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Roj TV

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Roj TV ist ein kurdischer Fernsehsender mit Sitz in Dänemark, der seit 2004 über Satellit ausgestrahlt wird. Er sendet nicht nur in verschiedenen kurdischen Dialekten, sondern auch in Türkisch, Arabisch und Aramäisch.

Die Bedeutung von "ROJ"

Der Sendername "Roj" ist Kurdisch und heisst auf Deutsch übersetzt "die Sonne": der Name ist eine Anspielung auf den Mithraskult, , einer über 2500 Jahre alten Religion, zu der auch die Kurden einst gehörten. Die Mithräer, wie die Gläubigen dieser uralten Religion genannt werden, waren Sonnenanbeter. Noch heute gibt es die kurdischen Yeziden (eine religiöse Minderheit im Nahen Osten), die sich als die Nachfahren der Mithräer verstehen; auch sie verehren die Sonne und das Feuer. Aus demselben historischen Grund befindet sich in der Mitte der Nationalfahne der Autonomen Region Kurdistans im Irak eine gelbe, sternförmige Sonne. Sie ist das Symbol für die kurdische Existenz, die weit zurückführt, jedoch jahrzehntelang verleugnet wurde.

Inhalt von Roj TV

Folgende Themen sind Stoff des Programmes von ROJ TV:

  • Kultur (Kunst, Musik & Geschichte)
  • Dokumentationen (über kurdische Städte, Kontinente, Tiere, etc.)
  • Kinderprogramme (Zeichentrickfilme auf Kurdisch)
  • Frauenprogramme (Gesundheit, Aufklärung, Frauenrechte, etc.),
  • Soziales (Live-Programme verschiedenster Art)
  • Politik (aktelles Geschehen im Irak, Syrien, der Türkei und der Welt)
  • Nachrichten aus aller Welt

All diese Themen garantieren eine Vielfalt und stellen eine Bereicherung der Presselandschaft dar. ROJ-TV ist inzwischen zu einem festen Bestandteil des Lebens von Kurdinnen und Kurden sowohl des Mittleren Ostens als auch Europas geworden.


Die türkische Regierung versucht seit November 2005, Dänemark zur Schließung von Roj TV zu bewegen, weil sie dem kurdischen Sender Separatismus vorwirft. jedoch ohne Erfolg.

Hauptthemen der Nachrichten von Roj TV

Die Nachrichten des kritischen Fernsehkanals ROJ-TV beinhalten unter Anderem die Unterdrückung der Kurden in ihrem Alltag; der Sender versucht so, auf mögliche Menschenrechtsverstöße gegenüber Kurden aufmerksam zu machen. Der Krieg zwischen der Türkischen Armee und der als terroristisch eingestuften, kurdischen Rebellen der PKK wird hauptsächich im Osten und Südosten der Türkei geführt; dort, wo die Mehrheit der türkischen Kurden leben. Aus diesem Grund ist der Alltag der Menschen in diesem Gebiet von Krieg geprägt. Roj TV versucht so gut wie möglich, die Menschen über diesen Krieg zu informieren. So werden die Namen der kürzlich getöteten PKK-Kämpfer aufgelistet, oder die Zahl der gefallenen, türkischen Soldaten genannt. Die Türkei wirft dem Sender deshalb Separatismus und Unterstützung des Terrorismus vor und möchte die Schliessung des Senders. Dies ist der Türkei bisher aber nicht gelungen; vielleicht, weil der Krieg und seine Folgen, wovon Roj TV täglich berichtet, zum Alltag vieler Kurden geworden ist - und so die Kurden zu einem Teil des Krieges macht.


Weitere Themen der kurdisch-, arabisch- und türkischsprachigen Nachrichtensendungen von Roj TV:

  • Der Gesundheitszustand Abdullah Öcalans (der zum Symbol des kurdischen Widerstands geworden ist)
  • Besuche der Anwälte oder der Geschwister bei Abdullah Öcalan auf der Gefängnisinsel İmralı
  • Mitteilungen, Lageeinschätzungen und Empfehlungen Öcalans, die durch seine Anwälte übermittelt werden
  • Verlautbarungen von Murat Karayılan, Vorsitzender des Exekutivrats der Koma Civakên Kurdistan, einer Nachfolgeorganisation der PKK
  • Verlautbarung der Frauenorganisation der PKK
  • Berichte über wichtige Themen (Unterschriftenaktionen, Hungerstreiks etc.)
  • Berichte über Beerdigungsfeiern von Guerillakämpfern der HPG
  • Berichte über Zusammenstöße zwischen den Kämpfern der Volksverteidigungskräfte (HPG) und über die Zahl der Opfer
  • Berichte über Repressionen gegen die DTP (kurdische "Partei der Demokratischen Gesellschaft") und über allgemeine staatliche Repressionen
  • Berichte über staatliches Vorgehen gegen Kurden in Europa
  • Berichte über pro-kurdische Kundgebungen in der Türkei und Europa
  • Berichte über saisonabhängige Großereignisse der Kurden und der PKK (Newroz-Feierlichkeiten, Woche der Märtyrer, Kurdisches Kulturfestival, Zilan-Frauenfestival, Gedenkveranstaltungen für das sogenannte internationale Komplott gegen Öcalan
  • Berichte über internationale Ereignisse
  • Allgemeine Nachrichten über Kurdistan

Die Bittschrift an Anders Fogh Rasmussen

56 Bürgermeister der DTP aus dem Südosten der Türkei haben per Bittschrift den Premierminister von Dänemark, Anders Fogh Rasmussen gebeten, Roj TV nicht zu schließen, was vor allem die türkische Medien aufmerksam machte.

Die türkische Staatsanwaltschaft klagte darauf die prokurdischen Bürgermeister an, weil Roj TV Nachrichten über die PKK ausstrahlt, welche in der Türkei und mittlerweile in vielen anderen europäischen Ländern als terroristisch eingestuft wird.

Der Gerichtsprozess läuft noch und wird von der EU beobachtet. Rasmussen äußerte sich am 16. Juni 2006 in einem Radiointerview und zeigte sich sehr überrascht, dass er überhaupt eine Petition erhalten hatte. Er kritisierte die türkische Behörde, die die Bürgermeister wegen einer Petition anklagte. Rasmussen erinnerte an die demokratischen Werte Europas.