeinsamer Sohn Jules wurde am 14. November 2006 geboren. Anfang 2008 erwarten sie ihr zweites Kind.
Karriere
Champ Car
Seine ersten großen Erfolge hatte Villeneuve in der von der CART veranstalten IndyCar World Series, die mit Formel-1-Rennwagen vergleichbar sind. Abgesehen von Stadtkursen und Rundstrecken wird hier aber auch auf Hochgeschwindigkeits-Ovalen gefahren, zum Beispiel auf dem Indianapolis Motor Speedway. 1994 fuhr er für das Team Green, das Reynard Chassis und Ford-Cosworth Motoren einsetzte. In seinem Debüt-Jahr holte er einen Sieg und wurde 6. in der Fahrerwertung. Er wurde Rookie of the Year, also bester Neuling der Champ-Car-Serie. 1995 holte er 4 Siege, unter anderem gewann er das Indianapolis 500 Meilen-Rennen und wurde mit 172 Punkten Meister der IndyCar World Series. Die Erfolge und sein berühmter Familienname zogen die Aufmerksamkeit von Frank Williams auf sich, der ihn für 1996 als Ersatz von David Coulthard verpflichtete.
Formel 1
Die Williams-Zeit (1996 bis 1998)
Villeneuve fuhr seit 1996 in der Formel 1 und erzielte in seinem ersten Rennen im Williams-Renault in Melbourne die Pole-Position. Villeneuve errang beinahe den Sieg, fiel aber durch technischen Defekt auf Rang zwei hinter seinen Teamkollegen und den späteren Weltmeister Damon Hill zurück. Bereits beim vierten Formel-1-Rennen der Saison 1996, dem Großen Preis von Europa auf dem Nürburgring, gelang ihm sein erster Sieg. Es folgten noch 3 weitere Siege in seiner Debütsaison, unter anderem gewann er den Großen Preis von Portugal. Dabei gelang ihm ein spektakuläres Überholmanöver gegen den zweifachen Weltmeister Michael Schumacher, als er ihn in der eigentlich überholfeindlichen Senna-Kurve außen überholte. Villeneuve hatte bis zum letzten Rennen in Japan noch Chancen, den Titel zu gewinnen, doch nachdem sich das hintere rechte Rad an seinem Boliden löste, musste er das Rennen aufgeben. Damon Hill gewann das Rennen und die Weltmeisterschafts-Gesamtwertung, Jacques Villeneuve wurde Vize-Weltmeister.
Nach dem Weggang von Damon Hill, der durch Heinz-Harald Frentzen ersetzt wurde, kämpfte Villeneuve 1997 gegen Michael Schumacher (Ferrari) um den Weltmeistertitel. Nach einem starken Saisonbeginn lag Villeneuve in der Weltmeisterschaft in Führung, doch Michael Schumacher konnte den Punkteabstand zu Villeneuve erheblich verkleinern, teils begünstigt durch Fehler Villeneuves und des Williams-Teams. So schickte Williams beide Fahrer beim Großen Preis von Monaco trotz starken Regens mit Trockenreifen auf die Strecke. Beim Großen Preis von Kanada drehte Villeneuve sich am Ende der 2. Runde und musste das Rennen vor seinen Fans frühzeitig beenden. Vor dem Großen Preis von Luxemburg führte Schumacher die WM mit einem Punkt Vorsprung an, doch er musste nach einer Startkollision mit seinem Bruder Ralf Schumacher und dessem Teamkollegen Giancarlo Fisichella das Rennen aufgeben. Villeneuve gewann das Rennen und ging mit 9 Punkten Vorsprung in die letzten beiden Rennen. Aufgrund einer nicht beachteten Gelben Flagge im Freien Training des Großen Preises von Japan wurde Villeneuve fürs Rennen gesperrt. Williams legte Protest bei der FIA ein und konnte deshalb trotzdem starten. Er erreichte nur den 5. Platz, während sein Titelrivale das Rennen gewinnen konnte. Williams zog nach dem Rennen den Protest zurück, um einer möglicherweise härteren Strafe zu entgehen. Schumacher ging also als WM-Führender mit einem Punkt Vorsprung vor Villeneuve ins letzte Rennen der Saison auf dem Circuito de Jerez. Als Villeneuve den in Führung liegenden Schumacher überholen wollte, kam es zu einer Kollision zwischen beiden, die aus Sicht der FIA von Schumacher absichtlich herbeigeführt worden war. Der Ferrari-Pilot musste als Folge der Kollision seinen beschädigten Rennwagen abstellen, während Villeneuve weiterfahren konnte. Das Rennen gewann Mika Häkkinen, zweiter wurde David Coulthard. Villeneuve ließ beide Fahrer in den letzten Kurven des Rennens passieren, da Villeneuve ein dritter Platz reichte. Es hätte sein letzter Sieg werden können, aber so kam er als Dritter ins Ziel und konnte sich den Titel sichern.
