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Samuel Goldwyn

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Samuel Goldwyn (* 17. August 1882, Warschau, Polen; † 31. Januar 1974, Los Angeles, USA) war ein amerikanischer Filmproduzent. Er war beteiligt an der Gründung bekannter Filmstudios wie den United Artists und der Metro-Goldwyn-Mayer. Als unabhängiger Produzent prägte er viele Jahrzehnte Hollywood-Geschichte mit.

Die frühen Jahre

Samuel Goldwyn wurde unter dem Namen Schmuel Gelbfisz als ältestes aber auch dickstes von sechs Kindern im Sommer 1882 in Warschau geboren. Seine Eltern waren chassidische Juden. 15 Jahre später starb der Vater, und Goldwyn verließ, mittellos und gerade 16-jährig, zu Fuß seine Heimat in Richtung England. Dort lebte er bei Verwandten und anglisierte seinen Namen in Samuel Goldfish. Er soll sein Geld als Gehilfe eines Hufschmieds verdient haben.

1898 ging er nach Neuschottland, Kanada, fand dort jedoch keine Arbeit und zog weiter nach New York. Auch dort hatte er keinen beruflichen Erfolg und er ließ sich schließlich in Gloversville, New York, nieder, wo er Arbeit in einer Handschuhfabrik fand. Schon bald zeigte sich, dass er verkäuferisches Talent besaß, und so wurde er ein erfolgreicher Handschuhhändler.

Einstieg ins Filmgeschäft

Etwa im Jahr 1913 plante Goldwyn, begeistert von der rasanten Entwicklung des Kinos, in die Filmindustrie einzusteigen. Er überredete seinen Schwager Jesse L. Lasky, einen Varietémanager, eine Firma zu gründen: Es entstand die Jesse L. Lasky Feature Play Company mit dem Plan, einen „großen“ Film zu drehen. Mit dabei waren Louis B. Mayer, Kinobesitzer aus Saint John, New Brunswick, und der damals völlig unbekannte Cecil B. DeMille als Regisseur. Sie gingen in den Westen der USA und drehten ihren ersten Film, The Squaw Man. „Der Mann der Indianerin“, so der deutsche Titel, wurde ein großer Erfolg und DeMille bewies schon hier sein Talent für eindrucksvolle Massenszenen.

Fortan fungierte DeMille als Regisseur, Lasky als Produzent und Goldwyn (noch unter dem Namen Goldfish) war zuständig für den Vertrieb. Bald kam es zu einer Kooperation mit Adolph Zukor und seiner Firma Famous Players. Es entstand die Firma Famous Players-Lasky, in der Goldwyn mehr als nur „Verkäufer“ sein wollte, es zog ihn in die Produktion und die Unternehmensführung. Doch dadurch kam es zu Differenzen mit seinen Partnern Zukor und Lasky. Er verließ das Unternehmen, dessen größter Star Mary Pickford war und das zur Keimzelle der späteren Paramount Pictures Studios wurde. Sein ursprünglicher Unternehmensanteil von 7.500 US-Dollar war mittlerweile 900.000 US-Dollar wert.

Die MGM entsteht

Mit diesem Startkapital gründete Goldwyn 1916 zusammen mit den Broadway-Produzenten Edgar und Archibald Selwyn die Filmgesellschaft Goldwyn Picture Corporation. Der Name, der aus der Kombination von Goldfish und Selwyn entstand, gefiel Goldwyn so gut, dass er ihn ab Dezember 1918 offiziell und amtlich genehmigt als Familiennamen führte. Das Unternehmen entwickelte sich, doch Goldwyn hatte immer mehr Probleme im Umgang mit Investoren und Partnern, die Arbeit in den großen Studios machte ihn unzufrieden. Markenzeichen seiner Firma wurde „Leo the Lion“. Goldwyn begann 1922 den Rückzug aus dem Unternehmen, andere Quellen sagen, er wurde herausgedrängt. Tatsache ist jedoch, dass seine Anteile von Adolph Zukor’s Famous Players Film Company übernommen wurden. Später stieg Metro in das Unternehmen ein, es entstand die Metro-Goldwyn-Mayer (MGM), und „Leo the Lion“ wurde für Jahrzehnte das unverzichtbare Markenzeichen im Vorspann eines jeden MGM-Films.

