Condoleezza Rice
Condoleezza Rice (* 14. November 1954 in Birmingham, Alabama) ist eine US-amerikanische Politikerin. Sie war seit dem 22. Januar 2001 Beraterin für nationale Sicherheit des US-Präsidenten. Am 16. November 2004 wurde sie als erste afroamerikanische Frau und zweite Frau überhaupt zur Außenministerin der USA für die zweite Amtsperiode der Präsidentschaft von George W. Bush bestellt.
Die Politikerin wird innerhalb der bisherigen Bush-Regierung zu den "Hardlinern" (oder "Falken", engl. hawks) gezählt. Sie vertritt entschieden einen unilateralistischen Kurs der weltweiten Dominanz in der US-Außenpolitik und befürwortet die Strategie der preemptive strikes, also der vorbeugenden Präventivschläge gegen von den USA als "terroristisch" eingestufte Organisationen und rogue states ("Schurkenstaaten", siehe auch: Bush-Doktrin). Dies brachte der nach eigenem Bekunden - wie ihr Präsident - religiös inspirierten konservativen Republikanerin den Spitznamen "Stählerne Magnolie" ein. Condoleezza Rice ist alleinstehend. Sie tritt ihr Amt als Nachfolgerin des zurückgetretenen Colin Powell vermutlich im Januar 2005 anlässlich der zweiten Inauguration Bushs an.
Condoleezza Rice wurde als Tochter eines schwarzen Pastors in Birmingham, Alabama, geboren, als dort noch die Rassengesetze galten. Hier wuchs Condoleezza Rice auf und lernte Eiskunstlauf und Klavierspielen. Als ausgebildete Konzertpianistin tritt sie - allerdings selten - auch mit Größen des Musikgeschäfts auf.
Mit 15 Jahren ging sie an die Universität von Denver und machte 1974 ihren Bachelor-Abschluss in Politikwissenschaften cum laude. Sie war Mitglied der elitären Studentenverbindung Phi Beta Kappa. Ihr Interesse an der Außenpolitik resultierte aus der Begegnung mit ihrem akademischen Lehrer, dem aus der Tschechoslowakei stammenden Professor Josef Korbel. Darauf folgte der Master-Abschluss 1975 an der Notre Dame Universität von South Bend, Indiana und 1981 die Promotion (Dr.Phil.) wiederum an der Universität von Denver. Von 1993 bis 1999 war sie Provost (etwa: akademische Präsidentin, entspricht dem deutschen Probst) der Stanford-Universität.
Sie war u.a. Mitglied im Direktorium des Ölkonzerns Chevron Corporation. Nach ihr wurde der Öltanker "Condoleezza Rice" benannt, der später stillschweigend in "Altair Voyager" umbenannt wurde.
Weitere Stationen ihrer Karriere waren u.a. Tätigkeiten bei der Investment-Firma Charles Schwab Corporation, der William and Flora Hewlett Foundation, einer Stiftung des Hewlett-Packard-Mitbegründers und seiner Frau mit laut eigener Aussage sozialen und umweltschützenden Zielsetzungen, dem Versicherungskonzern Transamerica sowie bei der Investment-Bank J. P. Morgan. Sie gehörte auch längere Zeit dem Board of Governors (Verwaltungsrat) des San Francisco Symphony Orchestra an, in dem immer noch die Ehefrau von Charles Schwab sitzt.
Als Beraterin des Präsidenten George Bush sen. und seines Außenministers James Baker befürwortete sie 1990 die Wiedervereinigung Deutschlands, als diese bei anderen ehemaligen Siegermächten (Frankreich, allen voran Großbritannien) noch auf erhebliche Vorbehalte stieß. Zu dieser Zeit war die Fachfrau für Sowjet-Beziehungen, die hervorragend Russisch spricht, einfaches Mitglied des Nationalen Sicherheitsrates und verantwortlich für die Sowjetpolitik. In der Streitfrage zur Einschätzung des Zerfalls der Sowjetunion plädierten Condoleezza Rice und James Baker zunächst für einen Erhalt der Sowjetunion als staatliches Gebilde. Diesem Rat folgend rief George H. W. Bush u.a. die Ukraine auf, in der Sowjetunion zu bleiben, doch die Analyse erwies sich als unzutreffend und die Sowjetunion zerfiel. - 1995 verfasste Rice zusammen mit Philip D. Zelikow auch ein Buch zur deutschen Einheit mit dem Titel: "Germany Unified and Europe Transformed: A Study in Statecraft" (In Deutschland erschienen unter dem Titel "Sternstunde der Diplomatie").
In der ersten Amtsperiode der Regierung Bush II (ab 2000) bewies sie sich als enge Verbündete und wohl wichtigste Beraterin ihres Präsidenten und machte sich anlässlich der transatlantischen Zerwürfnisse wegen des von den USA und einer "Koalition der Willigen" ohne Zustimmung des Weltsicherheitsrats begonnenen Irak-Krieges durch Sätze wie "Bestraft Frankreich, ignoriert Deutschland und verzeiht Russland" vor allem in Europa nicht überall Freunde.
Ende März 2004 stand ihre Person erneut im Mittelpunkt, als das Weiße Haus verhindern wollte, dass sie vor einer Untersuchungskommission zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001 aussagt. Am 30. März 2004 gab das Weiße Haus dem öffentlichen Druck nach und ließ eine Aussage zu. Rice nahm vor dem Senatsausschuss zu den schwerwiegenden Vorwürfen des ehemaligen Regierungsberaters Richard Clarke Stellung, der die Regierung bezichtigt hatte, Warnungen vor dem Terrornetzwerk Al-Qaida monatelang nicht ernst genug genommen zu haben.
Literatur
- Schaake, Erich: Condoleezza Rice. Die Frau an der Spitze der Macht. München: Herbig, 2004. - ISBN 3-7766-2382-9
Weblinks
- Offizielle Biographie
- National Security Council
- US-Außenministerium
- Programmatische Rede von Dr. Condoleezza Rice (International Institute for Strategic Studies, London, 26.06.2003 - offizielles Transskript)
- Jochen Hippler, Unilateralismus der USA als Problem der internationalen Politik (Aus Politik und Zeitgeschichte, B 31-32/2003)
- Matthias Dembinski, Unilateralismus versus Multilateralismus (HSFK-Report Nr. 4/2002, Frankfurt/M.)
- Condoleezza Rice for President 2008 - Unofficial Site (Seit langem bestehende "Fan-Site")
- William Safire, Bush Administration's Biblical Exodus (Kommentar zur Ablösung Powells, "New York Times", 17.11.2004)
- Porträt des ZDF (heute-online)
- taz-Porträt