Jerry Goldsmith

Jerrald (Jerry) King Goldsmith (* 10. Februar 1929 in Los Angeles, Kalifornien; † 21. Juli 2004 in Beverly Hills, Los Angeles) war ein bekannter US-amerikanischer Komponist von Filmmusik. Er galt zusammen mit Komponisten wie John Williams und Bernard Herrmann als eine der bestimmenden Figuren der amerikanischen Filmmusik von den späten 1960er Jahren bis heute. Goldsmith, dessen „künstlerisches Potential vor allem [...] durch die Filmbilder angeregt“[1] wurde, war trotz seiner weitgehenden Beschränkung auf die Filmmusik auch vielen Musikfreunden außerhalb der Filmbranche ein Begriff.
Leben
Jerry Goldsmith studierte Piano bei Jacob Gimpel, später Komposition bei Mario Castelnuovo-Tedesco und Filmmusikkomposition bei Miklós Rózsa an der Universität von Südkalifornien. Häufig gab Goldsmith die Musik Miklós Rózsas zu dem Film Ich kämpfe um dich aus dem Jahr 1945 als Auslöser für sein Interesse an Filmmusik (und nach eigenem Bekunden auch für Ingrid Bergman) an.[2].
Bevor Goldsmith mit seiner ersten Oscarnominierung für den Film Freud (1962) an Beachtung gewann, arbeitete er ab 1950 anfangs als Schreibkraft, später als Komponist für Live – Radio- und Fernsehshows bei dem US-amerikanischen Mediennetzwerk CBS.
Vor allem in den 1960er und 1970er Jahren war Goldsmith der Schöpfer von Filmmusiken, die Geschichte machten und die fortgeschrittenen Tendenzen der klassischen Moderne des 20. Jahrhunderts einverleibten (Igor Strawinsky, Béla Bartók, Arnold Schönberg u.a.). So schrieb er für „Freud“ (1962) von John Huston und Planet der Affen (1968) von Franklin J. Schaffner atonale Filmscores. Für Schaffner schrieb er weitere wichtige und z.T. stilistisch innovative Partituren, z. B. Patton – Rebell in Uniform (1970) mit dem berühmten Marsch, Papillon (1973), Inseln im Strom (1977) und The Boys from Brazil (1978). Weitere Scores aus der Feder Goldsmiths sind Das Omen (1976, Oscar), Alien (1979), „Star Trek" (1979), eine seiner populärsten Schöpfungen, Chinatown (1974), Der Wind und der Löwe (1975), 100 Gewehre (1969), Poltergeist (1982), Under Fire (1983), Basic Instinct (1992), L.A. Confidential (1997), Das Russland-Haus (1990) und Hollow Man – Unsichtbare Gefahr (1999), um nur einige aus den über 150 Filmmusiken zu nennen. Jerry Goldsmith war auch der Komponist der bekannten Titelmusik aus den Waltons, sowie von jener aus Solo für O.N.C.E.L. und war ebenfalls in vier Episoden der Twilight Zone zu hören.
Seit 1987 dirigierte Jerry Goldsmith Konzerte, in denen er mit amerikanischen und englischen Sinfonieorchestern Suiten seiner größten Filmmusiken zum Klingen brachte.
Bis zu seinem Krebstod im Juli 2004 lebte Jerry Goldsmith mit seiner zweiten Frau Carol Heather Goldsmith, die als Sängerin für den Song The Piper Dreams an Jerry Goldsmiths Komposition zu Das Omen (1976) beteiligt war, in Beverly Hills (Kalifornien). Sein Sohn Joel Goldsmith (aus erster Ehe mit der Sängerin Sharon Hennigan) ist ebenfalls als Filmmusikkomponist (u. a. Stargate SG-1 und Moon 44) tätig. Seine Tochter Carrie arbeitet augenblicklich an einem Buch über ihren Vater mit dem Titel Deconstructing Dad: The Unfinished Life and Times of Jerry Goldsmith. Insgesamt hinterlässt Goldsmith fünf Kinder, sechs Enkel und einen Urenkel.[3]
Werk
Bis zu seinem Tod hat Jerry Goldsmith über 200 Werke komponiert. Neben Musik für Spielfilme schrieb Jerry Goldsmith auch Themen und teilweise ganze Musiken für Fernsehserien sowie Orchesterwerke.
