Sylvia Wanke
Sylvia Wanke (* 10. September 1952 in Bad Mergentheim) ist eine deutsche Bildhauerin, Szenografin und Dozentin am Studiengang Figurentheater der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Sie ist vor allem durch Ausstellungen ihrer Skulpturen (sog. Figurinen) sowie in den letzten Jahren zunehmend für die Gestaltung von Theater- und Opernaufführungen bekannt.
Leben und Werk
Sylvia Wanke wurde 1952 in Bad Mergentheim geboren. Seit der Grundschule erhielt sie Tanzunterricht; der Tanz sollte für sie zu einer wichtigen Inspiration ihrer künstlerischen Arbeit werden.[1] Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte sie von 1971 bis 1977 in Stuttgart Germanistik sowie Bildende Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste; sie besuchte u.a. Kurse zur Bildhauerei bei den Professoren Daudert und Hrdlicka.
Besonders prägend wurde für Sylvia Wanke jedoch die Klasse von Christoff Schellenberger, bei dem sie nicht nur eine solide handwerkliche Grundbildung erhielt, sondern von dem sie auch das besondere Interesse am Puppen- bzw. Figurentheater empfing. Dieses Interesse konnte während eines Studienaufenthaltes bei dem Wiener Puppenspieler Erwin Piplits ausbauen und von 1975 bis 1976 bei einem per DAAD-Stipendium finanzierten einjährigen Studium der Szenografie des Figurentheaters an der Prager Akademie der Musischen Künste vertiefen. Zwischen 1978 und 1982 schloss Wanke ihr Studium mit dem ersten und zweiten Staatsexamen in Kunsterziehung und Deutsch für das Lehramt an Gymnasien ab und leistete Schuldienst als Assessorin.
Seit 1982 verfolgte Wanke den Schuldienst nicht weiter, sondern wirkte als freischaffende Künstlerin; es folgten zahlreiche Ausstellungen in öffentlichen und privaten Museen und Galerien. Wanke erhielt z.B. den Preis des Berufsverbandes Bildender Künstler (BDK) in Baden-Württemberg sowie den Preis der Stadt Neustadt bei Coburg für zeitgenössische Puppenkunst. Seit 1988 teilt sie sich im Stuttgarter Westen ein gemeinsames Atelier mit ihrem Lehrer Christoff Schellenberger. Bekannt wurden ihre beweglichen Objekte, Figurinen und figürlichen Kleinplastiken, die sich oft bewusst über die Grenzen zwischen künstlerischem Spielzeug und spielerischer Kunst hinwegsetzen, was Wanke unter dem neuen Begriff KunstSpielZeug zusammenfasst. Das Spektrum ihrer Arbeiten reicht dabei von künstlerischen Adaptionen traditioneller Spielzeugformen wie Stehaufpüppchen, „Wechselbälgen“ und Kletterpüppchen bis zu solitären Standfiguren (sog. Figurinen), die jedoch oft aus demselben zarten Pappmaché-Schalen gefertigt sind wie die kleinen Püppchen und teils sogar deren Beweglichkeit teilen. Wankes Objekte wurden z.B. vom Landesmuseum Württemberg, dem Museum für Puppentheaterkultur in Bad Kreuznach und dem Nationalmuseum Tokio angekauft.
Seit 1994 hat Sylvia Wanke einen Lehrauftrag der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst im Studiengang Figurentheater inne (2005 folgte ein Gastlehrauftrag an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein bei Halle). Seit 1998 wandte sich die Künstlerin zunehmend Szenografien für Theaterproduktionen zu. Sie übernahm zunächst für und mit Studenten der Schauspielschule Stuttgart, später für freie und professionelle Ensembles die Ausstattung von Sprech-, Tanz- und Musiktheater – von Masken, Kostüme und Requisiten bis zu Bühnenbildern und kompletten szenografischen Umsetzungen. Insbesondere eine Inszenierung von Mozarts Oper Die Zauberflöte (2004) war sehr erfolgreich.[2] Ebenso gestaltete Wanke Fahnen, Wegzeichen, Kostüme für Stelzenläufer und Straßentheater für Stadtfeste und andere Großveranstaltungen.
Wichtigste Ausstellungen
- 1984–1994 Beteiligung an den Landesausstellungen des BDK und VBKW mit Sonderschauen in Moskau, New York, Tokio
- 1988 – Einzelausstellung Galerie Cipolla Lugano/Gandria (Schweiz; auch 1990, 1998)
- 1991 – Einzelausstellung Galerie Wameling-Richon, Baden (Schweiz; auch 1996, 2004)
- 1992 – Einzelausstellung Kunsthaus Schaller, Stuttgart (auch 1998 u.ö.)
