Sozialistische Linkspartei
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Sozialistische LinksPartei |
Basisdaten | |
Gründungsdatum: | 3. Mai 1996 (SOV) 17. Februar 2000 (SLP) |
Gründungsort: | Wien |
Ideologie: | sozialistisch |
Internationale: | CWI/KAI |
Bundessprecherin: | Sonja Grusch |
Anschrift: | Kaiserstr. 11/14 1070 Wien |
Website: | http://www.slp.at |
E-Mail-Adresse: | slp@slp.at |
Die Sozialistische LinksPartei (SLP) ist eine sozialistische Kleinpartei in Österreich.
Die Partei bildet die österreichische Sektion des trotzkistischen Komitees für eine ArbeiterInnen-Internationale (CWI). Als langfristiges Ziel nennt ihr Programm die Überwindung des Kapitalismus durch eine sozialistische Demokratie. Sie wird vom österreichischen Verfassungsschutz zu den "marxistichen/leninistischen Gruppen" gezählt und damit dem linksextremen Spektrum zugeordnet.[1].
Geschichte
Die SLP ging aus der Gruppe Vorwärts hervor, die bis Mitte der 1990er Jahre entristisch in der Sozialistischen Jugend Österreichs (SJ) und der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ) tätig war, dann aber eigenständig wurde.
Die Wurzeln der Organisation liegen in einem Treffen der Sozialistischen Jugendinternationale 1981 in Wien, wo einige Personen der CWI beitraten.[2] Die Entwicklung verlief in der ersten Hälfte der 1980er unregelmäßig. Zur Schaffung der politischen Grundlagen wurden Schulungen über die Geschichte der österreichischen und internationalen Arbeiterbewegung sowie über marxistische Standardwerke abgehalten. Innerhalb der Sozialistischen Jugend setzte man sich gegen die austromarxistischen und stalinistischen Strömungen ein.[3] Ab Mitte der 1980er gab es eine stabile Führung, und die Zeitung Vorwärts wurde regelmäßiger herausgegeben, ab 1993 erscheint sie zehn Mal im Jahr.[4] Zur Verbreitung sozialistischer Ideen sei eine Zeitung unerlässlich, auch in Zeiten des Internets.[5] Als anfangs kleine Gruppe innerhalb der Sozialistischen Jugend wollten sie einerseits rund um die Zeitung Vorwärts politisch arbeiten, andererseits entristisch innerhalb der SJ und der SPÖ tätig sein. Dies deshalb, weil die SPÖ damals noch eine Arbeiterpartei gewesen sei und die SJ eine starke politische Organisation. Der geographische Schwerpunkt war Wien, ihre Tätigkeit breitete sich aber auch auf Niederösterreich, Wels, Salzburg und Vorarlberg aus, mit dem Ziel, „linke Jugendliche für marxistische Ideen und den Aufbau einer revolutionären Partei zu gewinnen.“[6]
Obwohl die Gruppe Vorwärts innerhalb SJ tätig war, war sie nach eigenen Angaben immer politisch und finanziell unabhängig, um keine politischen Zugeständnisse gegenüber der als reformistisch verstandenen SPÖ machen zu müssen. Die Zeitung wurde über den Verkauf und durch Spenden finanziert.[7] Ab 1991 betrieb Vorwärts aktiv die Schaffung eines linken Flügels innerhalb der SPÖ, bei der sie eine Rechtsentwicklung sahen, und die „Rückeroberung [...] für den Marxismus“. Sie forderten eine offensive sozialistische Außenarbeit, das Ende der Trennung von Schülern und Lehrlingen, sowie eine Demokratisierung der SJ. Auch stellten sie sich in der Zeit vor der Abstimmung zum EU-Beitritt Österreichs gegen die Parteilinie und lehnten einen Beitritt ab, da die EU ihrer Ansicht nach kein Friedensprojekt sei und die Bedingungen für die Kapitalisten verbessere. 1992 wurden einige Einzelpersonen aus der SJ Wien ausgeschlossen und die Bezirksorganisationen Brigittenau, Landstraße, Liesing, Margareten und Mariahilf aufgelöst, die Vorwärts unterstützten und rund ein Drittel der Delegierten zur Landeskonferenz stellten.[8]
Die Gruppe Vorwärts arbeitete noch einige Zeit im Umfeld von SJ und SPÖ. Dies wurde aber immer mehr als Hindernis für eine „sozialistische Arbeit und den Aufbau einer revolutionären Organisation“ gesehen, so dass schließlich 1996 die Sozialistische Offensive Vorwärts (SOV) gegründet wurde.[9] Es kam immer wieder zu inhaltlicher Zusammenarbeit mit anderen linken Organisationen. Die SOV finanzierte sich über Mitgliedsbeiträge, Verkaufserlöse und Spenden.[10]