Charakteristisch für Goldsmith-Musiken ist eine spürbare Wucht mit wilder, ungezähmter Energie. Er liebte unregelmäßige Rhythmen und rohe Orchesterattacken, nutzte aber auch die hohen Streicher, die lyrische Melodien aussangen. Bekannt ist auch sein Einsatz exotischer Perkussion-Instrumente, mit denen er viele seiner Filmmusiken verfeinerte.
1993 initiierte Goldsmith die konzertante Erstaufführung von Alex Norths Originalkomposition zum Stanley-Kubrick-Klassiker 2001: Odyssee im Weltraum. Regisseur Kubrick hatte in der endgültigen Version des Films die sogenannten 'Temporary Tracks' (Musikstücke, die bis zur Fertigstellung der Komposition als – besonders dem Filmschnitt dienliche – Platzhalter verwendet werden) der bereits in großen Teilen auskomponierten North-Musik vorgezogen. So waren im endgültigen Schnitt klassische Musikstücke von Richard Strauss, Aram Khachaturyan, György Ligeti und Johann Strauß zu hören, keine Note jedoch aus der eigens für den Film komponierten Musik von North.
Mit der Einspielung und Veröffentlichung der Originalmusik löste Goldsmith eine Debatte über die Verwendung von präexistenter Musik in Filmen aus, und stellte sich an die Spitze der Gegner von Kubricks Arbeitsweise. Seiner Meinung nach würden Filme vom Erfolg bereits existierender Werke profitieren, diese aber nicht sinnvoll integrieren. Anlässlich der Erstaufführung der Originalkomposition, die er selbst dirigierte, bemerkte er:

„Es zahlt sich nicht aus, Musik in einen Film zu pressen, und 2001 ist meiner Meinung nach durch Kubricks Musikauswahl ruiniert worden. Sie ist ohne Verbindung zum Film geblieben, und die Stücke konnten den Film nicht zeichnen, weil sie kein Teil davon waren.“
Auszeichnungen
Goldsmith erhielt 1977 einen Oscar für seine Komposition zu Das Omen und insgesamt 18 weitere Oscar-Nominierungen:
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Goldsmith wurde weiterhin für neun Golden Globes (Seven Days in May, The Sand Pebbles, Chinatown, Star Trek: Der Film und Alien, Under Fire, Basic Instinct, L.A. Confidential und Mulan), vier BAFTAs und mehrere Grammys nominiert. Für seine TV-Arbeiten QB VII, Babe, Masada und Star Trek: Raumschiff Voyager erhielt er Emmy Awards, für The Red Pony eine Emmy-Award-Nominierung.
Diskografie
Filmmusiken
1957
1959
1961
1962
1963
1964
1965
1966
1967
1968
1970
1969
1971
1972
1973
1974
1975
1976 1977
1978
1979
1980
1981
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1982
1983 1984
1985
1986
1987
1988
1989 1990
1991 1992
1993
1994 1995 1996
1997
1998 1999 2000 2001 2002 2003
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Konzertwerke
- 1969: Christus Apollo – vierteilige Kantate im Zwölftonsystem für Orchester, Chor, Mezzosopran und Erzähler nach gleichnamigem Text von Ray Bradbury, 33'
- 1970: Music for Orchestra – einsätzige Zwölftonmusik für Orchester, 8'
- 1999: Fireworks (A Celebration of Los Angeles) – für Orchester, 9'
Sonstiges
- 2001: Soarin’ Over California – Begleitmusik für eine Disney-Vergnügungspark-Attraktion in Kalifornien.
Literatur
- Tony Thomas: Filmmusik. München 1996 (Heyne), S. 314–328 über Goldsmith
- Royal S. Brown: Overtones and Undertones – reading film music (1994)
- Matthias Büdinger: A Patch of Goldsmith. In: Soundtrack vol. 8, Nr. 69, S. 46-48
Weblinks
Quellen
- ↑ Christoph Jacobs: Kritik zu Christus Apollo auf klassik.com
- ↑ http://www.jerrygoldsmithonline.com/biography.htm
- ↑ BBC News: Hollywood composer Goldsmith dies
Personendaten | |
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NAME | Goldsmith, Jerry |
ALTERNATIVNAMEN | Goldsmith, Jerrald King (eigentlicher Name) |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Filmmusikkomponist und Dirigent |
GEBURTSDATUM | 10. Februar 1929 |
GEBURTSORT | Los Angeles, USA |
STERBEDATUM | 21. Juli 2004 |
STERBEORT | Los Angeles, USA |