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Ulrich Mühe

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Ulrich Mühe (* 20. Juni 1953 in Grimma) ist ein deutscher Film- und Theater-Schauspieler.

Ausbildung

Nach der Berufsausbildung mit Abitur als Baufacharbeiter und dem anschließenden Wehrdienst bei den Grenztruppen der DDR an der Berliner Mauer absolvierte der Sohn eines Kürschnermeisters ab 1975 ein Schauspielstudium an der Leipziger Theaterhochschule „Hans Otto“.

Theater

Heiner Müller holte ihn vom Städtischen Theater Karl-Marx-Stadt an die Berliner Volksbühne; 1983 wurde Mühe Ensemblemitglied am Deutschen Theater, wo er in Rollen wie dem Egmont (1986) oder Lessings Philotas und des Patriarchen im Nathan (1988) überzeugte. Ganz besonders hervorzuheben ist Mühes Arbeit an Hamlet (in der Titelrolle) und „Hamletmaschine“ in einer Inszenierung von Heiner Müller aus dem Jahre 1989.

Nach der Wende hatte er wechselnde Theaterengagements, unter anderem 1990 bei den Salzburger Festspielen als König Alphons in Die Jüdin von Toledo. Seit Ende der 1990er Jahre widmet er sich wieder verstärkt der Bühne und spielte z. B. an der Wiener Burg den Henri in Yasmina Rezas Drei Mal Leben. Außer in weiteren außergewöhnlichen Bühnenproduktionen wie beispielsweise Wittgenstein Incorporated (Wiener Festwochen, 2003) oder Sarah Kanes Gesäubert (Hamburg, 1999) und Zerbombt (Berlin, 2005) kann man Mühe auf vielen Literaturlesungen und -veranstaltungen sehen.

Film und Fernsehen

Seit 1983 wirkt Mühe in verschiedenen Kino- und Fernsehfilmen mit. Neben seiner Ehefrau Susanne Lothar spielte Mühe auch in den Filmen des österreichischen Regisseurs Michael Haneke Das Schloss (1996 – Verfilmung des Franz-Kafka-Romans) und Funny Games (1997). 2004 spielte Mühe den Stasihauptmann Gerd Wiesler in Florian Henckel von Donnersmarcks Das Leben der Anderen, der im März 2006 in die deutschen Kinos kam und 2007 den Oscar als bester fremdsprachiger Film erhielt. Ulrich Mühe wurde für diese Rolle mit dem Deutschen Filmpreis 2006 als bester Hauptdarsteller und dem Europäischen Filmpreis 2006 als bester Darsteller ausgezeichnet, sowie mit der Goldenen Henne.

Sonstiges

In der Vor-Wendezeit engagierte sich Mühe bei öffentlichen Diskussionen in der DDR und war einer der Initiatoren der Demonstration vom 4. November 1989 auf dem Berliner Alexanderplatz.

Mühe war in zweiter Ehe von 1984 bis 1990 mit der im Jahre 2006 verstorbenen Schauspielerin Jenny Gröllmann verheiratet, aus der sein drittes Kind, Tochter Anna Maria Mühe, stammt. Danach heiratete er die Schauspielerin Susanne Lothar. Ulrich Mühe lebt mit ihr und den beiden gemeinsamen Kindern Sophie Marie und Jacob in Berlin. Kurz nach der Oscar-Verleihung in Amerika musste sich Mühe einer schweren Magen-Operation unterziehen. Ursache waren Langzeitkomplikationen einer Operation während Mühes Armeezeit. Operation und Reha sind gut verlaufen, ab August steht Mühe wieder vor der Kamera.[1]

