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Mausoleum der Grafen von Wied-Runkel

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Datei:Diedorf Mausoleum.jpg
Dierdorf, Mausoleum

Das Mausoleum in Dierdorf ist eine Grabstätte des ehemaligen Fürstenhauses zu Wied-Runkel, wurde nach 1816 von Fürst Karl Ludwig Friedrich Alexander zu Wied-Runkel im neugotischen Stil erbaut und diente auch zur Aufbewahrung der Grabmäler seiner Vorfahren. Das Mausoleum steht im ehemaligen Schlosspark in der Stadt Dierdorf im Landkreis Neuwied.

Hintergründe

Seit dem 11. Jahrhundert bestand das Adelsgeschlecht der Grafen von Wied. Es gab wegen verschiedenen Erbfolgen Teilungen der Grafschaft in Niederwied und Oberwied und auch wieder Zusammenführungen. Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Grafen von Wied-Neuwied und von Wied-Runkel in den Fürstenstand erhobenen.

Aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 gingen die beiden Fürstentümer zunächst an die Fürsten zu Nassau-Usingen und Nassau-Weilburg und 1806 an das Herzogtum Nassau. Aufgrund der während des Wiener Kongresses verabschiedeten Deutschen Bundesakte wurden die Fürsten Johann Karl August zu Wied-Neuwied (1779-1836) und sein Vetter Karl Ludwig Friedrich Alexander zu Wied-Runkel (1763-1824) zu Standesherren, denen verschiedene Rechte als souveraine Fürsten zugebilligt wurden.

Die Begräbnisstätten einiger Vorfahren der Fürsten befanden sich in der Abtei Rommersdorf und im Stift St. Florin in Koblenz, die im Rahmen der Säkularisation verstaatlicht und profanen Zwecken zugeführt wurden.

Baugeschichte

Der Text auf der Marmorplatte am Sarkophag des Fürsten lautet:

„Hier ruhen die irdischen Überreste des Fürsten Karl Ludwig Friedrich Alexander von Wied-Runkel, geboren den 29. September 1763, gestorben den 9. März 1824. Er errichtete diese Kapelle, um das Andenken seiner Vorfahren durch Aufstellung der vorgefundenen Standbilder zu ehren, und ruhet jetzt hier, umgeben von denselben, in den selbst geschaffenen Gartenanlagen, wo er schon lebend gerne verweilte.“

Die Marmorplatte ist irgendwann zerbrochen, wie die Risse es zeigen. Ursprünglich gab es hier eine Kupferplatte, die nach einem Einbruchsversuch im 19. Jahrhundert in das Schloss Neuwied gebracht und durch die Marmorplatte ersetzt wurde.

Die Literatur hat über den Zeitraum der Bauzeit unterschiedliche Angaben. Der Baubeginn war demnach zwischen 1816 und 1818. Auch ist unklar, ob der Fürst zu Wied-Runkel der einzige Initiator war, so wie die Grabplatte es vermittelt.

Im „Fürstlich Wiedischen Archiv“ in Neuwied existieren Dokumente, wonach der Fürst zu Wied-Neuwied sich 1816 in einem Schreiben an den Oberrepräsentanten der zu der Zeit neuen preußischen Regierung in Koblenz wandte um alte Grabmale und Monumente der Familie vor der Zerstörung zu sichern. Die Kirche der Abtei Rommersdorf war inzwischen ein Pferdestall, das Stift St. Florin ein Schlachthof geworden. Aus dem Schriftwechsel geht weiter hervor, dass ein Grabmal bei der Zusammenführung zerstört und nicht in das Mausoleum überführt wurde. In der Koblenzer Florinskirche gab es ein „Denkmal aus grauem Stein für einen Kurfürsten von Trier aus dem Hause Isenburg“. Es war vermutlich das Grabmal des Kurfürsten Johann V. von Isenburg (1547-1556).

Baubeschreibung

Das Mausoleum in Dierdorf ist nach dem Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz und Saarland von Georg Dehio „eines der ersten Denkmäler des ‚altdeutschen Stils‘ im Rheinland“.

Das Mausoleum, ein dreijochig gewölbter Rechteckbau aus verputztem Backstein in den Formen der frühen Neugotik, ist auf einer Grundfläche von 5,35 auf 8 m errichtet. Die diagonal gestellten Strebepfeiler an den Ecken laufen in krabbenbesetzten Fialen aus, bei denen die Kreuzblumen fehlen. Unter dem Gesims verläuft ein Spitzbogenfries um das ganze Gebäude, dessen schiefergedecktes Walmdach hinter das Gesims zurückgezogen ist. Die sechs dreibahnigen Fenster laufen in Vierpässen aus. Das Maßwerk über dem Eingang und die Fensterrippen bzw. -sprossen sind aus Gusseisen.

Die Grabmale

Das Mausoleum beherbergt Grabmonumente aus dem ehemaligen Prämonstratenserkloster Rommersdorf, der ehemaligen Wallfahrtskapelle Hausenborn bei Isenburg und der ehemaligen Stiftskirche St. Florin in Koblenz.

  • In der Mitte des Raumes steht ein Sarkophag, an dem vorne eine Grabplatte aus Marmor angebracht ist und den Erbauer des Mausoleums, Fürst Karl Ludwig Friedrich Alexander von Wied-Runkel, nennt.
  • Auf dem Sarkophag liegen zwei Figuren, die den Grafen Wilhelm II. von Wied und Herr in Isenburg, gestorben am 23. Oktober 1462, und seine Gemahlin Philippe von Heinsberg, gestorben am 25. Januar 1472, darstellen und eine Grabplatte mit den Namen und der Sterbedaten der beiden. Beide waren ursprünglich in der Abtei Rommersdorf beigesetzt.
  • Im Hintergrund rechts steht ein Epitaph aus Alabaster, das den Grafen Salentin VII. von Isenburg, der von 1567 bis 1577 Erzbischof und Kurfürst des Erzbistums Köln war und am 19. März 1610 starb. Salentin wird kniend und in Ritterrüstung gezeigt. Das Grabmal wurde 1824 von Rommersdorf geholt, die Gebeine in die Evangelische Kirche in Niederbieber überführt.
  • An der Innenwand zu beiden Seiten des Eingangs befinden sich die Grabsteine der in Rommersdorf beigesetzten Brüder des Grafen Friedrich I. von Wied, Herr zu Isenburg und Runkel († 1487), dem Gründer dieser Seitenlinie. Rechts vom Eingang Graf Wilhelm I. von Runkel und Isenburg, gestorben 15. Dezember 1489; Links vom Eingang Graf Johann von Wied, Runkel und Isenburg, gestorben 26. Mai 1521.
  • Außen, rechts vom Eingang, ist das Grabmal des Grafen Gerlach III. von Isenburg-Grenzau, gestorben 1530, eingemauert. Gerlach war der Großvater von Salentin VII. Das Grabmal befand sich ursprünglich in Hausenborn.
  • Außen, links vom Eingang, befindet sich der die Figur eines betenden Ritters zeigende Grabstein des 1535 gestorbenen Graf Philipp von Wied-Runkel.

Literatur

  • Wilhelm Groß: Aus alter Zeit I - Chronik von Dierdorf Neuauflage der Originalausgabe von 1900. Verlag Reinhard Zado, Niederhofen, ISBN 3-936256-02-0.
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler - Rheinland-Pfalz, Saarland. Deutscher Kunstverlag, München 1984, ISBN 3-422-00382-7.
  • Landkreis Neuwied (Hrsg.): Heimat-Jahrbuch 1989 Landkreis Neuwied und Heimat-Jahrbuch 1990 Landkreis Neuwied.