Frauen in der Politik
Als Politikerin wird im allgemeinen eine Frau bezeichnet, die ein politisches Amt innehat oder anstrebt. In Demokratien setzt dies das passive Wahlrecht voraus.
Situation in Deutschland
Mit Angela Merkel wurde am 22. November 2005 zum ersten Mal eine Frau Regierungschefin eines deutschen Gesamtstaates. Mit Heide Simonis war 1993 zum ersten (und bisher einzigen mal) eine Frau Ministerpräsidentin eines Bundeslandes der Bundesrepublik Deutschland geworden. 1990 war Sabine Bergmann-Pohl letztes Staatsoberhaupt der DDR. Noch nie ist eine Frau Bundespräsidentin geworden..
1961 wurde mit Elisabeth Schwarzhaupt zum ersten Mal eine Frau Ministerin in der BRD, 1953 war Hilde Benjamin Justizministerin der DDR geworden. In der Kommunalpolitik konnten Frauen sich in führenden Stellungen bereits früher behaupten: Luise Albertz war in Oberhausen mit Amtszeiten von 1946 bis 1948 und von 1956 bis 1979 die erste Oberbürgermeisterin einer deutschen Großstadt.
Der Anteil der Frauen an den Bundestagsabgeordneten lag in der BRD lange Zeit unter 10% (1972: 5,8%). Erst als die Grünen (1979) und die SPD 1988 eine Frauenquote einführten, änderte sich dies. Das Frauenquorum in der CDU wurde zunächst auf dem Bundesparteitag der CDU in Karlsruhe 1995 vorgeschlagen, konnte dort jedoch nicht die Mehrheit der Delegierten erreichen und wurde abgelehnt. Daraufhin wurde auf dem Bundesparteitag in Hannover 1996 erneut über das Frauenquorum abgestimmt, wobei eine Mehrheit für eine versuchsweise auf fünf Jahre befristete Einführung des Quorums erreicht wurde. Nach Ablauf der fünf Jahre wurde auf dem Bundesparteitag in Dresden 2001 erneut über das Frauenquorum abgestimmt und eine unbefristete Einführung beschlossen.
Die mit der Einführung der Frauenquote zum Teil verbundenen Hoffnungen einer grundsätzlichen Veränderung der Politik erfüllten sich nicht, da die bestehenden Hierarchien im wesentlichen erhalten blieben.
Im 15. Deutschen Bundestag waren von 603 Abgeordneten 194 Frauen (32,2%.) Die SPD stellte 95, die CDU 43, die CSU 12, die Grünen 32, die FDP 10 und die PDS 2 weibliche Abgeordnete (Stand 2002).
Situation international
Auch in anderen Staaten dauerte es nach der Erlangung des Wahlrechts in der Regel sehr lange bis Frauen in hohe und höchste Ämter gelangen konnten. Noch nie war eine Frau amerikanische oder französische Präsidentin (Stand 2006). In den USA erhielten Frauen auf Bundesebene 1920 das aktive und passive Wahlrecht, 1997 wurde Madeleine Albright als erste Frau Außenministerin der USA. Hillary Clinton, New Yorker Senatorin und frühere First Lady, kündigte ihre Kandidatur für die US-Präsidentschaft in Januar 2007 an. Damit wäre sie die erste Präsidentin der USA.
Eine gewisse Ausnahmestellung nehmen asiatische Politikerinnen ein, die nicht zuletzt aufgrund verwandtschaftlicher Beziehungen in hohe Ämter gelangten, z.B. Indira Gandhi (Tochter von Jawaharlal Nehru), Megawati Sukarno (Tochter von Sukarno), Corazón Aquino (Witwe von Benigno Aquino). Nach der Ermordung ihres Mannes Solomon West Ridgeway Dias Bandaranaike im September 1959 wurde Sirimavo Bandaranaike Ministerpräsidentin von Sri Lanka und damit erste demokratisch gewählte Regierungschefin der Welt.
Frauen in Spitzenämtern
Regierungschefinnen
siehe: Liste weiblicher Staatsoberhäupter und Regierungschefs
Außenministerinnen
- Golda Meir (1956–1965) – Israel
- Karin Söder (1976–1978) – Schweden
- Margaretha af Ugglas (1991–1994) – Schweden
- Lena Hjelm-Wallén (1994–1998) – Schweden
- Susanna Agnelli (1995–1996) – Italien
- Madeleine Albright (1997–2001) – USA
- Anna Lindh (1998–2003) – Schweden
- Benita Ferrero-Waldner (2000–2004) – Österreich
- Ana de Palacio (2002–2004) – Spanien
- Laila Freivalds (2003–2006) – Schweden
- Condoleezza Rice (2004–) – USA
- Ursula Plassnik (2004–) – Österreich
- Margaret Beckett (2006–2007) – Großbritannien
- Tzipi Liwni (2006–) – Israel
- Dora Bakogianni (2006–) – Griechenland
- Anna Fotyga (2006–) – Polen
Innenministerinnen
- Gale Norton (2001–2006) – USA
- Liese Prokop (2004–2006) – Österreich
Verteidigungsministerinnen
- Elisabeth Rehn (1990–1994) – Finnland
- Anneli Taina 1995–1999 – Finnland
- Michèle Alliot-Marie (2002–2007) – Frankreich
- Anne-Grete Strøm-Erichsen (2005–) – Norwegen
- Michèle Alliot-Marie (2007–) – Frankreich
Finanzministerinnen
- Dalia Grybauskaite (2001–2004) – Litauen
- Kristin Halvorsen – Norwegen
- Ngozi Okonjo-Nweala (2003–2006) – Nigeria
- Christine Lagarde (2007–) – Frankreich
Sonstige
- Herta Däubler-Gmelin
- Andrea Fischer
- Hildegard Hamm-Brücher
- Margot Honecker
- Renate Künast
- Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
- Rosa Luxemburg
- Claudia Nolte
- Annemarie Renger
- Rita Süssmuth
- Jeanette Wolff
- Annette Schavan
- Ulla Schmidt
- Ursula von der Leyen
- Heidemarie Wieczorek-Zeul
- Brigitte Zypries
- Bella Abzug
- Julie Bishop
- Helen Coonan
- Amanda Vanstone
Literatur
- Brigitte Baumeister, Welchen Preis hat die Macht? : Eine Frau zwischen Kohl und Schäuble ; die Ex-Schatzmeisterin und die schwarzen Kassen der CDU, München: Heyne 2004
- Brigitte Geißel, Politikerinnen : Politisierung und Partizipation auf kommunaler Ebene, Opladen : Leske + Budrich, 1999
- Petra Holz, Zwischen Tradition und Emanzipation : CDU-Politikerinnen in der Zeit von 1946 bis 1960, Königstein im Taunus : Ulrike Helmer, 2004
- Bärbel Schöler-Macher,Die Fremdheit der Politik : Erfahrungen von Frauen in Parteien und Parlamenten, Weinheim : Dt. Studien-Verl., 1994
- Reimar Oltmanns. "Frauen an der Macht -Marie Schlei, Renate Schmidt, Irmgard Adam-Schwaetzer, Rita Süssmuth, Antje Vollmer, Protokolle einer Aufbruchsära". athenäums programm by anton hain, Frankfurt 1990, ISBN 3-445-08551-X