Goldwyns Unabhängigkeit

Goldwyn war an dieser Entwicklung nicht mehr beteiligt, er wurde freier Produzent und gründete 1923 die Samuel Goldwyn, Inc., sowie kurz darauf die Samuel Goldwyn Studios am Santa Monica Boulevard in West Hollywood. Er setzte hohe Qualitätsmaßstäbe und behielt gleichzeitig den wirtschaftlichen Erfolg seiner Produktionen im Auge. „Ich musste feststellen, dass ich unglaublich viel Zeit damit verbrachte, meinen Geschäftspartnern meine Pläne zu erklären. Jetzt kann ich mir diese Zeit sparen und alle Energie in die Produktion besserer Filme stecken“, sagte Samuel Goldwyn, als er sein neues Unternehmen begann. Er produzierte mit einem überschaubaren Team nur wenige Topfilme pro Jahr. In den folgenden 35 Jahren prägte er damit die Filmgeschichte in Hollywood entscheidend mit und viele andere Unternehmer, wie David O. Selznick, Walter Wanger und Walt Disney, folgten seinem Beispiel als unabhängige Produzenten.

Er freundete sich mit Charles Chaplin an und produzierte ab August 1925 dessen Filme für United Artists. Zusätzlich entdeckte er neue Talente wie Gary Cooper. Oft arbeitete er mit Billy Wilder als Regisseur, seine Drehbuchautoren hießen Ben Hecht, Sidney Howard oder James Roosevelt. Er produzierte viele sehr erfolgreiche Filme und erhielt Oscar-Nominierungen für Arrowsmith (1931), Dodsworth (1936), Dead End (1937), Wuthering Heights (1939) und The Little Foxes (1941).

Im Jahr 1946 wurde Goldwyn mit dem Irving G. Thalberg Memorial Award ausgezeichnet und erhielt den Oscar für den besten Film: Die besten Jahre unseres Lebens (OT: The Best Years of Our Lives). In den 50er-Jahren produzierte er einige Musicals, unter anderem 1955 Guys and Dolls mit Marlon Brando. 1957 wurde er für sein humanitäres Engagement mit dem Jean Hersholt Humanitarian Award ausgezeichnet. Seinen letzten Film produzierte er 1959 mit den schwarzen Schauspielern Sidney Poitier, Dorothy Dandridge und Sammy Davis jr. sowie der Sängerin Pearl Bailey: Es war die Filmadaption von George Gershwin’s Oper Porgy and Bess, die mit drei Oscars ausgezeichnet wurde.

Danach zog sich Samuel Goldwyn aus dem Filmgeschäft zurück. Er starb 1974 in seinem Haus in Los Angeles und wurde auf dem Forest Lawn Memorial Park Cemetery in Glendale, Kalifornien, bestattet. In Beverly Hills wurde ein Kino nach ihm benannt und auf dem Hollywood Walk of Fame hat er einen Stern an der 1631 Vine Street. Die Samuel Goldwyn Studios wurden in den 80er-Jahren an Warner Bros. verkauft.

Würdigung

Samuel Goldwyn war als harter Geschäftsmann bekannt, dessen bescheidene Erziehung mit manchmal rüpelhaften Manieren gepaart war. Anlässlich des Todes seines früheren Partners Louis B. Mayer soll er gesagt haben: „Es sind deshalb so viele Leute auf seiner Beerdigung erschienen, weil sie alle sicher sein wollten, dass er wirklich tot ist.“ Obwohl ihm am Ende nur wenige Freunde blieben, gilt er als ein Produzent, der mit hohem Qualitätsanspruch großen Erfolg hatte. Gleichzeitig wurde er verachtet für seinen oft ungeschickten Umgang mit der englischen Sprache, welcher zu vielen Bonmots führte, die ihn zu einem Pionier des Bushism machten.

Literatur

  • Arthur Marx: Goldwyn. A Biography of the Man Behind the Myth. Norton, New York 1976, ISBN 0-393-07497-8