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Zetel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Wappen Karte
Deutschlandkarte mit Position Zetels
Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Regierungsbezirk: Weser-Ems
Landkreis: Friesland
Fläche: 81,26 km²
Einwohner: 11.838(31.12.2002)
Bevölkerungsdichte: 146 Einwohner/km²
Höhe: 10 m ü. NN
Postleitzahl: 26340
Vorwahl: 04453 (Zetel und
nördl. Gem'teil),
04452 (Neuenburg und
südl. Gem'teil)
Geografische Lage: 7° 57' 52 n.Br., 53° 24' 8 ö.L.
Kfz-Kennzeichen: FRI
Amtlicher Gemeindeschlüssel: 03455027
Gliederung des Gemeindegebiets: 15 Ortsteile
Adresse der Gemeindeverwaltung: Ohrbült 1
26340 Zetel
Website: www.zetel.de
E-Mail-Adresse: gemeinde@zetel.de
Politik
Bürgermeister: Bernd Pauluschke (SPD)

Zetel ist eine Gemeinde im niedersächsischen Landkreis Friesland, in der zur Zeit etwa 12.000 Menschen leben. Zusammen mit der Nachbargemeinde Bockhorn bildet sie die sogenannte Friesische Wehde.

Geographie

Die Lage

Im Nordosten grenzt die Gemeinde Zetel an den Jadebusen, eine der zahlreichen Nordseebuchten, die durch Sturmfluten während des Mittelalters entstanden sind. Der ältere Teil des Ortes Zetel liegt auf einem Geestrücken, auch Esch genannt, der weiter nach Norden hin ins Marschland mündet. Im Osten und Westen der Gemeinde gibt es größere Waldgebiete. Der südwestliche Teil wird von Mooren dominiert. Nachbargemeinden Zetels sind Bockhorn (Friesland) im Osten, Sande im Norden, Friedeburg im Westen und Uplengen im Süden. Die nächsten größeren Städte sind Wilhelmshaven (ca. 20 km nordöstlich), Oldenburg (ca. 40 km südöstlich) und Emden (ca. 50 km südwestlich).

Die Ortsteile

Die Gemeinde Zetel besteht aus den Ortschaften und Siedlungen Astede, Astederfeld, Bohlenberge, Bohlenbergerfeld, Collstede, Driefel, Ellens, Fuhrenkamp, Neuenburg, Neuenburgerfeld, Ruttel, Ruttelerfeld, Spolsen und Zetel.

Geschichte

Die Ursprünge

Obwohl die erste urkundliche Erwähnung Zetels erst aus dem Jahre 1423 stammt - damals hieß der Ort noch Sethle -, war das Gemeindegebiet bereits lange vorher bewohnt. Die St.-Martins-Kirche, das älteste Gebäude des Ortes, wurde nämlich 1249 fertiggestellt, und bei Arbeiten an der Kirche fand man vor etlichen Jahren Reste einer noch älteren Kapelle. Vermutlich schon vor der Zeitenwende hausten Chauken auf dem Gemeindegebiet.

Die Sturmfluten

Im Gegensatz zu anderen Orten in Küstennähe wurde der Ort Zetel selbst niemals von |Sturmfluten heimgesucht, da er auf einem ca. 15 Meter hohen Geestrücken liegt, so dass die Wassermassen nie weiter als bis zum Ortsrand kamen. Weiter nördlich gelegene Ortsteile wurden aber in unregelmäßigen Abständen verwüstet. Ellens z.B. war im ausgehenden Mittelalter nach heftigen Wassereinbrüchen teilweise eine Insel. Nördlich des Zeteler Eschs erstreckte sich damals das sogenannte Schwarze Brack, ein dauerhaft überschwemmtes Marschgebiet, das erst mit dem Bau des Ellenser Dammes, der sich bis zum Jahr 1615 hinzog, eingedeicht und dem Jadebusen abgetrotzt werden konnte.

Oldenburg gegen Ostfriesland

Motivation für den Bau des Dammes war, dass das zum Oldenburger Land gehörende Jeverland wegen der Wassereinbrüche nur noch mit Schiffen oder über das verfeindete Ostfriesland erreicht werden konnte - angesichts der Tatsache, dass man mit Ostfriesland des öfteren Krieg führte, ein strategischer Nachteil. So fiel 1475 der Sohn des Oldenburger Grafen in die Hände der Ostfriesen und kam erst sechs Jahre später frei, als Zetel an Ostfriesland abgetreten wurde. Erst durch einen Friedensvertrag aus dem Jahre 1517 kam Zetel endgültig zu Oldenburg. Noch heute eckt man gelegentlich an, wenn man Friesland und Ostfriesland nicht auseinanderhalten kann.

