Esperanto-Musik
Begründung:Es gibt keinen solchen Musikstil. Und die blose Nutzung einer Sprache macht aus verschiedener Musik noch keine eigene Gattung. Man bedenke mal sie Sinnlosigkeit zu behaupten die Kastelruther Spatzen und Rammstein machten Deutsch-Musik. Insofern ist das vorliegende Pamphlet als WP:TF zu betrachten, unterstützt wird diese Vermutung mit Aussagen wie "eine gewisse Bekanntheit" und andere Wieseleien. --Weissbier 07:23, 18. Jul. 2007 (CEST)
Esperanto-Musik umfasst jede Art von Musik zu Texten in der internationalen Plansprache Esperanto. Sie ist ein fester Bestandteil der Esperanto-Kultur und der internationalen Esperanto-Treffen. Die Texte sind zum Teil Übersetzungen, zum Teil Original auf Esperanto geschrieben.
Bedeutung für Sprache und Sprachgemeinschaft
Die Existenz von Esperanto-Musik zeigt die Eignung der Sprache für Kunst und Kultur. Sie ist ein wichtiges Indiz für das Herausbilden einer eigenen Identität der Esperanto-Sprachgemeinschaft. Musik in diesem Umfang stellt zudem ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Plansprachen dar. Das Verfassen von Liedertexten hat - wie bei Gedichten - Einfluss auf die Sprache genommen, da z.B. eine höhere Anzahl von Neologismen benutzt wird. Diese finden dann Eingang in die Alltagssprache. Textfragmente aus Esperanto-Liedern werden ferner bisweilen zu Redewendungen im allgemeinen Sprachgebrauch.
Geschichte
Bereits wenige Jahre nach Veröffentlichung des ersten Esperanto-Lehrbuches 1887 entstanden die ersten Esperanto-Musikstücke. Dabei handelte es sich z.B. um Vertonungen von Zamenhof-Gedichten wie La vojo oder La Espero.[1] Letzteres wurde auf dem ersten Esperanto-Weltkongress 1905 als Hymne der Esperanto-Bewegung angenommen. Am 26. Oktober 1896 wurde in Smolensk zum ersten Mal in einer Messe ein Lied auf Esperanto gesungen. Der Text, abgedruckt in dem Heft Preĝaro por katolikoj (Gebetbuch für Katholiken), stammte von Prälat A. Dambrauskas aus Litauen, die Musik von Franz Liptschinski. [2]
Die Sennacieca Asocio Tutmonda gab 1924 ein "proletarisches Liederbuch" mit Arbeiterliedern auf Esperanto heraus.[3] Raymond Schwartz leitete in Paris drei Kabaretts: Verda Kato (1920 - 1926), Bolanta kaldrono (1936 - 1939) und Tri koboldoj (1944 - 1956), in deren Rahmen sich viele mehr oder weniger amateurhafte Liedermacher präsentierten. Aus dieser Zeit sind nur wenige Tondokumente erhalten, da nur wenig produziert wurde. Seltene Raritäten sind höchstens in Sammlungen zu finden.[4]
Ab den 1960er Jahren spielten Liedermacher eine große Rolle in der Esperanto-Musikszene. Das von Bernard Stollman 1963 in den USA gegründete Label ESP-Disk gab als erstes Werk das Album Ni kantu en Esperanto heraus, welches u.a. das in der Esperanto-Sprachgemeinschaft sehr bekannte Lied La lingvo por ni enthält.[5][6] 1967 erschien die Schallplatte Jen nia mondo der niederländischen Musikgruppe Duo espera. Das Titellied ist eine Übersetzung des Stückes This land is your land von Woody Guthrie. Für das Projekt zeichnete Wouter Pilger verantwortlich.[4]
In den 1970er Jahren erschien eine Masse neuer Esperanto-Künstler, die Vinylplatten oder Kassetten herausgaben. In diese Zeit fällt auch die Gründung der ersten Esperanto-Plattenfirmen wie La Nuova Frontiera (später edistudio, Italien) im Jahr 1977 oder LF-koop in der Schweiz. Die Neuerung der Musikkassette erleichterte den weltweiten Versand, weil sie leichter zu verschicken war als Schallplatten. Die Tradition der Liedermacher setzt sich bis in die heutige Zeit fort.[4]

