Hofburg
Dieser Artikel handelt von der Hofburg in Wien, zur Hofburg in Innsbruck, siehe Hofburg (Innsbruck).

Die Hofburg in Wien ist die ehemalige kaiserliche Residenz. Von 1438 bis etwa 1580 und von 1620 bis 1806 war sie die Residenz der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, anschließend die Residenz der Kaiser von Österreich bis 1918. Heute ist sie der Amtssitz des österreichischen Bundespräsidenten.
Die ältesten Teile stammen aus dem 13. Jahrhundert und sind wohl von den letzten Babenbergern oder von Ottokar Přemysl angelegt worden. Vorher befand sich die Burg der österreichischen Landesherren beim Platz Am Hof, in der Nähe des Schottenstifts.
Diese älteste Burg in Form eines Vierecks entspricht etwa dem heutigen Schweizerhof. Dort befindet sich auch die gotische (im 15. Jahrhundert umgebaute) Burgkapelle und die Schatzkammer (eine Nebenstelle des Kunsthistorischen Museums), in der unter anderem die Herrschaftsinsignien des Heiligen Römischen Reiches und des Kaisertums Österreich aufbewahrt werden. Auch die Hofmusikkapelle hat dort ihren Sitz. Dieser Schweizerhof wurde zur Zeit Kaiser Ferdinands I. im Renaissancestil umgebaut. Bekannt ist das rot-schwarze Schweizertor, auf dem die Titel Kaiser Ferdinands I. aufgezählt und die Insignien des Vliesordens abgebildet sind. Unterhalb dieses Traktes war auch jahrhundertelang die Hofküche.
Nicht damit verbunden, aber zum Komplex der Hofburg dazu gehörend ist die Stallburg, die ursprünglich als Residenz für Maximilian II. als Kronprinz erbaut wurde. Es heißt, Ferdinand I. habe mit seinem zum Protestantismus hinneigenden Sohn nicht unter einem Dach wohnen wollen. Später beherbergte sie die Kunstsammlung von Erzherzog Leopold Wilhelm, dem kunstsinnigen Bruder Kaiser Ferdinands III., die einen wesentlichen Teil der Sammlungen des Kunsthistorischen Museums bildet. Später war es dann einer der Stallungen für die kaiserlichen Pferde (daher der Name) und heute noch ist dort die Spanische Hofreitschule untergebracht. Im Revolutionsjahr 1848 tagte hier das österreichische Parlament.
Gegenüber dem Schweizertor befindet sich die Amalienburg, benannt nach Amalie Wilhelmine, der Witwe Kaiser Josephs I., die allerdings mehr als hundert Jahre zuvor als Wiener Residenz Kaiser Rudolfs II. im Spätrenaissancestil erbaut wurde. Bemerkenswert ist das Türmchen mit welscher Haube und die astronomische Uhr auf der Fassade.
Die Verbindung der Amalienburg mit dem Schweizerhof ist der Leopoldinische Trakt, wie der Name schon sagt unter Kaiser Leopold I. in den 1660-er Jahren erbaut. Der Architekt war Filiberto Lucchese, nach der Türkenbelagerung von 1683 wurde der Trakt von Giovanni Pietro Tencala neu aufgebaut und um eine Etage aufgestockt. Von der Architektur her schließt dieser Trakt noch an die Spätrenaissance an. Hier sind die Amtsräume des Bundespräsidenten. Unterhalb dieses Traktes und der Amalienburg war auch der riesige Weinkeller der Burg.
Anfangs freistehend auf der anderen Seite der Burg (beim heutigen Josephsplatz) war die Hofbibliothek, die von Kaiser Karl VI. als Think-tank gegründet wurde und die heute den Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek beinhaltet. Begonnen wurde ihr Bau von Johann Bernhard Fischer von Erlach, den 1735 von sein Sohn Joseph Emanuel fertig stellte. In diesem prunkvollen Saal sind die Büchersammlung des Prinzen Eugen, ein Deckenfresko von Daniel Gran und Kaiserstandbilder von Paul Strudel. Dieser Teil ist der künstlerisch bedeutendste der Hofburg.