Im Jahr 1998 versank Williams infolge von Regeländerungen, dem Weggang seines Chefdesigners Adrian Newey und dem Wegfall des Motorenlieferanten Renault im Mittelmaß. Williams setzte auf Mecachrome-Motoren, die auf den Renault-Motoren von 1997 basierten. Im Laufe der Saison wurde deutlich, dass Williams gegen Ferrari und den wieder erstarkten McLaren-Mercedes keine Chance hatte. Villeneuve konnte keinen Sieg holen und die einzigen Highlights für ihn waren die zwei 3. Plätze beim Großen Preis von Deutschland und beim Großen Preis von Ungarn.
Die BAR-Jahre (1999 bis 2003)

Villeneuve wechselte daraufhin 1999 zum neuen Team BAR-Supertec, welches mit alten Motoren von Renault agierte, und an dem sein Manager Craig Pollock beteiligt war. Sein Teamkollege war der Brasilianer Ricardo Zonta. Vor dem 1. Rennen redete man im Team von GP-Siegen, doch bis zum Ende der Saison holte man keinen Punkt. Der Wagen litt unter extremer Unzuverlässigkeit und Villeneuve konnte erst beim 12. Rennen des Jahres (Großer Preis von Belgien) die Zielflagge sehen.
Nach dem Einstieg von Honda als Motorenpartner für BAR lief es 2000 besser. Villeneuve holte im 1. Rennen beim Großen Preis von Australien die ersten Punkte für BAR. Man kann 2000 als sein bestes Jahr im Team bezeichnen, er schaffte zwar keine Podiumsplatzierung, doch der Wagen war deutlich konkurrenzfähiger als 1999. In dieser Saison holte er 12 Punkte und erreichte den 7. Platz in der Weltmeisterschaft.
2001 ersetzte Olivier Panis Ricardo Zonta bei BAR, dem es nie gelang, Villeneuve unter Druck zu setzen. Mit dem neuen Teamkollegen war es deutlich ausgeglichener, doch schlussendlich war es Villeneuve, der die beiden ersten Podiumsplätze fürs Team einfahren konnte. Doch die Saison begann tragisch für Villeneuve. Beim 1. Rennen des Jahres (Großer Preis von Australien) kam es zu einem Unfall zwischen ihm und Ralf Schumacher (Williams-BMW), bei dem ein Streckenposten ums Leben kam. Nach diesem Unfall litt Villeneuve für den Rest des Jahres unter Rückenschmerzen, die er erst in der Winterpause komplett auskurieren konnte.
Kurz vor dem Saisonstart 2002 wurde Teamchef und Villeneuve-Manager Craig Pollock durch David Richards ersetzt. Zwischen dem neuen Boss und Villeneuve herrschte keine gute Stimmung, Richards wollte Villeneuve loswerden, da dieser seiner Meinung nach zuviel verdienen würde, doch Villeneuve pochte auf seinen bis Ende 2003 laufenden Vertrag. Sportlich war 2002 eine Enttäuschung. BAR war nicht mehr so konkurrenzfähig wie in den letzten Jahren. Villeneuve wurde 12. in der Fahrerweltmeiserschaft mit gerade mal 4 Punkten.
