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Lockende Versuchung

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Film
Titel Lockende Versuchung
Originaltitel Friendly Persuasion
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1956
Länge 138 Minuten
Stab
Regie William Wyler
Drehbuch Michael Wilson, William Wyler, Mary Jessamyn West
Produktion William Wyler
Musik Dimitri Tiomkin
Kamera Ellsworth Fredricks
Schnitt Edward A. Biery et al.
Besetzung

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Lockende Versuchung, ein Farbfilm von William Wyler nach dem Roman „The Friendly Persuasion“ [1] von Mary Jessamyn West, spielt 1863 in Indiana (USA) [2] und handelt davon, wie die pazifistischen Grundsätze der Quäkerfamilie Birdwell im Alltag und im Bürgerkrieg auf die Probe gestellt werden. Der Originaltitel „Friendly Persuasion“ (freundliche Überredung [3]) trifft den Inhalt besser als der reißerische Titel des deutschen Verleihs. Der Film lässt sich schwer einem Genre zuordnen (weder Western noch Kriegsfilm), er ist über weite Strecken, trotz seines dramatischen Verlaufs gegen Ende, eine Komödie, denn Wyler schildert auf eine heitere Art das Dilemma der Pazifisten, in einer gewalttätigen Welt sich und andere Geschöpfe zu schützen, ohne selbst gewalttätig zu werden. Das humoristische Element entsteht durch pragmatische Auslegungen pazifistischer Grundsätze.

Handlung

Bereits die erste Einstellung des Films zeigt das pazifistische Dilemma in humoristischer Weise: Die Gans Samantha attackiert den Quäkerjungen Little Jess, der sich wehrt, indem er ihr einen Eimer Wasser über das Federkleid kippt, und sich sogar zu der Drohung versteigt, sie umzubringen. Seine Mutter, Eliza Birdwell, Vorsteherin einer Quäkergemeinde, erinnert ihn an den Grundsatz der Gewaltlosigkeit. Eliza missfällt, dass Jess, ihr Mann, mit seinem methodistischen Freund Sam Jordan Kutschrennen auf dem Weg zum Bethaus veranstaltet und seinem Pferd eine zusätzliche Anstrengung abverlangt, die es freiwillig nicht auf sich genommen hätte. Gewaltlosigkeit gilt auch Tieren gegenüber (soweit die Grundbedürfnisse des Menschen es zulassen).

Der Quäkerjüngling Caleb Cope glaubt, sich einen Kampf wenigstens im Spiel erlauben zu dürfen. Er wirft auf dem Jahrmarkt seinen Gegner zu Boden. Als der Unterlegene vortäuscht, Schmerzen zu leiden, verzichtet Caleb auf den Sieg und zieht sich den Ärger derjenigen zu, die auf ihn gewettet haben. Sie schlagen ihn, wissend, dass ein Quäker nicht zurückschlagen darf. Jess Birdwell findet eine pragmatische Lösung: Er umklammert den Angreifer und steckt ihn zur Abkühlung, so als wäre es eine Wohltat, kopfüber in ein Wasserfass. Auch Eliza, die Gemeindevorsteherin, scheitert an ihren Grundsätzen: Ein konföderierter Soldat, Angehöriger einer Kavalleriestreife, die tief im Unionsgebiet operiert, will die Gans Samantha fangen. Da greift die fromme Quäkerin zu einem Besen und traktiert den Kavalleristen so lange, bis er auf Samantha verzichtet (im Tausch gegen andere Lebensmittel). Der Südstaatler lässt sich durch die harmlose Attacke überreden. Er reagiert wie ein Gentleman, fast wie ein Quäker. Eliza hingegen leidet unter ihrer Sünde wider die Gewaltlosigkeit. Ihr Mann soll nichts davon erfahren, aber Jess kommt durch die Indiskretion seines Jüngsten dahinter und amüsiert sich.

Jess will sein auf dem Jahrmarkt erworbenes Harmonium behalten. Seine Frau verbietet es ihm als Vorsteherin der Gemeinde, weil Musik ein weltlicher Genuss sei, dem sich ein Quäker nicht hingeben darf. Er setzt sich über ihre Bedenken hinweg. Eliza versucht es mit psychischem Druck: Sie zieht aus dem ehelichen Schlafzimmer in den Stall. Da handelt das Ehepaar einen Kompromiss aus, denn auch Quäker lieben Sex. Das Harmonium bleibt, aber nur auf dem Speicher, und gespielt wird höchstens werktags. Es gibt neben diesen heiteren Szenen des Films auch die bittere Seite.

