Der unsichtbare Aufstand
Film | |
Titel | Der unsichtbare Aufstand |
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Originaltitel | État de siège |
Produktionsland | Frankreich, Italien, BRD |
Originalsprache | Französisch |
Erscheinungsjahre | 1972 |
Länge | 115 Minuten |
Stab | |
Regie | Constantin Costa-Gavras |
Drehbuch | Constantin Costa-Gavras Franco Solinas |
Produktion | Jacques Perrin |
Musik | Mikis Theodorakis |
Kamera | Pierre-William Glenn |
Besetzung | |
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Der unsichtbare Aufstand (Originaltitel: État de siège) ist ein französisch-italienisch-(west)deutscher Spielfilm von Constantin Costa-Gavras aus dem Jahr 1972. Zusammen mit dem Film Z vom selben Regisseur aus dem Jahr 1969 gilt der Film als ein genrebildender Klassiker des politisch engagierten Kinos (vgl. Politthriller).
Filmhintergrund und Intention
Ähnlich wie Z thematisiert der unsichtbare Aufstand die Verhältnisse in einem Militärregime, hier bezogen auf ein lateinamerikanisches Land am Wechsel der 1960er auf die 1970er Jahre. Und ähnlich wie Z fußt der Film auf reale Ereignisse, die hier den in der breiteren Öffentlichkeit kaum beachteten Fall des als Entwicklungshelfer getarnten US-amerikanischen Agenten Daniel Mitrione aufgreifen, der 1970 der Regierung in Uruguay beratend zur Seite gestellt worden war, bis er von Stadtguerillas entführt und ermordet wurde.
Wie auch der zehn Jahre später von Costa-Gavras als US-Produktion gedrehte Film Missing (deutscher Titel Vermißt), der die Verhältnisse der chilenischen Militärdiktatur unter Augusto Pinochet unmittelbar nach dem Putsch gegen den demokratisch gewählten Ministerpräsidenten Salvador Allende thematisiert, ist auch Der unsichtbare Aufstand geleitet von der Intention der Kritik an der politischen Praxis der USA, für die eigenen Interessen auch autoritäre, dem Faschismus nahe stehende Diktaturen zu unterstützen.
Der Film stellt die Geiselnahme des Agenten durch die Widerstandsbewegung der Tupamaros - hier anonymisiert als „Organisation der Namenlosen“ - und die sich daran anschließende Regierungskrise in den Mittelpunkt seiner Handlung, wobei der Fokus kritisch auf die Aufdeckung der Hintergründe für die Geiselnahme und die menschenrechtsfeindliche politische Praxis der Regierung gerichtet ist; eine Praxis, die sich für den Zuschauer im Verlauf des Films herauskristallisiert, als bei den Verhören des Entführten durch die Guerilla seine tatsächliche Tätigkeit für die Machthaber, die u.a. in der Schulung der Polizei in modernen Verhörtechniken mittels Folter liegt, immer deutlicher wird.
Handlung
Der Film beginnt mit der Auffindung eines verdächtigen geparkten Wagens in einem großstädtischen Randgebiet, in dessen Kofferraum die Polizei die Leiche des gesuchten „Entwicklungshelfers“ Philip Michael Santore (dargestellt von Yves Montand) auffindet, der eine Woche zuvor zusammen mit zwei weiteren ausländischen Diplomaten von Stadtguerillas entführt wurde. Die Regierung ordnet ein Staatsbegräbnis an, das im staatlichen Fernsehen übertragen wird. Danach werden die Ereignisse, die zur Ermordung des Mannes führten, in Rückblenden dargestellt. Neben dem vermeintlichen Entwicklungshelfer, der beim Kidnapping durch einen Schuss verletzt wurde, werden auch ein brasilianischer Konsul und ein Sekretär der US-amerikanischen Botschaft entführt und in ein geheimes Versteck im Keller eines Wohnhauses gebracht, wo sie gefangen gehalten und in den folgenden Tagen von den maskierten Entführern zu ihren Tätigkeiten vernommen werden. In einem Ultimatum wird die Freilassung von politischen Gefangenen für das Leben und die Freiheit der Geiseln gefordert.
Die überstürzten Tätigkeiten des Regimes, das mit einer intensiven Fahndung beginnt, und dabei besonders repressiv gegen Oppositionelle vorgeht, machen den liberalen und angesehenen Journalisten Carlos Ducas (dargestellt von O. E. Hasse) auf den Fall aufmerksam, der beginnt, über Santore zu recherchieren, der bis dahin als ein eher unscheinbarer Beamter galt, Angestellter einer Entwicklungshilfeorganisation namens AID (Agency for International Development). Ducas findet heraus, dass es sich in Wahrheit um eine Tarnbeschäftigung handelt, hinter der sich ein US-amerikanischer Spezialist für Guerillabekämpfung verbirgt. Santore selbst hatte in den USA in Trainingslagern hochrangige Polizeikader lateinamerikanischer Militärdiktaturen ausgebildet, und stand verschiedenen autoritären Regimes, mit denen die USA verbündet sind, als Polizeiberater auch vor Ort zur Seite. Unter anderem gehörte zu seinen Aufgaben auch die Unterweisung von Polizisten in verdeckter Ermittlung und Folterpraktiken mit Elektroschocks gegen Systemoppositionelle und andere politisch missliebige Personen.
Bei den Verhören der Geiselnehmer wird Santore mit den entsprechenden Informationen konfrontiert, die er nach anfänglichem Leugnen und Relativieren schließlich nicht mehr abstreiten kann. Die allmähliche Aufdeckung der repressiven und menschenrechtsfeindlichen Praxis der Diktatur führt zu einer Staatskrise, vor der der eigentliche Hintergrund der Geiselnahme deutlich wird. Aber kurz vor dem anstehenden Rücktritt der Regierung und der in Aussicht gestellten freien Wahlen gelingt der Polizei ein Fahndungserfolg, der zur Verhaftung der wichtigsten Anführer der Untergrundbewegung führt. Darauf werden die schriftlich geführten Verhandlungen mit den noch übrigen Geiselnehmern abgebrochen, die Tötung der Geisel, die nun ihre Bedeutung für die Machthaber verloren hat, in Kauf genommen.
Für die Geiselnehmer, deren Hauptziel es war, durch die Aufdeckung der innenpolitischen Praxis des Regimes die Regierung zum Rücktritt zu veranlassen, ist somit ihre Aktion gescheitert. Die Ermordung der Geiseln bleibt lediglich eine taktische Frage der eigenen Konsequenz, die unter den Entführern zu kontroversen Diskussionen führt. Letztlich wird durch eine Befragung von Sympathisanten, die in subversiven Treffen bei nächtlichen Busfahrten durchgeführt wird, per Abstimmung entschieden, dass der US-amerikanische und der brasilianische Diplomat freigelassen werden, und Santore umgebracht wird.
Kritik
- film-dienst: ...setzt sich der Film engagiert mit der Situation in Lateinamerika, mit den sozialen Mißständen, Korruption und grausamem Polizei-Terror auseinander. Weitgehend differenziert in der Darstellung der Unrechtsprobleme, rechtfertigt er letztlich allzu parteiisch Gewalt als Mittel des Widerstands.[1]
Filmmusik
Für die Komposition des Soundtracks verwendete Mikis Theodorakis teilweise melodisches Material, das später in sein Oratorium Canto General einfloss. Die Musik wurde von der Gruppe Los Calchakis auf traditionellem Instrumenten andiner Musik eingespielt.
Auszeichnungen
Der Film wurde für den Golden Globe Award als bester ausländischer Film nominiert. Erhalten hat er den englischen UN-Preis der BAFTA (British Academy of Film and Television Arts) sowie den französischen Louis-Delluc-Preis des Jahres 1972.
Weblinks
- Vorlage:IMDb Titel
- Kurzbeschreibung des Films auf kino-zeit.de
- Der unsichtbare Aufstand bei moviemaster.de
- Filmüberblick und Bild des Filmplakats
- eigenwillige Rezension und Interpretation des Films auf textem.de