Pinneberg
Vorlage:Infobox Ort in Deutschland
Pinneberg (niederdeutsch Pinnbarg) ist Kreisstadt des gleichnamigen Kreises Pinneberg im Süden Schleswig-Holsteins. Es besteht neben dem Innenstadtbezirk aus den Stadtteilen Quellental, Thesdorf, Eggerstedt, Pinnebergerdorf (heute auch als Pinneberg-Nord bezeichnet) und Waldenau-Datum.
Geografie
Pinneberg liegt nordwestlich Hamburgs und ist etwa 18 Kilometer von der Hamburger Innenstadt entfernt. Im Norden grenzt es an die Gemeinden Prisdorf, Kummerfeld und Borstel-Hohenraden, im Osten an die Gemeinde Rellingen, im Süden an die Gemeinde Halstenbek und die Städte Hamburg (Ortsteil Hamburg-Rissen) und Schenefeld und im Westen an die Gemeinde Appen.
Pinneberg liegt am Zusammenfluss zweier (kleiner) Flüsse, der Pinnau und der Mühlenau.
Geschichte
In Pinneberg entstand wohl um das Jahr 1200 eine erste Burg, die der Landesherr, der Schauenburger Graf Adolf VIII. 1370 eroberte. Urkundlich als Gerichtsort - daher stammt die Straßenbezeichnung Dingstätte - wird Pinneberg erstmalig 1397 genannt. 1472 wurde an Stelle der Burg ein Renaissanceschloss errichtet, das in den Jahren 1627 und 1657 schwer beschädigt und 1720 endgültig abgerissen wurde. Von 1765-1767 wurde als Nachfolgebau dann die Drostei für den Landdrosten Hans von Ahlfeldt errichtet. Dieser Backsteinbau, welchen vermutlich Ernst Georg Sonnin errichtete, ist das bedeutendste Beispiel profaner Barockarchitektur im gesamten Kreis Pinneberg und dient heute als Kreiskulturzentrum.
Nachdem es in der Nähe der Burg zu einer Ansiedlung von Hofbediensteten und Handwerkern gekommen war, die die Bezeichnung Freie Thingstätte Pinneberg trug, entwickelte der Ort sich recht langsam und erhielt erst 1875 die Stadtrechte, obwohl hier schon seit 1640 der Sitz des dänischen Landdrosten und seit 1866 der Sitz des preußischen Landrates war. 1905 kam es zur Eingemeindung von Pinneberger Dorf (heutiger Stadtteil Pinneberg-Nord) und im Jahr 1927 zur Eingemeindung der Gemeinden Thesdorf und Waldenau. Durch den Zustrom von Vertriebenen (überwiegend aus Ostpreußen) 1945 verdoppelte sich Pinnebergs Einwohnerzahl nach dem Zweiten Weltkrieg, im Gegensatz zu vielen anderen Städten Schleswig-Holsteins konnte Pinneberg diese zusätzlichen Einwohner auch dauerhaft halten.
Sehenswürdigkeiten
- Die barocke Drostei (1765–1767)
- Dieser Bau des norddeutschen Barock ist das bedeutendste Baudenkmal der Stadt Pinneberg. Er steht im Ortszentrum an der Dingstätte. Im Süden schließt sich der Drosteipark an. Von 1991 an wird die Drostei als Kreiskulturzentrum genutzt.
- Das ehemalige Amtsrichterhaus (1855)
- Das Gebäude an der Dingstätte beherbergt heute das Stadtmuseum Pinneberg.
- Die ehemalige Kreisverwaltung
- Seit 1867 war Pinneberg Sitz der Kreisverwaltung. Während die Landräte in der Drostei wohnten, zog die Verwaltung in das 1893 in das neu erbaute Landratsamt.
- Der Wassserturm (1912)
- Der Wasserturm am Peiner Weg wurde 1912 von der Fa. Wuppermann gebaut. Er war bis 1956 für die Wasserversorgung der Stadt in Funktion. Heute ist er in Privatbesitz.
