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Grabmal des unbekannten Soldaten

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Ein Grabmal des unbekannten Soldaten ist eine besondere Form des Kriegerdenkmals.

Im Ersten Weltkrieg war das Recht der gefallenen Soldaten auf ein individuelles Grab zwar anerkannt, aber in den mörderischen Schlachten waren auch Leichname physisch vernichtet worden.

Frankreich

Aus diesem Dilemma fanden die Franzosen als erste einen Ausweg, indem sie am 18. November 1920 unter dem Triumphbogen die Leiche eines anonymen Soldaten bestatteten, der in der Schlacht um Verdun gefallen war.

Die Maßnahme war in der Nationalversammlung sehr umstritten. Die parlamentarische Linke wollte den unbekannten Soldaten lieber im Panthéon bestatten, wo traditionell die Helden der Republik geehrt wurden. Der Platz unter dem Triumphbogen schien ihnen den Kriegsruhm unangemessen zu betonen. Um ihnen entgegen zu kommen, wurde am gleichen Tag das Herz Léon Gambettas, der den nationalen Widerstand organisiert hatte, und der ein Held der Linken war, in den Pantheon überführt.
Das Grabmal war ein großer Erfolg, insofern Angehörige gefallener Soldaten es wirklich besuchten, um dort ihrer Trauer Ausdruck zu geben.

England

In England befindet sich das Grabmal des unbekannten Soldaten im Eingangsbereich der Westminster Abbey im Mittelgang, so dass jeder, auch die Mitglieder der königlichen Familie bei offiziellen Anlässen um das Grab herum gehen müssen und ihm so ihre Ehre erweisen. Am 11. November ehrt der Monarch seit 1919 die Gefallenen am Cenotaph. Beide Orte sind mit (künstlichen) Mohnblumen geschmückt, die im kollektiven Gedächtnis der Engländer mit den Schlachtfeldern in Flandern verbunden sind.

Deutschland

In Deutschland dient die Neue Wache in Berlin als Ehrenmal. Dort werden bei Staatsbesuchen Kränze niedergelegt. Die Neue Wache wird jedoch nicht ausdrücklich als Grabmal des unbekannten Soldaten bezeichnet. Das könnte daran liegen, dass nach dem Ersten Weltkrieg das "gesamtstaatliche" Bewusstsein der Deutschen noch immer nur schwach ausgebildet war. Vielleicht sah sich auch die Weimarer Republik nicht in der Lage, dem verlorenen Krieg des Kaiserreiches einen Sinn zu verleihen, den man in einem Denkmal hätte ausdrücken können.