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Schloss Inching

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== Einführung == Foto

"Das dreistöckige und mit einem artigen Gärtchen versehene Schloß macht zur Altmühl hin eine hübsche Front" ist im Geographischen Lexikon von Franken 1801 zu lesen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die Graubündener Baumeister Giacomo Angelini (Jakob Engel) und Gabriel de Gabrieli gaben dem Sommersitz der Eichstätter Weihbischöfe und Domherren Anfang des 18. Jahrhunderts die unverwechselbare heitere Bauform.

Das kleine Schloss bildet auch heute noch mit der Martinskirche ein einzigartiges Ensemble an der Altmühl.


Panoramafoto


Beschreibung

Vom wohl mittelalterlichen Ursprungshaus stecken noch einige Reste im Erdgeschoss des zur Strasse gewandten Teils. Das eigentliche Schloss, altmühlseitig etwa 1710 erbaut von dem Eichstätter Hofbaumeister Jakob Engel, war zunächst ein rechteckiger Bau mit einem vom Boden durchgehenden Eckerker und dem flachen Dach eines Jurahauses. Erst die Dachaufbauten, der Halbrunderker mit der Zwiebelhaube an der Altmühlseite und der Gartenpavillon aus dem Spätrokoko machen daraus ein bezauberndes Schlösschen.

Diese einmalige Gebäudeform ist die geniale Idee des Eichstätter Hofbaumeisters Gabriel de Gabrieli, der damit Platz für einen Barocksaal mit Seitenkabinetten schuf.

Foto Saal

Die Kuppel im halbrunden Erker des Gabrieli -Saals schmückt das Wappen des Bauherrn Ignatz von Pfürdt (gest. 1726). Bemerkenswert und von Kunsthistorikern als einmalig bezeichnet sind freihängende Festons mit Rosen, die Saal und Erker optisch verbinden. Die Hohlkehlen des Saales sind mit Stuckaturen verziert. Zwei anliegende Kabinette mit Flachkuppel und Laterne zeigen Arkantusranken und Bandelwerk um 1715.

Ein Salon an der Südostecke des 1. Obergeschoßes enthält Deckenstuck aus der Zeit um 1700. Seine Wände sind mit einer Leinwandtapete bespannt, die Muscheln und Blumenstücke auf weißem Grund zeigt. Sie stammt wohl aus der selben Zeit wie der gusseiserne Ofen (Bez.1805) und ist noch im Originalzustand. Im Erdgeschoß strahlt die ehemalige Verwalterwohnung rustikale Gemütlichkeit aus. Sie wird heute als großzügige Ferienwohnung genutzt. Vom oben schon genannten "artigen Gärtchen" mit dem kleinen Rokoko-Pavillon führen wenige Stufen hinab zur Altmühl. Diese lädt zu einer romantischen Kahnpartie oder zum erfrischenden Bad ein.

Geschichte

Inching - noch heute ein kleines Dorf mit etwa 100 Einwohnern im Altmühltal - wurde bereits 1055 urkundlich erwähnt. Damals verlieh Kaiser Heinrich der III. der Eichstätter Kirche das Weinbaurecht zwischen Rebdorf und Inching. Ein Edler Adalbert von Inchingen wird 1166 genannt. Bereits im Jahre 1260 übereignete der damalige Bischof von Eichstätt, Engelhard von Tollingen, die Kirche von Inching dem Eichstätter Domkapitel, das bis zur Säkularisation 1806 die Dorf- und Gemeindeherrschaft ausübte. Als Besitzer des Schlossgutes verkauft Domdekan Rudolf Dietrich Freiherr von Freyberg 1714 sein "Fischgut" zu Inching mit Gärten, Wiesen, Äcker und Fischwassern an den Domherrn Freiherr Gottfried Ignatz von Pfürdt (gest. 1726). Dessen prachtvoller Epitaph des ist im Kreuzgang des Eichstätter Domes zu bewundern. Grabmale weiterer geistlicher Besitzer finden sich dort. Spätere Besitzer sind u.a. der Domprobst Franz Heinrich Freiherr von Kageneck, der Domherr Heinrich Benedikt von Andlau und als letzter fürstlicher Besitzer vor der Säkularisation Domherr Maria Casemir Graf Schenk von Castell, 1810 gestorben. Das Epitaph von Graf Schenk von Castell hängt in der Eichstätter Friedhofskapelle.

Danach hatte das Schlossgut mehrere schnell wechselnde Besitzer, einzelne Gebäude und Flächen wurden separat verkauft.

Im Jahr 1919 erwarb der Denkmalpfleger, Architekt, Maler und Fotograf Heinrich Ullmann (1872-1953) das Anwesen. Er hat sich besonders um die Erforschung, Dokumentation und den Erhalt der typischen Altmühl-Jura Hauslandschaft verdient gemacht und ein umfangreiches Werk hinterlassen. Im Bildband "Im ALTMÜHLTAL" sind historische Photographien und Zeichnungen veröffentlicht (erhältlich im Verlag Erika Böhm).

Heute betreibt sein Enkel Simon Böhm zusammen mit seiner Frau Isolde Wiechmann im Erdgeschoss eine großzügige und gemütliche Ferienwohnung.


Links: Schlossgut Inching (Jakob Engel http://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Engel) Heinrich Ullmann Verlag Erika Böhm