Dewnja
Dewnja (Девня) | |||
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Basisdaten | |||
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Staat: | ![]() | ||
Oblast: | Warna | ||
Einwohner: | 9464 (14.12.2005) | ||
Koordinaten: | 43° 13′ N, 27° 34′ O | ||
Höhe: | 48 m | ||
Postleitzahl: | 9160 | ||
Telefonvorwahl: | (+359) 0519 | ||
Kfz-Kennzeichen: | B | ||
Verwaltung | |||
Website: | www.devnia.bg |

Dewnja (bulgarisch Девня) ist eine Stadt im Nordosten Bulgariens, 25 westlich von Warna. In der Nähe liegt die Stadt Prowadija - 17 km westlich von Dewnja. In der Oblast Warna ist Dewnja die drittgrößte Stadt nach Warna und Prowadija.
Der alte Name von Dewnja war Dewne (Девне).
Geografie
Die Stadt liegt am Nordostende des Dewnja-Tales, entlang der südlichen Ausläufers des Dobrudscha-Plateaus, am Westufer des Sees Beloslaw, in den die beiden Dewnja und Prowadija fließen. Das Schwarze Meer ist 25 km entfernt.
Die Gegend ist verkarstet. Es gibt 25 Quellen, aus denen insgesamt 3.500 Liter Wasser in der Sekunde fließen, das für die Trinkwaserversorgung von Dewnja und Warna genutzt wird, sowie für die örtliche Industrie.
Eine der größten Quellen, aus der ein großes Becken gespeist wird, ist für Besucher offen. Im Gebiet der Flussmündungen in den See gibt es ausgedehnte Feuchtgebiete, die einst fischreich waren, heute jedoch durch Industrieabfälle verschmutzt sind.
Geschichte
In dieser Gegend gab es ursprünglich eine thrakische Siedlung. Dann gab es eine griechische Stadt unter dem Namen Parthenopolis, sie wurde durch griechische Einwanderer aus Kleinasien hellenisiert, die ihre griechische und orientalische Kultur mitbrachten.
In der Antike hieß die Stadt Marcianopolis (griech. Μαρκιανούπολις; bulg. Марцианопол) und war Hauptstadt der römischen Provinz Moesia inferior. Das römische Marcianopolis wurde vom römischen Kaiser Trajan (89-117 n. Chr.) nach dem zweiten Dakerkrieg (105 - 106 n. Chr.) gegründet und nach seiner älteren Schwester Ulpia Marciana benannt. In römischen Innschriften wird der Name der Stadt auch mit dem Vatersnamen von Trajan ergänzt - Ulpia Marcianopolis. Auch Civitas Marcianopolitanorum war als Name gebräuchlich.
Marcianopolis war ein wichtiges strategisches Zentrum und von 187-193 n. Chr. Teil der römischen Provinz Thrakien - mit dem Hauptort Philippopolis (Plowdiw). Danach gehörte Marcianopolis zur Provinz Moesia inferior.
Hier trafen sich die Straßen von Durostorum (Silistra) an der Donau, dem Schwarzmeerhafen Odessus (Warna; 25 km entfernt), Nicopolis (Nicopolis ad Istrum; 130 km entfernt; nicht zu verwechseln mit dem heutigen Nikopol an völlig anderer Stelle) an der Mündung des Oescus (Iskar) in die Donau und Abrittus (Rasgrad) im Westen.
Der Wohlstand der Stadt unter der Dynastie der Severer endete mit dem Einfall der Goten (248-249 n. Chr.) und der nachfolgenden Invasion der Barbaren aus dem Norden.
- Der erste Einfall der Goten (238 n. Chr.) endete mit der Zerstörung der Stadt .
- Der zweite Einfall der Goten (248 n. Chr.) konnte abgewehrt werden.
Während der Regierungszeit von Kaiser Decius (249 bis 251) fielen die Goten unter ihrem König Kniva erneut in Moesien ein, diesmal mit einer noch größeren Streitmacht. Angelockt wuden sie durch das reiche Land und das Lösegeld, dass ihnen bei ihrem ersten Einfall in Marcianopolis gezahlt wurde.
Unter Kaiser Diokletian wurde Marcianopolis das Zentrum der Provinz Moesia secunda und der Diözese von Thrakien. Im späten 3. und frühen 4. Jahrhundert wurde die Stadt grundlegend umgebaut. Im 4. Jahrhundert wuchs ihre Bedeutung auf Kosten der benachbarten Stadt Odessos (heute: Warna). Die Stadt war ein wichtiger Bischofssitz. Bei Ausgrabungen wurde ein Basilika aus dieser Zeit entdeckt.
