Valentinian II.
Valentinian II., eigentlich Flavius Valentinianus (* Herbst 371 wohl in Augusta Treverorum, heute Trier, †15. Mai 392 in Vienne) wurde im Alter von vier Jahren 375 nach dem plötzlichen Tod seines Vaters Valentinian I. zum Augustus im Westen bestimmt, neben seinem 17-jährigen Halbbruder Gratian, der schon acht Jahre zuvor von seinem Vater zum Augustus erhoben worden war.
Das Reich wurde nominell zwischen ihnen geteilt, Mailand wurde seine Residenz. Gratian bekam die transalpinen Provinzen, während Italien, Teile von Illyrien und Africa Valentinian zugesprochen wurden. Valentinian stand allerdings unter der Vormundschaft seines Halbbruders, vor allem aber unter dem Einfluss seiner Mutter Justina, die ihn bis zu ihrem Tod um 388 beherrschte.
Justina war Arianerin, und stand damit im Gegensatz zu dem in Mailand äußerst populären Bischof Ambrosius, einem weiteren wichtigen Ratgeber des Kaisers, der sich immer häufiger den Anordnungen Valentinians widersetzte, vor allem in Bezug auf ein Toleranzedikt zugunsten der Arianer, was schließlich in dem erstmals geäußerten Anspruch der Kirche gipfelte, auch über Kaiser richten zu dürfen. Ein dritter wesentlicher Berater des Kaisers war der Franke Bauto († um 385).
383 wurde Gratian in Lyon ermordet, kurz zuvor hatte sich Magnus Maximus, der die römische Armee in Britannien befehligte, in Britannien, Belgien und Germanien von den Garnisonen zum Augustus ausrufen lassen. Im Jahr 387 überschritt der General die Alpen und marschierte auf Mailand.
Valentinian und seine Mutter flohen nach Thessalonike zu Theodosius I., den Kaiser im Osten und Gatten seiner Schwester Galla. Theodosius I. setzte Valentinian wieder ein, nachdem er Maximus geschlagen und dessen Soldaten ihn 388 getötet hatten.
Valentinian selbst starb im Mai 392 in Vienne in Gallien. Entweder wurde er auf Veranlassung eines seiner hohen Militärs, des Franken Arbogast, Bautos Sohn, ermordet, oder aber er beging aufgrund seiner faktischen Machtlosigkeit Selbstmord. Arbogast erhob Eugenius zum Kaiser, ein letztes Aufbäumen des Heidentums, das in Rom im folgenden Jahr dazu führte, dass die Tempel wieder geöffnet wurden. Die militärische Reaktion des Christen Theodosius erstickte diese Restauration bald, seine heidenfeindlichen Gesetze, die bislang nur im Osten galten, wurden nun auch im Westen gültig.
Siehe auch: Spätantike
Literatur
- Josef Rist: Valentinian II., in: Bautz Biographisches-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 12 (1997), Sp. 1060-64, hier online
Weblinks
Fachwissenschaftliche Biographie aus dem DIR Projekt (eng.); dort auch weiterführende Literatur
Vorgänger: Valentinian I. (364–375) |
Liste der römischen Kaiser | Nachfolger: Theodosius I. (379-395) |