Johan Cesar Godeffroy (Kaufmann, 1813)

Johann Cesar Godeffroy (* 1813; † 1885) übernahm beim Tode seines Vaters Johann César Godeffroy (V.) 1845 die 1766 gegründete Firma Joh. Ces. Godeffroy & Sohn, eine Handelsgesellschaft in Hamburg. Er leitete die Firma mit großem Erfolg und baut sie bis 1866 zur größten Reederei Hamburgs aus. Als Folge einer Weltwirtschaftskrise, ging die Firma 1880 bankrott.
Ausweitung des Handels
Der Blick der Seehandels-Gesellschaft fiel beim aufkommenden Welthandel auf die Südsee. Erste Stationen wurden auf Tuamotu, Tahiti und Samoa eingerichtet. Auf Samoas Hauptinsel Upolu wurden 1865 große Gebiete gekauft und erste eigene Plantagen eingerichtet, um in den beginnenden Koprahandel einzusteigen. Godeffroy organisierte Expeditionen ins Landesinnere, bei denen Ureinwohner verschleppt wurden, um diese auf den Plantagen als Zwangsarbeiter einzusetzen.
Es erfolgte eine Ausweitung des Interessengebietes auf andere Gebiete in Ozeanien, Mikronesien und Melanesien. Stationen entstanden auf den Karolinen (Yap), den Tonga-Inseln, Fotuna, Uea und den Neuen Hebriden. Godeffroy beauftragte den aus Wilster stammenden Hamburger Kapitän Alfred Tetens in den 1860er Jahren mit einer Handels-Expedition und stellte ihm dafür das Schiff "VESTA" zur Verfügung. 1869 wurde der erste permanente Sitz des Hamburger Handelshauses Godeffroy unter Leitung von Alfred Tetens auf Yap errichtet. 1873 wurden dann die Marshallinseln mit eingebunden, bis 1875 auch das Bismarck-Archipel und Neupommern.
Kolonialfrage
Reichskanzler Bismarck lehnte zuerst Kolonien als Versorgungsposten ab. 1874 ersuchte der Sultan von Sansibar um deutsche Schutzherrschaft, ohne Erfolg. Im gleichen Jahr wurden durch die Besitznahme der Fidschi-Inseln durch England der dortige deutsche Erwerb enteignet. Auch die Möglichkeit, das Sulu-Archipel und Teile von Borneo zu erwerben, wurden ignoriert. Es wurden aber Freundschaftverträge mit Tonga (1876) und Samoa (1879) geschlossen. Diese sollten aber nur Bunkerstationen für die Dampfschifffahrt sichern. Durch weitere Ansprüche von England bzw. Australien wurde Bismarcks Ansicht einer weltweiten Kolonialpolitik erweitert. 1880 wurde durch die finanziellen Probleme der Handelsgesellschaft eine Entscheidung erforderlich. Ein finanziell unumgänglicher Verkauf der Plantagen auf Samoa sollte vom Deutschem Reich verhindert werden, was Bismarck einbrachte, der Reichstag aber knapp ablehnte. Populistisch waren Kolonien hoch angesehen, wirtschaftlich aber, wie oben gesehen, ein Verlust. Der Deutsche Kolonialverein versuchte mit Flugblättern Stimmung zu machen. Der englisch-portugiesische Kolonialvertrag brachte weltweite Aufregung, die auf Einlenken Englands in einer Kongokonferenz in Berlin beigelegt wurden.
Forschung
Johann Cesar Godeffroy unterstützte gerne Erforscher des Gebietes. Er veröffentlichte die Ergebnisse dieser Entdeckungsreisen in einem eigenen Journal und unterhielt ein Museum über die Südsee. Mit seinem Tod 1885 endete diese Protektion, das Museum wurde aufgelöst.
Nachfolger
Die Südsee-Organisation des Handelshauses wurde weitgehend von der Deutschen Handels- und Plantagengesellschaft der Südseeinseln übernommen. Diese 1880 gegründete Gesellschaft verfolgt nicht nur kommerzielle, sondern auch koloniale Gedanken.
Quellen
- Karlheinz Graudenz: Die deutschen Kolonien. Geschichte der deutschen Schutzgebiete in Wort, Bild und Karte. Dokumentation und Bildmaterial Hanns Michael Schindler. Augsburg: Weltbildverlag, 1995 (7. Aufl.). ISBN 3-89350-701-9.
Literatur
- Birgit Scheps: Das verkaufte Museum. Die Südsee-Unternehmungen des Handelshauses Joh. Ces. Godeffroy & Sohn, Hamburg, und die Sammlungen "Museum Godeffroy". Keltern-Weiler: Goecke & Evers, 2005. Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg; N.F., 40. ISBN 3-937783-11-3.
- Gabriele Hoffmann: Das Haus an der Elbchaussee. Die Godeffroys - Aufstieg und Niedergang einer Dynastie. Verlag Die Hanse im Carlsen Verlag Hamburg. 1998. ISBN 3-551-88465-X.
Personendaten | |
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NAME | Godeffroy, Johann Cesar |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Unternehmer |
GEBURTSDATUM | 1813 |
STERBEDATUM | 1885 |