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Gherardo Bueri

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Gherardo Bueri (* um 1386 in Florenz; † 1449 in Lübeck) war ein Kaufmann und Bankier des 15. Jahrhunderts, der in der Hansestadt Lübeck tätig war.

Die Hansestädte an der Ostsee fanden im Spätmittelalter kaum oder nur schwer ansatzweise und schwierig Anschluss an das Bankenwesen, wie es sich zu gleicher Zeit in Italien bereits entwickelt hatte. Das fast vollständige Fehlen von Banken ist es, was die Person Gherardo Bueris für die Wirtschaftsgeschichte Lübecks und der Hanse heraushebt.

Bueri kam von Flandern nach Lübeck. In Flandern war er bereits am Messeplatz Brügge tätig gewesen, der Stadt mit dem wohl wichtigsten Hansekontor.[1]

Bueri, ein Verwandter der Medici, gründete um das Jahr 1410 gemeinsam mit Ludovico Baglioni aus Perugia in Lübeck eine italienische Bank.[2] Dazu heiratete er die Tochter eines Lübecker Bürgermeisters und erwarb im Jahr 1428 auch das Bürgerrecht der Lübecks.

Die Bank entwickelt sich aufgrund der guten Geschäftsverbindungen in Italien und zum Heiligen Stuhl außergewöhnlich gut. Daneben wurden auch Warengeschäfte getätigt, unter anderem mit Rosenkränzen aus Bernstein. Die Aktivitäten erstreckten sich neben den italienischen Bank- und Handelsplätzen auf Basel und Brügge. Die Bank war damit binnen kurzem für den Handel der Städte von Hamburg über Lübeck bis nach Danzig und deren Kaufleute als Zahlstelle und Kreditgeber von nicht unerheblicher Bedeutung.

Die Bank schloss jedoch nach Bueris Tod 1449 und wurde von Benedict Stefani aus Lucca als Beauftragtem Cosimos von Medici und seiner Banca dei Medici liquidiert. Versuche von Lübecker Bürgern unter Führung von Hinrich Castorp unter eigenem finanziellen Engagement mit Godeman van Buren einen Nachfolger zu installieren, scheiterten mit der Insolvenz van Burens 1472. Danach führten oberdeutsche Kaufleute, wie die aus Nürnberg kommenden Brüder Mulich diese Finanzgeschäfte vom Platz Nürnberg aus fort.[3] Ab 1619 übernahm die Hamburger Bank diese internationale Zahlungs- und Verrechnungsstellenfunktion für die nordostdeutschen Hansestädte.

Literatur

  • Philippe Dollinger: Die Hanse, 2. Auflage Stuttgart 1976 ISBN 3520371022
  • Fouquet, Gerhard: Ein Italiener in Lübeck: der Florentiner Gherardo Bueri (gest. 1449). In: ZVLGA 78, 1998, S. 187-220.
  1. Dollinger, S. 268 ff: Deswegen wurde er auch Gerhard de Wale, also der Welsche genannt.
  2. Baglioni war bereits seit 1402 im Auftrag von Papst Bonifatius IX. als päpstlicher Nuntius für den Transfer in Skandinavien erhobener Kollekten nach Rom zuständig.
  3. Diese Verlagerung der Handels- und Finanzwege auf den Messeplatz Frankfurt und die süddeutschen Städte war nicht zuletzt Folge der politischen Unsicherheit und wirtschaftlichen Rezession in Brügge aufgrund der Rosenkriege und der damit in Zusammenhang stehenden Bankenzusammenbrüche, nicht zuletzt der Banca dei Medici selbst.