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Haus Rath (Krefeld)

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Haus Rath Anfang der 1990'er Jahre

Haus Rath ist eine mittelalterliche Burganlage im Krefelder Stadtteil Elfrath und das älteste erhaltene profane Gebäude im Stadtgebiet.

Geschichte

Haus Rath besteht aus einer gewachsenen Einrichtung mit einer ehemals befestigten Burganlage auf einem von Wassergräben umringten Hügel (Motte). Die Errichtung der Motte und der ersten Befestigungsanlagen wird auf die Zeit um 1200 datiert. Haus Rath wird das erste mal 1246 in einer Urkunde des Grafen von Geldern als Lehen erwähnt. Zunächst bestand Haus Rath nur aus einem dreigeschossigen Wohnturm mit einer Kantenlänge von 9,30m x 9,30m. Er diente wahrscheinlich als landesherrliche Sperrbefestigung an der „Hohen Straße“, welche zwischen Köln und Geldern eine bedeutende und wichtige Handlesroute war. Lehnsherren waren die Grafen von Moers und später die Erzbischöfe von Köln. Beide hatten ein großes Interesse an der Überwachung des Weges und der Erhebung von Zehnten. Lehensnehmer des „festen Hauses“ waren die „Ritter von Rode“, auch bekannt als „Rohde“, „Rade“ oder „Rathe“ aus welchem später „Rath“ wurde.

Aus dem Jahr 1365 ist ein Lehnsbrief erhalten, welcher die Anlage als Gut „the Rade mit Hues end Vesten“ benennt. In späteren Belehnungen wird Haus Rath als „Burg Rath mit Wäldern, Sümpfen und Zehnten sowie Zubehör im Amt Uerdingen“ aufgeführt.

Als Baumaterial für den Wohnturm diente Basalt sowie Tuff- und Trachytquader aus der Eifel bzw. aus der Umgebung des Drachenfels im Siebengebirge. Dies ist für einen solchermaßen kleinen Rittersitz etwas ungewöhnlich, da die Beziehungen damals üblicherweise nicht besonders weit reichten. Es wird angenommen, dass es eine Verbindung zur weiter östlich gelegenen rechtsrheinischen Kaiserpfalz im heutigen Kaiserswerth bei Düsseldorf gegeben haben muss, da hier ebenfalls gegen 1200 ein Neubau aus dem gleichen Material errichtet wurde.

Mitte des 14. Jahrhunderts wurde am Wohnturm ein Palas angebaut. Teile der westlichen Wand sind heute bis zu einer Höhe von etwa 4,50m erhalten. Daran angesetzt wurden zwei quadratische Türme, welche um 1500 durch die heute noch erhaltenen Rundtürme ersetzt wurden.

Im 15. Jahrhundert wechselte die Burg in den Besitz der Ritter von Hüls.

zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert wurden nördlich und südlich der Hauptburg zwei weitere Flügel angefügt. Sie dienten als Wirtschaftsgebäude.

Im 18. Jahrhundert wurde östlich des Palas ein Anbau hinzugefügt. 1762 benennt eine Urkunde das Lehen als „Haus Rath, samt Graben, Vorhof, Stallung und Brauhaus, Garten und Baumgarten sowie Ackerland“.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde östlich des alten Wohnturms ein weiterer Flügel angesetzt.

Im Jahr 1844 wird Karl-Josef Henoumont als Eigentümer der Burg aufgeführt.

Haus Rath blieb in seiner nun bereits mehr als 800 Jahre andauernden Geschichte von der Zerstörung durch Kriege weitestgehend verschont. Die gesamte Anlage hätte einer ernsthaften militärischen Auseinandersetzung zudem auch kaum standgehalten. Auch wenn die baulichen und architektonischen Gegebenheiten eine typische Burganlage erkennen lassen, so fehlten doch ausreichende Verteidungsanlagen. Außer dem standhaften Wohn- und Wehrturm sowie dem Burggraben, welcher wahrscheinlich später noch nicht einmal mehr Wasser geführt hatte, gab es um die Burg herum in wenigen Metern Abstand zum Burggraben lediglich eine art Landwehr in Form eines kleinen Erdwalles mit einer niedrigen Mauer.

In den 1970'er und 1980'er Jahren wurde Haus Rath unter anderem von einer Wohngemeinschaft bewohnt, welche der autonomen-alternativen Szene zugeordnet werden kann. Diese Veranstalteten jährlich ein Sommerfest auf der Burg, bei welchem sie über ihre Aktivitäten gegen Atomkraft, für die Friedensbewegung und anderen Aktionen aufmerksam machten. Dieses Fest nannte sich „Binka-Fest“ und war vor allem bei den Kindern der Nachbarschaft sehr beliebt, da auch für sie sehr viel geboten wurde. „Binka“ war übrigens der Name des Hofhundes, eine Schäferhündin.

Der Burghügel diente in Wintern mit Schneetagen als Rodelbahn. Dies wurde von den Burgbewohnern gedultet und war bei den Kindern aus der Umgebung sehr beliebt.

Ebenfalls auf dem Burghügel befindet sich der älteste Baum auf Krefelder Stadtgebiet, eine über 800 Jahre alte Eibe.

Haus Rath wurde war bis in die 1970'er Jahre ein bäuerlicher Hof. Noch bis kurz vor der Sanierung 1988 wurden die nördlichen Stallungen in der Vorburg für Rinder genutzt.

Bis Mitte der 1980'er Jahre verfiel die Burg zunehmend. Die Eigentümer konnten die dringend notwendigen Sanierungs- und Erhaltungsmaßnahmen nicht durchführen, da es ihre finanziellen Mittel bei weitem überstieg. Gegen Ende der 1980'er Jahre stand die Burg dann zunächst leer und wurde durch Vandalismus noch weiter in Mitleidenschaft gezogen. Zuletzt konnte die Burg für den symbolischen Wert von 1 DM erworben werden und fand dennoch noch lange keinen Käufer.

Zwischen 1988 und 1991 wurde die gesamte Anlage dann von einem Bauträger mit Landeszuschüssen saniert und in mehrere Wohneinheiten aufgeteilt. Bei der Entkernung wurden durch Dr. Christoph Reichmann vom Museumszentrum Burg Linn zahlreiche archäologische Untersuchungen durchgeführt. Reichmann klärte unter anderem auch den Verlauf der mittelalterlichen Straße, an welcher Haus Rath liegt. Die Eingangs schon erwähnte „Hohe Straße“ verlief nur wenige Meter westlich der heutigen Werner-Voss-Straße.

Haus Rath war unter anderem auch der Namensgeber für die dem Amt Uerdingen zugehörige Honschaft Rath, aus welcher sich der heutige Krefelder Stadtteil Elfrath ableitet. Elfrath war bis nach dem zweiten Weltkrieg nicht mehr als als eine Flurbezeichnung. Der heutige Stadtteil entwickelte sich erst in den 1960'er Jahren.

Kritik

Heute ist die Anlage in Privatbesitz einer Wohneigentümergemeinschaft. In ihrer Substanz wurde die Burg zwar größtenteils erhalten, verlor jedoch letztendlich durch den Ausbau mit modernen und exklusiven Eigentumswohnungen einiges von ihrem ursprünglichen Flair. Doch es war nicht möglich gewesen, die Burg zum Beispiel museal zu erhalten, da die finanziellen Mittel hierzu nicht aufgebracht werden konnten.

Vorlage:Lagewunsch/NRW