Die Neuzeit

Vom Dreißigjährigen Krieg blieb Zetel durch geschicktes Taktieren der Oldenburger Grafen glücklicherweise weitgehend verschont. 1807 geriet der Ort jedoch wiederum in fremde Hände, als Napoleon Norddeutschland besetzte. Danach verlief die weitere Geschichte bis zum Zweiten Weltkrieg relativ ruhig. Im Zuge der Industrialisierung entstand in Zetel und den umliegenden Gemeinden aufgrund des Lehmbodens eine ausgeprägte Klinkerindustrie. Auch siedelten sich viele Webereien und Textilfabriken hier an, die jedoch durch starke Konkurrenz aus Fernost bis in die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts allesamt verschwanden. 1894 erhielt Zetel Anschluß an das Eisenbahnnetz, 1896 auch die damals noch eigenständige Gemeinde Neuenburg. Durch den zunehmenden Individualverkehr sanken nach dem Zweiten Weltkrieg die Fahrgastzahlen, so dass die Strecke Neuenburg - Zetel - Bockhorn - Varel 1954 stillgelegt wurde. Im Zuge der Gebietsreform von 1972 wurden die Gemeinden Zetel und Neuenburg zu einer größeren Gemeinde mit Hauptort Zetel zusammengelegt.

Die Weltkriege

Während der Erste Weltkrieg keine Schäden in Zetel anrichtete, kam es in der Endphase des Zweiten Weltkrieges vermehrt zu Opfern unter der Zivilbevölkerung. Einige Kilometer westlich Zetels befanden sich Flakstellungen, ein Militärflugplatz und Munitionslager. Außerdem stellte das nahe Wilhelmshaven als bedeutender Marinestützpunkt ein wichtiges strategisches Ziel dar. So kam es, dass auch Zetel öfter von Bomben getroffen und etliche Häuser im Gemeindegebiet zerstört und Leben vernichtet wurden.

Kultur & Sehenswürdigkeiten

Neeborger Vereenshuus

Das Vereenshuus ist gewissermaßen das kulturelle Zentrum der Gemeinde. Am Ortsrand Neuenburgs gelegen, dient es als Sitz der Niederdeutschen Bühne Neuenburg, die jährlich mehrere Theaterstücke auf Plattdeutsch aufführt. Zudem finden viele andere Veranstaltungen dort statt, etwa Kabarettabende. Alle zwei Jahre werden zudem von der Niederdeutschen Bühne Freilichtspiele vor dem Neuenburger Schloß veranstaltet.

Neuenburger Schloss

Im Jahre 1462 ließ Graf Gerd zu Oldenburg dieses Schloss als Trutzburg gegen die Ostfriesen erbauen. Nach einem Umbau Ende des 17. Jahrhunderts wurden auf dem schlosseigenen Gestüt die bekannten Oldenburger Pferde gezüchtet. Bis zu seiner Umwidmung zum Dorfgemeinschaftshaus 1965 beherbergte das Schloss unter anderem ein Landgericht, eine Ackerschule und eine Landfrauenschule.

Heute befinden sich im Schloss ein vogelkundliches Museum und eine Schlosskapelle der evangelisch-lutherischen Gemeinde. Auch werden dort oft Trauungen abgehalten.

Neuenburger Urwald

Der Neuenburger Urwald ist der Rest eines großen Waldgebietes in der Friesischen Wehde. Er ist ein Mischwald und steht weitgehend unter Naturschutz, weswegen hier zahllose seltene Tier- und Pflanzenarten aus der Region anzutreffen sind, ebenso teils über 500 Jahre alte Bäume. Zahlreiche Wanderwege laden zu Spaziergängen oder Fahrradtouren durch den Wald ein.

Nordwestdeutsches Schulmuseum

Früher befand sich im Nordwestdeutschen Schulmuseum in Bohlenbergerfeld eine Volksschule, bis diese wie viele andere zugunsten größerer, zentral gelegener Schulen aufgelassen wurde. Seit 1978 besteht nun schon das Museum, dessen Herzstück ein originalgetreuer Klassenraum vom Anfang des 20. Jahrhunderts ist, in dem auf Anfrage Schulstunden wie zu Kaisers Zeiten abgehalten werden. Darüber hinaus gibt es noch eine Dauer- und weitere wechselnde Ausstellungen zur Geschichte der Region zu betrachten.

Rutteler Mühle

Die Rutteler Mühle, ein sogenannter Gallerieholländer wurde 1865 errichtet und ist eine von ganz wenigen Windmühlen in Deutschland, die heute noch kommerziell in Betrieb sind. An die Mühle angeschlossen sind ein kleines Sägewerk sowie ein Ausflugscafé. Zudem gibt es auf dem Hof der Mühle eine Sammlung von Miniaturwindmühlen und eine kurze, nachgebaute Feldbahnstrecke zu bewundern.

St.-Martins-Kirche

Die Zeteler St.-Martins-Kirche ist das älteste Gebäude des Ortes. Sie wurde im Jahre 1249 am Nordrand Zetels errichtet. Wie viele andere Kirchen in Norddeutschlands wurde sie aus großen Sandsteinquadern erbaut, steht inmitten eines Friedhofs auf einer Warft und verfügt über einen separaten Kirchturm. Bei Sturmfluten, die Zetel selbst zum Glück nie erreichten, diente sie der Bevölkerung als Zuflucht. Das Kircheninnere ist sehr schlicht ausgestattet, da die hiesige Region nie allzu wohlhabend war; wirklich sehenswert ist aber der Altar. Neben den obligatorischen Gottesdiensten finden hier gelegentlich Konzerte statt.

Zeteler Markt

Der Zeteler Markt ist der größte Jahrmarkt in Friesland und Umgebung und findet regelmäßig am zweiten Novemberwochende statt. Vor Hunderten Jahren als reiner Viehmarkt gegründet, bereichern inzwischen auch weit über 100 Schausteller das Marktgeschehen. Insgesamt dauert der Markt vier Tage: Nach dem Wochenende findet am Montag ein Familientag mit Feuerwerk statt, und nach der Ruhepause am Dienstag folgt am Mittwoch, an dem alle Zeteler Schüler frei haben, der eigentliche Viehmarkt.

Politik & Wirtschaft

Bürgermeister

Seit etlichen Jahren stellt die SPD den Zeteler Bürgermeister, was unter anderem damit zu erklären ist, dass Zetel als Wohnort vieler Pendler aus Wilhelmshaven über deren übliche Stammklientel verfügt. Zudem ist die ganze Küstenregion mit kleinen Ausnahmen politisch eher "rot" als "schwarz" eingefärbt. Wählergemeinschaften konnten sich hier im Gegensatz zu vielen anderen Kommunen Niedersachsens bislang nicht durchsetzen.

Finanzen

Als eine von ganz wenigen Gemeinden Deutschlands ist Zetel fast schuldenfrei. Durch zahlreiche Zuzüge von Pendlern aus dem nahen Wilhelmshaven in den letzten 20 Jahren sind die Einnahmen aus Steuern und Abgaben trotz relativ hoher Arbeitslosigkeit meist nahezu kostendeckend. Zum 1. Januar 2000 belief sich die Schuldenlast pro Einwohner auf ca. 230 Euro.

Industrie

Während die gesamte Textilindustrie vor über 20 Jahren kaputt ging, konnte sich die vor allem die Klinkerindustrie in Zetel sowie Bockhorn und Varel behaupten. Einer der wichtigsten Arbeitgeber ist das in Schweinebrück ansässige Klinkerwerk der Röben-Gruppe, die dort auch ihren Hauptsitz hat und weltweit tätig ist. Weitere wichtige Arbeitgeber sind drei Speditionen in Zetel, Schweinebrück und Collstede. Insbesondere in den letzten zehn Jahren gab es vermehrt Bemühungen, neue Arbeitsplätze nach Zetel zu holen. Zu diesem Zweck entstanden zwei mittelgroße Gewerbegebiete in Driefel und Collstede.

Tourismus

Insbesondere Neuenburg lebt vom Tourismus. Der staatlich anerkannte Luftkurort bringt es auf viele tausend Übernachtungen pro Jahr. Besucher werden außer durch die nahe Nordsee noch durch die weite Marsch- und Moorlandschaften der Umgebung angelockt. Allerdings ist die Gemeinde Zetel nicht so abhängig von Touristen wie andere Ferienorte direkt an der Küste.

Verkehr

Im Norden der Gemeinde führt die Autobahn 29 von Wilhelmshaven über Oldenburg zum Dreieck Ahlhorner Heide, wo sie in die A1 mündet, und schließt Zetel an das Bundesfernstraßennetz an. Durch Neuenburg verläuft zusätzlich die B 437 von Friedeburg über Varel zum neugebauten Wesertunnel. Busse fahren von Zetel aus an Werktagen nach Varel (annähernd stündlich), Wilhelmshaven und Westerstede. ÖPNV am Wochenende und in Richtung Ostfriesland gibt es nicht.