Am 17. Februar 2000 wurde die Sozialistische LinksPartei gegründet. Zu dieser Zeit engagierte sich die SLP in der Widerstandsbewegung gegen die neu angetretene schwarz-blau Koalition. Die SLP wollte die Proteste über Demonstrationen hinaus ausweiten und zu Streiks aufrufen, weil nur durch diese „den Herrschenden wirklich Schaden“ entstehe. Zu Streiks kam es aber nicht. Da die Protestbewegung ihre Ziele letztlich nicht erreichte, sei auch die SLP geschwächt worden.[11]
Inhalte
Die SLP versteht sich als Alternative zur Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ)[12] und steht in trotzkistischer Tradition.[13] Im Verfassungsschutzbericht 2006 wird sie im Kapitel „Marxistische/Leninistische Gruppen“ erwähnt.[14] Die SLP beruft sich auf das Kommunistische Manifest von 1848 und das sogenannte Übergangsprogramm von Leo Trotzki von 1938 als wichtige programmatische Grundlagen.[15] Sie lehnt den Stalinismus und die chinesische Kulturrevolution ebenso ab wie die Sozialdemokratie, der die SLP vorwirft, das kapitalistische System zu unterstützen. Sie erkennt zwar an, dass die SPÖ in den 1970ern „eine Reihe wichtiger Verbesserungen“ erreicht habe; diese seinen aber inzwischen schon wieder rückgängig gemacht worden oder in Gefahr. Seit den 1990ern habe die SPÖ einen „neoliberalen Kurs eingeschlagen“.[16] Das Programm der SLP orientiere sich am wissenschaftlichen Sozialismus im Sinne von Karl Marx und Friedrich Engels.[17]
Einige Forderungen der SLP sind ein „Mindestlohn von 1.100 Euro netto“, eine „automatische Anpassung der Löhne und Gehälter an die Inflation“, die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, verstärkte öffentliche Investitionen in Gesundheit, Bildung, Wohnbau und Verkehr, die Einführung einer Vermögenssteuer und einer Wertschöpfungsabgabe und die Abschaffung von Konsumsteuern, volle Gleichberechtigung für Homo- und Bisexuelle, das Wahlrecht für alle in Österreich lebenden Menschen ab 15 Jahren, „[k]ostenlose Verhütung und kostenlose Abtreibungsmöglichkeiten in allen Bundesländern“ und die Rückgängigmachung von Privatisierungen durch die „Überführung aller bereits privatisierten Betriebe sowie der Schlüsselindustrie in Gemeineigentum unter demokratischer Kontrolle und Verwaltung der ArbeiterInnen“.[18]
Tätigkeit
Öffentlich in Erscheinung getreten ist die SLP neben ihrer Rolle bei den Protesten gegen die schwarz-blaue Koalition durch ihre Aktivitäten gegen Abtreibungsgegner sowie durch Mobilisierungen gegen von ihr als rechtsextrem angesehene Gruppierungen“[19]. So engangiert sich die SLP in letzter Zeit gegen den vom Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) als „neonazistisch“[20] eingestuften Bund freier Jugend.[21] Das BVT schreibt im Verfassungsschutzbericht 2006, dass es der SLP gelungen sei, „sich im Berichtsjahr [2005] als einer der Hauptorganisatoren antifaschistischer Proteste zu etablieren“.[14]
Seit Ende der 1990er beschäftigt sich die SLP mit dem Thema Schwangerschafsabbruch als Gegenbewegung zu den erstarkenden Abtreibungsgegnern, die auch Verbindungen zu ÖVP und FPÖ haben würden.[22] Dabei wandte sich die Frauensprecherin der SLP, Claudia Sorger, in einem Artikel unter dem Titel Terror vor der Klinik gegen die Aktivitäten von Human Life International in Wien, und wurde deswegen von derem Leiter geklagt. Dieser verlor die Klage, da die Beklagte vor Gericht den Wahrheitsbeweis erbringen konnte.[23][24]
Ein weiteres Hauptanliegen der SLP ist der Aufbau einer neuen Arbeiterpartei (die sie aber nicht selbst sein will)[25], sowie die Veränderung des Österreichischen Gewerkschaftsbundes hin zu einer klassenbewussten, kämpferischen und demokratischen Gewerkschaft.[26] Ursprünglich arbeitete die SLP bei den Unabhängigen GewerkschafterInnen (UG) mit, später dann beim Gewerkschaftlichen Linksblock (GLB), weil der UG immer stärker von den Grünen dominiert worden und uneinheitlicher aufgetreten sei.[27] Die Politik der Sozialpartnerschaft lehnt sie ab, da diese „zu faulen Kompromissen zuungunsten der ArbeitnehmerInnen“ führe.[28]
Bedeutung in Österreich und Wahlergebnisse
Die SLP hat sich innerhalb der Linken und der Gewerkschaftsbewegung vor allem durch ihre Teilnahme und (Mit-)Organisation von Demonstrationen und Streiks einen Namen gemacht. Die Bedeutung der SLP bei Wahlen ist jedoch gering.