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Bevölkerung
Einwohnerentwicklung
- 1824 – 900
- 1875 – 3.060
- 1905 – 6.074 Eingemeindung Pinnebergerdorf mit 1.500 Einwohnern
- 1927 – 7.903 Eingemeindung Thesdorf mit 1.313 Einwohnern
- 1939 – 13.494
- 1948 – 24.885
- 1955 – 25.161
- 1970 – 36.002
- 1990 – 37.134
(jeweils zum 31. Dezember)
- 1998 – 39.382
- 1999 – 39.300
- 2000 – 39.423
- 2001 – 39.502
- 2002 – 39.905
- 2003 – 40.244
- 2004 – 41.063
- 2005 – 41.461
Politik
Bürgermeister
- 1876 – 1901: Christoph Kosack,
- 1901 – 1923: Franz Heinsohn,
- 1923 – 1933: Wilhelm Burmeister,
- 1933 – 1937: Heinrich Backhaus, (NSDAP)
- 1937 – 1945: Karl Coors, (NSDAP)
- 1945: Dietmar Petersen, (parteilos)
- 1945 – 1950: Richard Köhn, (SPD)
- 1950 – 1963: Henry Glissmann,
- 1963 – 1989: Hans-Hermann Kath, (parteilos)
- 1990 – 1996: Jan Nevermann, (SPD)
- 1996 – heute: Horst-Werner Nitt, (parteilos)
Wappen
Blasonierung: „In Rot über grünem Dreiberg, darauf ein silberner Wellenbalken, ein silberner, in drei zinnenbewehrten Stockwerken nach oben sich verjüngender, viereckiger Zinnenturm mit offenem Tor, in dem ein goldenes, hochgezogenes Fallgitter sichtbar ist, das Ganze oben beiderseits begleitet von je einem goldenen, sechsstrahligen Stern.“[1]
Der Turm im Wappen repräsentiert die einstige Burganlage und damit die Epoche Pinnebergs als Zentrum der gleichnamigen Grafschaft. Die Ersterwähnung des Ortes "Pinnenberghe" und der Burg erfolgte 1351. Die Burg war zeitweilig Residenz der "Pinneberger Linie" der Schauenburger Grafen, deren Stammlande an der Weser lagen.
Städtepartnerschaften
Städtepartnerschaften bestehen mit der Stadt Rockville (Maryland) (USA), dem Nzega-District (Tansania), mit der deutschen Volksgruppe in Hadersleben (Nordschleswig/Dänemark) und der Stadt Fischhausen (Ostpreußen). Die Partnerschaft mit Rockville war nach dem Zweiten Weltkrieg 1957 die deutschlandweit erste zwischen Besiegten und Siegern.
Kultur, Medien, Sport

Durch seine unmittelbare Nähe zu Hamburg ist Pinneberg kulturell nach Hamburg hin orientiert und eher eine Pendlerstadt. Hervorragend besetzt ist jedoch das jährlich am zweiten Wochenende im August stattfindende Jazzfest (der "SummerJazz"), Mentor dieser Veranstaltung ist Gottfried Böttger. Außerdem finden noch ein Weinfest (Anfang Juli) und das eigentliche Stadtfest (Anfang September) jährlich statt.
Pinneberg verfügt über ein Stadtmuseum[2], das Samlandmuseum und das Deutsche Baumschulmuseum. Das 1994 in Prisdorf gegründete Museum residiert seit 2001 in Pinneberg-Thesdorf, wo es in einer Halle die Geschichte und Technik des Baumschulwesens dokumentiert. Das Museum verfügt über Handgeräte des Baumschulwesens, wie Geräte für Pferdezug und eine große Auswahl an Baumschulmaschinen wie Traktoren, Fräsen oder Rillenscheiben. Geöffnet ist es einmal, im Sommer zweimal, in der Woche.[3].
Kontrovers diskutiert wurden Teile der Pinneberger Architektur: Der so genannte "Bananenbunker", der aufgrund seiner leerstehenden Flächen und seiner knallgelben Farbe einstmals traurige Berühmtheit erlangt hatte und nun durch ein neues Management floriert, das Rathaus sowie die beiden Gymnasien Johannes-Brahms-Schule und die Theodor-Heuss-Schule seien hier nur beispielhaft genannt.
Bzgl. der Sportart Unihockey haben der Deutsche Unihockey Bund (DUB) e.V. mit Sitz in Leipzig und der Unihockey Bund Hamburg e.V. mit Sitz in Hamburg ihre jeweilige Geschäftsstelle in Pinneberg eingerichet.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr




Die Attraktivität von Pinneberg als Wohnort wird hauptsächlich durch seine drei Autobahnanschlüsse an die A23 und die S-Bahnstationen Pinneberg Bahnhof und Thesdorf der Linie S3 hergestellt. Dies führt zu einer schnellen Verbindung nach Hamburg und gleichzeitiger Nähe zu Naherholungsgebieten (z.B. Forst Klövensteen, Holmer Sandberge, Haseldorfer Marsch). Für Berufspendler ist die Verbindung zum Hamburger Hauptbahnhof durch den Nahverkehr der Deutschen Bahn interessant. Regionalzüge verkehren auch nach Itzehoe und in die Landeshauptstadt Kiel. Seit den 70er Jahren ist in Pinneberg die sog. Westumgehung in Planung, welche jedoch bisher nur als Teilstück realisiert wurde. Die endgültige Fertigstellung scheitert nicht zuletzt auch an den fehlenden finanziellen Mitteln der hoch verschuldeten Stadt.
Deutscher Wetterdienst
Pinneberg ist Senderstandort des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Der DWD betreibt hier den Langwellensender DDH47 sowie seit 2006 in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie Deutschlands einzigen NAVTEX-Sender.