Auf der Schallplatte Vivu la stel' von Reiner Svensson aus Schweden, erschienen Anfang der 1970er, ist mit dem Lied Sven kaj Siv erstmals Rockmusik auf Esperanto zu hören. [7] Der Durchbruch für die moderne Esperanto-Musik kam jedoch erst 1982 mit der Gründung der Band Amplifiki, deren Mitglieder aus Schweden, Dänemark und Frankreich kamen. Das erste Album Tute ne gravas aus dem Jahr 1986 enthält u.a. das Lied Sola, das von der internationalen Stimmung auf einem Esperanto-Jugendweltkongress (Internacia Junulara Kongreso, IJK) handelt und zu einem Klassiker wurde, der neu heute regelmäßig auf Esperanto-Jugendtreffen gesungen wird. Als sich drei der Musiker während des Esperanto-Jugendweltkongresses 1999 in Ungarn zum ersten Mal seit vielen Jahren zu einem gemeinsamen Konzert zusammenfanden, wurde dies zu einem unvergesslichen Erlebnis. Obwohl der größte Teil des dortigen Publikums Amplifiki nur von alten Kassettenaufnahmen kannte, sangen alle die Texte begeistert mit. Andere Rockbands aus dieser Zeit sind La Mondanoj aus Berlin und die slowakische Band Team' . 1989 gaben letztere das Album Ora Team' auf Esperanto heraus. In ihrer Heimat waren sie zu dieser Zeit auf der Höhe ihres Erfolges: In der Tschechoslowakei gewannen Team' 1989, 1990 und 1991 die Auszeichnung "Goldene Nachtigall". [8] Das Bandmitglied Pavol Habera setzte sich 1991 außerdem noch in der Kategorie "Sänger" u.a. gegen Karel Gott durch. [9] Einige ehemalige Amplifiki-Mitglieder gründeten 1986 Persone. Mit fünf Alben, zwei Sampler-Beiträgen und einem Soloalbum des Gitarristen und Sängers sind sie die erfolgreichste und langlebigste Esperanto-Rockband.[10][11]
Drei weitere Esperanto-Musikgruppen sind seit Ende der 1980er Jahre bis heute tätig: Das Folklore-Ensemble Kajto gab 1989 die erste CD auf Esperanto heraus. Die Liedermacher Ĵomart kaj Nataŝa stammen ursprünglich aus Kasachstan, wohnen jedoch seit vielen Jahren in Schweden. Der Franzose Jean-Marc Leclercq, der unter dem Künstlernamen JoMo mehrere Platten auf Esperanto veröffentlicht hat und auf zahlreichen Esperanto-Treffen auftritt, ersang sich im Jahre 2000 mit einem Konzert in 22 Sprachen einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde. Er spielt mit wechselnden Formationen (Rozmariaj Beboj, Mamutoj, Liberecanoj) sowohl Rock- als auch Weltmusik.
1987, zum 100jährigen Jubiläum der Sprache Esperanto, wurde ein Fachverband für Esperanto-Rockmusik, kurz EUROKKA, gegründet. Seit 1990 existiert die Esperanto-Plattenfirma Vinilkosmo in Donneville bei Toulouse (Frankreich), die schon bald eine zentrale Position bei der Vermarktung moderner Esperanto-Musik einnahm.[12]; die typische Auflage einer Esperanto-CD liegt in der Größenordnung von 1 000 Exemplaren.[13]. Vinilkosmo ist von der Requirierung der Gruppen über die Produktion von CDs bis hin zu deren Vertrieb bei allen Entstehungsphasen von Esperanto-Musik aktiv. Seit 2001 gehört ein eigenes Studio dazu. Die erste Veröffentlichung bestand aus einer Vinyl-Doppel-EP mit je zwei Liedern von Amplifiki und La Rozmariaj Beboj. Wenige Wochen später erschien die 0. Ausgabe der Zeitschrift rok-gazet' , die bis zur 9. Ausgabe im Jahr 2003 die wichtigste Esperanto-Zeitschrift für moderne Esperanto-Musik war und in über 80 Ländern gelesen wurde.[4] Auf Initiative des Label-Chefs Floréal Martorell wurden im Rahmen der Kolekto 2000 ("Sammlung 2000") zwischen 1998 und 2000 zehn verschiedene CDs von zehn verschiedenen Musikgruppen herausgegeben. Für einen Großteil von ihnen war es das erste Esperanto-Album überhaupt.