In ihren Selbstverständnis sieht die SLP den Zweck der Teilnahme an Wahlen vorwiegend darin, den Bekanntheitsgrad der Partei zu erhöhen, in der Diskussion mit Wählern sowie in der Verbreitung ihrer Ideen und Ziele. Sie tritt nicht zu Wahlen an, um das kapitalistische System zu verändern, da sie nicht glaubt, dass das innerhalb der „bürgerlichen Demokratie“ gelingen könnte.[29]
1996 kandidierte die Vorgängerorganisation SOV gemeinsam mit der KPÖ bei der Wahl zum Europäischen Parlament; dabei erhielten sie 17.656 Stimmen (0,47 %).
Bei der Nationalratswahl 2002 erreichte sie 3.906 Stimmen (0,08 %). Bei der Nationalratswahl 2006 erreichte sie 2.136 Stimmen (0,05 %).
Bei den Gemeinderatswahlen 2001 in Wien erreichte sie 100 Stimmen (0,01 %). Allerdings trat die SLP auch nur im Wahlkreis Zentrum an, die 100 Stimmen bei der Gemeinderatswahl entsprechen in diesem Wahlkreis 0,18 % der Stimmen. Bei den simultanen Wahlen zur Bezirksvertretung wurde einzig im Bezirk Margareten kandiert und mit 139 Stimmen 0,68 % erreicht.
Bei den Gemeinderatswahlen in Wien am 23. Oktober 2005 trat die SLP erneut nur im Wahlkreis Zentrum an und erreichte dort 124 Stimmen (0,24 %, was wienweit 0,02 % entspricht). Im Wahlkampf konzentrierte sie sich auf die Mobilisierung gegen Veranstaltungen des FPÖ-Bundesparteiobmanns Heinz-Christian Strache. Bei den zeitgleichen Wahlen zur Bezirksvertretung reduzierte sich in Margareten ihr Stimmenanteil (90 Stimmen, 0,47 %). Auch in Favoriten (0,19 %) und der Brigittenau (0,28 %) verpasste die SLP Mandate deutlich.
2000 und 2004 traten SLP-Mitglieder auf der Liste des Gewerkschaftlichen Linksblocks bei den Wahlen zur Kammer für Arbeiter und Angestellte an.[30]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung: Verfassungsschutzbericht 2006, S. 55 f.
- ↑ SLP: keine faulen kompromisse – vorwärts zum sozialismus. ein historischer abriss unserer arbeit und methoden (PDF), Jänner 2005, S. 13, S. 67
- ↑ Historischer Abriss, 2005, S. 17
- ↑ SLP: Zeitung Vorwärts
- ↑ Historischer Abriss, 2005, S. 19f
- ↑ Historischer Abriss, 2005, S. 20f
- ↑ Historischer Abriss, 2005, S. 22
- ↑ Historischer Abriss, 2005, S. 23ff
- ↑ Historischer Abriss, 2005, S. 54
- ↑ Historischer Abriss, 2005, S. 55f
- ↑ Historischer Abriss, 2005, S. 57ff
- ↑ SLP: Warum kandidieren bei den Nationalratswahlen in Wien zwei linke Parteien und wo sind die Unterschiede zwischen SLP und KPÖ?, 13. September 2006
- ↑ SLP: Eine andere Welt ist nötig. Eine sozialistische Welt ist möglich. Das Programm der Sozialistischen LinksPartei (SLP) Österreichische Sektion des Komitees für eine ArbeiterInnen-Internationale (CWI/KAI/CIO) (PDF), beschlossen am 15. Juni 2003, S. 3, S. 24
- ↑ a b Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung: Verfassungsschutzbericht 2006, S. 56
- ↑ SLP-Programm vom 15. Juni 2003, S. 3
- ↑ SLP-Programm vom 15. Juni 2003, S. 23
- ↑ SLP: Von der Notwendigkeit des Programmes, 1. Dezember 2000
- ↑ Was wir wollen. Das Kurzprogramm der SLP
- ↑ Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung: Verfassungsschutzbericht 2006, S. 56
- ↑ Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung: Verfassungsschutzbericht 2006, S. 50
- ↑ ORF: Demo "gegen Rassismus & Faschismus"
- ↑ Historischer Abriss, 2005, S. 52
- ↑ die tageszeitung: Gottes garstige Gehsteigvertreter, 18. Mai 2004
- ↑ SLP: Klage gegen Claudia Sorger (SLP-Frauensprecherin): Radikale AbtreibungsgegnerInnen verlieren Prozess, 21. April 2004
- ↑ Historischer Abriss, 2005, S. 32
- ↑ Historischer Abriss, 2005, S. 49
- ↑ Historischer Abriss, 2005, S. 48
- ↑ Historischer Abriss, 2005, S. 50, S. 60
- ↑ Historischer Abriss, 2005, S. 61
- ↑ Historischer Abriss, 2005, S. 61