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Bezirksklinikum Regensburg

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Das Bezirksklinikum Regensburg (kurz BKR) ist ein Fachkrankenhaus für Neurologie, Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Neurologische Rehabilitation sowie Forensische Psychiatrie des Bezirks Oberpfalz in Regensburg. Die Abteilungen Neurologie und Psychiatrie sind zum Teil der Universitätsklinik angeschlossen, zum Teil dem Bezirk Oberpfalz. Ein Pflegeheim, eine Berufsfachschule für Krankenpflege und das Institut für Bildung und Personalentwicklung (IBP) sind ebenfalls am BKR angesiedelt. Das Bezirksklinikum betreibt außerdem eine Tagesklinik für erwachsene psychiatrische Patienten in Cham sowie ein Tageskliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -therapie in Weiden i.d. Opf und in Cham.

Die Akutkliniken und Heime werden in der Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH geführt, die Forensischen Kliniken und die Krankenpflegeschule als Eigenbetrieb. Träger der Einrichtungen ist der Bezirk Oberpfalz, Gesellschafter der GmbH der Bezirk Oberpfalz.

Kliniken

Die Psychiatrische Klinik versorgt ca. 800.000 Einwohner der südlichen und mittleren Oberpfalz. Als „Außenstelle“ hat sich die psychiatrische Tagesklinik und Ambulanz in Cham gut etabliert und ist aus dem Behandlungsangebot der Klinik nicht mehr wegzudenken. Die Klinik und Poliklinik als universitäre Einrichtung bietet nicht nur Patientenversorgung auf höchstem Niveau, sondern treibt aktiv Forschung in fast allen Bereichen psychiatrischer Fragestellungen. Das Jahr 2006 stand erstmals im Zeichen der neugegründeten MedBo GmbH. Die Psychiatrische Klinik meisterte die daraus entstehenden ökonomischen Aufgaben sehr gut und konnte mit einem zufriedenstellenden Ergebnis abschließen. Der Versorgungsauftrag für die Region und für überregionale universitäre Fragestellungen wurde mit 462 Betten und 60 Plätzen erfüllt. Die durchschnittliche Auslastung von 86 % zeugt von einer hohen Akzeptanz in der Bevölkerung. Die durchschnittliche Verweildauer bei 5780 vollstationären Aufenthalten beträgt 24,8 Tage, bei den 535 teilstationären Aufenthalten 28,5 Tage. Die Psychiatrische Institutsambulanz am Standort Regensburg versorgte über 8800 Patienten.

Die Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie übernimmt die psychiatrische, psychosomatische und psychotherapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen in der Oberpfalz, auch mit Tageskliniken in Weiden und Cham. Das Haupthaus in Regensburg besteht seit 1991 und umfasst 36 Behandlungsplätze, die auf eine Tagesklinik mit 8 Plätzen und auf drei nach Altersgruppen gegliederten Stationen mit insgesamt 28 Betten verteilt sind. Das Aufnahmealter der Kinder und Jugendlichen für die Stationen liegt zwischen 6 und 18 Jahren. Seit 1998 gibt es auch in Weiden eine Ambulanz, seit 2001 mit einer Tagesklinik für 12 Patienten. Beide Einrichtungen haben sich gut etabliert und sind ein wichtiger Baustein in der psychiatrischen Versorgung der nördlichen Oberpfalz. Im Rahmen des Ausbaus der dezentralen Versorgung von Kindern und Jugendlichen hat der Bezirk neben der Tagesklinik in Weiden nun auch noch eine Tagesklinik in Cham errichtet. Die Baumaßnahmen wurden im Herbst abgeschlossen. Die Institutsambulanz wurde im September 2006 eröffnet, und zum Jahreswechsel belebte die erste Gruppe von teilstationären Kindern in der Tagesklinik.

Die Klinik und Poliklinik für Neurologie besteht aus einer Neurologischen Poliklinik mit Spezialambulanzen für neurodegenerative Erkrankungen (wie z. B. Morbus Parkinson, Huntington`sche Erkrankung, Amyotrophe Lateralsklerose), neuroimmunologische Erkrankungen (wie z. B. Multiple Sklerose, zerebrale Vasculitis), zerebrale Gefäßerkrankungen (wie z. B. Schlaganfall, Arteriosklerose, Gefäßmalformationen und Aneurysmen), Epileptologie (zerebrale Anfallsleiden), Neuroonkologie (primäre Tumoren des ZNS), Schädigungen des peripheren Nervensystems (z.B. Polyradikulitis), Botulinumtoxintherapie (von Bewegungsstörungen, Spastik und resultierenden Schmerzzuständen), der neuromuskulären Synapse (z.B. Myasthene Syndrome), Muskulatur und Kopfschmerzerkrankungen. Daneben unterhält die Klinik eine Intensivstation mit 6 Beatmungsbetten, eine Stroke Unit (Schlaganfall-Spezialstation) mit 6 Betten, eine Intermediate Care Station mit 6 Betten, eine Onkologischen Station mit 14 Betten und 3 Stationen für Allgemeine Neurologische Diagnostik und Therapie. Die Notaufnahme ist der Intensivstation unmittelbar angegliedert. Träger der Poliklinik mit den ambulanten Patienten ist die Universität Regensburg, Träger der stationären Krankenversorgung mit insgesamt 58 Betten ist der Bezirk Oberpfalz. In der Neurologischen Klinik wurden 2006 insgesamt 2750 Patienten stationär oder teilstationär versorgt. Die durchschnittliche Liegedauer beträgt 5,9 Tage (im Vergleich zu 8,1 Tagen der vergleichbaren deutschen neurologischen Unikliniken). Die erstmals ganzjährig betriebene Intensivstation leistet ca. 20.000 Beatmungsstunden. In der neurologischen Poliklinik werden insgesamt 8.500 Patienten gesehen, davon etwa 2 Drittel in den Spezialambulanzen, die jeweils zwischen 300 und 750 Patienten versorgen.