Die Bürgerwehr Indianas will sich dem konföderierten Kommandounternehmen entgegenstellen. Joshua, der Älteste der Birdwell-Söhne, hat sich ihr angeschlossen, um sein Elternhaus vor Brandschatzung zu bewahren. Eliza und Jess lassen ihren Sohn schweren Herzen ziehen. Am Ufer des Flusses Muscatatuck in der Nähe der Birdwells entwickelt sich ein Gefecht. Joshua sieht den Feind, der in den Fluss reitet, nur über den Gewehrlauf. Er schießt und tötet ihn - das Ende der ´freundlichen Überredung´ und der Beginn der ´lockenden Versuchung´, auf Gewalt mit Gewalt zu antworten. Als Joshuas Pferd reiterlos auf den Hof zurückkehrt, sucht Jess auf dem Schlachtfeld nach seinem Sohn. Er findet ihn verletzt, aber lebend. Unter den Gefallenen ist jedoch Sam Jordan. Dass Jess, mit einem Gewehr bewaffnet, einen wehrlosen Südstaatler verschont, darf nicht als Beweis für seinen religiösen Pazifismus gelten (weil sein Verhalten für jeden seelisch nicht gestörten Menschen normal ist) [4].

Trivia

  • Mary Jessamyn West (1902-1984), die Autorin des Romans und Mitarbeiterin am Drehbuch, war eine Quäkerin aus Indiana
  • Der französische Filmtitel lautet: La Loi du Seigneur (das Gesetz des Herrn)
  • Der Drehbuchautor Michael Wilson (Lawrence von Arabien, Die Brücke am Kwai) stand auf Hollywoods Schwarzer Liste

Auszeichnungen

  • Goldene Palme in Cannes (bester Film)
  • Oscar-Nominierung (bester Film)
  • Oscar-Nominierung für Wyler (Regie)
  • Oscar-Nominierung für Wilson, West und Wyler (Drehbuch)
  • Oscar-Nominierung für Perkins (beste Nebenrolle), seine einzige
  • Oscar-Nominierung für Tiomkin und Webster (Musik)
  • Oscar-Nominierung für Glennan und Sawyer (Ton)
  • Directors Guild of America Nomination für Wyler (Regie)
  • Writers Guild of America Award für Michael Wilson (bestes Drehbuch)
  • National Board of Review Award für McGuire (beste Schauspielerin)
  • Golden Globe Nomination für Cooper (bester Schauspieler)

Kritiken

„Dem gleich mehrfach mit einem Oscar (für Mrs. Miniver, Die besten Jahre unseres Lebens und Ben Hur) gekrönte Regisseur William Wyler, der bereits in der Stummfilm-Ära aktiv war, inszenierte hier mit hochkarätiger Besetzung ein beeindruckendes Zeitbild, das gehobene und atmosphärisch dichte Unterhaltung fernab des Western-Genres bietet, auch wenn ab und zu geritten und geschossen wird.“ - Kölner Stadt-Anzeiger

Fußnoten

  1. Der deutsche Titel der Roman-Übersetzung: Locke sie wie eine Taube (Brunnen-Verlag Gießen)
  2. Die einzige militärische Aktion der Konföderierten nördlich des Ohios (unter dem Kommando des Generals John Hunt Morgan) fand im Juli 1863 statt (nicht 1862, wie in der Film-Rezeption häufig zu lesen)
  3. Persuasion kann auch (nach The Advanced Learner´s Dictionary of Current English) als religiöser Glaube (religious belief) oder Glaubensgemeinschaft (any group or sect holding a particular belief) gelesen werden, dann heißt Friendly Persuasion in etwa Religiöse Gesellschaft der Freunde, also Quäker
  4. Ein Quäker, der den Film hier kritisiert, weist auf diese Tatsache hin: „... the young man (ein Konföderierter) IS UNARMED and the QUAKER HAS THE GUN ... there have been many examples in which an person NOT religiously devoted to pacifism has refused to shoot his enemy“