Zülpich
Vorlage:Infobox Ort in Deutschland Zülpich ist eine Stadt zwischen Aachen und Bonn. Sie gehört zum Kreis Euskirchen. Der lateinische Name ist Tolbiacum.
Geografie
Zülpich liegt in der Zülpich-Jülicher Börde und ist ehemaliges Braunkohlerevier (Braunkohleförderung von 1953 bis 1967). Dies spiegelt sich noch heute in den beiden Baggerseen wieder, dem „Wassersportsee Zülpich“ und dem „Naturschutzsee Füssenich“.
Geschichte
Im 1. Jahrhundert v. Chr. bestand Zülpich vermutlich schon als kleine Siedlung. Um die Zeitenwende wurde Zülpich, das damals noch Tolbiacum heißt, zu einer römischen Kleinstadt (vicus). Durch die Stadt verlaufen zwei wichtige römische Fernstraßen von Reims nach Köln und von Trier nach Xanten.
Im 2. Jahrhundert wurde eine römische Thermenanlage erbaut und im 4. Jahrhundert ein Mauerring um die Kernstadt errichtet. 496 wurden in der Schlacht von Zülpich die Alemannen vom Frankenkönig Chlodwig I. bei Zülpich geschlagen. Nach der Schlacht tritt Chlodwig zum christlichen Glauben über und begründet ein Großreich, auf dem das christlich-mittelalterliche Abendland fußt.

Die Kirche „St. Peter“ findet 848 ihre erste urkundliche Erwähnung. Anfang des 15. Jahrhunderts kam es zur Vollendung der Burg, der Stadtmauer und der Toranlangen in deren heutiger Erscheinung.
1864 erreichte die Bördebahn die Stadt. Am 24. Dezember 1944 wurde Zülpich von den Alliierten bombardiert und große Teile der Kernstadt getroffen, die Kirche „St. Peter“ vollständig zerstört. 1952 erfolgte die Grundsteinlegung der neuen Kirche St. Peter. Von 1953 bis 1967 wurde in Zülpich Braunkohle gefördert. Als willkommene Bereicherung der Landschaft gelten heute die beiden dadurch entstandenen Baggerseen, der Wassersportsee Zülpich und der Naturschutzsee Füssenich-Geich.
Politik
Stadtrat
CDU | SPD | JA | FDP | UWV | GRÜNE | Gesamt | |
2004 | 15 | 10 | 4 | 2 | 2 | 1 | 34 |
Zülpich wurde lange Zeit mit absoluter Mehrheit von der CDU regiert. Seit 2004 hat die CDU lediglich eine relative Mehrheit.
Städtepartnerschaften
Zülpich unterhält Städtepartnerschaften mit Blaye (Frankreich), Kangasala (Finnland),Elst (Gemeinde Overbetuwe) (Niederlande) und Leiwen (Mosel)
Stadtgliederung
inkl. Einwohnerzahlen (Stand 30. Juni 2006)
- Bessenich (475)
- Bürvenich (941)
- Dürscheven (556)
- Enzen (579)
- Eppenich (141)
- Floren ( 4-10 )
- Füssenich (826)
- Geich (873)
- Hoven (1121)
- Juntersdorf (206)
- Langendorf (299)
- Linzenich (355)
- Lövenich (226)
- Lüssem ( )
- Merzenich (148)
- Mülheim (409)
- Wichterich (902)
- Nemmenich (682)
- Niederelvenich (595)
- Oberelvenich (240)
- Rövenich (443)
- Schwerfen (1511)
- Sinzenich (1331)
- Ülpenich (995)
- Weiler in der Ebene (474)
Entwicklung des Stadtgebiets
Einwohnerentwicklung
Kernstadt
(Stand 30. Juni 2006)
- Männlich: 2.787
- Weiblich: 3.002
- Insgesamt: 5.789
Großgemeinde
(Stand 30. Juni 2006)
- Männlich: 9.814
- Weiblich: 10.283
- Insgesamt: 20.097
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Die Kirche „St. Peter“
Sie wurde im Jahre 848 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Im Laufe der Jahre wurde sie verschiedentlich umgebaut und erweitert. Aber auch sie fiel dem Bombenangriff Heiligabend 1944 zum Opfer. Die Grundsteinlegung zum Wiederaufbau erfolgte im Jahre 1953. Besonders erwähnenswert sind die Antwerpener Schreinaltäre, die neugotischen Beichtstühle und natürlich die romanische Krypta, die sich linksseitig vom Altarraum befindet.
- Die Landesburg aus dem 15. Jh.
Die erste Burg an diesem Platz wurde von den Jülicher Pfalzgrafen widerrechtlich errichtet. Vom Erzbischof Friedrich III. von Saarwerden wurde das Jülicher Schloß abgerissen und an dessen Stelle die heutige Burg Mitte des 14.Jhd. erbaut. Im 19. + 20. Jhd. beheimatete die Burg eine Schnapsbrennerei. Z.Zt. wird versucht, die Burg wieder zu neuem Leben zu erwecken.