Jacques Villeneuve bekam 2003 mit Jenson Button einen neuen Teamkollegen, der am Ende der Saison auch mehr Punkte holte. Es war die erste Niederlage gegen einen Teamkollegen seit seiner Debütsaison 1996 gegen Damon Hill. Doch Villeneuve hatte insgesamt 8 technische Ausfälle zu beklagen (einige auf aussichtsreichen Positionen), während Button nur 3 Ausfälle zu beklagen hatte. Dadurch konnte er nur 6 Punkte holen. Am Ende der Saison spitzte sich der Streit zwischen ihm und David Richards zu. Richards verzögerte die Verhandlungen immer wieder um dann vor dem letzten Rennen beim Großen Preis von Japan Takuma Sato als Nachfolger zu präsentieren. Villeneuve war enttäuscht von der Teampolitik von Richards und verzichtete auf das letzte Rennen.
Das Comeback (2004 bis 2006)


Durch die späte und für Villeneuve überraschende Trennung von BAR konnte er sich zunächst kein Cockpit für 2004 sichern. Doch nach dem schweren Unfall von Ralf Schumacher beim Großen Preis der USA suchte das Williams Team einen Ersatz. Man verhandelte mit Villeneuve, doch er wollte nicht nur Ersatz sein und forderte ein Stammcockpit für 2005, das Frank Williams ablehnte. Nach dem Großen Preis von Italien feuerte das Renault-Team Jarno Trulli und Villeneuve kehrte für die letzten 3 Rennen in den Formel-1-Zirkus zurück. Zur gleichen Zeit unterschrieb er einen 2-Jahres-Vertrag bei Sauber. Bei seinen 3 Einsätzen 2004 konnte Villeneuve keinen Punkt holen. Er hatte durch die erzwungene Pause Probleme mit den schnelleren Autos des Jahrgangs 2004 und konnte sich nicht schnell genug an die neuen Begebenheiten anpassen.
2005 ersetzte er bei Sauber den Italiener Giancarlo Fisichella, der zum Renault-Team wechselte. Villeneuve hatte am Anfang Probleme, mit seinem Teamkollegen Felipe Massa mitzuhalten, besonders die Bremsen sorgten für Schwierigkeiten. Zu dem Zeitpunkt gab es Gerüchte, dass er noch während der Saison ersetzt wird, doch im Laufe der Saison fand er sich immer besser zurecht (unter anderem wurde er 4. beim Großen Preis von Imola). Am Ende der Saison wurde er mit 9 Punkten 14. in der WM, einen Platz hinter Massa.
Das Sauber Team wurde 2006 von BMW übernommen. BMW verpflichtete Nick Heidfeld als Nummer-1-Fahrer, während der bestehende Vertrag mit Villeneuve erst im November 2005 bestätigt wurde. Beim Grand Prix von Malaysia holte Villeneuve mit seinem siebten Platz die ersten Punkte für BMW-Sauber. Erfolgreicher verlief das dritte Saisonrennen in Australien, wo er mit dem sechsten Platz wieder drei Punkte für das BMW-Team einfuhr. Trotz des 19. Startplatzes, gelang es Villeneuve, nur zwei Plätze hinter seinem Teamkollegen Heidfeld ins Ziel zu fahren. Nach seinem Unfall beim Großen Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring ist Jacques Villeneuve nicht beim Großen Preis von Ungarn angetreten. Offiziell litt Villeneuve unter Kopfschmerzen und man wollte den Testfahrer Robert Kubica unter Rennbedingungen testen. Doch einigen war zu dem Zeitpunkt schon klar, dass Villeneuve nicht mehr ins Cockpit zurückkehren würde. Er wurde von den BMW-Leuten nur als Übernahmeanhängsel angesehen und selbst nach ansprechenden Leistungen war klar, dass BMW den Vertrag nicht verlängern würde. Am 7. August 2006 gab das BMW-Sauber-F1-Team offiziell bekannt, den laufenden Vertrag mit Jacques Villeneuve mit sofortiger Wirkung aufzulösen und Robert Kubica als zweiten Fahrer einzusetzen.
