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Zehn Gebote

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Teil der 10 Gebote. Text vom prot. Theol. E. Reuss, Gestaltung v. jüd. Künstler Ephraim Moses Lilien

Die Zehn Gebote, auch Dekalog („Zehnwort“, von griech. δεκα deka, „zehn“, und λoγoς logos, „Wort“), sind eine Zusammenstellung von Grundregeln des menschlichen Verhaltens in der Hebräischen Bibel. Sie gelten im Judentum und Christentum als zentrale Gebote (Weisungen, Handlungsanleitungen) JHWHs, des Gottes Israels, für das Verhalten ihm gegenüber und für das Zusammenleben der Menschen.

Biblischer Wortlaut

Die Zehn Gebote sind im Tanach in zwei geringfügig verschiedenen Fassungen überliefert.

Exodus 20,2-17

2 Ich bin der Herr dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe.
3 Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
4 Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist:
5 Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen,
6 aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.
7 Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.
8 Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst.
9 Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun.
10 Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt.
11 Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der Herr den Sabbattag und heiligte ihn.
12 Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebst in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, geben wird.
13 Du sollst nicht töten.
14 Du sollst nicht ehebrechen.
15 Du sollst nicht stehlen.
16 Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
17 Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat.

Dieses Zitat aus dem 2. Buch Mose folgt der revidierten Lutherbibel von 1984. Die angegebene Verseinteilung ist nicht mit der Gebotseinteilung identisch.

Deuteronomium 5,6–21

Die Fassung im 5. Buch Mose Dtn 5,6-21 EU unterscheidet sich vor allem im Sabbatgebot:

12 Achte auf den Sabbat: Halte ihn heilig, wie es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat.
13 Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun.
14 Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Rind, dein Esel und dein ganzes Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. Dein Sklave und deine Sklavin sollen sich ausruhen wie du.
15 Denk daran: Als du in Ägypten Sklave warst, hat dich der Herr, dein Gott, mit starker Hand und hoch erhobenem Arm dort herausgeführt. Darum hat es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht, den Sabbat zu halten.

Der Ruhetag wird hier also nicht mit Gottes Ruhe nach der Schöpfung, sondern mit der Erinnerung an den Auszug aus Ägypten begründet. Auch die Sklaven und alle Haustiere sollen am Sabbat ausruhen dürfen wie ihre Besitzer, weil die Israeliten selber Sklaven gewesen seien. So wird das Ruhen auf Kosten anderer, die die Arbeit verrichten müssen, verboten.

Das 9. Gebot lautet hier: Begehre nicht deines Nächsten Weib. Erst im Folgevers sind Haus, zusätzlich Acker, dann Knecht, Magd, Rind und Esel aufgelistet.

Die deuteronomische Fassung wird wegen des erweiterten Sabbatgebots für jünger gehalten, ist aber literarisch vom Wortlaut der Exodusvorlage abhängig.

Entstehung

Die Zehn Gebote sind in einem jahrhundertelangen Prozess entstanden und zusammengewachsen. Das zeigen bereits ihre beiden Versionen wie auch andere, formal wie inhaltlich verwandte und vom theologischen Rang her vergleichbare Gebotsreihen: Ex 34,17-26 EU, Lev 19,1f.11-18 EU, Dtn 27,15-26 EU - ein sogenannter Dodekalog (Zwölfwort), eventuell bezogen auf die Zwölf Stämme Israels -, Ez 18,5-9 EU. Der Dekalog war also im Tanach ursprünglich weder die einzige Zusammenfassung des Willens Gottes noch war er von Beginn an endgültig und damit allgemeingültig formuliert und fixiert.

In seinem Entstehungsverlauf wurden einzelne ethische Weisungen, die von Gott in der dritten Person reden, miteinander verknüpft und zuletzt gemeinsam unter die Selbstvorstellung Gottes in der „Präambel“ gestellt. Wegen ähnlicher Formeln in der Prophetie des Tanach, z.B. in Hos 4,3 EU, Hos 12,10 EU, Hos 13,4 EU; Ps 81,11 EU entstand das 1. Gebot mitsamt dem Ausschluss anderer Götter wohl spätestens ab dem 8. Jahrhundert v. Chr.

Die ältere Version des Sabbatgebots setzt Bekanntheit mit Gen 2,2f EU, das zum priesterschriftlichen Schöpfungsbericht gehört, voraus: Demnach entstand die Kulttafel der ersten drei Gebote frühestens im Babylonischen Exil (586-539 v. Chr.). Die Sozialgebote stammen zum Teil aus nomadischer Zeit und reflektieren deren Verhältnisse: etwa das Verbot, Vieh, Sklaven und Frau des Nächsten zu begehren. Sie können schon länger untereinander verknüpft worden sein, wurden aber wohl erst nach dem Exil mit der Kultgebotsreihe verbunden. Erst in einem noch späteren Stadium der Pentateuch-Redaktion wurde die gesamte Reihe allen übrigen Geboten vorangestellt und erhielt damit ihre überragende Bedeutung in der weiteren Geschichte von Juden- und Christentum.

