Benutzer:Sem-rub/sem-rubisch
Beispiele
Einführung
In diesem Teil wollen wir versuchen, die in den vorangegangenen Kapiteln angeführten Begrifflichkeiten und gesetzlichen Vorschriften auf die Praxistauglichkeit zu überprüfen. Zum einen wollen wir anhand eines Negativbeispiels (Museumsquartier Wien) aufzeigen in welchen Bereichen vor allem Probleme auftreten können, wo Gesetze an ihre Grenzen stossen und auf was die Probleme hauptsächlich zurückzuführen sind. Am Ende versuchen wir herauszufinden durch welche Massnahmen Barrierefreiheit ein fix verankerter Bestandteil in der Gesellschaft werden kann und wo bei diesem Prozess wohl die größten Probleme zu erwarten sind.
Anhand von Medienberichten werde ich versuchen nachzuzeichnen wie reagiert wurde auf die Missstände in der Kausa Museumsquartier.
Negatives Beispiel – Museumsquartier
Vorgeschichte MQ
Sechs Jahre, von 1980 bis 1986, haben die Diskussionen über eine angemessene Nutzung der ehemaligen Hofstallungen als "Museumsquartier" gedauert. Mehrere Kommissionen entwickelten Konzepte zur Neuordnung der traditionellen Museumslandschaft. Alle Wünsche wurden als Programm für einen Architektenwettbewerb formuliert. Schließlich wurden aus 88 eingereichten Projekten eine Vorentscheidung getroffen. Als Sieger der ersten Ausschreibungsstufe gehen die Projekte von Werner Krakora, Ernst Hiesmayr/Rudolf Prohazka, Hans Hollein, Stefan Hübner, Georg Friedler (alle Wien), Ortner & Ortner, Oswald Matthias Ungers (Köln) hervor.
Zwei Jahre später wurde die vorgesehene zweite Planungsstufe des Wettbewerbes ausgeschrieben. Wesentlich für diese zweite Stufe des Architektenwettbewerbes war aber auch eine klare und programmatische städtebauliche Aussage. Das riesige Gelände der "Hofstallungen" wurde nun als Stadtteil definiert, der sich mit der Umgebung verbinden sollte.
Am 26. 4. 1990 erfolgte der Juryentscheid für das Projekt von "Ortner & Ortner".(1)
Im April 1998 wurde mit dem Umbau begonnen, 3 Jahre später, in 2 Etappen (Juni und September 2001) schliesslich eröffnet. Damit hatte Wien das achtgrößte Kulturareal der Welt und hatte Kosten von 2 Milliarden Schilling (ca. 145,3 Mill €) allein für die Bauarbeiten investiert. Die Kosten wurden im Verhältnis von 3 zu 1 von Bund und Land Wien getragen.
Planung - Neubau
In die Planungsphase waren verschiedenste Interessenvertretungen von Menschen mit Behinderungen eingebunden. Verschiedenste Anmerkungen wurden in Aktenvermerken festgehalten. Sogar ein Merkblatt samt Detailskizzen, wie ein Behinderten-WC zu bauen sei wurde von Manfred Srb, dem Sprecher des Behindertenberatunszentrums Bizeps übergeben. Jedoch wie sich später herausstellte ohne etwas zu bewirken.
Pannen werden bekannt
Während die Bauphase noch nicht gänzlich abgeschlossen war wurde bereits eine erste Eröffnungsfeierlichkeit zelebriert. Ernüchterndes Ergebnis des ersten Lokalaugenscheins waren massive Mängel. Sogar die neu errichteten Gebäude (Kunsthalle, MUMOK und Leopold Museum) waren nicht gemäß der Ö-Normen für Barrierefreies Bauen und teilweise wurde sogar die Wiener Bauordnung missachtet.
Reaktionen auf Pannen
Von den Interessenvertretungen kam massive Kritik. Seitenlange Mängellisten wurden erhoben und weitergeleitet. Medien wurden verständigt. Aber auch von leitenden Angestellten einzelner Museen kam massive Kritik. Dietmar Steiner, Leiter des Architekturzentrums, berichtete von einem aus Kostengründen gestrichenen Behinderten-WC. Diese Einsparung wurde von einem Vertreter der Errichtungsgesellschaft für das Museumsquartier damit argumentiert, dass es eine vorhandene Behindertentoilette in der benachbarten Cafeteria gäbe. Der Leiter des Architekturzentrums sah das jedoch anders und versuchte mehrmals schriftlich seiner Forderung nach Barrierefreiheit Nachdruck zu verleihen. Ähnliche Probleme wurden aus der "Kunsthalle" berichtet, jedoch auch dort wurde die Behebung der Mängel mehrmals, erfolglos, urgiert. Claudia Haas, Direktorin des Zoom-Kindermuseums, schlägt in dieselbe Kerbe. Für sie war die nicht barrierefreie Gestaltung des Areals für das zukünftige Kindermuseum jedoch doppelt bitter: "Wir haben einen hohen Anteil an behinderten Besuchern, vor allem Integrationsklassen kommen." Haas war entschlossen, ihr Museum bis zur Eröffnung Ende September mithilfe von Manfred Srb - jenem Rollstuhlfahrer vom Beratungszentrum "BIZEPS", der die Missstände dokumentiert hat - nachzurüsten. Wo jedoch die Finanzierung für die zusätzlichen Kosten hergenommen werden sollen war zu dem damaligen Zeipunkt noch sehr unklar.
Von der mangelnden behindertengerechten Ausstattung wussten offensichtlich viele, nur zuständig fühlte sich niemand. Für Christian Lichtenwagner, Projektleiter im Büro von Architekt Laurids Ortner, der das MQ geplant hat, sind Baumängel bekannt. Für ihn entstanden die Probleme vor allem dadurch, dass das Projekt ohne örtliche Bauaufsicht durchgeführt wurde. Die Abwicklung sei an einen Generalunternehmer vergeben worden, der selbst koordiniert und kontrolliert. Und das gehe laut Lichtenwagner eben zulasten der Qualität.
(Kampf um) Behebung der Pannen
Durch die Berichterstattung auf der Homepage von „Bizeps“ gelang es verschiedene Medien (Zeitungen, Radio) für das Thema zu interessieren. Was auch half mehr Druck gegenüber den zuständigen im Museumsquartier und auch im Stadtrat aufzubauen.
Eine der wichtigsten Aufgaben der Interessensvertretungen für Menschen mit Behinderung war es, die Bedeutung von barrierefreier Architektur für große Teile der Bevölkerung zu kommunzieren. MQ-Verwalter Alexander Herberstein "wo wir können - und es keine größeren Kosten verursacht - werden wir nachjustieren".
die übriggebliebenen Pannen Analyse der Fehler
Positive Beispiele
Ich habe recht intensiv versucht durch Interviews und Telefongespräche mit Experten und Expertinnen ein positives Beispiel das vom Beginn der Planung bis zur Fertigstellung ein Vorzeigeobjekt der Barrierefreiheit sein hätte sollen. Jedoch konnten alle GesprächspartnerInnen kein Vorzeigeobjekt hinsichtlich barrierefreier Architektur von Planungsbeginn bis zur Fertigstellung nennen. Es wurden zwar immer wieder Beispiele angeführt, jedoch waren alle mit irgendwelchen Makeln behaftet und zum Großteil erst nachträglich barrierefrei umgebaut.
"Gemeinde Oskar" Der Wettbewerb zur Prämierung barrierefreier Bauten & Objekte "Barrierefreiheit" war einer der Schwerpunkte des Österreichischen Arbeitsprogramms für das EU-Jahr der Menschen mit Behinderungen 2003. In diesem Scherpunkt Jahr wurde die Auszeichnung „Gemeindeoskar“ ins Leben gerufen um barrierefreier Bauten & Objekte zu prämieren und so die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und positiv auf die Gesellschaft zu wirken indem man die positiven Beispiele hervorhebt. Der GemeindeOskar diente zum einen als Namen für das ganze Projekt und auch als Unterkategorie. Der Gemeindeoskar als Unterkategorie beschäftigte sich mit Freizeit und Kultureinrichtungen, öffentliche Einrichtungen sowie öffentlichem Raum wo jeweils 3 Preise für besonders hervorragende Objekte vergeben wurden. Weitere Unterkategorien die sich nicht explizit mit Architektur aber Zugänglichkeit zu verschiedenen Bereichen für Menschen mit Behinderung beschäftigen waren die Rubriken: JobOskar, SchulOskar und der MedienOskar. .
Lösungsansätze / Fehlerbehebung
Um auf Diskriminierung(en) aufmerksam zu machen:
- Führung von Diskriminierungstägebüchern
- Fotodokumentation
- Bewußtseinsbildung parallel zu gesetzlichen Maßnahmen
Fußnoten
1 - vgl. "über das Museumsquartier" http://www.mqw.at/124.htm
??? nach Auskunft von verschiedenen Personen (götzinger, srb, .. ) ???
Ich habe recht intensiv versucht durch Interviews und Telefongespräche mit Experten + Expertinnen ein positives Beispiel das vom Beginn der Planung bis zur Fertigstellung ein Vorzeigeobjekt der Barrierefreiheit sein hätte sollen. Jedoch alle GesprächspartnerInnen konnen mir keines nennen. Es wurden zwar immer wieder Beispiele gebracht, jedoch alle mit irgendwelchen Makeln behaftet und zum Großteil erst nachträglich barrierefrei umgebaut.
??? Interviews, Telefongespräche ???
Gründe für nicht einhalten von Normen, Bauordnungen etc
Theresia Haidlmayr, Behindertensprecherin der Bundespartei der Grünen, ergänzt: "Nicht behindertengerecht zu bauen gilt als Kavaliersdelikt." Sie fordert ein Gleichstellungsgesetz nach US-Vorbild.
"Die Önorm ist eine Empfehlung ohne Verbindlichkeit," weist Johannes Stern der Pressesprecher desÖ Normungsinstitut hin.
Warum trotz bestehender Normen diese selbst bei Neubauten nach Meinung von Haidlmayr und Srb "nicht eingehalten werden" liege zumeist an "Gedankenlosigkeit und Ignoranz". Keinesfalls sind nach Ansicht eines Vertreters der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) "die Kosten ein Argument". Es mache keine Unsummen aus, wenn Aufzüge, breitere Türen und ähnliches in öffentlichen Gebäuden gleich miteingebaut würden.
Mappe
S. 23 Auflistung was getan werden müsste ...
Vorschläge – wie es besser gehen könnte
Die soziale Reife der Gesellschaft zeigt sich in der Integration aller Menschen mit ihren verschiedenen Bedürfnissen. Der Wunsch nach möglichst umfassender, selbstständiger und selbstbestimmter Existenz stellt an eine sich rasch verändernde Gesellschaft neue Anforderungen. Dies beginnt mit der Integration von Kleinstkindern bis zu Jugendlichen in das öffentliche Leben und reicht bis zur stark wachsenden Gruppe alter, alleinstehender Menschen. Dazu kommen noch Menschen mit Behinderung(en) in allen diesen Gruppen. Die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts muss ihre soziale Reife an breiten Schichten der Bevölkerung unter Beweis stellen.