Nach der Formel 1
Villeneuve war einer der drei Fahrer, der für das Peugeot-Total Team das 24-Stunden-Rennen von Le Mans 2007 bestritten hat. Das Team konnte mit diesem Wagen nicht das Ziel erreichen, das zweite Fahrzeug wurde mit 10 Runden Rückstand zweiter.
Musik
Dass Jacques Villeneuve ein begeisterter Musiker ist, zeigte sein im Februar 2007 erschienenes Debüt-Album „Private Paradise“. Darauf enthalten sind 13 Titel, von denen er sechs selbst und einen, „Father“, mit seiner Schwester Melanie Villeneuve komponiert hat. Auf dem Album zu finden sind Duette mit Amelie Vielle und Ely Vielle, mit Melanie und seiner Halbschwester Jessica. Vier der dreizehn Titel sind in englischer Sprache eingespielt, die anderen in französisch.
Siege in der japanischen Formel 3
- 1992 Nishi Sendai
- 1992 Mine
- 1992 Suzuka
Siege in der Formula-Atlantic
- 1993 Atlanta
- 1993 Montreal
- 1993 Mid Ohio
- 1993 Laguna Seca Rennen 1
- 1993 Laguna Seca Rennen 2
Siege in der IndyCar World Series
- 1994 Road America
- 1995 Miami
- 1995 Indianapolis 500
- 1995 Road America
- 1995 Cleveland
Siege in der Formel 1
- 1996
Großer Preis von Europa (Nürburg)
- 1996 Vorlage:Flagicon Großer Preis von Großbritannien (Silverstone)
- 1996 Vorlage:Flagicon Großer Preis von Ungarn (Budapest)
- 1996 Vorlage:Flagicon Großer Preis von Portugal (Estoril)
- 1997 Vorlage:Flagicon Großer Preis von Brasilien (Interlagos)
- 1997 Vorlage:Flagicon Großer Preis von Argentinien (Buenos Aires)
- 1997 Vorlage:Flagicon Großer Preis von Spanien (Barcelona)
- 1997 Vorlage:Flagicon Großer Preis von Großbritannien (Silverstone)
- 1997 Vorlage:Flagicon Großer Preis von Ungarn (Budapest)
- 1997 Vorlage:Flagicon Großer Preis von Österreich (Spielberg)
- 1997 Vorlage:Flagicon Großer Preis von Luxemburg (Nürburg)
Formel-1-Statistik
Literatur
- Collings, Timothy. The new Villeneuve. A Life of Jacques Villeneuve. Motorbooks International, 1997. ISBN 0-7603-0411-4
- Giansanti, Gianni (Photographs) & Cédric Daetwyler (Text). Jacques Villeneuve. A Champion in Pictures. Goldstar Holdings Corporation, 1997. ISBN 976-8108-12-6
- Hilton, Christopher. Jacques Villeneuve. Champion of two worlds. Haynes,1997. ISBN 1-85960-411-0
- Villeneuve, Jacques & Gerald Donaldson. Villeneuve. My First Season in Formula 1. CollinsWillow, 1996. ISBN 0-00-218766-3
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Villeneuve, Jacques Joseph Charles |
KURZBESCHREIBUNG | Formel-1-Rennfahrer und Formel-1-Weltmeister des Jahres 1997 |
GEBURTSDATUM | 9. April 1971 |
GEBURTSORT | Saint-Jean-sur-Richelieu Kanada |