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Dom zu Visby

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Sankt Maria Domkyrka

Der Dom zu Visby, der auch unter dem ursprünglichen Namen Sankt Maria Kirche bekannt ist, ist die einzige verbliebene mittelalterliche Hauptkirche der alten Hansestadt Visby auf der schwedischen Insel Gotland. Sie ist seit 1572 die Kathedrale des Bischofs der Diozöse Visby der Schwedischen Kirche.

Geschichte

Mit dem Bau der Marienkirche in Visby auf Gotland wurde im 12. Jahrhundert begonnen. Sie entstand als Formsteinbau aus dem auf der Insel heimischen Kalkstein. Der Kirchbau war ein Bau der deutschen Seeleute und Kaufleute, die Visby im Mittelalter als Handelsmetropole der östlichen Ostsee und Bindeglied im Handel der Hansestädte an der südlichen Ostseeküste mit Russland und dem Baltikum aufsuchten. Das Geld für den Bau wurde zumeist auf den Hansekoggen in der Gotlandfahrt gesammelt. 1225 wurde die Kirche der Jungfrau Maria geweiht. Die Hansekaufleute dachten praktisch und zogen in das Kirchenschiff ein weiteres Stockwerk als Lagerboden ein, so dass auch Handelswaren in der Kirche sicher verwahrt werden konnten. Auch die gemeinsame Kasse des Hansekontors in Novgorod, dem Peterhof, wurde nach den Bestimmungen der Nowgoroder Schra in St. Marien in Visby in den Zeiten verwahrt, in denen sich die Nowgorodfahrer nicht im Kontor aufhielten.

Im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzungen des ausgehenden Mittelalters fielen im Jahr 1525 alle übrigen mittelalterlichen Kirchen Visbys einem Sturmangriff der mit Gustaf Wasa verbündeten Lübecker auf die von dem dänischen Gefolgsmann Severin Norby besetzte Stadt zum Opfer und brannten aus. Sie werden seither als Ruinen erhalten und prägen das Stadtbild in einem ganz besonderen Maße. Seither ist die ehemals deutsche Kirche Sankt Maria auch die einzige Kirche in Visby, in der Gottesdienst gehalten werden kann. 1572 wurde die Marienkirche zur Bischofskirche der Diozöse Visby und kann sich seither auch Dom nennen. Im schwedischen Sprachgebrauch verschmolzen alter Name und neue Funktion zu Visby Sankt Maria Domkyrka. Seit 2003 ist die Marienkirche gleichzeitig auch die Kathedrale der Schwedischen Kirche im Ausland.

Ausstattung

Die Kirche verfügt über eine sehr reichhaltige Ausstattung. Auffallend sind die Glasmalereien auf den Fenstern aus jüngster Zeit. Neben dem Barock- und dem Hochaltar verfügt die Marienkirche über eine sehr bedeutende Fünte aus Kalkstein aus dem 12. Jahrhundert. Die der Gemeinde 1684 geschenkte Kanzel ist eine norddeutsche Arbeit, die aus Lübeck importiert wurde. Das Thema der Triumphkreuze nimmt eine triumphale Christusfigur des 13. Jahrhunderts auf. Die Kirche verfügt über eine Vielzahl von Epitaphien aus der Zeit vom 14. bis zum 18. Jahrhundert. Ein Epitaph des Malers Jost Delaval erinnert beispielsweise an den Lübecker Bürgermeister Bartholomeus Tinnappel, der im Dreikronenkrieg 1566 als Admiral der Lübecker Kriegsflotte nach einem Seegefecht bei Gotland mit seinem Flaggschiff und großen Teilen der Flotte unterging, weil seine Flotte ungünstig ankerte.[1]

Orgeln

Die große Orgel stammt aus der Werkstatt von Åckerman & Lund aus dem Jahr 1892. Die kleine Chororgel, die auch als Marienorgel bezeichnet wird, ist neueren Datums und wurde 1984 gebaut. Daneben verfügt der Dom noch über mehrere kleinere Orgeln und antike Instrumente.

Kapellen

Die Swertingkapelle erinnert vom Namen her an den aus einer Rostocker Familie stammenden Bürgermeister der Stadt Visby Hermann Swerting. Er wurde als Bürgermeister hingerichtet. Seine Söhne, einer davon, Simon Swerting, später selbst Bürgermeister in Lübeck, stifteten die Kapelle. „Die Summe, die als Sühne für die Ermordung seines Vaters gezahlt wurde, verwandte er gemeinsam mit seinem Bruder zum Ankauf des Gutes Ovendorf[2], dessen Einkünfte einer Vikarie überwiesen wurden, die zu Ehren seines Vaters in einer zu Wisby erbauten Sühnekapelle errichtet ward“.[3] Die Kapelle ist heute eine Erinnerungsstätte für alle auf See gebliebenen, auch die Opfer der Estonia und des Tsunami ausgelöst durch das Seebeben im Indischen Ozean 2004.

Literatur

Quellen und Anmerkungen

  1. Emil Ferdinand Fehling: Lübeckische Ratslinie Lübeck 1925 Nr. 657; Lübeckische Geschichte, S. 422
  2. Anm.: bei Travemünde
  3. Zitat Fehling aaO, Nr. 387
Commons: Visby domkyrka – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien