Magdalenenhochwasser 1342
Das sogenannte Magdalenenhochwasser war eine verheerende Überschwemmungskatastrophe, die das Umland zahlreicher Flüsse Mitteleuropas im Juli 1342 heimsuchte (der St.-Magdalenentag entspricht dem 21. Juli heutiger Zeitrechnung). Die Pegelstände des Hochwassers 2002 wurden hierbei vielfach übertroffen; möglicherweise handelte es sich um das schlimmste Hochwasser des gesamten 2. Jahrtausends im mitteleuropäischen Binnenland.
Ursachen
Wie bei anderen extremen Hochwasserereignissen, beispielsweise dem Oderhochwasser 1997, dem Pfingsthochwasser 1999 oder dem Elbehochwasser 2002, wurde die Flut wahrscheinlich durch eine Vb-Wetterlage ausgelöst. Nach einem kalten, schneereichen Winter hatte die Schneeschmelze im Februar bereits ein erstes Hochwasser bewirkt (in Prag wurde dabei die Judithbrücke zerstört, die Vorläuferin der Karlsbrücke). Nach einem feuchten Frühsommer, der für konstant hohe Pegelstände der Flüsse sorgte, ließ dann eine Hitzewelle im Juli die Böden austrocknen, so dass sie kaum noch Wasser durchlassen konnten. Darauf fiel innerhalb von nur zwei Tagen in weiten Gebieten ungefähr die Hälfte der üblichen Niederschläge eines Jahres.
Fast alle großen Hochwasser an den Flüssen Rhein, Main und Donau treten im Winterhalbjahr zwischen 1. November und 30. April auf, wenn durch Schneeschmelze und Bodenversiegelung durch Frost die zu bewältigenden Abflußmengen noch verschärft werden. Das Magdalenenhochwasser ist auch in dieser Hinsicht eine Ausnahme, die man mit statistischen Methoden nicht mehr erfassen kann. Es wäre mit „seltener als ein 1000-jähriges Hochwasser“ (HQ1000) einzustufen.
Aus den überlieferten Wasserständen lässt sich beispielsweise für den Main in Frankfurt ein Höchstabfluß von ca. 3700-4000 m³/s errechnen. Das ist fast doppelt so viel wie beim Hochwasser vom Januar 1995. Für Würzburg wurde ein Abfluss von 3000 bis 3600 m³ errechnet, wobei die Einflüsse durch den Einstau der eingestürzten Brücke schwer abzuschätzen sind. Die Höhe der Flut wurde mangels Hochwassermarken durch historischen Beschreibungen („In der Stadt Würzburg trat der Strom bis an die erste steinerne Säule an den Domgreden“) ermittelt.
Auswirkungen
Betroffen waren unter anderem Rhein, Main, Donau, Mosel, Moldau, Elbe, Weser, Werra und Unstrut. Das Hochwasser wird in den Chroniken zahlreicher Städte erwähnt, so in Würzburg, Frankfurt am Main (Am dritten Tag vor Maria Magdalena biß auf ihren tag ist der Meyn so groß gewesen, daß das waßer ganz und gar umb Sachsenhausen ist gangen und zu Frankfurt in alle kirchen und gaßen), Mainz (wo im Dom das Wasser einem Mann bis zum Gürtel stand), Köln, Regensburg, Passau oder Wien. Fast alle Brücken wurden damals zerstört, Flussläufe änderten sich und das Hochwasser verursachte Erosionsschäden, die teilweise noch heute nachzuweisen sind.
In alten Quellen heißt es „In diesem Sommer war eine so große Überschwemmung der Gewässer durch den ganzen Erdkreis unserer Zone, die nicht durch Regengüsse entstand, sondern es schien, als ob das Wasser von überall her hervorsprudelte, sogar aus den Gipfeln der Berge..., und über die Mauern der Stadt Köln fuhr man mit Kähnen..., Donau, Rhein und Main trugen Türme, sehr feste Stadtmauern, Brücken, Häuser und die Bollwerke der Städte davon, und die Schleusen des Himmels waren offen, und es fiel Regen auf die Erde wie im 600. Jahre von Noahs Leben..., ereignete es sich in Würzburg, daß dort der Main mit Gewalt die Brücke zertrümmerte und viele Menschen zwang, ihre Behausungen zu verlassen.“ (Weikinn)
„Am Maria Magdalenatag und am folgenden Tag fiel ein außerordentlicher Wolkenbruch, welcher den Mainstrom so sehr anschwellte, daß der selbe allenthalben weit aus seinem Bette trat, Äcker und Weingärten zerstörte und viele Häuser samt Bewohner fortriß. Auch die Brücke in Würzburg sowie die Brücken anderer Mainstädte wurden durch die Wuth des Gewässers zertrümmert. In der Stadt Würzburg trat der Strom bis an die erste steinerne Säule an den Domgreden.“ (zitiert nach [1])
Literatur
- Curt Weikinn, Quellentexte zur Witterungsgeschichte Europas von der Zeitwende bis zum Jahr 1850. Hydrographie Teil 1 (Zeitwende-1500), Akademie Verlag, Berlin, 1958
- Rüdiger Glaser, Klimageschichte Mitteleuropas: 1000 Jahre Wetter, Klima, Katastrophen. Primus Verlag, 2001, ISBN 3-89678-405-6