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Ai Khanoum

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Kapitel aus Ai Khanoum

Ai Khanoum (auch Ay Khanum) ist eine archäologische Ausgrabungsstätte in Afghanistan. Es handelt sich bis heute um die am besten erhaltenen Reste einer griechisch-baktrischen Stadt. Da dieser Ort um 150 v. Chr. durch die Invasion der Saken vollkommen zerstört wurde, ist er besonders gut erhalten. Die Stadt wurde zwischen 1964 und 1978 von einem französischen Team unter der Leitung von Paul Bernard ausgegraben. Es gab auch vereinzelte sowjetische Grabungen.

Die Stadt

Ai Khanoum, dessen antiker Name umstritten ist, wurde wohl kurz nach Alexander dem Großen gegründet. Es gibt Vermutungen, dass es sich um das aus antiken Quellen bekannte Alexandria am Oxus und um das spätere Eukratidia handeln könnte. Die Stadt war ca. 2 × 1,5 km groß, liegt am Oxus und wird im Osten von einem hohen Berg, auf dem sich die bisher wenig erforschte Oberstadt befindet, begrenzt. Dieser Berg bietet dem Ort natürlichen Schutz. Andere Teile der Stadt sind von mächtigen Wallanlagen geschützt worden. Ausserhalb der Mauern gab es eine Vorstadt und die Nekropolen.

Herme aus Ai Khanoum

In der Stadt wurden diverse Gebäude gefunden. Es gab ein griechisches Theater und ein Gymnasion. Ein großer Palast vereinigte griechische mit persische Stilelementen. So besaß der Palast einem gewaltigen Hof mit Kolonnaden, was ganz griechisch erscheint. Ebenso ist der Bauschmuck rein griechisch mit korinthischen Kapitellen und Antefixen mit Palmetten. Ein Festsaal mit 18 Säulen (3 × 6) erscheint dagegen eher achaimenidischem Geschmack zu entsprechen. Auch sind viele Säulenbasen eher persisch gestaltet. Es fand sich ein Heroon, in dem ein gewisser Kineas begraben war, der auch als der Gründer der Stadt verehrt wurde. Es konnten verschiedene Tempel aufgedeckt werden, keiner der Tempel ist jedoch griechisch im Stil, was wiederum starke lokale Traditionen belegt. Alle Gebäude fallen durch ihre großzügige Ausmaße auf.

Zu den Funden gehören zahlreiche rein griechische Kapitelle und Statuen, wobei diese wegen des Fehlens von Stein meist in Ton gestaltet waren. Bei einigen von ihnen sind nur einige Details in Marmor modelliert worden. Es fanden sich zahlreiche Münzen, von denen keine später als Eukratides I. datiert und Reste von Papyri mit bisher unbekannten philosophischen Texten.

Lange Zeit war die Kultur der baktrischen Griechen nur durch ihre Münzprägungen bekannt. Der Fund dieser Stadt bestätigte das von den Münzen gewonnene Bild. Die griechisch-baktrische Kunst war weitestgehend griechisch, auch wenn es starke lokale und persische Einflüsse, vor allem in der Architektur, aber auch in der lokalen Keramikproduktion, gab.

Diverse Funde aus Ai Khanoum


Literatur

  • Jeffrey D. Lerner: Correcting the early history of Ây Kânom. In: Archäologische Mitteilungen aus Iran und Turan, Bd. 35–36, 2003–2004, S. 373–410.
  • Boris J. Stawiskij: Die Völker Mittelasien im Lichte ihrer Kunstdenkmäler, Bonn 1982, S. 42-48 ISBN 3-921591-23-6

Die Ausgrabungsberichte

  • Paul Bernard: Campagnes 1965, 1966, 1967, 1968 : rapport préliminaire, Fouilles d'Ai Khanoum 1, Paris 1973
  • Olivier Guillaume: Les propylées de la rue principale, Fouilles d'Ai Khanoum 2, Paris 1983
  • Henri-Paul Francfort: Le sanctuaire du temple à niches indentées, Fouilles d'Ai Khanoum 3, Paris 1984
  • Margherita Isnardi Parente: Il papiro filosofico di Aï Khanoum. In: Studi su codici e papiri filosofici. Platone, Aristotele, Ierocle. Olschki, Florenz 1992, S. 169–188.

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