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Österreichische Nordwestbahn

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Streckennetz von ÖNWB (schwarz) und SNDVB (rot). Die im Betrieb der ÖNWB stehenden Lokalbahnen sind mit schmäleren Linien gekennzeichnet.

Die k.k. privilegierte Oesterreichische Nordwestbahn (ÖNWB) war eine private Bahngesellschaft in Österreich.

Geschichte

Auf Vorschlag des Direktors der Nordbahn (Raphael Foges) wurde eine Flügelbahn von Floridsdorf nach Stockerau errichtet. Am 30. Oktober 1838 erhielt die „Kaiser-Ferdinands-Nordbahn“ die Vorkonzession für diese Linie. Am 26. Juli 1841 befuhr ein Zug mit der Lokomotive „Patria“ erstmals die eingleisige Strecke nach Stockerau.

Verschiedene deutsche Wirtschaftskreise planten schon Ende der 1860er Jahre eine direkte Verbindung von Berlin nach Wien über Reichenberg. Österreich wünschte außerdem eine kurze Verbindung von Wien mit den Häfen der Ostsee und Nordsee, die auch Mittelböhmen (Kohlengruben und Zuckerfabriken) erschließen sollte. Dies war damals mit mehreren Frachtbriefen verschiedener Eisenbahngesellschaft möglich, wobei man auch von der StEG unabhängig sein wollte.

Schon 1865 leistete die SNDVB verschiedene Vorarbeiten für dieses Projekt, hatte aber mehrere Konkurrenten, besonders die StEG. 1867 vereinigte sich die SNDVB mit einigen anderen Bewerbern und erhielt am 8. September 1868 die Konzession zum Bau und Betrieb der Strecke Wien–Jungbunzlau sowie mehrerer Flügelbahnen.

Am 26. Juli 1870 wurde die k.k. priv. Oesterreichische Nordwestbahn (ÖNWB) gegründet, um Wien über Stockerau, Hollabrunn, Retz und Znaim mit Jungbunzlau zu verbinden und damit eine zweite Nord-Südverbindung in Böhmen zu erschaffen. Schon im Jahre 1874 war mit der Strecke Wien–Mittelgrund (Tetschen) die Hauptstrecke der Österreichischen Nordwestbahn fertiggestellt.

Viele Abteilungen von ÖNWB und SNDVB wurden später zusammengelegt, eine vollkommene Fusionierung scheiterte aber an den Aktionären der alten Pardubitz-Reichenberger Eisenbahn.

Schon 1895 wollte der Staat die ÖNWB übernehmen, jedoch verzögerte sich dies immer wieder. Erst am 15. Oktober 1909 wurde die ÖNWB verstaatlicht. Fahrzeuge und Strecken wurden von den k.k. österreichischen Staatsbahnen kkStB übernommen.

Das Netz der ÖNWB bestand im wesentlichen aus zwei Teilen: dem Stammnetz (Netz A) mit staatlicher Zinsengarantie und dem Ergänzungsnetz (Netz B), das hauptsächlich die Elbetalbahn betraf.