Diese Zusammenstellung lebensnotwendiger Grundregeln hat sich daraufhin als die wichtigste Zusammenfassung von Gottes Willen für alle Lebensbereiche durchgesetzt. Sie gelten gläubigen Juden und Christen als Kern und Konzentrat der Offenbarung Gottes an Mose, den zum Führer Israels berufenen Empfänger und Vermittler seines Willens für das erwählte Gottesvolk.

Besonderheiten

Selbstvorstellung Gottes als Erwählung Israels

Die Reihung wird in Ex 20,2 mit der im Tanach häufigen Theophanieformel Ich bin JHWH eröffnet, die hier um die Zusage dein Gott erweitert und auf die Exodustradition bezogen ist. Gott erscheint seinem Volk demnach nicht als Unbekannter, sondern erinnert es mit seinem Namen an seine frühere Befreiungstat, die seinen Willen bereits ausdrückte.

Gottes „Ich“ (hier in der betonten hebräischen Form Anochi) erscheint als einzigartiger, alle anderen Ansprüche ausschließender Rechtsanspruch auf ein kollektives „Du“. Die Anrede gilt dem ganzen im Exodus aus Ägypten erwählten Gottesvolk Israel und jedem einzelnen Angehörigen dieses Volkes. Gottes Selbstoffenbarung in der Geschichte der Hebräer begründet hier sein Recht auf alle ihre Nachfahren. Darum schärft die Haggada zum Pessach dem gläubigen Juden ein: In jeder Generation betrachte sich der Mensch, als sei er selbst aus Ägypten ausgezogen.

Diese Exklusivität Gottes, die das angeredete Volk zum Gegenüber Gottes macht und zum Erinnern seiner Geschichte bringt, ist eine Besonderheit des Judentums unter den altorientalischen Religionen: Nur für den, dem Gott sich so offenbart hat, gilt auch das folgende Gesetz.[1] Damit ist das Volk Israel und sein Gottesverhältnis zugleich von allen anderen Völkern unterschieden, so dass der Fortsatz Du sollst keine Götter neben mir [wörtlich: vor meinem Angesicht] haben als logische Folgerung erscheint.

Bilderverbot

Der im Exodushandeln JHWHs für Israel implizierte Ausschluss fremder Götter ist im Alten Orient einmalig. Zwar gab es zuvor mit dem Aton-Kult auch in Ägypten Tendenzen zu einem vorübergehenden Monotheismus durch Ersetzung früherer Götter. In Babylonien tendierte der Polytheismus später zur Monolatrie durch Integration und Gleichsetzung verschiedener Götter.

Doch das biblische Fremdgötterverbot wird sogleich im Bilderverbot konkretisiert: Dieses ist hier - anders als in Ex 23,23 EU - nicht nur auf fremde Gottesbilder und Kultgegenstände bezogen, sondern auch auf Abbildungen des eigenen Gottes. Damit wird die Verehrung JHWHs endgültig von allen anderen Kulten unterschieden. Denn fremde - auch höchste und einzige - Götter wurden immer in Bildern dargestellt, angebetet und ihre Kräfte vergegenwärtigt.

Gottesbilder wurden auch in Israels Nachbarschaft nicht mit dem abgebildeten Gott identifiziert und oft verhüllt, um die Transzendenz zu wahren. Doch das Bilderverbot stellt den unsichtbaren Gott gegen die im Bild greifbaren Götter, weil er für Israel der Schöpfer aller Dinge ist und sich vorbehält, wem und wie er sich offenbart. Diese Unabhängigkeit korrespondiert der Selbstbindung JHWHs an die Befreiung dieses Volkes: Die Erinnerung an den Exodus sperrt sich dagegen, ihn nach Art fremder Götter zu verehren, die in der Regel Herrschaftsverhältnisse absegneten. Israels Gott will nicht im Kult repräsentiert, sondern im Sozialverhalten in allen Lebensbereichen verehrt werden.

Ex 20,4b erläutert den Verbotsbereich: Er erstreckt sich auf Himmel, Erde und Unterwelt, also alle „Stockwerke“ des damaligen Weltbilds. Die deuteronomische Auslegung in Dtn 4,12-20 EU bekräftigt das Verbot, Gott weder als Mann noch Frau noch Tier noch Gestirn darzustellen, wie es in den kanaanäischen Fruchtbarkeitskulten und babylonischen Astralkulten üblich war. Gläubige Juden können daher nichts in der Welt der geschaffenen Dinge als göttlich betrachten. Sie wurden darum im Hellenismus später als „Atheisten“ bezeichnet.

Da Gott sich für Juden von Beginn an durch sein - ebenfalls exklusiv gedachtes - Wort offenbarte (Gen 1,3 EU), betrifft das Bilderverbot im Tanach nur optische und gegenständliche Abbilder, nicht Sprachbilder. Diese zeigen eine große Vielfalt an Metaphern, Vergleichen und Anthropomorphismen.

Ältere Vorformen wie Ex 34,12ff EU gebieten mit dem Ausschluss anderer Götter zugleich die Zerstörung ihrer Kultstätten. Dies reagierte eventuell auf Gleichsetzungen JHWHs mit dem kanaanäischen Baal im Bild des Stiers ([[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|1_Kön]] 12,26ff EU), die hinter der Erzählung vom Goldenen Kalb in Ex 32 EU steht. Dieser Synkretismus wurde wohl seit dem Auftreten des Propheten Elija im Nordreich Israel als Übernahme von Wesenszügen Baals aufgefasst und abgelehnt ([[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|1_Kön]] 18 EU). Auch Hosea kämpfte für das 1. Gebot gegen die „Hurerei“ des Baalskultes (Hos 8,4ff EU; Hos 10,5f EU; Hos 11,2 EU; Hos 13,2 EU). Doch nach vergeblichen Anläufen Hiskijas ([[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|2_Kön]] 18,4 EU) ließ erst König Josia die noch bestehenden Baalkultorte um 620 v. Chr. zerstören ([[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|2_Kön]] 23 EU). So wurde die alleinige Verehrung JHWHs innenpolitisch durchgesetzt.

Um sein Gewicht zu unterstreichen, wird das Bilderverbot nochmals mit einer ähnlichen Gottesrede wie der Präambel bekräftigt. Es bildet daher mit der exklusiven Selbstvorstellung JHWHs eine unauflösbare Einheit. Erst dadurch wird der indikativisch formulierte Zuspruch - Ich bin... zum ebenso verbindlichen Anspruch: Du sollst..., wörtlich Du wirst....[2]

Gesetzestafeln

Datei:José de Ribera 041.jpg
„Moses und die Zehn Gebote" (Jusepe de Ribera)

Ex 24,12 EU redet im unmittelbaren Anschluss an die mündliche Gebotsverkündigung und das Bundesmal der siebzig Ältesten Israels mit JHWH erstmals von steinernen Gesetzestafeln, die Gott Mose allein übergeben werde. Nach den ausführlichen Anweisungen zum Bau der Stiftshütte, einer Vorform des Jerusalemer Tempels (Ex 25-31,17), nimmt Ex 31,18 EU diesen Faden wieder auf und redet nun von zwei Tafeln aus Stein, die Gott mit seinem „Finger“ beschrieben habe. Diese enthalten nach dem Kontext alle zuvor ergangenen Gebote, nicht nur den Dekalog.

Ex 32,15ff EU präzisiert die Angaben: Gott selbst habe die Tafeln gemacht und auf beiden Seiten die Schrift eingraviert. Diese Tafeln habe Mose im Zorn über den Abfall Israels von JHWH zerbrochen (Vers 19). Dann habe er den Auftrag erhalten, neue Tafeln anzufertigen, von denen es heißt (Ex 34,28 EU):

Und er schrieb auf die Tafeln die Worte des Bundes, die Zehn Worte.

An diese Stelle knüpft die Bezeichnung Zehnwort (Dekalog) an, obwohl dessen Gebote ursprünglich nicht als Zehnerreihe eingeteilt wurden und die Tafeln alle Gebote Gottes enthielten. Hier wurzelt auch die Tradition einer Zweiteilung des Dekalogs in eine auf das Verhalten zu Gott bezogene „Kulttafel“ (1. bis 3. Gebot) und eine auf das Verhalten untereinander bezogene „Sozialtafel“ (4. bis 10. Gebot). Diese war wohl schon vor der Zeitenwende in der rabbinischen Tradition üblich.

In Dtn 4,13 EU; Dtn 5,22 EU und Dtn 9,9 EU sind nur die Zehn Gebote als Inhalt der beiden Gesetzestafeln genannt. Sie werden hier - anders als in der Exodusversion des Dekalogs - ausdrücklich als Verkündigung des Bundes JHWHs mit Israel eingeführt. Hinzu kommt der besondere Ausdruck des Zurechthauens in Ex 34 und Dtn 12: Dieser Begriff taucht in der Bibel nirgends im Zusammenhang mit dem normalen Bearbeiten von Holz oder Stein auf, sondern scheint sich auf Kultbilder zu beziehen. So könnten die nach biblischem Glauben von Gott selbst angefertigten und beschriebenen Gesetzestafeln als einziges sichtbares Zeichen der Verbundenheit Israels mit seinem Gott an die Stelle der im Dekalog verbotenen Kultbilder getreten sein. An dieser Gegenwart Gottes konnten dann auch spätere Generationen des jüdischen Volkes, die nicht Zeugen der Selbstoffenbarung JHWHs am Sinai waren, teilhaben:

Die Tafeln konnten als so geprägtes und bestimmtes Symbol für die Offenbarung am Sinai nicht nur ins Zentrum aller möglichen bildlichen Darstellung des Sinaiereignisses gerückt werden, sondern sogar zum Inbegriff der Tora und so letztlich auch zum bedeutendsten Symbol für das Judentum. (Christoph Dohmen, 2004, S. 214).

Apodiktische Form

Gottes Recht wird in Form einer apodiktischen Reihe in wenige Zentralgebote zusammengefasst, die Anspruch auf kollektive und zeitübergreifende Geltung erheben. Die Einzelgebote sind überwiegend als Ver-bote formuliert, die ein bestimmtes Verhalten ausschließen, ohne das positiv intendierte Verhalten ebenso konkret festzulegen.

Das unterscheidet sie von einer Vielzahl aus der alltäglichen Rechtsprechung stammender Einzelgebote zu bestimmten Fällen („wenn - dann“- Bestimmungen, Kasuistik). Zu vielen davon kennt man Vorbilder und Parallelen in der altorientalischen Umgebung Israels. So tritt etwa im Ägyptischen Totenbuch um 2500 v.Chr. eine Art negative Tugendliste hervor: Dort bekennt der Mensch eine Reihe von Vergehen gegen kultische Vorschriften, deren Reihung denen des Dekalogs ähnelt. Doch ist diese Reihe nicht ausdrücklich als göttliche Offenbarung bezeichnet, und den vorausgesetzten Vorschriften fehlt die apodiktische Form.

Dekalog als Vertrag

LaSor et. al. sehen in der Sinaiperikope eine Gründungsurkunde des Bundschlusses zwischen JHWH und dem Volk Israel. Dazu gehören insbesondere die Vorbereitungszeit, sowie die Theophanie. In den zehn Geboten selbst erkennt er einen seinerzeit üblichen Vertrag zwischen einem Großkönig und seinem Vasallen. Diese These vertritt auch Perlitt, der Parallelen zu hethitischen Staatsverträgen sieht, die von den Israeliten nachgeahmt wurden, woraus er auf ein hohes Alter des Textes schließt.

1. Präambel nennt den Bundesstifter mit seinen Titeln

2. Der historische Prolog umschreibt die frühere Beziehung zwischen den beiden Parteien und betont Wohltaten, die der Großkönig dem Vasallen hat zukommen lassen.

3. Die Bundessatzung besteht aus: a. der Grundforderung der Bundestreue b. detaillierte Bestimmungen. In säkularen Verträgen werden hier die Verpflichtungen des Vasallen seinem Großkönig gegenüber festgeschrieben

4. Weitergehende Verfügungen über: a. die Hinterlegung des Textes. Bundestexte werden im Tempel aufbewahrt. Die Tafeln mit dem Bundestext waren in der Bundeslade zu deponieren b. die wiederholte, in regelmäßigen Abständen vorzunehmende öffentliche Verlesung des Bundestextes

5. Segenszusagen und Fluchandrohungen, die dem Vasallen zuteil werden sollen, je nach dem, ob er die Bundesbestimmungen einhält, oder nicht .

Hieraus nun folgert LaSor, dass der Dekalog nie als Moralkodex konzipiert war, sondern als Verordnung, die das Bundesverhältnis regelt und die als Grundvoraussetzungen der gnädigen Zuwendung Gottes zum Volk Israel gesetzt wird. Hält sich das Volk nicht an diese Gebote, bricht es folglich den Bund und hört in gewissem Sinne auf, Gottes Volk zu ein. Aus diesem Zusammenhang, lässt sich auch die weitere Geschichte Israels verstehen. Das Volk entfernt sich immer wieder von JHWH; dieser leitet in der Folge quasi das Gerichtsverfahren ein, sendet jedoch bevor er seinen Fluch über das Volk kommen lässt die Propheten, die ein letztes Mal zur Umkehr mahnen und zugleich das Gericht ankündigen.

Die Zehn Gebote im Neuen Testament

Im Judentum fassten die Rabbiner die Zehn Gebote schon früh im Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe zusammen. Diese Konzentration auf das Wesentliche vertrat auch Jesus von Nazaret (Mk 12,28–34 EU). Er hat wahrscheinlich alle zehn Gebote bei verschiedenen Anlässen mit einer Halacha (mündlichen Auslegung) kommentiert; einige dieser Torapredigten wurden in der Bergpredigt gesammelt.

Gegenüber dem reichen Großgrundbesitzer weist Jesus auf den Dekalog hin (Mk 10,19 EU), macht aber auch deutlich, dass dem Reichen eins fehlt, um das Reich Gottes zu erlangen: das Aufgeben allen Besitzes zu Gunsten der aktuell Armen (ebd., v.21). Dazu lädt Jesus ihn ein, da offenbar erst dies die Zielrichtung aller Einzelgebote erfüllt: keine anderen Götter anzubeten, den Ruhetag zu achten – an dem Arme um ihr Leben kämpfen und Nahrung suchen mussten (Mk 2,23–28 EU) –, nicht zu rauben, zu töten, zu neiden, den Nächsten zu lieben wie Gott ihn liebt.

Einteilung und Zählung

Die Zehnzahl hängt vermutlich mit der Lernbarkeit und Merkbarkeit zusammen, was durch die Abzählbarkeit an den Fingern erleichtert wurde. Sie wurde zugleich vielfach als magische Zahl angesehen. Im Judentum werden die Zehn Gebote allerdings nicht von den übrigen Geboten der Tora isoliert, denn Mose empfing die Tora als Ganzes. – Die Zahl der im Dekalog aufgereihten Einzelforderungen lässt sich auf verschiedene Weise mit der Zahl Zehn zur Deckung bringen und wird von Juden und christlichen Konfessionen unterschiedlich eingeteilt.

  • Das erste Gebot:

Das Judentum folgt der Tora und behandelt die Selbstvorstellung des israelitischen Gottes als eigenständiges erstes Gebot: Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Sklavenhaus Ägypten geführt hat. Der Folgesatz Du sollst keine anderen Götter neben mir haben ist dann nicht von dieser primären Bundeszusage ablösbar, sondern geht unmittelbar daraus hervor. Das Bilderverbot dagegen wird als zweites Gebot gezählt.

Das Christentum sieht diese Selbstvorstellung Gottes als „Präambel" gegenüber allen folgenden Geboten.

  • Das zweite Gebot:

Die orthodoxen und reformierten Kirchen sowie die Siebenten-Tags-Adventisten trennen dann Fremdgötterverbot (1.) und Bilderverbot (2.), weshalb bei den Reformierten Kirchen alle Bilder, nicht nur Götterbilder im Gottesdienstraum fehlen.

Die katholischen und lutherischen Kirchen dagegen sehen das Bilderverbot als Teil des Fremdgötterverbots, so dass nur Gottesbilder, nicht Bilder überhaupt im Gottesdienstraum verboten sind.

  • Das neunte und zehnte Gebot:

Katholiken und Lutheraner unterscheiden innerhalb des letztgenannten Verbotes, fremden Besitz zu begehren, zwei Gebote: Das neunte Gebot ist in der Exodusversion bezogen auf das Haus des Nächsten, das im biblischen Sprachgebrauch eigentlich allen familiären Anhang und Besitz umfasste, der dann aufgezählt wird. Das zehnte Gebot ist bezogen auf den sonstigen Besitz, Frau, Diener, Vieh.

In der Fassung im 5. Buch Mose steht anders als im 2. Buch Mose als erstes Frau, dann Haus. Dieser Fassung folgen die westlichen Konfessionen und kommen so zu einer gewissen Doppelung des sechsten Gebots, das den Ehebruch verbietet. Dies schlägt sich in ihrer an der monogamen Ehe orientierten Sexualethik nieder.

Tora A B Text
1. Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft geführt hat. (Ex 20,2 und Dtn 5,6)
2. 1. 1. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. (Ex 20,3)
Du sollst keine andern Götter haben vor mir. (Dtn 5,7)
2. 2. 1. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem was oben im Himmel, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetaten der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten. (Ex 20,4-6 und Dtn 5,8-10)
3. 3. 2. Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht. (Ex 20,7 und Dtn 5,11)
4. 4. 3. Gedenke des Sabbattags, dass Du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Dinge beschicken, aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes; da sollst du kein Werk tun noch dein Sohn noch deine Tochter noch dein Knecht noch deine Magd noch dein Vieh noch dein Fremdling, der in deinen Toren ist. Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn. (Ex 20,8-11)
Den Sabbattag sollst du halten, dass du ihn heiligest, wie dir der HERR, dein Gott, geboten hat. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun noch dein Sohn noch deine Tochter noch dein Knecht noch deine Magd noch dein Ochse noch dein Esel noch all dein Vieh noch dein Fremdling, der in deinen Toren ist, auf dass dein Knecht und deine Magd ruhe wie du. Denn du sollst gedenken, dass du auch Knecht in Ägyptenland warst und der HERR, dein Gott, dich von dort ausgeführt hat mit einer mächtigen Hand und mit ausgerecktem Arm. Darum hat dir der HERR, dein Gott, geboten, dass du den Sabbattag halten sollst. (Dtn 5,12-15)
5. 5. 4. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, gibt. (Ex 20,12)
Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, wie dir der HERR, dein Gott, geboten hat, auf dass du lange lebest und dass dir's wohl gehe in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird. (Dtn 5,16)
6. 6. 5. Morde (töte) nicht! (Ex 20,13)
7. 7. 6. Du sollst nicht ehebrechen. (Ex 20,14 und Dtn 5,17)
8. 8. 7. Du sollst nicht stehlen. (Ex 20,15 und Dtn 5,17)
9. 9. 8. Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. (Ex 20,16 und Dtn 5,17)
10. 10. 9. Lass dich nicht gelüsten deines Nächsten Hauses. (Ex 20,17a)
Lass dich nicht gelüsten deines Nächsten Weibes. (Dtn 5,18a)
10. 10. 10. Lass dich nicht gelüsten deines Nächsten Weibes, noch seines Knechtes noch seiner Magd, noch seines Ochsen noch seines Esels, noch alles, was dein Nächster hat. (Ex 20,17b)
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus, Acker, Knecht, Magd, Ochsen, Esel noch alles, was sein ist. (Dtn 5,18b)