Während des Konfliktes des römischen Kaisers Valens mit den Goten (366-369 n. Chr.) war Marcianopolis zeitweise die Hauptstadt des Reiches und die größte Stadt Thrakiens. Claudius II. schlug die Goten wiederholt zurück. Im Jahre 368 und den Folgejahren schlug Valens hier sein Winterquartier auf. Trotz der häufigen Einfälle der Barbaren blieb Marcianopolis ein wichtiges Zentrum. 447 wurde die Stadt von den Hunnen unter Attila angegriffen.
Die Stadt wurde 587 von den Awaren eingenommen. Sie wurde aber wieder von den Römern zurückerobert. Die römische Armee hatte während der Balkanfeldzüge des Maurikios die Slawen hier 594 besiegt und unterhielt ebendort 596 ihr Lager, von wo aus sie gegen die Slawen auf der anderen Seite der Donau operierte. Erst der Einfall der Awaren (614-615 n. Chr.) zerstörte die Stadt endgültig. Sie wurde aber trotzdem noch viel später auf Karten erwähnt, zumal hier eine slawische Siedlung existierte.
Quellen
Die historischen Quellen (altgriechisch, römisch, gotisch, byzantinisch) über Marcianapolis sind verstreut, zeigen aber dass die Stadt ein wichtiges militärisches, administratives und christliches Zentrum war. Einige frühe Heilige kommen aus Marcianapolis. Im Itinerarium Antonini (3. Jahrhundert n. Chr.) ist der Name der Stadt vermerkt, ebenfalls auf der antiken Karte Tabula Peutingeriana (4. Jahrhundert n. Chr.). Die Geschichtsschreiber Dexippos Atheniensis und Ammianus Marcellinus beschrieben Marcianapolis als eine Stadt, die von gezackten Mauern umgeben war und nach der Schwester von Trajan benannt war. Nach Theophanes war Marcianapolis der Hauptort der Provinz Moesia inferior. Zosimos schreibt, dass Marcianapolis die größte Stadt in Thrakien ist. Das Menologium von Basileios II. lokalisiert Marcianapolis ebenfalls in Thrakien. Erwähnung findet die Stadt auch bei Hieroclis Synecdemos und Theophilactus Simocatta.
Prokopios von Caesarea berichtet über die Reparatur der Festungsmauer während der Zeit von Kaiser Justinian I. (527-565 n. Chr.). Der barbarische Überfall auf Marcianapolis wird in der Chronicon Paschale, der Historia Augusta und in der Hieronymi Chronicon beschrieben, ebenso von Dexippos Atheniensis, Zosimos, Jordanes, Theophanes.
In der Notitia dignitatum ist erwähnt, dass die Stadt eine kaiserliche Waffenschmiede hatte.
Die Stadt war Sitz des Metropoliten der Diözese (Bistum) Moesia secunda (325-431) und später der Diözese Haemimontus, die dem Patriarchen von Konstantinopel unterstand. Das Menologium von Basileios II. gibt hagiografische Informationen über Marcianapolis.
Philostorgios berichtet über den Aufenthalt von Kaiser Valens (Regierungszeit 364-378 n. Chr.) in Marcianapolis.
Letztmalig wird Marcianapolis im Jahre 596 bei Theophylaktos Simokates erwähnt, im Zusammenhang mit dem Einfall der Slawen während der Herrschaft von Kaiser Maurikios (582-602 n. Chr.).
Münzen
Seit der Zeit von Kaiser Commodus (Regierungszeit 180 bis 192 n. Chr.) prägte die Stadt auch Münzen. Die Münzen zeigten Abbildungen von Tempeln, einem Triumphbogen, der von 4 Figuren auf einem Podest umgeben ist (Kaiser Macrinus, Regierungszeit 217-218 n. Chr.). Nach der Zerstörung durch die Goten (238 n. Chr.) wurden auf den Münzen drei Stadttore abgebildet (Kaiser Gordian III., Regierungszeit 238-244 n. Chr.). Davon hatte das eine Stadttor drei Bögen, das andere wurde von zwei konischen Türmen mit einem Dach flankiert. Das dritte Stadttor war mit Zinnen versehen. Die Münzen zeigten auch die massiven Festungsmauern aus einer Vogelperspektive. Die Bronzemünzen, die in der Stadt geprägt wurden, trugen griechische Inschriften. Auch der Name der Stadt wurde griechisch geschrieben: MARKIANOΠOΛEITΩN, MARKIANOΠOΛITΩN oder MARKIANOΠOΛIC, da die Amtssprache der Stadt griechisch war.
