Johann Reichhart
Johann Reichhart (* 1893; † 1972) war der letzte Henker (Scharfrichter) Deutschlands.
Während der Weimarer Republik seit 1924 und der Zeit des Dritten Reiches vollzog er etwas über 3000 Hinrichtungen mit der Guillotine, darunter auch die von Hans Scholl und Sophie Scholl, Mitgliedern der Widerstandsgruppe Weiße Rose. 156 verurteilte Nazigrößen henkte er nach 1945 im Auftrag der amerikanischen Militärregierung am Galgen. Reichharts Erfahrungen wollte sich die amerikanische Justiz in der Weise zunutze machen, in dem sie den Mastersergeant Woods durch Reichhart im Umgang mit dem Fallbeil und dem Galgen unterrichten ließ. Woods erlitt aber bei der Reparatur eines elektrischen Stuhl einen tödlichen Unfall. Reichhart gilt als der Scharfrichter, der die meisten Hinrichtungen aller Zeiten vollzog. Dass die amerikanische Militärregierung den unter die Kategorie der nationalsozialistisch belasteten Personen fallenden Reichhart nicht ebenso wie dessen "Scharfrichterkollegen" hinrichtete, lag wohl daran, dass Reichhart einige Neuerungen an der Guillotine einführte, die die Qualen der Hinzurichtenden reduzierte. Allerdings sorgten sie für eine schnellere Ausführung der Hinrichtung. Gerade im Jahr 1944 im Zuge des Attentates auf Adolf Hitler war das den Machthabern sicher nicht unangenehm. Die Zahl der Hinrichtungen, über die er genau Buch führte, war im Zusammenhang mit diesem Attentat überproportional angestiegen. Sein Amt machte ihn zu einer einsamen und geächteten Person.
Auch seine Familie ging dadurch zu Bruch bzw. sein Sohn Hans beging aufgrund der damit verbundenen seelischen Belastungen Selbstmord.
siehe auch
Literatur
- Dachs, Johann: Tod durch das Fallbeil: Der deutsche Scharfrichter Johann Reichhart (1893 - 1972), Berlin 2001 ISBN 3548362435
- Amberg, Stefan, Vollstreckt - Johann Reichhart, der letzte deutsche Henker, München, 1982.