- 1994 – Beteiligung an der Ausstellung „Von der Puppe zum Kunstobjekt“ im Museum der deutschen Spielzeugindustrie, Neustadt bei Coburg
- 1995 – Einzelausstellung Galerie desinfarkt, Bern (Schweiz)
- 1995 – Einzelausstellung Kunstverein Schönberg
- 1996 – Einzelausstellung Städtische Galerie am Laien, Ditzingen
- 1997 – Einzelausstellung Galerie Form und Wesen, Ulm
- 1999 – Einzelausstellung Museum Haus Löwenberg, Gengenbach
- 2000 – Beteiligung an einer Ausstellung in der The figurative Gallery M. Hinkle, Los Angeles (USA)
- 2000 – Beteiligung an der Ausstellung „Poesie der Wandlungen – Szenografen der 90er Jahre“ anlässlich des UNIMA-Weltfestivals, Magdeburg
- 2001 – Einzelausstellung Museum Paul Gugelmann, Schönenwerd (Schweiz)
- 2002 – „Werkschau Sylvia Wanke“ in der Städtischen Galerie, Jena
- 2003 – Beteiligung an Ausstellungen in den Nationalmuseen Tokio und Kyoto
- 2003 – Beteiligung an einer Ausstellung im Landesmuseum Württemberg, Stuttgart
- 2005 – Einzelausstellung Galerie Wendelinskapelle, Weil der Stadt
Wichtigste Szenografien
- 1999 – Shakespeares Hexen, Luft- und Erdgeister, Straßentheater in Weimar mit Studenten der Schauspielschule Stuttgart
- 1999 – Peregrina, szenische Anordnung von Skulptur, Schrift und Sprache nach dem Zyklus von Eduard Mörike
- 2000 – Stelzenläufer, Stadtfahnen, Bühne und Kostüme etc. für den Kultursommer Gengenbach
- 2001 – Orpheus und Eurydike, Großfiguren, Kostüme und Ganzkörpermasken für ein Großprojekt; Bürgertheater und Tanztheater Labyrinth, Ludwigsburg
- 2002 – Der kleine Prinz, Hochschulinszenierung nach Saint-Exupéry: Kostüme und Ausstattung; Wilhelmatheater Stuttgart
- 2003 – Der Snob, Komödie von Carl Sternheim; Dunkles Brot und tote Blumen von Henning Mankell: jeweils Bühne und Kostüme; Theater tri-Bühne, Stuttgart
- 2004 – Die Zauberflöte, Oper von Wolfgang Amadeus Mozart: Konzeption, Szenografie und allegorische Figuren; Tourneeproduktion
- 2005 – In 80 Tagen um die Welt, Musical von Phil Willmot nach Jules Verne: Figuren, Kostüme, Objekte, Projektionen; Tourneeproduktion Konzertdirektion Landgraf
- 2005 – Märchen aus dem Koffer, Theaterreise nach Hans Christian Andersen: Bühne und Ausstattung; Theaterhaus Stuttgart
- 2007 – Oskar und die Dame in Rosa von Éric-Emmanuel Schmitt: Bühne und Ausstattung; Tourneeproduktion Konzertdirektion Landgraf
Einzelnachweise
- ↑ Nach Landwehr, KunstSpielZeug (s. Literaturhinweise), S. 96. Auch die weiteren Angaben stützen sich, soweit nicht anders angegeben, auf Landwehrs Buch.
- ↑ Vgl. die Auszüge aus Kritiken unter [1].
Literatur
- Marion Forek-Schmahl: Grenzbereich – The Transition. Puppen und Figuren – Dolls and figurative sculptures. Arachne Verlag, Gelsenkirchen 1996. ISBN 3-932005-01-5. S. 26–27 und 106
- Helmut Landwehr: Sylvia Wanke – KunstSpielZeug. Über die Kunst zu spielen, über das Spiel mit der Kunst, über das Zeug, das Kunst wird und Spiel bleibt. Arachne Verlag, Gelsenkirchen 1998. ISBN 3-932005-07-4
Weblinks
- Homepage von Sylvia Wanke
- Seite bei der Musikhochschule Stuttgart
- Das „Ensemble Sylvia Wanke“
- Bericht über Ausstellung in Weil der Stadt mit Fotos
Personendaten | |
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NAME | Wanke, Sylvia |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Bildhauerin und Szenografin |
GEBURTSDATUM | 10. September 1952 |
GEBURTSORT | Bad Mergentheim |