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Eiserner Rhein

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Eiserner Rhein
Datei:Eiserner Rhein02 .JPG
Eiserner Rhein auf deutscher Seite (Rheindahlen)
Eiserner Rhein auf deutscher Seite (Rheindahlen)
Strecke der Eiserner Rhein
Kursbuchstrecke (DB):485/487
Streckenlänge:123,2 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Bahnhof
63,9 Mönchengladbach Hbf
Bahnhof
{{BSkm|60,1|0,0}} Rheydt Hbf
Abzweig nach links
nach Köln
Abzweig nach links und geradeaus
→ Güterumgehungsbahn Mönchengladbach
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
Rheydt Rbf
Abzweig nach links
2,2 nach Aachen
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
3,5 Awanst Wickrath
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
5,2 Mönchengladbach-Günhoven
Bahnhof
7,4 Mönchengladbach-Rheindahlen
Haltepunkt / Haltestelle
9,5 Mönchengladbach-Genhausen
Bahnhof
12,8 Wegberg
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
16,1 Awanst Wegberg-Klinkum
Verschwenkung nach rechtsVerschwenkung nach links
Abzweig nach rechtsStrecke
→ nach Brüggen-Elmpt
Strecke
Siemens PCW
Verschwenkung nach links und geradeaus
Haltepunkt / Haltestelle
18,1 Arsbeck
20,1 Dalheim
Abzweig nach links (Strecke außer Betrieb)
nach Ratheim stillgelegt
Grenze (Strecke außer Betrieb)
{{BSkm|21,2|102}} Staatsgrenze DE/NL
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
102 Vlodrop
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
94 Melick-Herkenbosch
Brücke über A73
Abzweig nach rechts und ehemals geradeaus
von Maastricht
Bahnhof
88 Roermond
Abzweig nach rechts
nach Venlo
Brücke über die Maas
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
Buggenum
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
Haelen
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
77 Baexem-Heythuysen
ehemaliger Bahnhof
73 Kelpen
Wessem-Nederweert-Kanal
Brücke über A2
Bahnhof
64 Weert
Zuid-Willemsvaart
Abzweig nach rechts
nach Eindhoven
ehemaliger Bahnhof
55 Budel
Grenze
{{BSkm|54|31,7}} Staatsgrenze NL/BE
ehemaliger Bahnhof
30,9 Hamont
ehemaliger Bahnhof
27,4 Sint-Huibrechts-Lille
Abzweig ehemals nach links und geradeaus
aus Eindhoven stillgelegt
Kanaal Bocholt-Herentals
Bahnhof
22,8 Neerpelt
Abzweig ehemals nach links
nach Winterslag stillgelegt
Bahnhof
21,5 Overpelt
ehemaliger Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
18,6 Overpelt-Werkplaatsen
Bahnhof
13,8 Lommel
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
10,7 Lommel-Werkplaatsen
ehemaliger Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
8,7 Balen-Werkplaatsen
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
4,7 Balen-Wezel
Kanaal Dessel-Kwaadmechelen
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
2,9 Gompel
Abzweig nach rechts und geradeaus
aus Hasselt
Bahnhof
52,0 Mol
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
49,2 Millegem
Bahnhof
42,8 Geel
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
39,8 Larum
Bahnhof
36,7 Olen
Kanaal Bocholt-Herentals
Abzweig nach links und geradeaus
von Turnhout
Bahnhof
30,7 Herentals
Bahnhof
29,1 Herentals-Kanaal
Albertkanaal
Abzweig ehemals nach links
nach Aarschot
Bahnhof
26,8 Wolfstee
Strecke mit Straßenbrücke
Brücke A13
Bahnhof
24,6 Bouwel
Bahnhof
19,0 Nijlen
Bahnhof
15,5 Kessel
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
13,8 Lisp
Abzweig nach rechts und geradeaus
von Aarschot
Brücke über die Nete
Bahnhof
12,0 Lier
Abzweig nach links
→ nach Lint
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
8,1 Boshoek
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
6,6 Vos
Bahnhof
5,6 Boechout
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
4,5 Liersebaan
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
3,0 Krijgsbaan
Bahnhof
2,3 Mortsel
Abzweig nach rechts und geradeaus
von Brüssel
Bahnhof
0,0 Antwerpen-Berchem

Eiserner Rhein ist der Name einer Eisenbahnverbindung vom Duisburger Hafen nach Antwerpen (Belgien). Ursprünglich wurde dieser Name für die Stammstrecke der Rheinischen Eisenbahn zwischen Köln und dem Grenzbahnhof Herbesthal der Strecke nach Antwerpen über Düren, Eschweiler, Aachen, Verviers, Lüttich und Löwen verwendet, später bürgerte sich der Begriff für die Verbindung über Mönchengladbach und Roermond ein.