Österreichische Nordwestbahn
Spurweite:1.435 mm
Stromsystem:Wien–Znojmo: 15 kV, 16,7 Hz ~
Jihlava–Kutná Hora: 25 kV, 50 Hz ~
Kutná Hora–Děčín-Prostřední Žleb: 3 kV =
Streckengeschwindigkeit:120 km/h
0,000 Wien Nordwestbahnhof 166 m ü. A.
Bahnhof
6,458 Wien Jedlersdorf 164 m ü. A.
Haltepunkt / Haltestelle
8,105 Wien Strebersdorf 165 m ü. A.
Haltepunkt / Haltestelle
11,179 Langenzersdorf 169 m ü. A.
Haltepunkt / Haltestelle
12,403 Bisamberg 168 m ü. A.
Bahnhof
15,631 Korneuburg 170 m ü. A.
Haltepunkt / Haltestelle
18,810 Leobendorf-Burg Kreuzenstein 174 m ü. A.
Haltepunkt / Haltestelle
22,465 Spillern 172 m ü. A.
Bahnhof
25,762 Stockerau 173 m ü. A.
Abzweig nach links
Lokalbahn Absdorf – Stockerau (n. Absdorf-Hippersdorf)
Haltepunkt / Haltestelle
30,626 Oberolberndorf 183 m ü. A.
Bahnhof
32,706 Sierndorf 190 m ü. A.
Haltepunkt / Haltestelle
34,915 Höbersdorf 191 m ü. A.
Haltepunkt / Haltestelle
37,435 Schönborn-Mallebern 200 m ü. A.
Bahnhof
41,110 Göllersdorf 204 m ü. A.
Haltepunkt / Haltestelle
45,715 Breitenwaida 216 m ü. A.
Bahnhof
51,421 Hollabrunn 225 m ü. A.
Bahnhof
57,840 Hetzmannsdorf-Wullersdorf 230 m ü. A.
Bahnhof
62,121 Guntersdorf 250 m ü. A.
Haltepunkt / Haltestelle
70,610 Platt 243 m ü. A.
Bahnhof
73,675 Zellerndorf 225 m ü. A.
Bahnhof
81,397 Retz 244 m ü. A.
Abzweig nach links
Lokalbahn Retz–Drosendorf (n. Drosendorf Stadt)
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
85,672 Unterretzbach 238 m ü. A.
Grenze
87,660 Staatsgrenze Tschechien-Österreich
Bahnhof
89,139 Šatov früher Schattau
Thayatalviadukt
Bahnhof
100,1 Znojmo früher Znaim
Abzweig nach rechts
nach Břeclav (Lundenburg)
Bahnhof
- Citonice
Bahnhof
- Olbramkostel
Bahnhof
- Šumná früher Schönwald
Bahnhof
- Grešlové Mýto
Bahnhof
- Blížkovice
Bahnhof
- Vesce
Bahnhof
- Moravské Budějovice
Bahnhof
- Jaroměřice na Rokytnou
Bahnhof
- Šebkovice
Bahnhof
- Kojetice na Moravě
Bahnhof
- Stařeč
Bahnhof
- Hvězdonovice
Abzweig nach links und geradeaus
von Brno (Brünn)
Bahnhof
- Okříšky
Bahnhof
- Číchov
Bahnhof
- Bransouze
Bahnhof
- Dolní Smrčné
Bahnhof
- Přímělkov
Bahnhof
- Bítovčice
Bahnhof
- Luka na Jihlavou
Bahnhof
- Malý Beranov
Abzweig nach rechts und geradeaus
von Vesely nad Luznici
Bahnhof
- Jihlava
Bahnhof
- Střítež u Jihlavy
Bahnhof
- Dobronín
Abzweig nach rechts
nach Polná
Bahnhof
- Kamenná
Bahnhof
- Šlapanov
Bahnhof
- Mírovka
Abzweig nach links und geradeaus
von Brno (Brünn)
Bahnhof
- Havlíčkův Brod
Abzweig nach links
nach Humpolec
Haltepunkt / Haltestelle
- Havlíčkův Brod-Perknov
Bahnhof
- Okrouhlice
Bahnhof
- Horní Pohleď
Bahnhof
- Světlá nad Sázavou
Abzweig nach links
nach Čerčany
Haltepunkt / Haltestelle
- Světlá nad Sázavou zastávka
Bahnhof
- Sázavka
Bahnhof
- Leština u Světlé
Bahnhof
- Nová Ves u Leštiny
Bahnhof
- Vlkaneč
Bahnhof
- Golčův Jeníkov město
Bahnhof
- Golčův Jeníkov
Bahnhof
- Potěhy
Abzweig nach links und geradeaus
von Třemošnice
Bahnhof
- Čáslav
Bahnhof
- Církvice
Bahnhof
- Kutná Hora hl. n.
Abzweig nach links
nach Zruč nad Sázavou
Bahnhof
- Hlízov
Kreuzung geradeaus oben
Bahnstrecke Prag-Česká Třebová (vorm. StEG)
Abzweig nach rechts und geradeaus
von Česká Třebová
Abzweig nach rechts und geradeaus
von Bečváry
Bahnhof
- Kolín
Abzweig nach links
nach Prag
Elbbrücke
Haltepunkt / Haltestelle
- Kolín-Zálabí
Haltepunkt / Haltestelle
- Veltruby
Abzweig nach links und geradeaus
Verbindungsschleife von Hradec Králové
Bahnhof
- Velký Osek
Abzweig nach rechts
nach Hradec Králové
Cidlinabrücke
Haltepunkt / Haltestelle
- Libice nad Cidlinou
Bahnhof
- Poděbrady
Haltepunkt / Haltestelle
- Velké Zboži
Bahnhof
- Nymburk hl. n.
Abzweig nach rechts
nach Mladá Boleslav město
Kreuzung geradeaus unten
Bahnstrecke Poříčany-Mladá Boleslav
Haltepunkt / Haltestelle
- Kamenné Zboži
Haltepunkt / Haltestelle
- Kostomlaty nad Labem
Haltepunkt / Haltestelle
- Stratov
Abzweig nach links und geradeaus
von Milovice
Bahnhof
- Lysá nad Labem
Abzweig nach links
nach Prag
Haltepunkt / Haltestelle
- Lysá nad Labem-Dvorce
Iserbrücke
Haltepunkt / Haltestelle
- Otradovice
Bahnhof
- Stará Boleslav früher Altbunzlau
Haltepunkt / Haltestelle
- Dřísy
Haltepunkt / Haltestelle
- Ovčáry
Abzweig nach rechts und geradeaus
von Kralupy nad Vltavou
Bahnhof
- Všetaty
Abzweig nach rechts
nach Turnov (Turnau-Kralupp-Prager Bahn)
Haltepunkt / Haltestelle
- Malý Ujezd
Abzweig nach links und geradeaus
von Mladá Boleslav (Lokalbahn Melnik-Mscheno)
Bahnhof
- Mělník
Haltepunkt / Haltestelle
- Mělník-Mlazice
Bahnhof
- Liběchov früher Liboch
Bahnhof
- Štětí früher Wegstädtl
Abzweig nach links
Anschlußbahn SEPAP (Papierfabrik Štětí)
Bahnhof
- Hoštka früher Gastorf
Haltepunkt / Haltestelle
- Polepy früher Polep
Haltepunkt / Haltestelle
- Křešice u Litoměřic früher Kreschitz
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
- Litoměřice dolní n. früher Leitmeritz unt. Bf.
Haltepunkt / Haltestelle
- Litoměřice město früher Leitmeritz Stadt
Abzweig nach links
Tunnel (Strecke außer Betrieb)
- Stadttunnel Leitmeritz (aufgelassen)
Abzweig nach rechts und ehemals geradeaus
Kreuzung geradeaus unten
Nordböhmische Transversalbahn
Abzweig nach links und geradeaus
Verbindungsgleis von Žalhostice (Tschalositz)
Bahnhof
- Velké Žernoseky früher Groß Tschernosek
Haltepunkt / Haltestelle
- Libochovany früher Libochowan
Bahnhof
- Sebuzín früher Sebusein
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
- Brná nad Labem früher Birnai
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
- Schreckenstein Hp.
Bahnhof
- Ústí nad Labem-Střekov früher Schreckenstein
Abzweig nach links
nach Ústí nad Labem západ

