Zum Inhalt springen

Wissenschaftlicher Realismus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. Juli 2007 um 10:30 Uhr durch Meffo (Diskussion | Beiträge) (Literatur: Albert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Wissenschaftlicher Realismus wird als eine wissenschaftstheoretische Position von Hilary Putnam und Richard Boyd vertreten sowie vom Kritischen Rationalismus

Darstellung

Der Kritische Realismus, wie er von Kritischen Rationalisten wie Hans Albert oder Alan Musgrave vertreten wird, involviert zwei Hauptthesen:

(1) Ontologie: Es gibt eine vom menschlichen Denken unabhängige, strukturierte Wirklichkeit.

(2) Erkenntnistheorie: Diese Wirklichkeit ist für uns zumindest bis zu einem gewissen Grade erkennbar.


Der Kritische Realismus unterscheidet sich als philosophisch disziplinierte Konzeption vom "naiven Realismus" des praktischen Alltagsmenschen durch die Überprüfung anhand wissenschaftlicher Kritik. Denn die Wirklichkeit ist nicht immer so beschaffen, wie es dem Alltagsdenken zu sein scheint.

Kritik

Der Wissenschaftliche Realist geht davon aus, dass empirische Adäquatheit einer Theorie ein Resultat ihrer Wahrheit und der Referenz ihrer zentralen theoretischen Terme ist. Nun gab es in der Vergangenheit Theorien, die anerkannterweise empirisch adäquat waren, jedoch nach heutigem Erkenntnisstand definitiv falsch waren. Zwei prominente Beispiele sind die sog. Phlogistontheorie der Chemie und der von Fresnel postulierte Äther zur Erklärung optischer Phänomene.

In seinem Artikel Confutation of Convergent Realism, entwickelte Larry Laudan eine einflussreiche Kritik am wissenschaftlichen Realismus. Kernteil seines Artikels ist die sog. Pessimistische Induktion. Diese besteht aus dem Schluss von der Falschheit vergangener wissenschaftlichen Theorien auf die Falschheit heutiger Theorien.

Ein weiterer bedeutender Kritiker ist Bas van Fraassen, der in seinem Buch The scientific image unter anderem das Keine-Wunder-Argument kritisiert. Er ist einer der Hauptvertreter des wissenschaftlichen Antirealismus. Seiner Meinung nach ist empirische Adäquatheit das einzige Kriterium für eine akzeptable Theorie. Diese muss somit nicht wahr sein, da sie im Bereich der von ihr postulierten theoretischen Entitäten völlig falsche Aussagen treffen kann. Außerdem befürwortet van Fraassen einen Pluralismus akzeptabler Theorien.

Richard Boyd räumt ein, dass natürliche Arten relativ auf Konventionen sind. Hilary Putnam hat verschiedene Engführungen eines metaphysischen Realismus kritisiert, darunter die Auffassung, es gebe eine "ready made world" oder ein privilegiertes Begriffsschema oder empirische Evidenz für ein Konvergieren unterschiedlicher wissenschaftlicher Theorien. Gleichwohl ist Putnam immer wissenschaftlicher Realist geblieben.

Literatur

  • Hans Albert: Kritik der reinen Erkenntnislehre. Das Erkenntnisproblem in realistischer Perspektive. Mohr Tübingen 1987, ISBN 3-16-945229-0
  • Alan Musgrave: Alltagswissen, Wissenschaft und Skeptizismus, Mohr Siebeck/UTB, Tübingen 1993, ISBN 3-8252-1740-X
  • Hans Jürgen Wendel: Moderner Relativismus. Zur Kritik antirealistischer Sichtweisen des Erkenntnisproblems, Tübingen 1990
  • Stathis Psillos: Scientific Realism: How Science tracks Truth, New York and London: Routledge 1999
  • Bas van Fraassen: The scientific Image, Oxford 1980 (Kapitel 1 enthält eine Kritik an vielen gängigen Argumenten für den wissenschaftlichen Realismus)