Bankraub
Als Bankraub bezeichnet man den Überfall auf ein Kreditinstitut mit dem Ziel, Geld und andere Wertgegenstände zu erbeuten. Obwohl der Begriff "Raub" eigentlich den Einsatz oder die Androhung von Gewalt voraussetzt, wird er umgangssprachlich auch für Bankeinbrüche benutzt.
Rechtliche Einstufung
In Deutschland wird Bankraub je nach Tathergang rechtlich entweder als Raub oder als räuberische Erpressung eingeordnet. Das Strafmaß ist allerdings in beiden Fällen identisch: Die Mindeststrafe beträgt ein Jahr Freiheitsstrafe. Verwendet der Täter eine Waffe, so beträgt die Mindeststrafe fünf Jahre Freiheitsstrafe.
Aufklärungsrate
Entgegen weit verbreitetem Glauben werden nur etwa die Hälfte aller Banküberfälle aufgeklärt. Das insbesondere seitens der Polizei ohne Angabe exakter Zahlen vermittelte Bild des fast immer geklärten Verbrechens dürfte dem Interesse an Abschreckung geschuldet sein (vgl. Handwerk hat goldenen Boden - reale Technik und ein fiktiver Raub in Vabanque).
Folgendes gilt für Banküberfälle:
„Allein mit einem Bild aus einer Überwachungskamera - das gibt auch die Linzer Polizei zu - wurde noch kein einziger Banküberfall geklärt, weil die Täter in der Regel ohnehin maskiert sind. Kameras wirken lediglich abschreckend, erzeugen ein Sicherheitsgefühl und bewirken laut Moechel immerhin, dass sich die Leute besser benehmen als früher‘.“
Geschichte
Zu den bekanntesten Bankräubern gehören die Dalton-Brüder, die Ende des 19. Jahrhunderts nach Jahren mäßigen Erfolgs als Farmarbeiter ihr Talent für Eisenbahnüberfälle entdeckten und am 5. Oktober 1892 im Ort Coffeyville Kriminalgeschichte schrieben, indem sie versuchten, zwei Banken zur gleichen Zeit auszurauben. Dabei kamen drei der vier Brüder ums Leben.
Auch das Paar Bonnie und Clyde (Bonnie Parker und Clyde Barrow) waren bekannte Bankräuber und reisten während der Weltwirtschaftskrise durch den Südwesten der USA. Sie raubten Banken aus und verursachten üblicherweise ein Chaos bei den Überfällen.
Im Jahre 1965 überfiel mit Gisela Werler die erste Frau in Deutschland eine Bank.
Am 4. August 1971 wird in München der erste Banküberfall mit Geiselnahme begangen. Bei dem Schusswechsel mit der Polizei wurden 2 Personen getötet (1 Geisel, 1 Täter).
Als die ältesten Bankräuber Deutschlands gilt die sogenannte "Opa-Bande", drei ältere Herren von 64, 73 und 74 Jahren, die von 1989 bis 2005 bei 14 Banküberfällen mehr als eine Million Euro erbeutet haben. Sie waren jeweils schwer bewaffnet. Sie sind inzwischen vom Landgericht Hagen (Westfalen) verurteilt.
Aktuellen Meldungen zufolge geht der Trend beim Bankraub hin zur Sprengung von Geldautomaten. Am 9. Juni 2005 drangen erstmals Täter in die Bank in Breitenfelde (Kreis Herzogtum Lauenburg) ein, besprühten die Kameras um ungestört arbeiten zu können, leiteten Gas in den Geldautomaten und sprengten ihn in die Luft. (Quelle: Aktenzeichen XY ZDF-Sendung). Diese Art Überfälle wiederholten sich seither mehrmals.
Gegenmaßnahmen
Während man in den deutschsprachigen Ländern seitens der Geldinstitute noch weitgehend von ständig anwesendem Wachpersonal absieht, gehören Sicherheitskräfte in den USA und auch in südlichen europäischen Ländern, zum Teil vor den Banken platziert, zum alltäglichen Erscheinungsbild. Nicht zuletzt auf Druck der Versicherungen haben viele Banken allerdings die Sicherheitsvorkehrungen um Banküberfälle zu vermindern oder zu verhindern, verschärft. So sind inzwischen bei vielen Banken üblich:
- vermehrte und verstärkte sogenannte Alarmpakete, das heißt GPS-Ortungssender und Live-Bilder aus den Geldinstituten in den zuständigen Polizeirevieren.
- digitalisierte Videoanlagen
- reduzierter Bargeldbestand.
- Alarmknöpfe, die für Täter nicht sichtbar sind und heimlich gedrückt werden können
- Bereithalten von Registriergeld.
- präparierte Geldscheine, die sich nach einer gewissen Zeit verfärben und somit kennzeichnen
- Schulungen des Personals über das Verhalten bei einem Bankraub. Dies soll vor allem den Schusswaffengebrauch des Räubers vermeiden und damit Personenschäden und damit verbundene Regressansprüche vermeiden.
- Geldbeträge ab einer bestimmten Höhe werden vom Computersystem erst nach über einer Minute freigegeben – dies kann nicht umgangen werden und führt zu großen Verzögerungen
Folgen für die Opfer
Opfer von Banküberfällen, Kunden sowie Angestellte, erleiden häufig ein starkes Trauma, das einhergeht mit einem chronischen Gefühl der Unsicherheit, auch lange über den Zeitpunkt des eigentlichen Überfalls hinaus. Bankangestellte werden häufig lange arbeitsunfähig, weil sie das Erlebte nicht verarbeiten können.
Bekannte Bankräuber
Folgende Bankräuber wurden auch über die Region hinaus bekannt:
- Naomi Betts (en:Naomi Betts)
- Bonnie und Clyde
- Butch Cassidy
- Die Dalton-Brüder Grat, Bob und Emett
- John Dillinger
- Charles Arthur "Pretty Boy" Floyd
- Die James Brüder, Frank und Jesse
- George "Baby Face" Nelson
- Willie "The Actor" Sutton
- Dimitri Todorov
- Wilbur Underhill
- Gisela Werler, die erste deutsche Bankräuberin, genannt "Banklady"
- Bobby "One-Eye" Wilcoxson (eNBobby_Randell_Wilcoxson)
Weitere Bankräuber finden sich in der Kategorie:Bankräuber
Zitate
- Bertolt Brecht ließ einen Protagonisten in der Dreigroschenoper sagen: Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?.
Literatur
- Klaus Schönberger (Hg.): Vabanque. Bankraub, Theorie, Praxis, Geschichte. Berlin/Göttingen 2000.
- Heinrich Böll: Höflichkeit bei verschiedenen unvermeidlichen Gesetzesübertretungen. (zum Thema höflicher Bankraub) in: Gesammelte Erzählungen 2. Kiepenheuer & Witsch, 1981
- Karl Painer: Überfall, Geld her! wie man eine Bank überfällt, oder es doch besser sein lässt. novum-Verlag. ISBN 3-902057-68-8
- Kirchner, Lawrence R.: Robbing banks. An American History. 1831-1999. ISBN 188511964X, Verlag: Da Capo Press
- Deborah Lamm Weisel: Bank Robbery (PDF, 610KB), Problem-Oriented Guides for Police, Problem-Specific Guides Series No 48, U.S. Department of Justice, Office of Community Oriented Policing Services, März 2007, ISBN 1-932582-78-9