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Römerbrücke (Gerbrunn)

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Die Römerbrücke

Die Römerbrücke steht im Nordosten Gerbrunns und hat eine lichte Weite von etwa 19 Metern. Sie wurde im späten 18. Jahrhundert zur Entschärfung der steilen Roßsteige fertiggestellt, inzwischen in die Denkmalliste aufgenommen und führt über die Haslach.

Lage und Geographie

Die Brücke befindet sich nordöstlich vom Gerbrunner Zentrum und hinter einer kleineren, weiteren Brücke, das Dorf liegt wiederum südöstlich von Würzburg. Davor ist ein UPS-Gebäude, das Unternehmen hat hier seine Zentrale des gesamten Stadtkreises.

Früher befand sich an der dortigen Stelle ein See, weshalb das Gelände lange Zeit recht sumpfig war, heute ist dies jedoch nur noch eingeschränkt bemerkbar. Die Römerbrücke ist von Wiesen und mehreren kleinen Straßen umgeben.

Geschichte

Adam Friedrich von Seinsheim, Fürstbischof von Würzburg, war in der Mitte des 18. Jahrhunderts bemüht, Handel und Industrie seines Bistums zu fördern. Dazu wurden zahlreiche Straßen ausgebaut oder neu angelegt. Eine der wichtigsten Handelsstraßen stellte dabei die sehr alte Handelsroute dar, die von Wien über Nürnberg und Würzburg nach Frankfurt am Main verlief. Sie führte nördlich an Gerbrunn vorbei, zog sich durch das sumpfige Haslachtal und verlief dann steil über die Roßsteige in Richtung Biebelried. Der letzte, extrem ansteigende Teil war gerade für Händler mit Karren sehr schwer zu bewältigen, weshalb der Fürstbischof eine Abhilfe in Auftrag gab.

Die beiden Brücken; die hintere ist die Römerbrücke

Quer über das Haslachtal wurde ein mit Bruchsteinen befestiger und bis zu acht Meter hoher Damm aufgeschüttet, auf dem danach eine Straße von West nach Ost gebaut wurde. Die Anlage verbesserte, wie erwähnt, die Straßenverhältnisse. Die Haslach wurde anschließend durch zwei Brückenbauwerke, von denen das größere die heutige Römerbrücke darstellt, überbaut. Der Bau wurde 1769 schließlich abgeschlossen.

Bereits drei Jahre später musste der Weg allerdings wieder gesperrt werden, da sich deutliche Risse zeigten. Sie waren durch das Absinken der Fundamente im Sumpf entstanden. So wurde die Handelsstraße neu verlegt und führte nun im Tal nach Rottendorf-Biebelried, was den Verfall der Brücke zur Folge hatte, die erst im 20. Jahrhundert wieder ungefährdet überquert werden konnte.

Aufgrund der Erfindung und Verbreitung der Eisenbahn Mitte des 19. Jahrhunderts verloren Straßen an Bedeutung. Am 1. Juli 1854 wurde so die Eisenbahnstrecke Würzburg–Bamberg eröffnet, 1865 folgten Schienen nach Nürnberg. Somit war die Zeit der Postkutschen vorbei und die Straßen − damit gleichbedeutend jede Art von Brücken − wurden erst wieder zunehmend zu einem entscheidenden Faktor, als die Motorisierung einsetzte.

Erst im 20. Jahrhundert wurde die Brücke wieder für Passanten sicher überquerbar gemacht. Sie gilt heute als das größte Gerbrunner Wahrzeichen.

Sanierung und Abstoßungsversuche

Die Römerbrücke war stets ein ungeliebtes Kind der Gemeinde, das mehrmals abgerissen oder abgestoßen werden sollte.

„Die Gemeindeverwaltung Gerbrunn erkennt das Eigentum der beiden Brücken auf Pl. Nr. 1479 nur dann an, wenn der Nachweis mittels amtlicher Urkunde erlangt werden kann, seit wann und auf welche Art und Weise die Brücken, die doch früher sicher vom Staate errichtet wurden und Staatseigentum waren, in den Besitz der Gemeinde Gerbrunn gekommen sind. Der Vertrag im Grundsteuerkataster sowie die im kgl. Straßen- und Flussbauamt bezeichneten Akten aus den Jahren 1859 und 1862 werden nicht als Beweis hierfür anerkannt. Da die Übernahme der Brücken nur eine Last für die ohnehin arme Gemeinde Gerbrunn bilden würde, so ist die Gemeindeverwaltung verpflichtet, äußerst vorsichtig in dieser Angelegenheit vorzugehen. Es kann darum die Gemeindeverwaltung weder eine Reparatur noch eine Absperrung der Brücke vornehmen lassen.“

Gemeinde am 22.07.1906 an die Kreisbehörde[1]

Der schlechte Zustand veranlasste die Aufsichtsbehörde, den Weg unter und über die Brücke zu sperren, am 5. Oktober 1960 wurde auch die Betretung durch Fußgänger verboten. Einen Abriss verbot die Aufnahme der Bauwerke in die Denkmalliste, sodass die Gemeinde ihrer Pflicht nachzukommen hatte und 1978 die Aufgabe erhhielt, eine Sanierung vorzunehmen. Heute wachsen Pflanzen auf der Brücke.

Das schmucklose Bauwerk

Theorien zur Namensgebung

Woher der Name der Römerbrücke kommt, ist heute nicht mehr sicher nachzuweisen, es existieren jedoch zwei Theorien. Die erste davon besagt, der Name komme von dem früheren ruinösen Zustand. Nach der zweiten These dagegen ist der Weg zum „Römer“ in Frankfurt Namensgeber.

Quellen

  • Georg Palitza; Gerbrunn. Chronik Heimatbuch. Gerbrunn: Gemeinde Eigenverlag, 1991

Einzelnachweise

  1. Gerbrunner Chronik, S. 244
Commons: Gerbrunn – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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