In der Fachklinik für Neurologische Rehabilitation werden schwerpunktmäßig Patienten behandelt, die einen Schlaganfall, eine Schädel-Hirn-Verletzung oder eine zerebrale Hypoxie erlitten haben. Im Mittelpunkt der therapeutischen Bemühungen steht der Mensch in seiner gesamten Persönlichkeit und Individualität. Dabei ist der Erhalt und der Wiedergewinn an Lebensmut und emotionale Stabilität ein wichtiges Anliegen. Die Klinik verfügt über 50 Akut- und 40 Reha-Betten und bietet die gesamte Behandlungskette von der Intensiv- und Frührehabilitation über die weiterführende Reha bis hin zur ambulanten Nachsorge. Die Lage am Bezirksklinikum mit den Universitätskliniken für Neurologie und für Psychiatrie stellt zudem bei speziellen diagnostischen Fragestellungen oder bei neurologischen oder psychiatrischen Krisen eine rasche Versorgung auf höchstem Niveau sicher.

Die Fachklinik für Forensische Psychiatrie behandelt psychisch kranke oder suchtkranke Straftäter. Fachkundige Diagnostik und Therapie gehören wie die sichere Unterbringung der Patienten zu den alltäglichen Aufgaben der Klinik. Ziel der therapeutischen Maßnahmen ist es, die Patienten auf ein selbstbestimmtes und sozial verträgliches, straftatfreies Leben vorzubereiten und sie wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Im Jahr 2006 wurden 133 Patienten aufgenommen. Die bestehende Fachklinik wurde 2006 um eine Station erweitert: Am Standort Parsberg konnten zwei neue Stationen im November bezogen werden, während in Regensburg eine Station geschlossen wurde. Die beiden Klinikteile arbeiten in einem integrierten System zusammen, so dass spezialisierte Therapieangebote auf einzelnen Stationen leichter durchgeführt werden können.


Geschichte

In den Gebäuden des im Jahre 1803 säkularisierten Klosters Kartause St. Vitus wurde am 1. Januar 1852 die sogenannte „Königliche Kreisirrenanstalt Karthaus-Prüll“ eröffnet. In den Jahren 1905/06 war der Schriftsteller Alfred Döblin als Assistenzart dort tätig. In den Jahren 1917 bis 1933 fand eine umfangreiche Reformierung unter dem Direktor Karl Eisen statt. Dabei wurden Zwangsmaßnahmen wie Isolation und Fixierung weitgehend abgeschafft. Tobzellen wurden in Einzelzimmer und Tobabteilungen in Wachsäle umgewandelt. Weiterhin wurde den Patienten mit Kinovorführung und Lichtbildvorträgen Unterhaltung geboten.

Während des Dritten Reichs wurden im Rahmen eines Aktion T4 genannten nationalsozialistischen Mordprogramms psychisch Kranke getötet. Von 1933 bis 1945 starben in Karthaus-Prüll mindestens 1.600 Patienten als Folge aktiver Tötungshandlungen, unterlassener Hilfeleistung und Mangelernährung. Die Sterblichkeit betrug in dieser Zeit das sechsfache des Normalwertes. Die Aktivitäten wurden von der Geheimbehörde Aktion T4 vorangetrieben. In der Regensburger Einrichtung wurden auf Grundlage des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses 600 Patienten zwangssterilisiert.

Im Jahre 1965 setzte eine zweite Reformphase ein, die bis 1984 andauerte. Hierbei fand eine Spezialisierung der Stationen und eine Diversifierung der diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen statt. Insbesondere wurde 1973 eine neurologische und neuroradiologische Abteilung geschaffen und 1976 der erste Computertomograph in einer deutschen Nervenheilanstalt installiert. Ab 1982 wurde eine forensische Abteilung aufgebaut. Des öfteren kamen erfolgreiche Ausbruchversuche vor.

Museum: Sammlung Vierzigmann

Das Klinikum beherbergt eine Dauerausstellung von Bildern, die in den 1920er und 1930er Jahren von Patienten angefertigt wurden. Die nach Adolf Vierzigmann (1878-1955) benannte Sammlung wurde 2002 eröffnet.

Literatur

  • Clemens Cording: Die Regensburger Heil- und Pflegeanstalt Karthaus-Prüll im "Dritten Reich" - eine Studie zur Geschichte im Nationalsozialismus, Deutscher Wissenschaftsverlag, Würzburg 2000, ISBN 3-9806424-4-5
  • Bruno Feldmann und Christine Melk-Haen (Hrsgr.): Sammlung Vierzigmann: Kunstwerke von Patienten aus den 20er und 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts im Bezirksklinikum Regensburg, Bezirksklinikum Regensburg, Regensburg, 2002 ISBN 3-00-009481-4

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