Im Jahr 2006 äußerte sich Ulrich Mühe in einem Interview mit Florian Henckel von Donnersmarck für das Buch zum Film „Das Leben der Anderen“ über vermeintliche informelle Kontakte seiner zweiten Ehefrau Jenny Gröllmann mit der HA II/13 des MfS. Gröllmann erwirkte daraufhin vor dem Landgericht Berlin einstweilige Verfügungen gegen den Verlag des Buches und gegen Mühe selbst. Sie erklärte eidesstattlich, sie habe nie wissentlich mit dem Ministerium für Staatssicherheit zusammengearbeitet. Das Gericht gab dem Antrag Gröllmanns statt und untersagte die weitere Verbreitung des Buches.[2] Den Widerspruch Mühes wies das Gericht ab und untersagte ihm, Jenny Gröllmann weiterhin als IM zu bezeichnen, da die Unterlagen des MfS zwar „Verdachtsmomente“, jedoch keine Tatsachen lieferten.[3] [4] Im Audiokommentar von Florian Henckel von Donnersmarck zum Film „Das Leben der Anderen“ weist der Regisseur darauf hin, dass die Birthler-Behörde Ulrich Mühe die IM-Tätigkeit von Jenny Gröllmann bestätigt habe, er Frau Gröllmann aber nicht als solche bezeichnen dürfe, ebenso wie die Birthler-Behörde eine solche Tätigkeit des Politikers Gregor Gysi auf Anfrage wohl bestätige, aber eine Bezeichnung des Gregor Gysi als „IM-Notar“ unter Strafe verboten sei. Tatsächlich hat die Birthler-Behörde weder gegenüber Herrn Mühe eine IM-Tätigkeit seiner Ex-Frau bestätigt, noch gab es derartige Auskünfte über den Politiker. Die verantwortliche Vertriebsfirma der DVD hat sich im Dezember 2006 schriftlich von den Äußerungen von Donnersmarcks distanziert und sich verpflichtet, diese Passagen nicht mehr zu verbreiten.[5]

Filmografie

Theaterengagements

Wichtige Theaterrollen

  • „Gespenster“ von Henrik Ibsen - Osvald Alving
  • „Das Leben ein Traum“ - Sigismundis
  • „Egmont“ von Johann Wolfgang von Goethe - Titelrolle
  • „Philotas“ - Titelrolle
  • „Jüdin von Toledo“ - König Alphons
  • „Hamlet“ von William Shakespeare - Titelrolle
  • „Hamletmaschine" von Heiner Müller - Titelrolle
  • „Peer Gynt“ von Henrik Ibsen - Titelrolle
  • „Clavigo“ von Johann Wolfgang von Goethe - Titelrolle

Fernsehserien

Seit 1997 spielt Mühe den Gerichtsmediziner Dr. Robert Kolmaar in der ZDF-Krimiserie „Der letzte Zeuge“.

Hörbücher

  • „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupery
  • „Adler und Engel“ von Juli Zeh
  • „Einen Dichter denken - Laut“
  • „Ich bin eine Welt" (Georg Trakl)
  • „Ein Monat in Dachau"
  • „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“
  • „Von allem Anfang an" (Christoph Hein)
  • „Reise gegen den Wind“
  • „Liebesbriefe“
  • „Die Katze, die immer nur ihre eigenen Wege ging“
  • "Der Südkurier" von Antoine de Saint- Exupery

Auszeichnungen

Quellen

  1. Netzzeitung: Nach dem Oscar zur Magenoperation. 12. April 2007
  2. SPIEGEL ONLINE: „Das Leben der Anderen“: Gericht stoppt Suhrkamp-Buch. 13. April 2006
  3. SPIEGEL ONLINE: Mühe-Prozess: Gröllmann darf nicht IM genannt werden. 4. Juli 2006
  4. Dieter Krause, Werner Mathes: „Viel Zeit bleibt mir nicht mehr“: Jenny Gröllmann im Stern-Interview. Stern 30/2006 vom 19. Juli 2006, S. 120–124
  5. Schriftliche Unterlassungserklärungen der Rechtsvertreter der Buena Vista Home Entertainment gegenüber den Rechtsvertretern der betroffenen Personen vom Dezember 2006