Elbbrücke
Kreuzung geradeaus oben
Bahnstrecke Dresden-Prag (vorm. StEG)
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
1,6 Aussig Hp.
Abzweig nach rechts und geradeaus
Verbindungsgleis von Prag
Abzweig nach links und geradeaus
Verbindungsgleis von Ústí nad Labem hl. n. (Aussig Hbf.)
Bahnhof
2,2 Ústí nad Labem západ früher Aussig Teplitzer Bf.
Strecke
nach Chomutov (Komotau) (Aussig-Teplitzer Eisenbahn)

Haltepunkt / Haltestelle
- Svádov früher Schwaden
Haltepunkt / Haltestelle
- Valtířov früher Waltirsche
Bahnhof
- Velké Březno früher Großpriesen
Abzweig ehemals nach rechts
nach Verneřice / Úštěk (Lokalbahn Großpriesen-Wernstadt-Auscha)
Haltepunkt / Haltestelle
441,5 Malé Březno nad Labem früher Kleinpriesen
Haltepunkt / Haltestelle
445,7 Těchlovice früher Tichlowitz
Tunnel
- Jungfernsprungtunnel
Bahnhof
- Boletice nad Labem früher Politz
Haltepunkt / Haltestelle
452,8 Křešice u Děčína früher Krischwitz
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
- Křešice u Děčína přívoz
Haltepunkt / Haltestelle
- Děčín-Staré Město früher Altstadt bei Tetschen
Abzweig nach links
nach Děčín hl. n. (Bodenbach)
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
- Děčín vychod früher Tetschen
Abzweig nach links
Anschlußbahn Elbhafen Loubí (früher Schleppbahn Laube)
Tunnel
- Quaderbergtunnel
Elbbrücke
Abzweig nach rechts und geradeaus
458,9 von Prag
Bahnhof
- Děčín-Prostřední Žleb früher Mittelgrund
Strecke
nach Dresden (Dresden-Bodenbacher Eisenbahn)