Mittelalter, Osmanisches Reich, Bulgarisches Königreich
Die Slawen besiedelten den Balkan im 7. Jahrhundert n. Chr. Seit dieser Zeit ist der Name aus den historischen quellen verschwunden. Er wird lediglich noch in kirschlichen Schriftn verwendet (siehe unten - Titularbistum).
Die slawische Siedlung auf dem Gebiet der antiken Stadt Marcianopolis trug den Namen Dewina, vom indogermanischen *dhew-(i)na oder *dhew-eina ("Frühjar, Quelle, Fluss, Strom") in die thrakische Sprache übernommen. Aber auch verwandt mit dem slawischen dewa (Jungfrau). Während des Mittelalters gab es an dieser Stelle eine kleine bulgarische Festung, die möglicherweise im 9. Jahrhundert unter Omurtag gebaut wurde und im 10. oder 11. Jahrhundert nach Norden erweitert wurde.
Nach der Eroberung des Balkans durch das Osmanische Reich wurde die Festung zerstört und aufgegeben. Die Siedlung wurde etwas weiter nach Westen verlegt. In einem Steuerregister von 1573 wird das Dorf Dewne erwähnt. Auch andere Formen des Namens sind von bulgarischen und ausländischen Reisenden aus dem 16. und 17. Jahrhundert belegt, wobei mit dem Namen auch manchmal der Fluss bezeichnet wurde.
Erst 1829 während des Russisch-Türkischen Krieges (1828–1829) wurden die Ruinen von einem russischen Archäologen (Iwan Pawlowitsch Balamber; russ.Иван Павлович Бларамберг; 1772-1831) als die bekannte antike Stadt Marcianapolis wiederentdeckt.
Nach der Befreiung Bulgariens von der osmanischen Fremdherrschaft (Russisch-Türkischer Krieg von 1877–1878) wurde das Dorf bis 1934 Dewne genannt. Danach wurde es mit dem heutigen Namen Dewnja benannt. Der Unterlauf des gleichnamigen Flusses Dewnja war seit der osmanischen Zeit ein Industriezentrum mit vielen Wassermühlen, die das Korn aus der benachbarten Süddobrudscha, der „Kornkammer“ Bulgariens, droschen, in der es keine größeren Flüsse gab.
Jüngere Geschichte
Bis in die 1950er Jahre bestand Dewnja aus drei Dörfern – Dewnja (Девня), Reka Dewnja (Река Девня; dt. Fluss Dewnja) und Markowo (Марково). Dann begann der Bau von Chemiefabriken und am 27. August 1969 wurde Dewnja zur Stadt erklärt. Die Stadtbezirke hießen
- Nanko Nedew (das ehemalige Dorf Dewnja) – heute Stadtbezirk Dewnja1
- Isworite (dt. Quellen; das ehemalige Dorf Reka Dewnja)
- Poweljanowo (das ehemalige Dorf Markowo)
- Chimik (die neugebauten Wohnviertel für die Chemiearbeiter) – heute ist dieser Stadtbezirk fast unbewohnt und verfallen.
Wirtschaft

Dewnja ist Teil des Industriekompexes Warna-Dewnja, von dem 2004 ca. 14% des bulgarischen Exportvolumens stammte. Eine Reihe von Betrieben der Schwerindustrie sind in der Nähe angesiedelt. Die Stadt ist ein Zentrum der chemischen Industrie und deshalb von landesweiter Bedeutung für Bulgarien.
Die vier größten Betriebe in der Stadt sind:
- Agropolichim AG (Агрополихим АД) – Produktion von Salpetersäure, Ammoniak, Mono- und Di-Calciumphosphat, Natrium Tripolyphosphat, Ammoniumnitrat, Superphosphat; 40% der produzierten Düngemittel werden in europäische Länder exportiert; deckt 50% des Bedarfes auf dem bulgarischen Düngemittelmarkt; Teil der Acid & Fertilizers Group (Agropolihim AD)
- Dewnja-Zement AG (Девня-Цимент АД) – Teil der Italcementi group [1]
- Zuckerfabrik (Захарен завод; Transkription: Zaharen zavod) – Produktion von raffiniertem Zucker
- Polimeri AG (Полимери АД) – Produktion von Dichlorethan, Natriumhydroxid ([2])
- Solwej-Sodi AG (Солвей-Соди АД) - Produktion von „leichtem“ und „schwerem“ Soda; die größte Sodafabrik Europas; die Privatisierung (ehemals: Sodi Devnya EAD) war das zweitgrößte Privatisierungsgeschäft in Bulgarien nach dem Ende der sozialistischen Ära 1998; [[3]]
- Wärmekraftwerk Dewnja
Dewnaj ist mit zwei Bahnstationen auch ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt für den Hafen Warna West.