- Die 4 Stadttore
Das Kölntor wurde im Zuge der Stadtbefestigung Ende des 14. Jhd. als Doppeltor errichtet. 1886 wurde es vergrößert, der Torbogen wurde höher gelegt. Aber der Verkehr nahm immer mehr zu und die an das Tor angebaute Stadtmauer musste durchbrochen werden. Im 2. Weltkrieg wurde das Kölntor mit Panzersperren aus Beton versehen, die heute noch sichtbar sind. Die Kriegsschäden waren auch hier sehr hoch und so wurden die Mauern zwischen 1949 und 1953 ausgebessert. Eine ausgiebige Restaurierung ist der Karnevalsgesellschaft „Blaue Funken“ zu verdanken. Sie richteten in Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Landeskonservator eine Wachstube ein.
Das Bachtor Erbaut wurde es im Jahre 1393, ebenfalls als Doppeltoranlage. Hier wurde das Innentor wegen des zunehmenden Verkehrs um 1900 entfernt. Die Stadtmauer reichte bis an das Tor heran. Später wurde sie, wieder wegen des Verkehrs, durchbrochen.
Das Weiertor wurde Ende des 14.Jhd. als sogenanntes Doppeltor erbaut, d.h. durch das erste Tor gelangte man in einen Hof, um dann durch das 2. Tor in die Stadt gelangen zu können. Damit sollte dem Feind das Eindringen erschwert werden. Beim Bombenangriff wurde das schönste der Zülpicher Tore zu fast 90 % zerstört. Das eigentliche Haupttor steht leider nicht mehr. Nur ein runder Vorderturm „überlebte“ die Kriegsschäden. Der andere Turm wurde im Jahre 1974 wieder aufgebaut.
Das Münstertor Es ist das zuerst erbaute Stadttor und wurde im Jahre 1357 errichtet. Es ist vermutlich deshalb das einzige Tor, welches nicht als Doppel-toranlage geplant und gebaut wurde. Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens, musste die Stadtmauer am Tor entfernt werden. Auch das Münstertor wurde im Krieg sehr zerstört. Die zinnengekrönten Ecktürmchen wurden erst 1976 wieder hergestellt. Wie das Kölntor beheimatet auch das Münstertor eine Karnevalsgesellschaft, die „Prinzengarde“. Problem beim Ausbau zur Wachstube war der Treppenaufgang. Man einigte sich bald auf die Variante einer Stahlkonstruktion neben dem Turm, so wie sie heute sichtbar ist.
- Das Rathaus
Das mittelalterliche alte Rathaus wurde bis auf den Rathausturm zerstört. Die Grundsteinlegung zum neuen Rathaus fand im Jahre 1950 statt, allerdings nicht an der alten Stelle, sondern links neben dem Postgebäude, mittig des Marktplatzes. Die Stadtbediensteten konnten 1952 die Arbeit im neuen Haus aufnehmen. Aber im Laufe der Zeit wurde es zu klein und so wurde das moderne Rathaus 1982 an das bestehende angebaut.
- Der Rathausturm
Ein Wunder, dass der Turm den Bomben des Angriffs am Heiligabend 1944 standgehalten hat. Der spätgotische Turm wurde wahrscheinlich zwischen 1722 u. 1725 errichtet. Jeder Ratsherr musste im Jahre 1726 auf eigene Kosten ein Glasfenster „stiften“, wofür er vom Bürgermeister mit 1/4 Wein „entlohnt“ wurde.
- Die Martinskirche
Die Kirche befand sich im 12. Jhd. an der heutigen Römerallee, nahe dem Friedhof. Der Erzbischof Sigfrid von Westerburg ließ sie abreißen und an der heutigen Stelle 1279 wieder aufbauen. Seit der Säkularisierung im Jahre 1802 wurde sie verschiedendlich genutzt, als Lagerhalle und Wohnstätte. 1952 brannte die Kirche völlig aus. 1997 wurde der Umbau der Kirche in eine Bürgerbegegnungsstätte abgeschlossen.
- Die Stadtmauer
Zülpich hat eine noch fast komplette Stadtmauer, wie es im Rheinland nur noch wenige gibt. Sie umgibt den Stadtkern. Diese mittelalterliche Ringmauer steht zum Teil auf den Resten einer römischen Mauer. Sie wurde im 14. Jhd. zusammen mit den 4 gut erhaltenen Stadttoren, Kölntor, Bachtor, Weiertor und Münstertor errichtet. An der Stadtmauer - am Frankengraben - ist ein Stück der römischen Wasserleitung zu sehen, welche aus der Eifel nach Köln führte.
- Thermen aus dem 2. Jh., gelten als besterhaltene Ruinen nördlich der Alpen, z.Zt. wird dort ein Museum für Badekultur neu erbaut.
Wissenswertes
Nach Zülpich (franz.: Tolbiac) sind in Paris eine Straße sowie eine Brücke benannt Rue de Tolbiac, Pont de Tolbiac.
Literatur
- Dieter Geuenich, Thomas Grünewald, Reinhold Weitz: (Hg.): Chlodwig und die Schlacht bei Zülpich. Geschichte und Mythos 496 -1996. (Begleitbuch zur Ausstellung in Zülpich 30.08. - 26.10.1996), Euskirchen 1996
- Geschichtsverein des Kreises Euskirchen e.V. (Hg.): Nationalsozialismus im Kreis Euskirchen - Die braune Vergangenheit einer Region. Euskirchen 2006, 2 Bände. ISBN 3-935221-72-X