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Schloss Sonnenstein

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Schloss Sonnenstein, 1899
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Schloss Sonnenstein, 1914

Der Sonnenstein in Pirna, Sachsen, ist ein Berg mit ehemaliger Festung und Schloss, heute unter dem Begriff "Schloss Sonnenstein" bekannt. Erstmals 1269 genannt, sicherte er die Wege von Stolpen nach Prag und vom Königstein nach Meißen. Die frühe Burganlage, 1460 zum Schloss umgebaut, 1486 abgebrannt und fünf Jahre später wieder aufgebaut, wurde 1688 unter Kommandant Wolf Caspar von Klengel zur Festung erweitert. Im Siebenjährigen Krieg verfallen und bereits seit 1764 zivil genutzt, wurde die Anlage 1811 zur Anstalt für als heilbar angesehene Geisteskranke mit einem wegen ihres reformpsychatrischen Konzepts guten Rufes. Hausarzt und Direktor dieser Heilanstalt wurde Dr. Ernst Gottlob Pienitz. Doch schon am 14. September 1813 besetzten französische Truppen den Sonnenstein und erzwangen die Evakuierung der 275 Patienten, beschlagnahmten Vorräte und trugen die Dachstühle wegen drohender Brandgefahr ab. Im September 1813 wohnte Kaiser Napoleon zeitweilig im Marienhaus am Markt. Bis zur Kapitulation Dresdens am 11. November verteidigten die Franzosen die Festung. Erst im Februar konnte der Betrieb der Heilanstalt wieder notdürftig aufgenommen werden.

Zwischen 1855 und 1914 wurde die Anstalt durch zahlreiche Neubauten erweitert. 1902 wurde die Anstaltskirche eingeweiht. Von 1922 bis 1939 wurde die staatliche Pflegerschule auf den Sonnenstein verlegt.

1928 wurde Prof. Paul Nitsche zum Direktor der auf über 700 Patienten angewachsenen Heilanstalt Sonnenstein berufen. Mit seinem Antritt begann die systematische Ausgrenzung der chronisch psychisch Kranken. Als Befürworter der „Rassenhygiene“ und Euthanasie setzte er Zwangssterilisationen, fragwürdige „Zwangsheilbehandlungen“ und „Verpflegungssparrationierungen“ gegen „ erbkranke“ Patienten durch. Im Herbst 1939 wurde die Anstalt durch einen Erlass des sächsischen Innenministers geschlossen und als Reservelazarett und Umsiedlerlager eingerichtet.

Berüchtigt wurde die Anlage durch ihre Beteiligung an der Euthanasie im Frühjahr 1940 bei der unter der Leitung des Arztes Horst Schumann in Pirna von Juni 1940 bis August 1941 im Rahmen der Aktion T4 13.720 Patienten sowie mehr als 1.000 KZ-Häftlinge durch Vergasung getötet wurden. Die meisten Opfer stammten aus psychiatrischen Anstalten, Heimen für geistig Behinderte sowie Alters- und Pflegeheimen. In den Zeiten des „Hochbetriebs“ wurden bis zu 100 Menschen pro Arbeitstag vergast. In der Pirnaer Bevölkerung kursierten trotz strengster Geheimhaltung in der Tötungsanstalt Gerüchte über die Krankenmorde. Dass die damalige Bevölkerung darüber schwieg, mag mit passiver Akzeptanz und diffuser Angst vor Sanktionen zusammengehangen haben. Heute erinnert daran eine Gedenkstätte und das Kuratorium Gedenkstätte Sonnenstein e.V.

Nach dem Ende der Krankenmorde 1941 wurden auf dem Gelände des Sonnensteins die "Adolf-Hitler-Schule Gau Sachsen", die Reichsverwaltungsschule und ein Wehrmachtslazarett eingerichtet, welche bis 1945 Bestand hatten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren hier bis 1949 Flüchtlingslager, Quarantänelager für entlassene Wehrmachtsangehörige, Landratsamt und Polizeischule (bis 1954) untergebracht. Von 1954 bis 1991 wurde ein großer Teil des Geländes überwiegend betrieblich vom Strömungsmaschinenwerk zum Bau von Flugzeugturbinen genutzt. 1977 wurde das "Kreisrehabilitationszentrum Pirna" im Schlossbereich eingerichtet. 1991 ging daraus die Werkstatt für Behinderte in Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt hervor.

Stand Juni 2004 findet sich kein Investor zur Sanierung, siehe auch Schloss-Pläne

Siehe auch: Sonnenstein (NS-Tötungsanstalt), Pirna (Geschichte)

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