Sehenswürdigkeiten
In der Nähe der Stadt (östlich) liegt die Gegend Pobiti Kamani (Побити камъни; dt. zerschlagene Steine), einem geologischen Phänomen, bei dem auf einer Fläche von 70 km² zahlreiche Steinsäulen stehen, die 5 bis 7 m hoch sind und einen Durchmesser von 0,3 bis 3 m haben.
Eine weiter Sehenswürdigkeit sind die Reste der antiken Stadt Marcianopolis, einschließlich eines Amphitheaters und dem angeschlossenen Mosaik-Museum.
Mosaikenmusem
Das Mosaikenmuseum in Dewnja ist in Bulgarien einmalig. Es zeigt gut erhaltene, farbige römische und frühbyzantinische Mosaiken. Das Museum ist auf den Fundamenten eines ausgegrabenen spätrömischen Gebäudes (Villa Urbana) mit Mosaiken aus dem späten 3. bis frühen 4. Jh. (Regierungszeit von Konstantin dem Große) errichtet. Die freigelegten Mosaike wurden an ihrem Orginalplatz belassen. Einige weitere Mosaike wurden restauriert und auf eine neue Unterlage aufgebracht. Die archäologischen Ausgrabungen begannen 1976, das Museum wurde 1986 eröffnet.
Das spätrömische Gebäude war bereits auf den Fundamenten eines früheren Gebäudes (genauer: eines oder mehrere früherer Gebäude) errichtet - „das Haus des Antiopes“. Diese wurden während der Einfälle der Goten im Jahre 250-251 zerstört. Das spätere römische Gebäude stand nach einigen Umbauten bis Anfang des 7. Jh.
Das römische Gebäude hat mit einer Ausdehnung von 37 × 37 m die Fläche eines ganzen Wohnblocks (Insula) eingenommen. Der Innenhof (Atrium, 11 × 6 m) ist mit Seinplatten gepflastert, mit einem Brunnen in der Mitte (0,67 cm Durchmesser) und ist von drei Seiten mit einer überdachten Galerie (Bogengang (Architektur) ?; auch Peristil oder Kryptoportikus) umgeben. Zum Innenhof hin liegen 21 Räume für Wohn-, Wirtschafts- und Lagerzwecke mit einer Gesamtfläche von 1.400 m². Die wände der ohnräume waren mit farbigen Wandmalereien und und Gipsstukatur bedeckt. Fünf der Räume des Gebäudes und des Portikus haben vielfarbige Bodenmosaiken. Drei dieser Bodenmosaiken sind im Museum an ihrem Originalplatz zu besichtigen, die anderen wurden nach einer Restaurierung auf einen neuen Untergrund aufgebracht.
Die Mosaiken wurden nach den klassischen Techniken Opus tesselatum und Opus vermiculatum aus kleinen Steinchen in 16 verschiedenen Farben aus Marmor, Kalkstein, gebrannten Ton und farbigem Glas gefertigt. Sie stellen vorwiegend Personen und Szenen aus der griechisch-römischen Mythologie, exotische Tiere und Vögel, Vögel und geometrische Figuren dar.
- Opus tesselatum - mit größerer Terrakotta- und Mineralsteinchen, der Tesser (mit Abmessungen über 1 cm²; typisch für Mosaiken mit Ornamentalcharakter
- Opus vermiculatum - vorwiegend bei Figurenkompositionen angewandt; kleinere Steinchen;
- Opus sectile - seltene Technik; mit größeren Platten aus verschiedenfarbigem Marmor oder einem andersartigen Stein mit mannigfaltigen Formen werden zusammengesetzte geometrische Kompositionen gebildet
- Opus signinum
Die beiden Techniken opus tesselatum und opus vermiculatum werden meist kombiniert angewandt.
Mosaike:
- Gorgo/Medusa (griech. „die Schreckliche“) - 8 × 8 m
- Satyr und Antiope - 5,60 × 4,40 m
- Ganymed und der Adler - 5,60 × 13,40 m
- Jahreszeiten - 8,60 × 7,80 m
- Pannonische Voluten
Das Mosaikenmuseum erstreckt sich über zwei Etagen. Es zeigt außer Mosaiken noch Steinplatten mit Inschriften und antike Gefäße und Gegenstände (Vasen, Amphoren, Bronze- und Selbermünzen, Ringe, Schmuck)
Titularbistum
Noch heute gibt es das römisch-katholische Titularbistum Marcianopolis. Es ist ein Erzbistum.