Geschichte

Das heutige Belgien, das vom Wiener Kongreß dem Königreich Niederland zugeschlagen worden war, wurde nach der Revolution von 1830 unabhängig, was im Vertrag von London vom 19.4.1839 von den Niederlanden anerkannt wurde. In diesem Vertrag wurde den Belgiern das Recht zugesichert, auf eigene Kosten eine Landverbindung als Kanal oder Straße durch das niederländische Limburg (Niederlande) bis zur preußischen Grenze zu schaffen. Dies wohl aus Ausgleich für den Verlust von Sittard, das nach der Revolution zunächst zu Belgien gehörte.

Erst 1868 begann man mit der Wahrnehmung dieses Rechts, baute aber der technischen Entwicklung gemäß nicht einen Kanal, sondern eine Eisenbahnstrecke. 1873 wurde der Vertrag über den Eisernen Rhein geschlossen, und 1879 konnten die ersten Züge verkehren.

Preußische, ab 1871 deutsche Interessen an einer schnellen Bahnverbindung zwischen dem entstehenden Industriegebiet an Rhein und Ruhr unter Umgehung der Niederlande, ausgedrückt v. a. durch Gottfried Ludolf Camphausen spielten eine entscheidende Rolle für die Realisierung des Projekts.

Die Strecke stellt die kürzeste Verbindung vom Ruhrgebiet nach Antwerpen dar. Sie wurde überwiegend von Güterzügen genutzt. Im Personenverkehr war sie vor dem Ersten Weltkrieg vor allem für eine große Zahl von Auswanderern in die USA von Bedeutung.

Im Ersten Weltkrieg wurde die Strecke von den Niederlanden mit Verweis auf ihre Neutralität geschlossen. Als Ersatz wurde weiter südlich die Montzenroute gebaut, die zwar 50 km länger ist, aber niederländisches Territorium nicht berührt.

Ende des Zweiten Weltkriegs kommt der Betrieb weitgehend zum Erliegen. Seit 1953 verkehren im grenzüberschreitenden Verkehr keine Personenzüge mehr. Die ursprünglich zweigleisige Strecke wird von 1958 an abschnittsweise auf ein Gleis zurückgebaut.

Deutschnationale Wortwahl

Der Begriff Eiserner Rhein wurde von Gottfried Ludolf Camphausen geprägt. In seiner Denkschrift Zur Eisenbahn von Köln nach Antwerpen im Jahr 1833 hat er folgendes geschrieben:

Belgien, eingeklemmt zwischen Frankreichs Merkantilsystem, zwischen das so bitter gekränkte Holland, und zwischen Preußens liberaler Handelspolitik, wo wird es den natürlichen Verbündeten finden?

Ohne Zweifel lautet die Antwort auf diese rhetorische Frage: in Preußen.

Die Straße (Eisenbahn) nach Antwerpen, welche sowohl Preußen als Belgien die gegenseitige Zufuhr zusichern wird, ist der erste Fühlfaden, den der deutsche Handelsstaat nach der Nordsee ausstreckt.

Weiter heißt es:

Diese freie Durchfahrt aber wirkt mit unverkennbarer Gewalt zurück auf alle Verhältnisse der Rheinschifffahrt, und beschließt Hollands Monopol des Zwischenhandels. Deutschland blieb zwei Jahrhunderte hindurch tributär an Holland für die Benutzung des Rheinstromes, und so ist es heute. Daß die Zahlung dieses Tributs mit dem ersten auf der freien Bahn von Köln nach Antwerpen rollenden Wagen endet, daß Holland gezwungen sein wird, dem deutschen Handel alles zu bieten, was ihm der neue, der eiserne Rhein gewährt, das liegt in der Natur der Dinge.

Betrieb

Bahnhof Dalheim

Teilweise ist der Eiserne Rhein auch heutzutage eine befahrene Strecke. Von den insgesamt 160,3 km sind lediglich 16,5 km (Roermond–Dalheim) nicht betriebsfähig, und weitere 9 km (Budel–Weert) werden nur selten befahren, sind aber betriebsfähig. Der Rest von 134,8 km ist im täglichen Dauerbetrieb. Zugewachsen sind nur etwa 200 m Strecke bei Dalheim auf deutscher Seite. Immerhin 85 km der Strecke sind doppelgleisig ausgebaut, 55 km sogar elektrifiziert. Diese Daten beziehen sich auf die Strecke Antwerpen–Mönchengladbach. Eine Nutzung im Rahmen der TEN-Planungen der Europäischen Union ist deshalb mit geringem Instandsetzungsaufwand möglich.