Baumschulen
In diesem Wirtschaftszweig gibt es sowohl kleine Familienbetriebe als auch Mittel- und Großbetriebe. Pinneberg ist in diesem Wirtschaftszweig lt. Eigenauskunft unübertroffen in der Welt bei der Anzahl der Züchtung von unterschiedlichen Gehölzarten. Der größte Anteil der Pflanzen (dazu zählen Bäume, Sträucher, Rosen und viele weitere Blühpflanzen) wird außerhalb von Schleswig-Holstein verkauft. Kunden sind unter anderem Baumschulen des In- und Auslandes, Landschaftsgärtner, Gartencenter, Warenhäuser usw. Die Baumschulen im Umkreis von Pinneberg bewirtschaften etwa eine Fläche von 4.170 Hektar, die jedoch seit einigen Jahren stetig abnimmt. Zum einen erlaubt die Nähe zur Metropolregion Hamburg eine profitablere Verwertung der Flächen zu Wohnzwecken, zum anderen werden die Folgen des jahrzehntelangen Gebrauchs von Pflanzen- und Insektengiften zunehmend gravierender. Mehrere Trinkwasserbrunnen im Gebiet der Stadt Pinneberg mussten wegen bedrohlich erhöhter Belastung durch Insektizide und Fungizide bereits in den frühen 1990er Jahren geschlossen werden.
ILO-Werke
Von 1913 bis zur Schließung 1990 waren die ILO-Motorenwerke in Pinneberg ansässig. Das Unternehmen war der größte Produzent von Zweitaktmotoren in Deutschland und war maßgeblich am Aufschwung der Region in den 50er und 60er Jahren beteiligt.
Einzelhandel
Pinneberg besitzt eine Fußgängerzone als Einkaufszentrum und mehrere kleine Einkaufspassagen. Der Einzelhandel wird aber durch die Nähe zur Großstadt Hamburg und Verbrauchermärkte im Umland negativ beeinflusst. Damit sich dieser negative Trend nicht weiter fortsetzt, versucht die GAL-Pinneberg für die Innenstadt ein BID (Business Improvement District) einzurichten. Des Weiteren gibt es immer wieder Pläne, die zentrale Marktfläche teilweise oder ganz zu bebauen. Ein Vorhaben zur Bebauung der Fläche mit einem SB-Warenhaus scheiterte durch einen Bürgerentscheid.
Wohnungsbau
Zurzeit umstritten ist die großzügige Ausweisung von Neubaugebieten zur Wohnbebauung. Die Vogelsiedlung und das Rosenfeld sowie das Gebiet an der Anschlussstelle Süd der A23 bieten viel Angebot für Familien-Eigenheime. Inwieweit die Infrastruktur bei einer Bebauung des Geländes der ehemaligen Eggerstedt-Kaserne Beachtung finden muss und wird, wird von den Parteien unterschiedlich bewertet. Bewohner der neuen Wohngebiete kritisieren derzeit die aus Finanzgründen unterlassene Aufstockung der Plätze im Bereich der Kindergärten und Schulen.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- 1820, 1. Oktober, Ludwig Meyn, † 4. November 1878 , Agrarwissenschaftler, Geologe
- 1881, 9. Dezember, Werner von der Schulenburg, † 29. März 1958 in Neggio, Italien, Schriftsteller, Übersetzer
- 1893, 5. Januar, Gerhard Lütkens, † 17. November 1955, Politiker (SPD), MdB
- 1909, 14. September, Jupp Becker, † 1997, Turn- und Sportleher, Träger des Bundesverdienstkreuzes.
- 1909, 29. September, Bernhard Timm, Generaldirektor der BASF
- 1941, 11. Juli, Heiner Bremer, ehem. Stern-Chefredakteur, ehem. Moderator des RTL-Nachtjournals
- 1965, 19. Februar, Michael Westphal († 20. Juni 1991), Tennisprofi
- 1968, 18. Oktober, Michael Stich Tennisprofi
- 1971, 7. Oktober, Anna Heesch, deutsche Fernsehmoderatorin
- 1973, 20. Mai, Björn 'Beton' Warns alias "Schiffmeister", Musiker (Fettes Brot)
weitere Persönlichkeiten, die in einem engen Zusammenhang mit Pinneberg stehen
- Johannes Brahms, Komponist
- Britt Hagedorn, Fernsehmoderatorin
- Peter Hilffert, Fernsehoderator
- Tim Mälzer, Fernsehkoch
- Erhard Wittek, Schriftsteller
Literatur
- Pinneberg – Historische Streiflichter. Herausgegeben von der VHS-Geschichtswerkstatt. Pinneberg 2003
Quellen
- ↑ Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein
- ↑ http://www.stadtmuseum-pinneberg.de Website des Museums
- ↑ http://www.baumschulmuseum.de/html/herzlich_willkommen_im_baumsch.html Website des Museums