Eröffnungsdaten der Strecken

Strecke in der heutigen Tschechischen Republik

Bahnhof Ústí n.L.-Střekov, früher Schreckenstein

Die Strecke der ÖNWB in Tschechien verlief über Znaim (Znojmo) – Iglau (Jihlava)Deutschbrod – Kolin – Nymburk – Lysa n. L. – Melnik – Leitmeritz (Litomerice) – Schreckenstein (Ústí n. L.-Střekov) – Tetschen (Děčín) nach Mittelgrund (Prostredni Zleb). Dort schloss die Österreichische Nordwestbahn an die ältere Dresden-Bodenbacher Eisenbahn an. In Nymburk zweigte eine Strecke nach Prag ab.

Die Österreichische Nordwestbahn wurde von vornherein als zweigleisige Eisenbahnlinie geplant, der Abschnitt Nymburk–Mittelgrund wurde allerdings vorerst nur eingleisig auf zweigleisigem Planum errichtet. Während der Abschnitt Schreckenstein–Tetschen schon in den 1920-er Jahren zweigleisig betrieben wurde, blieben einige Streckenteile bis nach 1945 eingleisig.

Zwischen Havlíčkův Brod und Děčín-Prostredni Zleb dient die Österreichische Nordwestbahn heute dem Transitgüterverkehr zwischen Skandinavien und Südosteuropa. Dazu wurde die Trasse in diesem Bereich schon in den 1970-er Jahren elektrifiziert. Als Besonderheit bestehen zwei elektrische Stromsysteme: Zwischen Děčín und Kutna Hora (Kuttenberg) Gleichstrom 3 kV und weiter bis Jihlava Wechselstrom 25 kV 50 Hz. Der nördlich von Děčín liegende Streckenabschnitt Richtung Dresden wurde dagegen erst 1987 elektrifiziert.

Lokomotiven und Wagen

Gegenüberstellung ÖNWB-Reihen und KkStB-Bezeichnung 1909
Ia 201
Ib 401
Ic,d 301
IIa
IIb,c 15
IIIa,b 16
IVa,b 133
Va 35
Vb,c,d,e 151
VI 271
VIIa,b,c,d,e 171
VIII 389
IXa 3.0
IXb 4.0
Xa,b,c,d,e 163
XIa,b 55
XIIa,b,c 102
XIII 155
XIVa,b 11
XV 162
XVIb 208
XVIIa,b 460
XVIIc 163
XVIId 360
XVIII 309
XIX 209

Bei der SNDVB bekamen die Lokomotiven entsprechend der Reihenfolge ihrer Beschaffung fortlaufende Nummern und Namen. Auch bei der ÖNWB wurden die Lokomotiven in derselben Art eingereiht. Im Zuge des gemeinsamen Betriebsvertrages wurde 1872 ein gemeinsames Nummern- und Reihenschema eingeführt. Namen wurden nur mehr bis 1874 vergeben. Nur die Maschinen der Reihen IIb und IIc erhielten die Namen der ausgeschiedenen Loks der Reihe IIa.

Im gemeinsamen Schema waren folgende Reihen vorhanden:

Entsprechend den Lieferungen von verschiedenen Lokomotivfabriken wurden die Reihennummern mit zusätzlichen Kleinbuchstaben versehen.

Bei den Nummern waren ursprünglich vorgesehen:

Die Nummern ab 200 waren für zukünftige Dreikuppler, die Nummern über 400 für zukünftige Vierkuppler vorgesehen. Die Ct-Reihe X erhielt 500er-Nummern. Die 2C-Personenzugloks bekamen Nummern ab 601, die 2C-Schnellzugloks ab 701.

In Folge wurde aber von diesen Richtlinien vielfach abgewichen. Auch wurde der Kleinbuchstabe a zur Kennzeichnung von Zwillings-, b zu der von Verbundmaschinen verwendet. Bei der Reihe XVI gab es nur Verbundmaschinen, sodass nur die Variante b existierte.

Im Zuge der Verstaatlichung kam der in der Tabelle angeführte Umzeichnungsplan zur Ausführung.

Siehe auch

Literatur

  • Wien Museum: Großer Bahnhof: Wien und die weite Welt. Czernin Verlag, Wien 2006, ISBN 3-7076-0212-5
  • Peter Wegenstein: Die Nordwestbahnstrecke. Verlag Peter Pospischil, Wien 1995
  • Alfred Horn: Die österreichische Nordwestbahn. Bohmann Verlag, Wien 1967