Andere Koproduktionen zwischen Vater und Sohn Fischer von Erlach sind die Winterreitschule gegenüber der Stallburg und der Reichskanzleitrakt gegenüber des Leopoldinischen Traktes. Dieser wurde ursprünglich von Johann Lucas von Hildebrandt geplant und beherbergte die Amtsräume des Reichsvizekanzlers, des tatsächlichen Premierministers des Heiligen Römischen Reiches (der theoretische Kanzler war ja der Erzbischof von Mainz). In diesem Trakt waren zuletzt auch die Amtsräume Kaiser Franz Josephs.
Von Joseph Emanuel Fischer von Erlach wurde auch der Michaelertrakt, die Verbindung zwischen Winterreitschule und Reichskanzleitrakt geplant. Da aber das alte Burgtheater im Weg stand blieb dieser Plan lange unvollendet und wurde erst 1889-93 von Ferdinand Kirschner in leicht veränderter Form tatsächlich gebaut.
In weiterer Folge kam es immer wieder zu Umbauten und Anpassungen, besonders 1763-69 unter Nikolaus von Pacassi, der die Hofbibliothek mit der übrigen Burg und auf der anderen Seite mit der Augustinerkirche verband und so den Josephsplatz schuf, der als einer der schönsten Plätze Wiens gilt. Nach dem Umbau der Albertina in den 1820-er Jahren von Joseph Kornhäusel schließt auch sie von der anderen Seite an die Hofburg an.
1809 wurde ein Teil der Stadtmauer bei der Burg in folge des Krieges beschädigt, an dieser Stelle (zur heutigen Ringstraße hin) wurde das klassizistische Burgtor gebaut und der Volksgarten mit dem Theseustempel angelegt, beides von Peter von Nobile. Ein weiterer Anbau aus dieser Zeit ist der Zeremoniensaal von Louis Montoyer, der aus der Burg herausragte. Er wurde bald als störend empfunden und Nase genannt - heute ist er in der Neuen Burg integriert.
Im Zuge der Stadterweiterung nach dem Schleifen der Stadtmauern in den 1860-er Jahren kam es zur letzten großen Erweiterung der Burg. Geplant war ein Kaiserforum, eine zweiflügelige Anlage über die Ringstraße hinweg, mit den Zwillingsmuseen (Kunsthistorisches und Naturhistorisches Museum) als Flanken und den alten Hofstallungen Fischer von Erlachs als Abschluss. Die Bauleitung dieses Projekts hatten Gottfried Semper und später Karl von Hasenauer inne. Die Museen wurden 1891 fertig gestellt, der Rest des Forums zog sich jedoch quälend langsam dahin, da es außer Repräsentation kein echtes Bedürfnis gab. 1913 wurde der Südostflügel, die Neue Burg fertiggestellt und auf den weiteren Ausbau verzichtet. Immerhin entstand so der Heldenplatz und der Maria-Theresien-Platz. In der Neuen Burg befinden sich einige Museen (Ephesos-Museum, Hof-Jagd- und Rüstkammer, Völkerkundemuseum) sowie die Lesesäle der Österreichischen Nationalbibliothek und das international bedeutende Konferenzzentrum. Auf dem Heldenplatz stehen die Reiterstatuen der beiden bedeutendsten österreichischen Feldherren, Prinz Eugen von Savoyen und Erzherzog Karl. Vom Balkon der Neuen Burg zum Heldenplatz hin wurde 1938 der Anschluss an das Deutsche Reich inszeniert.
An Skulpturen sind noch die Reiterstatue Kaiser Josephs II. von Franz Anton Zauner auf dem Josephsplatz sowie die Statue Franz' I. auf dem inneren Burghof von Pompeo Marchesi zu nennen. Nach der Fertigstellung des Michaelerplatzes wurden an der Front zwei Brunnen mit Skulpturen angebracht: Die Macht zur See von Rudolf Weyr und Die Macht zu Lande von Edmund Hellmer.
In der Nacht vom 26. November auf den 27. November 1992 entsteht in der Hofburg ein Großbrand im Bereich der Redoutensäle am Josephsplatz. Ein Teil des Daches, sowie des Obergeschosses brannte vollständig nieder. Die Renovierung konnte aber bereits 1997 wieder abgeschlossen werden. Im neu aufgebauten Teil finden sich nun Wand- und Deckengemälde von Josef Mikl.