Discos gab es seit spätestens Mitte der 1980er Jahre auf Esperanto-Jugendtreffen. In den 1990er Jahren bildete sich eine eigene DJ-Szene, u.a. mit DJ Nucki, DJ Nobbi, DJ Jan Schröder und DJ Kunar aus Deutschland, DJ Njokki aus Italien und (seit 2001) DJ Roger Borges aus Brasilien. Inzwischen ist es üblich, als Spezialprogramm 1-2 Stunden nur Esperanto-Musik aufzulegen.[4] Die DJs produzieren auch Remixe von Esperanto-Musikstücken.
Ab den 1990er Jahren läßt sich eine steigende Qualität der Veröffentlichungen beobachten. Vinilkosmo brachte 1995/1996 die beiden Sampler Vinilkosmo-kompil' vol. 1 & 2 heraus, die neben Beiträgen von bereits in der Esperantowelt bekannten Gruppen eine Vielzahl von Neulingen enthielten. Das erste Esperanto-Musical wurde 1997 im Rahmen des Esperanto-Jugendweltkongresses aufgeführt. Es handelt von dem Heiligen Franz von Assisi.[14]
Bands wie Piĉismo aus der Ukraine machten Punk populär und zeigten, dass Esperanto-Musik nicht immer melodisch sein muss. Jan Schröder, DJ Kunar und Eterne Rima schrieben die ersten Hiphop-Texte auf Esperanto. Verschiedene Künstler und DJs bedienten die neuen elektronischen Musikstile wie Techno, Trance, House und Drum ’n’ Bass.[4]
Gegenwart
Im Jahr 2000 gab die internationale Gruppe Esperanto Desperado ihre CD Brokantaĵoj heraus, die Stilrichtungen wie Rock, Ska und Weltmusik in sich vereint; besonders der Titel Ska-virino wurde zum Hit. Krio de Morto (Todesschrei) machen ihrem Namen alle Ehre. Die Musiker aus Posen haben mit ihren düsteren Stücken Metalklänge in die Esperanto-Musikszene gebracht. Der Hamburger Sänger Ralph Glomp brachte Platten mit Übersetzungen deutscher Schlager auf den Markt. Vom Komponisten Lou Harrison ist u.a. eine CD erschienen, die Chorgesang mit Texten auf Esperanto enthält. Es handelt sich hierbei um eine Übersetzung des Herz-Sutras, eines buddhistischen Textes. Zu den erfolgreichsten Gruppen der Gegenwart zählt Dolchamar aus Finnland, die zunächst ab 200 mit Hip-Hop (Ĉu vi pretas?) bekannt wurde und seit 2003 verstärkt elektronischen Rock spielt. Das Keyboard spielte einige Jahre lang Leena Peisa, bis sie Ende 2005 zu der englischsprachigen Hardrock-Formation Lordi wechselte, die den Eurovision Song Contest 2006 gewann. In ihrer Heimat spielen Dolchamar regelmäßig auf Weltmusik-Festivals.
In den wichtigsten Esperanto-Zeitschriften (siehe Esperanto-Literatur) erscheinen regelmäßig Rezensionen über neue Musik-CDs oder Artikel über Bands. Auf Esperantotreffen gehören Auftritte von Esperantomusikern dazu. Auf der Internationalen Woche der Deutschen Esperanto-Jugend 2006/2007 gab es alleine 8 Konzerte.