Deutschland

ICE-Überführung bei Arsbeck

Im Öffentlichen Schienenpersonennahverkehr verkehrt die Schwalm-Nette-Bahn (RB 39) zwischen Mönchengladbach Hauptbahnhof und Dalheim direkt an der Grenze zu den Niederlanden.

Im Güterverkehr wird in Rheindahlen ein Militäranschluss und bei Arsbeck/Klinkum der Anschluss des Prüfcenters Wegberg-Wildenrath bedient.

Niederlande/Belgien

Auf belgischer und niederländischer Seite wird die Strecke ebenso intensiv genutzt (InterCity- und InterRegioverkehr).

Reaktivierung des grenzüberschreitenden Verkehrs

Neuerdings soll die Strecke über die Grenze bis Roermond wieder in Betrieb genommen werden; denn neben der Betuweroute ist der Eiserne Rhein auf Vorschlag der EU-Kommission als Bestandteil der europäischen Eisenbahnverbindung Lyon / GenuaBaselDuisburgRotterdam / – Antwerpen im Rahmen der Transeuropäischen Verkehrsnetze prioritär eingestuft.

Die Feinstaubrichtlinie der EU scheint neben diversen Richtlinien zum Naturschutz (FFH) und Lärmschutz eindeutig für die Wiederöffnung der historischen Trasse zu sprechen, denn Ziel ist es, den Güterverkehr von den Seehäfen Rotterdam und Antwerpen in den Wirtschaftsraum Rhein-Ruhr zu „optimieren“ und mehr Verkehr von der Straße auf die umweltfreundlichere, sicherere und leistungsfähigere Schiene zu bringen.

Seit dem 15.03.2007 wird der niederländisch-belgische Teil wieder für den Güterverkehr genutzt. Nach der Instandsetzung des Streckenabschnitts Budel – Weert fahren nun bis zu 8 Güterzüge pro Woche zwischen Antwerpen und Duisburg über die Stationen Lier – Herentals – Neerpelt – Weert – Roermond – Venlo – Viersen – Krefeld.

Gericht gibt Belgien Recht

Nachdem sich Belgien und die Niederlande nicht einig werden konnten, ob und wie der Eiserne Rhein reaktviert wird, haben beide Parteien im Juli 2003 das Internationale Schiedsgericht in Den Haag angerufen. Am 24. Mai 2005 hat das Internationale Schiedsgericht das bindende Urteil gesprochen. Demnach gilt der Artikel XII des Trennungsvertrags aus dem Jahr 1839 nach wie vor. Belgien hat das Durchfahrrecht auf der historischen Trasse. Die Kostenverteilung der Reaktivierung ist abhängig vom jeweiligen Streckenabschnitt geregelt worden. Belgien kann die Strecke auf niederländischem Territorium ausbauen. Eventuelle Mehrkosten für individuelle Umweltschutzmaßnahmen, zum Beispiel am Meinweg, müssen unter Umständen geteilt werden. Die Kosten, etwa für den von den Niederlanden gewünschten Tunnel, hat Belgien nicht alleine zu tragen.

Kritik

Dagegen bringen vor allem die Naturschützer erhebliche Bedenken vor wegen des an der Strecke liegenden Naturschutzgebietes De Meinweg im Deutsch-Niederländischen Grenzgebiet. Allerdings ist zu bedenken, dass der Ausflugsverkehr durch PKWs erheblich höhere Umweltbelastungen mit sich bringt als der geplante Schienenverkehr.

Einwohner, die ihre Häuser (wegen billiger Grundstückspreise) sehr nah an die Strecke gebaut haben, organisierten sich in einer Bürgerinitiative , mit dem Ziel die Reaktivierung zu stoppen. Der Verein bekam vom NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke Rückenwind: Zur geplanten Wiederaufnahme der Eisenbahnverbindung AntwerpenDuisburg, für den internationalen Güterverkehr äußerte dieser, dass die historische Strecke nicht mehr zeitgemäß sei. Dem Schutz der Anwohner würde nicht Rechnung getragen, da Wohnhäuser zu nah an die Strecke herangebaut seien. Wittke plädiert daher für eine alternative Trassenführung, die mit höheren Kosten verbunden wäre.[1] Der Verein hatte sich allerdings mit seiner Aufgabe übernommen und wird deshalb (2007) von den Mitgliedern aufgelöst.

Literatur

  • Barthels/Möller/Barthels: Der Eiserne Rhein. 1. Auflage. Mönchengladbach 2005, ISBN 3-9810183-0-3

Vorlage:Navigationsleiste Bahnen und Strecken in der Region Aachen

  1. Bernd Neuhaus: Eiserner Rhein In: Westpol, 22. Januar 2006