Spalte A: orthodoxe und reformierte Kirchen / Adventisten, Spalte B: lutherische und katholische Kirche

Auslegungen

In allen Abrahamitischen Religionen haben die ersten zwei bzw. drei Gebote (Gottesfurcht, Bilderverbot, Namensheiligung) eine zentrale Bedeutung. Sie legen den Einen Gott, der mit Abraham den Bund einging, als zentralen Glaubensinhalt fest. Von da aus bestimmen sie auch die Ethik, besonders in den drei monotheistischen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam.

Im Christentum hat die Gebotserfüllung aufgrund der bereits im Glauben empfangenen Erlösung nicht den Stellenwert, den sie im Judentum hat. Dort hängt das Heil – Gottes Gnade im Endgericht – von der Befolgung ab. Dies entspricht dem Wortlaut der Gebote, die apodiktisch als Imperative bzw. Indikative (z.B. „Morde nicht!" bzw. „Du wirst nicht morden!") formuliert sind, den Einzelnen als Teil des Gottesvolks anreden und nicht in das Belieben seiner Entscheidung gestellt sind. Wer sie nicht befolgt, hat dann die Folgen zu tragen.

Die rabbinische Tradition betont die Gleichrangigkeit von Gottes- und Nächstenliebe, so dass man Gott nicht lieben kann, ohne die konkreten Sozialgesetze der Tora zu erfüllen. Auf welche Weise z.B. die Eltern zu ehren sind (4. Gebot), kann dort durchaus variabel ausgelegt werden.

Wesentliches Element vieler jüdischer wie christlicher Auslegungen ist der Dekalogobersatz („Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft geführt hat“), der als Begründung sowohl des ersten Gebots als auch der ganzen Gebotsreihe angesehen wird: Gott hat sein Volk befreit, deswegen soll das Volk keine anderen Götter haben und seine Gebote befolgen.

Die Pfingstbewegung, die charismatische Bewegung, evangelikale und freikirchliche Christen betonen, dass sich die Zehn Gebote nur ganz oder gar nicht befolgen lassen. Sie lehnen damit eine „säkulare", nur an den Sozialgesetzen interessierte Übernahme ohne Glauben an den, der laut Bibel die Gebote erlassen hat und ihre gesamte Befolgung verlangt, ab. Damit geht jedoch auch ein gewisser Konservatismus bei der Ausdeutung einzelner Gebote einher.

In der Neuzeit wurde der Dekalog als überzeitliches Kulturerbe und Grundlage autonomer, d.h. durch eigene Einsicht begründeter Ethik aufgefasst und in allgemein einsehbare Vernunftregeln wie den Kategorischen Imperativ übersetzt.

Die Liberale Theologie betonte im Anschluss an eine spiritualisierende Deutung der Bergpredigt oft, es komme bei allen Geboten weniger auf den Wortlaut als auf die innere Einstellung an. Dabei konnten die konkreten Forderungen des Dekalogs jedoch in eine Beliebigkeit der Befolgung abgleiten.

Außerhalb der christlichen Kirchen werden die zehn Gebote in Europa oft als „ethisches Minimum“ aufgefasst, wobei diese Einordnung eher an die auf den Mitmenschen bezogenen Gebote der Sozialtafel anknüpft als an die Kulttafel mit ihrem besonderen Gottesbezug. Zudem kennt nur noch eine Minderheit der westeuropäischen Bevölkerung ihren Wortlaut, während sie Christen z.B. in den USA und in einer Minderheitssituation (Diaspora) oft gut vertraut sind.

Außerbiblische Gebotsreihen

Für nichtabrahamitische Religionen sind die ersten drei (vier) Gebote des Dekalogs – das 1. Gebot mit seiner negativen Kehrseite, dem Bilderverbot, das Heiligen des Gottesnamens und das Sabbatgebot – sinnlos, da sie nicht denselben Gott kennen und verehren. Dagegen findet man zu den biblischen Sozialgeboten als Grundregeln für das menschliche Zusammenleben deutliche Parallelen in anderen Kulturen.

Islam

Der Koran kennt keine exakte Parallele zum Dekalog, bezieht sich aber gemäß seiner Struktur als Sammlung von Einzeloffenbarungen des Propheten Mohammed an zahlreichen Stellen auf fast alle Einzelgebote des Dekalogs, die er aufnimmt, in andere Zusammenhänge stellt und abwandelt.

Eine Reihung von zehn koranischen Geboten findet man in Sure 17,22–39 unter dem Titel Die Kinder Israels (nach anderer Übersetzung: Die Nachtreise). Dort wird zunächst bekräftigt, dass Gott Moses die Schrift zur Führung für das ersterwählte Bundesvolk gab. Deshalb zeigen die anschließend genannten Gebote Parallelen zum hebräischen Dekalog, der hier als bekannt vorausgesetzt wird. Sie sind aber zugleich anders angeordnet, paraphrasiert und mit Kommentierungen durchsetzt.

1. Setze Allah keinen anderen Gott zur Seite...
2. Und dein Herr hat bestimmt, ... dass man die Eltern gut behandeln soll.
3. Lass deinem Verwandten sein Recht zukommen, ebenso dem Bedürftigen und dem Reisenden; aber handle nicht verschwenderisch.
4. Tötet nicht eure Kinder aus Furcht vor Verarmung...
5. Nähert euch nicht der Unzucht. (andere Übersetzung: dem Ehebruch)
6. Tötet nicht den Menschen, den Gott für unantastbar erklärt hat, es sei denn bei vorliegender Berechtigung.
7. Nähert euch nicht dem Besitz des Waisenkindes, es sei denn zu seinem Besten, bis es seine Vollkraft erreicht hat.
8. Erfüllt eingegangene Verträge...und gebt volles Maß, wenn ihr messt.
9. Verfolge nicht das, wovon du kein Wissen hast....
10. Wandle nicht hochmütig (andere Übersetzung: unbekümmert) auf Erden umher.

Auch sonst sind im Koran häufige Anklänge an Dekaloggebote zu finden:

  • zum 1. Gebot: Suren 3:89; 7:138; 17:22; 39:1-15; 112:2–4. Ein explizites Bilderverbot gibt es nicht; dieses wird aber aus dem häufig wiederholten Verbot der Bilderverehrung abgeleitet.
  • zum Verbot, Gottes Namen zu missbrauchen: Suren 11:18; 39:32; 39:60
  • zur Heiligung des Ruhetags: Der Freitag ist im Islam kein arbeitsfreier Feiertag, sondern nur ein Tag für ein gemeinsames Gebet.
  • zur Achtung der Kinder gegenüber ihren Eltern: Suren 6:151, 17:23, 29:8, 31:14, 46:15; aber auch Verantwortung der Eltern gegenüber ihren Kindern: 6:15
  • zum Tötungsverbot: Der Koran schränkt das allgemeine Recht auf Leben ein und knüpft es an Bedingungen
  • zum Ehebruchverbot: Der Koran übernimmt es (s.o.), gibt dem Mann aber deutliche Vorrechte in Bezug auf die eheliche Treuepflicht. Er erlaubt ihm Polygamie und Sklavinnen als Konkubinen.
  • zum Verbot des Stehlens: Suren 4:29, 5:38
  • zum Verbot des Lügens: Suren 17:36; 24:4

Buddhismus

Der Buddhismus kennt keinen personalen Gott als Ursprung und Gegenüber allen Seins. Er führt das menschliche Leiden auf das Anhaften des Geistes zurück, das es durch Erkenntnis, Wille, Meditation und barmherzige Hingabe an die fühlenden Wesen aufzulösen gilt. In diesem Rahmen definieren buddhistische Schriften auch Kataloge von negativen, schädlichen, die Erlösung hemmenden Handlungsweisen: darunter die zehn unheilsamen Handlungen. Sie sind unterteilt in drei körperliche, vier sprachliche und drei geistige Handlungsweisen:

  1. Töten
  2. Stehlen
  3. Sexuelles Fehlverhalten. Dieses umfasst mehr als nur den Ehebruch. Es schließt missbräuchliche Sexualität allgemein ein: z.B. falsche Partner, Bruch von Enthaltsamkeitsgelübden, Pädophilie, Sexualität an ungeeigneten Orten und zu falschen Zeiten usw.
  4. Lügen
  5. Zwietracht säen
  6. verletzende Worte
  7. sinnlose Rede
  8. Habgier
  9. Übelwollen
  10. verkehrte Ansichten. Dies sind für Buddhisten grundlegende Irrtümer wie die Vertauschung von Existenz und Nichtexistenz, besonders in Bezug auf erlösende Lehren Buddhas selber: z.B. den Zusammenhang von Ursache und Wirkung, also die Ursachen der Entstehung von Glück oder Leid oder die Möglichkeit der Befreiung davon zu leugnen.

Was heilsam oder nicht unheilsam ist, hat für Buddhisten nicht Buddha selbst bestimmt. Bestimmte Handlungsweisen werden nicht wegen eines Verstoßes gegen kodifiziertes Recht abgelehnt, sondern immer hinsichtlich der einer Handlung zugrundeliegenden Motivation. Sie wird nicht als Sünde, also schuldhaftes Vergehen verstanden, sondern als leidverursachend und darum für menschliches Leben ungünstig. Die Ursache dafür liegt immer im eigenen Ego.

Daoismus

Ähnlichen Inhalt haben die Zehn guten Taten und Fünf Gebote im Daoismus.

Hinduismus

In der Philosophie des Yoga gibt es die Yamas/Niyamas.


Säkular-ideologische Parallelen

Die Zehn Gebote der Jungpioniere waren ein staatlich verordneter Verhaltenskodex für den Parteinachwuchs der SED in der DDR. Sie knüpften formal an die Zehn Gebote an, um ethische Verhaltensweisen der Pioniere im Sinne des Realsozialismus zu fördern (siehe dazu Zehn Gebote der sozialistischen Moral).

Siehe auch

Literatur

Exegetisch

  • Timo Veijola: Moses Erben. Studien zum Dekalog, zum Deuteronomismus und zum Schriftgelehrtentum. Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament 149 = Folge 8, H. 9. Kohlhammer, Stuttgart u.a. 2000 ISBN 3-17-016698-0
  • Hartmut Gese: Der Dekalog als Ganzheit betrachtet, in: Vom Sinai zum Zion. Alttestamentliche Beiträge zur biblischen Theologie (Beiträge zur evangelischen Theologie; 64), München 1974, S. 63–80
  • Henning Graf Reventlow (Hrsg.): Weisheit, Ethos und Gebot. Weisheits- und Dekalogtraditionen in der Bibel und im frühen Judentum. Biblisch-theologische Studien 43. Neukirchener Verl., Neukirchen-Vluyn 2001 ISBN 3-7887-1832-3
  • Frank-Lothar Hossfeld: "Du sollst nicht töten!" : das fünfte Dekaloggebot im Kontext alttestamentlicher Ethik. Beiträge zur Friedensethik 26. Kohlhammer, Stuttgart 2003 ISBN 3-17-014410-3
  • Innocent Himbaza: Le décalogue et l'histoire du texte. Études des formes textuelles du Décalogue et leurs implications dans l'histoire du texte de l'Ancien Testament. Orbis biblicus et orientalis 207. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004 ISBN 3-525-53065-X
  • Hagith Sivan: Between Woman, Man and God. A New Interpretation of the Ten Commandments. JSOTSup 401/Bible in the Twenty-First Century Series 4. T. & T. Clark, London 2004. ISBN 0-567-08045-5 (feminist. Exegese)
  • Christian Frevel u.a. (Hrsg.): Die Zehn Worte. Der Dekalog als Testfall der Pentateuchkritik. Quaestiones disputatae 212. Herder, Freiburg i.Br. u.a. 2005 ISBN 3-451-02212-5

Systematisch-theologisch und ethisch

  • Heinrich Albertz (Hrsg.): Die Zehn Gebote. Eine Reihe mit Gedanken und Texten. 10 Bd. Radius, Stuttgart 1987. ISBN 3-87173-789-5
  • Otto Hermann Pesch: Christliche Lebenspraxis – heute und hier. Echter, Würzburg 1994.
  • Traugott Koch: Zehn Gebote für die Freiheit. Eine kleine Ethik. Mohr, Tübingen 1995. ISBN 3-16-146372-2
  • Horst Georg Pöhlmann, Marc Stern: Die Zehn Gebote im jüdisch-christlichen Dialog. Ihr Sinn und ihre Bedeutung heute. Eine kleine Ethik. Lembeck, Frankfurt am Main 2000. ISBN 3-87476-372-2
  • Hermann Deuser: Die zehn Gebote. Kleine Einführung in die theologische Ethik. Philipp Reclam, Stuttgart 2002. ISBN 3-15-018233-6
  • Traugott Giesen: Handle so, und du wirst leben. Die Zehn Gebote. Patmos, Düsseldorf 2002. ISBN 3-491-70347-6
  • Reimer Gronemeyer: Eiszeit der Ethik. Die Zehn Gebote als Grenzpfähle für eine humane Gesellschaft. Echter, Würzburg 2003. ISBN 3-429-02528-1
  • Fulbert Steffensky: Die Zehn Gebote, Anweisungen für das Land der Freiheit. Echter, Würzburg 2003, 2004. ISBN 3-429-02512-5

Rezeption

  • Klaus Biesenbach (Hrsg.): Die zehn Gebote. Eine Kunstausstellung. Deutsches Hygiene-Museum, Dresden / Hatje Cantz, Ostfildern 2004, ISBN 3-7757-1453-7
  • Veronika Thum: „Die Zehn Gebote für die ungelehrten Leut’“. Der Dekalog in der Graphik des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit. (= Kunstwissenschaftliche Studien; Band 136). Deutscher Kunstverlag, München 2006, ISBN 3-422-06637-3
Commons: Zehn Gebote – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien


ru-sib:Десеть завеленьов

  1. Werner H. Schmidt, Alttestamentlicher Glaube in seiner Geschichte S. 61
  2. Werner H. Schmidt, Alttestamentlicher Glaube in seiner Geschichte S.83ff