Kulturelle Veranstaltungen
Da die Esperantosprecher auf über 100 Länder verteilt sind, kann ihre Kultur aus vielen verschiedenen Quellen aus der ganzen Welt schöpfen. Andererseits wirken sich die Entfernungen negativ aus, weil sich die gegenseitige Inspiration der Künstler durch direkte Zusammenarbeit oder beim Erleben des jeweils anderen schwieriger gestaltet. Außerhalb von großen Esperantokongressen findet sich nur sporadisch genug Publikum für ein Konzert.
Dieses Manko wird durch verschiedene Esperantotreffen, bei denen die Kultur im Mittelpunkt steht, beseitigt: Seit 1986 fand acht Mal in Skandinavien das Esperanto-Kulturfestival (Kultura Esperanto-Festivalo, KEF) statt. Für 2008 ist das nächste KEF (diesmal wieder in Dänemark) geplant. Mit dem Esperanto-Kultur- und Kunstfestival ("Kultura kaj Arta Festivalo de Esperanto", KAFE) in Frankreich konnte im Jahr 2000 eine gleichwertige Veranstaltung in Südeuropa organisiert werden. Die Russischen Esperanto-Organisationen können seit 1989 mit ihrem Festival "Esperanto - eine Kunst-Sprache" (Esperanto - Lingvo Arta, EoLA) auf eine eigene Tradition zurückblicken. In Polen wurde mit den Künstlerische Begegnungen auf Esperanto (Artaj Konfrontoj en Esperanto, ArKonEs) ein weiteres Treffen rund um Esperantokultur geschaffen, in der Ukraine mit der Samtenen Saison (Velura Sezono).
All diese Veranstaltungen dienen nicht nur dazu, zahlreiche Konzerte, Theaterstücke und sonstige Präsentationen erleben zu können; sie ermuntern die Teilnehmer auch, selbst aktiv und kreativ zu werden. So ist jeder mal Künstler, mal Publikum. Aus dem Gedanken- und Ideenaustausch der Künstler, der während dieser Treffen stattfindet, und den persönlichen Kontakten, die dort geknüpft werden, sind schon zahlreiche neue kulturelle Projekte hervorgegangen.
Quellen
- ↑ Siehe z. B. La liro de la esperantistoj von Antoni Grabowski, Nürnberg 1893.
- ↑ Ludovikologia Dokumentaro, Band XI, S. 195, eldonejo Ludovikito, Kyoto (Japana) 1993.
- ↑ Proletaria kantaro in der Sammlung für Plansprachen und Esperantomuseum
- ↑ a b c d e f Esperanto-muzik-kulturo. Ĉu mito aŭ realo? kompilis Floréal Martorell helpe de Martin Haase kaj Ĵak Le Puil.
- ↑ ESP-Disk. von Clifford Allen, www.allaboutjazz.com, 04. September 2005.
- ↑ Bernard Stollman: The ESP-Disk story. von Clifford Allen, www.allaboutjazz.com, 21. November 2005.
- ↑ Cours d'Esperanto (Senlime-Verviers) , inkl. MP3-Ausschnitt
- ↑ Team. Statistik über "Goldene Nachtigall" ("Zlatý slavík")
- ↑ Pavol Habera. Statistik über "Goldene Nachtigall" ("Zlatý slavík")
- ↑ Persone-prezento www.bertilow.com
- ↑ Persone-albumoj www.bertilow.com
- ↑ Gunnar Fischer: Esperanto-muziko kaj la Esperanto-movado. In: kune 4/2000.
- ↑ Floréal Martorell: Piratado kaj Sabotado de Esperanto-Muziko. In: TEJO tutmonde 118–120 (2006), S. 22–24.
- ↑ Venu rapide, homoj! - Pier Luigi Cinquantini
Weblinks
- Ein Artikel über Esperanto-Kultur von Gunnar R. Fischer
- Kostenlose Esperanto-Musik - über 200 Lieder im MP3-Format
- Vinilkosmo, Plattenfirma mit Esperanto-Musik (Esperanto, Englisch, Französisch)
- Ein Wiki mit Esperanto-Liedtexten