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Gottfried von Villehardouin

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Gottfried von Villehardouin (Geoffroi de Villehardouin, * 1160, † um 1213) war ein französischer Adeliger, Heerführer und Chronist. Sein Name verbindet sich vor allem mit der Histoire de la conquête de Constantinople (Geschichte der Eroberung Konstantinopels, 1207–1213), dem ältesten erhaltenen geschichtsschreibenden Werk in französischer Prosa, mit dem er in eine Domäne einbrach, die bis dahin dem Lateinischen vorbehalten war.

Leben

Villehardouin stammte aus einem champagnischen Adelsgeschlecht, wurde um 1190 „sénéchal de Champagne“ und begleitete vielleicht seinen Grafen Heinrich II. auf dem Dritten Kreuzzug (1189–92). Als dessen Misserfolg durch einen weiteren Kreuzzug wettgemacht werden sollte, nahm er 1199 während eines Turniers, das Heinrichs Nachfolger Theobald III. ausrichtete, das Kreuz und betätigte sich anschließend als einer der Hauptorganisatoren. So verhandelte er z. B. 1201 im Auftrag Theobalds mit der Republik Venedig, die die Schiffe für die Überfahrt nach Palestina zur Verfügung stellen sollte. Er spielte auch eine wichtige Rolle bei der Wahl von Bonifatius von Montferrat zum neuen Anführer des Kreuzzugs, nachdem Theobald gestorben war.

Obwohl er es in seiner Chronik nicht erwähnt, unterstützte er wohl die von den Venezianern gewollte Umleitung des Kreuzzugs nach Zara und dann nach Konstantinopel. Dort verhandelte er mit dem byzantinischen Kaiser Isaak II., der im Sinne der Venezianer Alexios IV. zum Mitkaiser ernennen sollte.

Als Alexios, auf den Thron gelangt, sein Versprechen nicht hielt, es den Kreuzfahrern mit Truppen und Geld zu danken, war Villehardouin einer der Anführer bei der Eroberung und Plünderung Konstantinopels 1204, die mit der Ermordung Alexios' und der Errichtung eines kurzlebigen „lateinischen“ Kaiserreiches unter Balduin I. endete. Für seine Verdienste wurde er von Balduin zum „maréchal de Romanie“ (Marschall des griechisch-römischen Reiches) ernannt. Nach der Schlacht von Adrianopel im Jahr 1205, bei der Balduin in Gefangenschaft geriet, leitete er den Rückzug.

1207 wurde er von Bonifatius von Montferrat, dem König von Thessaloniki, mit der Herrschaft über Mosynopolis (Thrakien) belehnt und begann mit der Niederschrift seiner Chronik. Wie nicht anders zu erwarten, ist er hierin zurückhaltend mit Informationen, die die Kreuzfahrer hätten negativ erscheinen lassen. Der griechische Historiker Niketas Choniates, der die gleichen Ereignisse aus byzantinischer Sicht beschreibt, ist oft die passende Ergänzung zu seinem Bericht.

Villehardouin starb, kurz nach Abschluss der Chronik und ohne nach Frankreich zurückgekehrt zu sein, vermutlich 1213, dem Jahr, wo sein Sohn Erard erstmals als Herr von Villehardouin bezeugt ist.

Sein Neffe Gottfried I. von Villehardouin wurde 1209 Fürst von Achaia in Morea (so die mittelalterliche Bezeichnung des Peloponnes).